Ulan-Bator / Terelj-Nationalpark
Ulan-Bator / Terelj Nationalpark
Die Zugfahrt im mongolischen Zug vonIrkutsk nach Ulan-Bator war zweifelsfrei der schönste Teil der Zugreise. Zunächst verläuft die Route 2 std lang unmittelbar am Ufer des Baikalsee nach Ulan-Ude (wo ich sehr gerne einen weiteren Stop eingelegt hätte).
Im Anschluss geht es über mehrere endlose Stahl-Brücken in richtung Grenze.
Der Grenzübergang ist spannend: lange Zeit steht der Zug einfach nur da, dann Passkontrolle: Eine grimmige Mongolin -gefolgt von zwei männlichen Untertanen- prüft eingehend unsere Pässe und zieht grimmig weiter. 5 Minuten später kommen 2 Herren und durchsuchen oberflächlich das Abteil. Weitere 5 Minuten später wieder Passkontrolle...
Zum Abschluss stolziert noch einmal der vermutlich ranghöchste Kerl durch den ganzen Zug, ich hatte das Gefühl, einfach nur um jeden noch einmal streng anzusehen.
Grenze geschafft und auf geht’s nach Ulan-Bator. Auf dem Stück von Irkutsk bis UB kann man gut beobachten, wie die Landschaft immer trockner wird. Ich habe mirdiese Reise im vorhinein landschaftlich immer schneebedeckt vorgestellt, aber ca. ab der Grenze haben wir kaum noch Schnee gesehen, und dass obwohl es in dieser Region seit gut 3 Monaten niemals wärmer als minus 10 Grad war. Es gibt hier einfach sehr wenig Niederschlag.
Morgens um 7 Uhr, Ankunft in Ulan-Batorbei -18 Grad. Aus dem Geldautomaten einen ca 7cm dicken Stapel Scheine (Umrechnungskurs 3000:1) gezogen, und ab ins Taxi zum Kempinski.
Auch hier haben wir wieder Glück, early-check-in ist kein Problem, und wir können erstmal ordentlich frühstücken. Das Hotel ist ziemlich altbacken und nicht so gut gelegen, aber Frühstück und Personal ist klasse, also waren wir zufrieden.
In Ulan-Bator leben gut die hälfte aller Mongolen, was bei diesem Flächenland durchaus beachtlich ist. Es ist die kälteste Hauptstadt der Welt, die darüber hinaus auch die höchste Temperaturspreizung zwischen Winter und Sommer hat. Im Winter sind -40° keine Seltenheit, im Sommer geht es aber durchausauf über 30°. Die Stadt ist dreckig, der Verkehr ist heftig und die Luftqualität ist katastrophal. Im Winter wird hier immer noch verbreitet mit Kohle geheizt.
Der Dschingis-Khan Kult ist algegenwärtig und auch Abseits von Statuen, Denkmälern und dem Palast gibt es allerhand zu sehen.
Am nächsten morgen werden wir um 7 Uhr abgeholt zur Tour in den Terelj-Nationalpark. Ich weiss wirklich nicht, wie meine +1 diesen Kontakt gefunden hat, aber diese Tour war einfach super.
Wir fuhren ca. 1,5 Std bis in den Terelj-Nationalpark. Vor Ort erwartet uns der Bruder unseres Guides mit den 4 Pferden. Es war der kälteste Tag unserer Reise, und müsste gemäs Internetangaben so ungefähr bei -27° gelegen haben. Meine Freundin hatte Heizeinlagen in ihren Winterstiefeln, und nach spätestens 10 Minuten reiten könnt ihr euch nicht vorstellen wie sehr ich sie beneidet habe. Wir sind gute 1,5 Std durch die hügelige fast bergige Landschaft geritten. Zunächst zu viert, doch dann ist unser Guide aufgebrochen, um das Auto zur nächsten Station zu bringen (was für ein Luxus). Der Bruder konnte kein Wort englisch, dafür umso herzlicher lächeln und lachen, und hat die ganze Zeit lautstark gesungen.
Angekommen am gefrorerenen Flussbett,war unser Guide dabei gemeinsam mit dem zweiten Bruder die 2 Huskyschlitten vorzubereiten. Was für schöne Tiere!
Wir haben uns jeweils vorne auf/in den Schlitten gelegt und los ging die halsbrecherische Fahrt übers Eis. Wir fahren rund fünf Minuten, in denen ich mich die ganze Zeit wundere wie die beiden Brüder (jeweils hinter uns stehend) es fertigbringen, dass wir uns nicht überschlagen. Dann wird plötzlich angehalten, und es heißt: Los jetzt, jetzt ihr! Keine Einweisung, Ratschläge oder Erklärung geschweige denn unterschriebene Haftungsausschlüsse o.ä. , Einfach ausprobieren und machen. Da die Fahrt kurvenreich und durchgehend auf Eis verlief, war das ganze eine ziemliche Herausforderung. Es hat einen Riesenspass gemacht, und ich war ganz schön beeindruckt wie sich meine +1 hier geschlagen hat.
Ich glaube am meisten hat mir an diesem Tag gefallen, zu erleben wie die Jungs durchs leben gehen. Naturbezogen, pragmatisch und einfach glücklich.
Nach 1,5 Std auf dem zugefrorenen Fluss sind wir völlig durchgefroren, nach Husky-Urin stinkend, aber glücklich, wieder zurückgekommen.
So langsam setzte der Hunger ein, aber vor dem Essen sollte noch die nächste Anstrengung bewältigt werden. Wir fuhren einige km mit dem Auto, parkten, und starteten gemeinsam mit unserem Guide eine Wanderung. Irgendwo auf halber Strecke wurde kurzerhand Feuer gemacht, ein bischen Gemüse in AluFolie ins Feuer geworfen, und gegessen. Landschaftlich war es sehr schön, natürlich weit und breit keine Menschenseele, aber trotzdem waren wir froh nach 2,5 std wieder im Auto zu sitzen.
Auf dem Rückweg haben wir noch die grosse Dschingis-Khan Statue besucht. Mein Gott, dass ist vielleicht ein absurdes Bauwerk... 50 km ausserhalb von Ulan-Bator, auf einer Anhöhe gelegen, und daher im absoluten Niemannsland schon aus grosser Entfernung zu sehen. Unten ein Museuum, und darauf die 40m hohe Reiterstatue. Ziemlich witzig: Man fährt mit dem Fahrstuhl in den Hinterläufen des Pferds nach oben, läuft einmal durch den ganzen Körper, um dann auf dem Aussichtsbalkon auf dem Kopf des Pferds herauszukommen.
Wenn man in Ulan-Bator ist, ist dies sicherein Pflichtbesuch, aber für uns war der Besuch doch der unspäktakulärste Teil des Tages.
Um ca. 21 Uhr waren wir zurück amHotel, dann mussten noch Sachen gepackt werden, da es am nächsten morgen weiter nach Peking gehen sollte.