Das ist leider für Privatpatienten zum Problem geworden, denn bei denen macht man gerne auch mal eine Behandlung, die medizinisch eigentlich nicht notwendig wäre oder sogar mehr schaden als nützen könnte. Ein Beispiel sind Knieoperationen. Oft erwartet sogar die Klinik von ihren Ärzten, dass sie eine gewisse Mindestzahl von Knieoperationen pro Jahr durchführen und sie müssen sich rechtfertigen, wenn es "zu wenige" sind.
Ich habe eine Zahnlücke, weil ich mich gegen ein Implantat entschieden habe. Ich werde aber wohl nie erfahren, ob der Zahn wirklich nicht mehr zu retten war oder der Zahnarzt einfach Fakten schaffen wollte. Ist der Zahn nämlich erst einmal gezogen, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass der Patient in der Folge ein teures Implantat in Auftrag gibt.
Von meinem aktuellen Zahnarzt (ein weiblicher, aber ich will nicht gendern) fühle ich mich auch etwas verarscht. Mir war ja vor zwei Jahren der Nerv in meinem Zahn während einer längeren Reise abgestorben, nachdem ich vorher fürchterliche Zahnschmerzen hatte. Danach hatte ich Ruhe. Monate später ging ich dann zum neuen Zahnarzt und er sagte, irgendwann könne sich der tote Nerv vielleicht entzünden und riet mir daher, ihn mit einer Wurzelkanalbehandlung entfernen. Dem stimmt ich zu und nach mehreren Sitzungen war der Nerv entfernt und die Kanäle aufgefüllt. Nach der Behandlung sagte der Zahnarzt jedoch, ich solle doch zeitnah den Zahn überkronen, denn durch das ganze Bohren stünde nun nur noch eine dünne Außenwand und das Füllmaterial sei nicht so stabil wie ein echter Zahn. Also könne der Zahn früher oder später kaputt brechen und das könne nur eine Krone verhindern. Das hat mich ziemlich entsetzt, denn warum erfährt man so ein wichtiges Detail erst NACH der Behandlung? Bei einer Krone müsste ich 25% selber bezahlen, was so etwa 200 Euro wären. Ich will dem Arzt da nichts unterstellen, aber es ist doch sehr praktisch, dass bei der Wurzelkanalbehandlung ganz nebenbei so viel Schaden angerichtet wird, dass danach eine Krone ratsam ist. Ich habe mich jedoch gegen die Krone entschieden und achte stattdessen darauf jenen Zahn etwas zu schonen. Wenn etwas kaum zu beißen ist, werde ich es mit der anderen Seite versuchen. Ich bn zuversichtlich, dass der Zahn noch viele Jahre durchhält und wenn wirklich mal etwas abbricht, kann man ihn immer noch reparieren. Hätte der Arzt jedoch im Interesse des Patienten gehandelt, hätte er gleich darüber aufgeklärt, dass der Zahn bei der Wurzelbehandlung nicht gerettet, sondern geschädigt wird.