Wird "Zwangs-Tipping" in USA uebertrieben?

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GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
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...dass jemand im service teilweise nur $ 2,50.- gezahlt bekommt und ausschliesslich vom tip sein Einkommen generiert. ....

Das ist der eigentliche Kern des Problems. Diese Unsitte degradiert den Dienstleister zum Almosen-Empfänger und setzt ihn dem willkürlichen Ermessen des Gastes aus. Viele (vermutlich die Meisten) hier im Forum arbeiten im Dienstleistungssektor im weiteren Sinne. Wer wäre denn bereit, seine Leistung umsonst zu erbringen und es dem Ermessen des Kunden zu überlassen, ob und in welcher Höhe er bezahlt wird? Wäre das eine faire, transparente, und effiziente Geschäftsgrundlage?
 

AroundTheWorld

Erfahrene Nachgeburt
08.09.2009
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111
Ich war gerade vor ein paar Tagen in einem Morton's Steakhouse in San Francisco. Zu zweit kamen wir da auf $ 150 Rechnung - habe $ 30 Tip gegeben, aber wie gesagt finde ich das der Leistung nicht angemessen: Bestellung aufgenommen, 2 x Getränke gebracht, eine Vorspeise und einen Hauptgang. Gesamter Zeitaufwand dafür, uns da zu bedienen: Schätzungsweise 5 min.

Selbst wenn die jetzt unaufmerksam und unhöflich gewesen wären, "müsste" man trotzdem noch 15 % zahlen, zumindest wird das ja heutzutage als unterstes Ende erwartet. Einfach gar keine Tip zu zahlen führt dann schon mal zu so etwas:

Tipping is not optional:Family locked in restaurant by staff after refusing to pay gratuity after bad service | Mail Online
 
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NCC1701DATA

WM-Tippgott 2010
07.03.2009
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Duisburg
Wer wäre denn bereit, seine Leistung umsonst zu erbringen und es dem Ermessen des Kunden zu überlassen, ob und in welcher Höhe er bezahlt wird? Wäre das eine faire, transparente, und effiziente Geschäftsgrundlage?

Dazu braucht in den USA auch niemand bereit zu sein - genau deswegen ist es ja gute Sitte, dass bei gutem Service ab 15 % aufwärts entlohnt wird. Nur, dass bei schlechtem Service trotz aller guten Sitten auch damit gerechnet werden muss, für die Schlechtleistung eben nicht entlohnt zu werden. Deswegen habe ich in den USA Ausreisser nach unten praktisch nie erlebt, obwohl dort fast überall "Aushilfskellner" engagiert sind, wohingegen ich in Deutschland erschreckend oft - auch von gelernten Kräften - schlecht oder missmutig bedient werde. Was im übrigen - und wer mich kennt, der weiß das - nicht an mir liegt!
Ich finde das "System" USA eben als ehrlicher, trägt der Kellner als der einzige direkte Vertreter des Restaurants gegenüber dem Gast auch eine persönliche Verantwortung, wohingegen dem fest entlohnten deutschen Kellner allzu oft genau diese Verantwortung abgeht.
 

Weltenbummlerin

QE-Sittenpolizei
08.12.2011
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-60
FRA/SXF/MUC
Ich war gerade vor ein paar Tagen in einem Morton's Steakhouse in San Francisco. Zu zweit kamen wir da auf $ 150 Rechnung - habe $ 30 Tip gegeben, aber wie gesagt finde ich das der Leistung nicht angemessen: Bestellung aufgenommen, 2 x Getränke gebracht, eine Vorspeise und einen Hauptgang. Gesamter Zeitaufwand dafür, uns da zu bedienen: Schätzungsweise 5 min.

Selbst wenn die jetzt unaufmerksam und unhöflich gewesen wären, "müsste" man trotzdem noch 15 % zahlen, zumindest wird das ja heutzutage als unterstes Ende erwartet. Einfach gar keine Tip zu zahlen führt dann schon mal zu so etwas:

Tipping is not optional:Family locked in restaurant by staff after refusing to pay gratuity after bad service | Mail Online

Hmmm,
ich meine das jetzt nicht böse, und Du hast recht, daß die 20% manchmal wirklich viel sind,
aber dann sollte man in best. Restaurants der oberen Kategorien einfach nicht gehen.

Ich denke, wir etwas-mehr-Reisenden kennen die Gepflogenheiten in den USA und wenn mir 20% von 150 $ zuviel sind,
dann gehe ich in ein Restaurant, in dem ich 20% von 50-100 $ zahle...

Es kann doch jeder entscheiden... ;)
 
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GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
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Dazu braucht in den USA auch niemand bereit zu sein - genau deswegen ist es ja gute Sitte, dass bei gutem Service ab 15 % aufwärts entlohnt wird. Nur, dass bei schlechtem Service trotz aller guten Sitten auch damit gerechnet werden muss, für die Schlechtleistung eben nicht entlohnt zu werden. Deswegen habe ich in den USA Ausreisser nach unten praktisch nie erlebt, obwohl dort fast überall "Aushilfskellner" engagiert sind, wohingegen ich in Deutschland erschreckend oft - auch von gelernten Kräften - schlecht oder missmutig bedient werde. Was im übrigen - und wer mich kennt, der weiß das - nicht an mir liegt!
Ich finde das "System" USA eben als ehrlicher, trägt der Kellner als der einzige direkte Vertreter des Restaurants gegenüber dem Gast auch eine persönliche Verantwortung, wohingegen dem fest entlohnten deutschen Kellner allzu oft genau diese Verantwortung abgeht.

Da bin ich anderer Meinung. Nach der gleichen Logik müsste man dann auch den Preis für das Essen in das Ermessen des Gastes stellen. Wenn es mir nicht schmeckt, bezahle ich nicht. Auf die Spitze getrieben: Wenn das so ein tolles Prinzip wäre, sollten wir das in allen Lebensbereichen einführen: Ich hole mir Güter und Dienstleistungen, und bezahle dann hinterher nach Gefallen und Laune und lege die Höhe des Preises selbst fest. Wäre das gut?
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
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... wohingegen ich in Deutschland erschreckend oft - auch von gelernten Kräften - schlecht oder missmutig bedient werde. ....

Was nach meiner Beobachtung aber nicht an der unterschiedlichen Trinkgeld-Regelung liegt. Schlechten Service beobachte ich in Deutschland vor allem bei "Monopolisten", also Restaurants mit markanten Aussichtspunkten, mit Lage am See/Fluß, einziges Restaurant am Ort etc. etc.. Überall dort, wo man weiß, der Laden ist sowieso voll, egal wie schlecht der Service ist.
 
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AroundTheWorld

Erfahrene Nachgeburt
08.09.2009
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Hmmm,
ich meine das jetzt nicht böse, und Du hast recht, daß die 20% manchmal wirklich viel sind,
aber dann sollte man in best. Restaurants der oberen Kategorien einfach nicht gehen.

Ich denke, wir etwas-mehr-Reisenden kennen die Gepflogenheiten in den USA und wenn mir 20% von 150 $ zuviel sind,
dann gehe ich in ein Restaurant, in dem ich 20% von 50-100 $ zahle...

Es kann doch jeder entscheiden... ;)

Mir macht es auch nichts aus, wenn der Service gut ist. Mich ärgert es nur dann, wenn der Service nicht gut ist und man trotzdem 15 % zahlen soll. Andererseits ärgert mich schlechter Service auch in Deutschland oder sonstwo. NCC1701DATA hat schon Recht, dass es tendenziell die Leute mehr motiviert und man in den USA besseren Service bekommt. Aber manchmal nervt es da dann auch schon wieder, wenn man zu oft gefragt wird, ob auch wirklich alles ok ist und welche Specials es gibt usw. Was mir an dem USA-System nicht so gefällt, ist, dass es sich oft weniger wie ein Trinkgeld anfühlt und mehr wie eine nötige "Bestechung", um guten Service zu bekommen. In Asien ist der Service auch ohne das amerikanische System besser.
 
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Perisai

Meilenausquetscher
31.08.2012
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LON
Da bin ich anderer Meinung. Nach der gleichen Logik müsste man dann auch den Preis für das Essen in das Ermessen des Gastes stellen. Wenn es mir nicht schmeckt, bezahle ich nicht.

Also wenn mein Essen wirklich schlecht (wirklich handwerklich schlecht; sprich kalt, versalzen, abgestanden, etc.) ist dann lass ich es zurückgehen. Schlechten Service zurückgehen lassen ist da schon schwieriger...
 

Perisai

Meilenausquetscher
31.08.2012
2.141
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LON
Doch, das geht. Aufstehen und gehen. (z.B. wenn das Getränk erst nach 20 Minuten kommt und sich die Bedienung auch vorher schon ein paar Faux-pas geleistet hat...)

Aber nur wenn es schon die erste Sache ist die so gar nicht klappt; kannst ja schlecht einfach gehen wenn du am Ende 20 Minuten auf den Espresso warten musst...
 

Budapest

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22.01.2011
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Kann es sein bei der Summe, dass ihr eine bestimmte Gruppengröße überschritten habt? Mussten die evtl. extra Tische zusammenschieben? Dann wird üblicherweise immer die Gratuity aufgeschlagen.

Wir waren zu zweit, 2x Vorspeise, 2x Black Angus , 2x Dessert, eine Flasche Wein und 2x Digestif.

Auch ich haette 20 % "freiwillig" gezahlt (und tue das auch gerne, wenn der Service stimmt), aber dieses Mal wurde -bei nachlaessigem Service- ein zusaetzliches Trinkgeld "erwartet".
 

Budapest

Erfahrenes Mitglied
22.01.2011
541
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Warum hast Du darauf nicht geantwortet? Das ist doch ebenso unhöflich, wie jemandem einfach das Zwangstrinkgeld auf die Rechnung zu schreiben. ;)

Was hat das mit "Unhoeflichkeit" zu tun, auf eine m.M.n. "Unverschaemtheit" nicht zu antworten?
Warum soll ich mich in sinnlose Diskussionen begeben? Das ueberlasse ich dann doch anderen.;)
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.177
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Aber nur wenn es schon die erste Sache ist die so gar nicht klappt; kannst ja schlecht einfach gehen wenn du am Ende 20 Minuten auf den Espresso warten musst...

Fair point. Aber auch das geht. Es war in diesem Fall nicht der Espresso, sondern das Desert, das 20 Minuten dauerte. Wir haben gezahlt (ex Desert) und sind gegangen, und das Restaurant ist auf seinem inzwischen fertig angerichteten Desert sitzengeblieben (und es war nicht die Art von Restaurant, wo das Desert nur 4,50 kostet).
 

huihui

Erfahrenes Mitglied
03.01.2010
756
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Fair point. Aber auch das geht. Es war in diesem Fall nicht der Espresso, sondern das Desert, das 20 Minuten dauerte. Wir haben gezahlt (ex Desert) und sind gegangen, und das Restaurant ist auf seinem inzwischen fertig angerichteten Desert sitzengeblieben (und es war nicht die Art von Restaurant, wo das Desert nur 4,50 kostet).

Deserts sind meistens sehr trocken und daher teurerer als man denkt :D

SCNR.
 

teiring

Erfahrenes Mitglied
30.06.2011
711
0
MUC
In Amerika funktioniert das in Restaurants halt anders! Wenn ihr aber mal die Preise ohne TIP in Euro umrechnet, werdet Ihr sehen, dass das meist günstiger ist als in DE. Mit TIP kommt man eigentlich fast immer auf ca. den gleichen Preis. Devisenkursschwankungen mal außen vor!