Grüßgott aus Ishigaki,
Direkt neben meiner Unterkunft befindet sich ein Sashimi-Geschäft, durch die Hintertür konnte ich eine Dame dabei beobachten wie ein Gelbflossen-Thun zerlegt wurde. Für 500 Yen gab es dann eine große Ladung Sashimi (es waren 20 Stücke) inklusive Wasabi und so leid es mir tut: Es schmeckt einfach nach nichts. Die ebenfalls erstandenen Süßkartoffel-Tempura waren die bessere Wahl.
Bevor ich nun aber schon gleich wieder abschweife, mittlerweile ist die Reise nach Fernost doch um einige Flüge reicher:
CTS - ITM (JAL), hier schon berichtet.
ITM - FUK (ANA)
FUK - NGO (Starflyer, gebucht über ANA)
KIJ - OKA (ANA)
OKA - ISG - OGN (Japan Transocean Air und Ryukyu Air Commuter, gebucht über JAL)
OGN - ISG (RAC)
HND - OKJ (JAL)
CTS - HND (ANA)
Da im Forum, wenn man der Suchfunktion trauen darf, noch niemand etwas über die Insel Yonaguni geschrieben hat kommt hier ein kleiner Bericht.
Yonaguni ist die westlichste Insel der Yaeyama-Kette und liegt nur gute 100 km östlich von Taiwan.
Der Screenshot ist aus der englischen Karte des Landesvermessungsamtes:
https://maps.gsi.go.jp/
Ist öfter ganz praktisch um mittels den Höhenlinien zu prüfen ob man sich einen Wanderweg zutraut. Die englische Fassung ist leider nicht so detailliert wie die japanische.
Auf Yonaguni befindet sich der westlichste Punkt Japans. Für die allermeisten Besucher wird das der Grund sein eine Reise anzutreten. Ganz so einfach ist das nicht, es gibt ein bis zwei Flüge pro Tag aus Naha und drei aus Ishigaki. Zusätzlich verkehrt zweimal pro Woche die Fähre "Yonakuni" (3.550 Yen, vier Stunden) vom Hafen Ishigaki zur Anlegestelle im Weiler Kubura auf Yonaguni.
Nach ein paar Tagen in Naha war ich viel zu früh am Flughafen, der macht erst um Punkt sechs Uhr auf (der Wachmann hat auf der Uhr den Sekundenzeiger abgewartet). Früher da sein lohnt sich nicht. Gebucht war JTA 601 von Naha nach Ishigaki, im Anschluss RAC 741 von Ishigaki nach Yonaguni. Die Flüge von Japan Transocean Air lassen sich über die JAL-Seite buchen, der Japan Explorer Pass kommt hier aber nicht zur Anwendung. Die beiden Flüge haben etwas über 20.000 Yen gekostet.
Check-In am Automaten und Sicherheitskontrolle verliefen sehr zügig, um 6.10 war ich am Gate, die Geschäfte am Flughafen öffnen erst um 6.30.
JA10RK stand schon bereit. Auf Ishigaki und Yonaguni gab es Gewitter, Durchsagen folgten wonach es sein könne dass unser Flug nach Naha zurückkehren müsse.
Auf dem Weg zur Startbahn ging es an den Hangars von allen drei Teilstreitkräften vorbei, die Luftstreitkräfte sind aufgrund regelmäßiger Verletzungen des japanischen Luftraumes durch die Volksbefreiungsarmee in ständiger Bereitschaft.
Der Flug war ziemlich holprig. Hatte Class J gebucht, finde den Sitz da nicht besser, er hat nur eine feste Armlehne.
Die zwei Stunden Wartezeit auf den Anschlussflug nach Yonaguni verbrachte ich außerhalb des Sicherheitsbereiches. Innen gibt es ein kleines Geschäft und Toiletten, nicht mehr. Außerhalb gibt es zum Beispiel den südlichsten und gleichzeitig auch westlichsten Starbucks Japans. Der nächste kommt erst auf Taiwan. Oder wahrscheinlich Guam. Dieses Prädikat trifft auf so gut wie alle Niederlassungen von Ketten auf Ishigaki zu und nutzt sich dementsprechend schnell ab. Zum verspäteten Frühstück gab es noch eine Schüssel Soba. Finde den Flughafen kompakt und gut gelungen.
Luftfeuchtigkeit nach Regen lag bei ca. 120 %.
Der Anschlussflug nach Yonaguni hatte leichte Verspätung, die Dash-8 JA82RC von Ryukyu Air Commuter konnte wetterbedingt erst etwas später starten. Auch wenn JTA und RAC zu JAL gehören, das Bodenpersonal hat die für Okinawa typischen bunten Hemden, manche Damen tragen einen Kittelschurz. Das Bordpersonal trägt die normale schwarze JAL-Uniform.
Das Boarding erfolgte per Bus, ein paar Regentropfen waren wohl der Grund.
Ausstieg in Yonaguni, mit an Bord eine Reisegruppe aus pensionierten Japanern, die haben auf dem Vorfeld ausgiebig Fotos gemacht. Der Flug war kurz, für fünf Minuten erlosch sogar das Anschnallzeichen.
Im Flughafengebäude gibt es einen Getränkeautomat sowie ein paar Souvenirshops. Das Restaurant ist geschlossen, laut Aushang aufgrund von Renovierungsarbeiten, sah nicht so aus als würde da was passieren.
Unterkünfte sind auf Yonaguni spärlich, das größte Hotel steht seit Covid leer. Rakuten spuckte nur das "Mumbu" gegenüber des Flughafens aus, eine Reihe Wohncontainer mit Gemeinschaftstoilette aber immerhin Dusche und WC im "Zimmer". Ein Inselbewohner meinte "Ah, sie übernachten in der Notunterkunft für Erdbebenopfer" und die Bezeichnung ist etwas übertrieben aber nicht ganz falsch. Für 12.500 Yen Pro Nacht eine teure Notunterkunft.
Der einzige Verleih für "echte" Fahrräder wird durch JAL betrieben, 3.000 Yen pro Tag, Rückgabe bis spätestens 17.30 Uhr. Der ausgehändigte Helm war zu klein, durfte aber erst mit dem Rad zurückgegeben werden und wanderte daher in ein Schließfach. Am Radl ist ein kleiner Blechanhänger mit Kranichlogo.
Es gibt noch zwei weitere Verleihe für E-Bikes, drei für Roller und ich meine insgesamt fünf für Autos. Die waren alle ausgebucht.
Das Zweirad war in gutem Zustand, verfügte über eine Klingel, Reifendruck war ordentlich, die Gangschaltung hat auch funktioniert. Der Sattel war etwas unbequem.
Die Insel hat eine überschaubare Ausdehnung von 11 km in der Breite und ca. 4,5 km in der Länge. Kann man, wenn gut zu Fuß, auch laufen. Die Topographie ist anders als z.B. Miyako oder Hateruma aber schon bergig und die Straßen haben ein paar knackige kurze Anstiege.
Auf dem Bild der Hafen des westlichen Weilers Kubura, wollte Mittagessen, alles hatte zu. Kombinis gibt es nicht, aber einen Kramerladen welcher Melonpan verkaufte.
Kubura vom Westkap aus gesehen. Bin an einer Gruppe ausländischer Taucher vorbeigeradelt, das dürfte das touristische Hauptgeschäft auf Yonaguni sein. An der Südküste gibt es unter Wasser eine Felsvormation namens Yonaguni-Monument, manche behaupten eine untergegangene Zivilisation habe die aus dem Fels gehauen da die Kanten so nicht entstehen können, andere sagen das sei ein Schmarrn, muss aber sehr eindrucksvoll sein.
Bin selbst kein Taucher, die Bewohner der Insel haben eher wenig Stress und sind einem Schwätzchen nicht abgeneigt, aufgrund der starken Strömung ist das Meer um Yonaguni aber nicht so einfach zu betauchen.
Bei gutem Wetter erscheint über den Felsen am Horizont die Insel Formosa.
Vor einigen Jahren gab es ein Gemeinschaftsprojekt zwischen japanischen und taiwanesischen Wissenschaftlern, die Strecke wurde in Holzbooten zurückgelegt und damit der Beweis erbracht dass eine frühe Besiedlung (und die Erstellung des Yonaguni-Monumentes) möglich war. Ostasiatische Thor Heyerdahls.
Der westlichste Punkt Japans, übrigens auf der gleichen geographischen Breite wie Katar. Der ständige Wind macht die 28 Grad aber sehr erträglich. Im Sommer überschreitet das Quecksilber schon mal die dreißig Grad, Tiefsttemperatur im Winter liegt bei fünfzehn Grad.
Auf der Südseite der Insel gibt es eine große Herde an Wildpferden. Die werden mit "Texas Gates" genannten Viehgittern in ihrem Bereich gehalten. Mittendrin befindet sich die örtliche Kaserne der Armee, bis Ende der 2010er Jahre verfügte Yonaguni nur über zwei (!) Polizeibeamte des Yaeyama-Präsidiums auf Ishigaki. Die gibt es nach wie vor, es gibt sowohl in Kubura als auch in Sonai, dem Weiler am östlichen Ende ein Polizeihäuschen mit einem kleinen Auto.
Der Streit um die Senkaku-Inseln und der Druck aus China haben dazu geführt dass es eine Bürgerabstimmung gab, eine Mehrheit votierte für eine ständige Präsenz der Armee auf der Insel. Nun sind 200 Soldaten hier stationiert, die fahren ab und zu mal herum und kaufen ein, bleiben sonst aber weitgehend unter sich. Habe ein paar beim Joggen gesehen.
Die Basis soll um einen Schießplatz sowie einen Raketenabwehrstützpunkt erweitert werden. Platz genug ist vorhanden.
In Hikawa, dem südlichen Weiler, gibt es einen Strand. Die Wassertemperatur war angenehm, zu weit raus solle man nicht gehen sonst fände man sich in Iriomote oder irgendwo anders wieder. Badetourismus ist in Yonaguni nicht so richtig gefragt.
Dieses Haus war Drehort für ein Dorama namens "Dr Coto" in den frühen 2000ern, es spielten Shibasaki Koh und Yoshioka Hidetaka. Darin wird ein sehr kompetent Arzt nach einem Skandal auf eine (fiktive) kleine Insel versetzt, von den Einwohnern angefeindet etc. pp., vor zwei Jahren gab es eine Filmadaption mit dem Haus auf dem Plakat, Erkennungsrate unter meinen japanischen Bekanntschaften 100%.
Für 300 Yen kann das Innere besichtigt werden, das habe ich mir gespart und stattdessen am Kramerladen von Hikawa auf der Bank davor einen ein kalten Dosenkaffee getrunken.
Auf Yonaguni ist Hikawa berühmt für sein Okinawa-Soba welches nicht aus Buchweizen- sondern dünnen Weizennudeln besteht.
Die Sonne brannte unerbittlich und ich kam doch etwas ins Schwitzen.
Vor der Rückgabe des Radls gab es noch einen eiskalten Gerstentee aus einem Automaten an einer der drei Tankstellen der Insel.
Eine Preisanzeige wird man lange suchen. Die Zapfsäulen zeigen nur Liter an, der Endbetrag wird vom Tankwart mittels Taschenrechner ermittelt, wer einen Beleg will bekommt diesen von Hand geschrieben. Habe für Normalbenzin am Folgetag etwas über 200 Yen / Liter bezahlt, dreißig Yen mehr als auf Honshu üblich.
Was kauft man auf Yonaguni? Braunen Zucker oder Karinto, das ist eine Süßigkeit die von Japanern aufgrund des Aussehens gern mit Kackwürsten verglichen wird aber doch besser riecht. Frittierte Teigstifte werden mit Zucker überzogen. Die Agrarwirtschaft besteht zu 90% aus Zuckerrohr welches in der örtlichen Fabrik verarbeitet wird, habe noch ein paar Bananenstauden und Gemüsefelder gesehen, das dürfte aber alles für den Eigenbedarf sein. Der Boden ist auf Yonaguni laut einem Ökonomen nicht so ergiebig und JA (die japanische BayWa) zahle gut für das Zuckerrohr. Viehwirtschaft gibt es ebenfalls, habe aber mehr zerfallenen als intakte Ställe gesehen. Die Einwohnerzahl sinkt seit dem 2. Weltkrieg peu a peu, von 1950 ca. 6000 auf jetzt noch 1700, und da ist die Kaserne voll mit eingerechnet.
Das Hotel gegenüber des Flughafens ist praktisch, hat aber den Nachteil dass man abends schlecht woanders hinkommt. Der kostenlose Minibus fährt nicht mehr. Bis Sonai sind es ca. drei Kilometer zu laufen, einen Gehweg gibt es, aber keine Straßenbeleuchtung. Also bleibt nur die Hotelgastronomie auf Paletten in einem Holzverschlag, mit Plastikplanen eingehaust. An so einem warmen Abend schmeckt das Bier. Die örtliche Variante des Awamori, eines aus Reis gebrannten Schnapses heißt "Hanazake", der Blumenalkohol und wird mit 30 oder 60 Volumenprozent in den Verkehr gebracht. Schmeckt mir nicht so.
Vor dem "Hotel" standen vier Kokospalmen. Frühstück wurde nicht serviert, hatte mir etwas aus Naha mitgebracht.
An der Südküste.
Der Vermieter des Rollerverleihs "Suzumi" in Kubura klaubte mich am Flughafen auf. Anstatt des Rollers wäre jetzt doch ein Auto frei, der Prius sei gerade zurückgegeben worden. 9.650 Yen für einen Tag, Rückgabe bis spätestens 17.30 Uhr.
Im Nachhinein wäre der Roller die bessere Entscheidung gewesen, da muss man nicht ständig aus- und einsteigen. Dafür war der Prius angenehm klimatisiert.
Wie auf anderen Inseln der Yaeyama-Gruppe gedeiht vielerorts der Schraubenbaum.
Ein Blick auf die Ostküste.
Die östlichste Toilette auf der westlichsten Insel war gesperrt, total vergammelt, aus einer Leitung lief ständig Wasser welches von den frei lebenden Yonaguni-Pferden genutzt wurde. Es gab noch eine ebenfalls halb verfallene Aussichtsplattform.
Die Küste bietet an einem schönen Tag wirklich tolle Ausblicke.
Durch die starke Strömung wird sehr viel Müll angespült. Wer sich davon nicht stören lässt findet viele Strände ohne andere Besucher. Ah, je nach Jahreszeit kann man um Yonaguni Hammerhaie sehen.
Blick vom Ostkap nach Westen auf die teilweise landwirtschaftlich genutzten Flächen. Auf dem 231 m hohen Urabu befindet sich eine Sendeanlage der japanischen Telekom NTT, dahinter noch ein paar Radartürme der Armee.
Der Rest des Beitrages folgt sobald die Zeit für den Automergel abgelaufen ist.