Spohrs Aufgabe: die Deutsche Lufthansa zukunftsfähig zu machen, was immer das heißt. Die Arbeitsplätze zu sichern und zu mehren, die Kunden zu begeistern und die Aktionäre und Investoren zufriedenzustellen.
Wo fängt man da an?
Vielleicht mit einer Toilettentür. Vor Kurzem musste Carsten Spohr nach Indien, dienstlich. Er flog mit dem neuen Airbus 350, Lufthansa, Businessclass; eine Dienstreise ist immer auch eine Gelegenheit, die Ansprüche ans Material und an die eigenen Leute in der Praxis zu überprüfen.
Während des Fluges fiel ihm auf, dass die Toilette vorn am Cockpit nicht zur Verfügung stand. An die Tür hatte jemand einen Zettel geklebt, "Crew only". Die Toilette, erfuhr Spohr, wurde ausschließlich von den Piloten benutzt, offenbar wollten sie ein WC für sich allein haben. Für die 48 Businessclass-Passagiere, die immerhin mindestens 2300 Euro für den Flug bezahlten, gab es also nicht drei Toiletten, sondern nur zwei. Wie das sein könne, wollte Spohr vom Kabinenpersonal wissen. Die Antwort: Sicherheitsgründe.
Spohr ist selbst Pilot. Er begeistert sich für Technik, fürs Gerät, fürs Fliegen, aber er hat auch gelernt, dass es bei der Lufthansa Menschen gibt, die sich hinter dem Technischen verstecken, sobald es um Veränderungen geht. "Sicherheitsgründe", sagt Spohr, das heiße bei der Lufthansa manchmal: Vorstand, halt dich da raus.
Zurück in Deutschland, bat er einen Mitarbeiter, herauszufinden, welche anderen Airlines diese Toilette ebenfalls für die Besatzung reservierten. Antwort: keine - außer Lufthansa und Air France, die beiden Fluggesellschaften mit den mächtigsten Gewerkschaften. Spohr wandte sich an seinen Chefpiloten, der zuständig ist für alles, was die Piloten angeht. "Wir wissen beide, was der wahre Grund ist", sagte er. "Bei meinem nächsten A350-Flug möchten alle Businessclass-Passagiere und ich diese Toilette benutzen können."