Tag 7 - Wadi Rum oder ab in die Wüste 1/4
Ich möchte den nächsten Teil meines Reiseberichtes mit einem kleinen Nachtrag einer Kleinigkeit beginnen, die ich zwischenzeitlich ganz vergessen hatte:
Beim Check-in im Al Manara wurde uns mitgeteilt, dass zu unserer Prestige Suite auch ein Butler-Service gehören würde. Unser Butler bzw. in unserem Fall unsere Butlerin sollte sich ca. eine Stunde nach unserem Check-in uns persönlich vorstellen, was jedoch nicht stattfinden sollte, da wir relativ schnell nach dem Check-in die Umgebung bzw. den Strand erkunden wollten. Unabhängig davon war ich mir so gar nicht sicher, wofür man einen Butler-Service denn nutzen würde, und fragte unbedarft die alten Hasen in der FT-Bonvoy-WhatsApp-Gruppe, um die Info zu erhalten, dass man diesen Service wohl insbesondere für das Aus- und Einpacken des eigenen Koffers verwenden würde. Da wir insbesondere bei Hotelwechseln nach nur wenigen Tagen lieber aus unseren Koffern leben, wollte ich diesen Service jedoch nicht nutzen. So blieb meine WhatsApp-Anfrage an die Butlerin, uns doch bitte einen Adapterstecker für europäische Stecker zu bringen, meine einzige Nutzung dieses mir bis dato unbekannten Services. Die Anfrage resultierte übrigens in sogar zwei perfekten Adaptern, die wir abends auf unserem Zimmer vorfanden. Auch ansonsten erkundigte sich die junge Dame wiederholt, ob Alles zu unserer Zufriedenheit sei, was wir bestätigten, auch wenn die Tür der Duschkabine schief eingebaut war, sich somit nicht ganz schließen ließ und es nach jedem Duschen vor der Dusche auf dem Boden nass wurde. Das hätte sie wohl kaum ändern können.
Und damit zurück zum Morgen des Tag 7, den wir aufgrund der anstehenden Weiterreise in die Wüste
Wadi Rum etwas früher starteten. Irgendwann zwischen 7:30 und 8:00 müssen wir auf der Terrasse des Frühstücksrestaurants gesessen haben, um uns für den anstrengenden Tag zu stärken. Dabei konnten wir eine Gruppe US-Amerikaner beobachten, die noch vor uns abreisen mussten, da ihr Busfahrer Druck machte. Wir konnten hingegen noch eine Runde Eggs Benedict genießen, die heute ohne saure Avocadocreme sondern mit frischen Avocadostücken serviert wurde, was uns sehr erfreute.
Irgendwann gegen 8:30 müssen wir dann am Check-out die Rechnung beglichen haben, bevor wir uns langsam auf den Weg in Richtung Wadi Rum machten, da wir um 10:00 am Büro des
"Rum Stars Camp" im Wadi Rum Village ankommen sollten, da dort um 10:30 die gebuchte ca. achtstündige
"Classic Bedouin Tour" mit anschließender Übernachtung im Zelt beginnen sollte.
Ich folgte daher den Navigationsanweisungen von Google Maps, welche uns ein ganzes Stück bergauf und durch erneut eher karge Landschaft führten. Nach ca. einer Stunde Autofahrt erreichten wir das Besucherzentrum von Wadi Rum. Auch wenn es hier keine Schlagbäume, Absperrungen oder Kontrollposten gab, winkten einige mehr oder weniger offiziell aussehende Herren am Straßenrand, dass wir anhalten sollten. Sie erklärten uns, dass wir unseren Eintritt lösen bzw. unsere Jordan Pässe hier scannen lassen müssten. Wir folgten den anderen Touristen in ein kleines Büro, wo uns unsere Jordan Pässe tatsächlich von der Zahlung von 3 JOD (= ca. 4 Euro) Eintrittsgeld zum Wadi Rum befreiten. Während die PDF-Version des Jordan Pass auf dem Handy bei den Franzosen vor uns ausreichte, wurden unsere freiwillig mitgeführten Ausdrucke des vergleichbaren PDFs hingegen nicht nur gescannt sondern auch gestempelt.
An einer Übersichtskarte versuchten wir uns einen Überblick zu verschaffen, wo wir gerade waren, wo wir zum Start unserer Tagestour durch das Wadi Rum hin müssten, und wo wir wohl übernachten würden.
Dabei wurden wir von diversen Personen gefragt, welche Tour oder Unterkunft wir gebucht hätten, was wir ignorierten, da wir vorab per E-Mail vom Rum Stars Camp darauf hingewiesen wurden, dass es nicht unüblich sei, dass man hier angeschwindelt würde. Übliche Maschen seien, dass behauptet würde, dass der gebuchte Tourunternehmer nicht verfügbar sei, oder dass sich die Leute als genau jener Tourunternehmer ausgeben würden.
Vor der Weiterfahrt vom Besucherzentrum zum Wadi Rum Village hielt ich noch die Aussicht fest, die bereits einen Vorgeschmack auf das bot, was wir die nächsten Stunden näher erkunden sollten.
Fast pünktlich um nur wenige Minuten nach 10 Uhr trafen wir im Wadi Rum Village ein. Wadi Rum Village schien nicht nur ein Ausgangspunkt für Wüstentouren für Touristen zu sein sondern auch ein Ort, wo sich die heute noch existierenden Bedouinen, die in dem unwirklichen und latent lebensfeindlichen Wadi Rum lebten, mit notwendigen Dingen des Alltags versorgten. Wir hingegen versuchten mit den GPS-Koordinaten das Büro von Rum Stars Camp zu finden. Wir sahen das Büro, aber die Zufahrt war nicht für ein normales Auto gedacht. Während ich noch versuchte herauszufinden, wie wir mit unserem Kia zu dem Büro gelangen könnten, hupte ein Pickup neben uns. Der gute Mann fragte, ob wir das Rum Stars Camp suchten, was wir bejahten. Er sagte, dass wir ihm folgen sollten, was wir taten. Er lotste uns zu einem kostenfreien Parkplatz, auf welchem bereis unzählige Mietwagen parkten. Anschließend stiegen wir mit unseren Rucksäcken auf die Ladefläche seines Pickups, bis er uns an dem zuvor schon entdeckten Büro absetzte.
Dort zahlte ich die 130 JOD (= ca. 170 Euro) in bar, die für die Tagestour und eine Übernachtung für zwei Personen im Zelt fällig wurden. Uns wurde noch süßer Tee angeboten, bevor es wenige Minuten später losgehen sollte. Tatsächlich war es erst 10:15, als wir zusammen mit zwei weiteren Paaren auf den Sitzbänken des betagten Toyota-Pickups Platz nahmen, und uns unser Guide und Fahrer in Richtung Wüste steuern sollte.
Es sollte nicht lange dauern, bis die befestigte Straße endete und der Untergrund nur noch aus Sand bestand.
Noch hatten wir zwar Mobilfunkempfang, aber fragte ich mich, was passieren würde, wenn es zu einer Panne oder einem (medizinischen) Notfall kommen würde. Beruhigt nahm ich eine CB-Funk-Antenne auf dem Dach wahr, bis ich jedoch feststellen musste, dass diese nicht angeschlossen war.
Keine zehn Minuten nach dem Beginn unserer Expedition hatten wir offenbar schon das erste Ziel erreicht. Unser Guide, der ein eher schwer verständliches Englisch sprach, erklärte, dass wir hier hinauf klettern sollten, dort oben eine wunderbare Aussicht hätten und uns in dreißig Minuten wieder am Pickup einfinden sollten.
Ich drehte mich um und beschloss, dass die Aussicht auch von hier unten bereits total super war, denn weder mein Fitnesslevel noch meine Trittsicherheit qualifizierten mich meiner eigenen Einschätzung nach dafür, diesen Geröllhaufen zu erklimmen.
Auch aus nächster Nähe hatte ich Ehrfurcht vor diesem Gebilde aus Fels und Stein.
Hier unten gab es aber auch bereits einen Fels zu entdecken, der mit Hieroglyphen versehen war.
Nachdem sowohl das italienische Paar als auch das britisch-amerikanische Paar, die mit uns diese Tour erleben sollten, den Aufstieg wagten, wollte ich vor +1 nicht wie ein Vollhonk dastehen, fasste mir ein Herz und kletterte in der prallen Sonne Stück für Stück nach oben, wobei man den zurückkehrenden Touristen ausweichen musste, die offenbar ähnliche Jeep-Wüsten-Touren gebucht hatten.
Tatsächlich war die Aussicht bereits nach einem kleinen Stück bergauf wirklich deutlich besser als noch am Boden.
Da mir der Schweiß bereits von der Stirn und den Nacken hinunter lief, verzichtete ich dann aber doch darauf, die beste Aussicht von ganz oben genießen zu wollen. Zurück am Fuße des Massivs gab es dann nicht nur ein Zelt, das Schatten spendete (und wie bei jeder Attraktion im Wadi Rum heißen süßen Tee sowie zahlreiche Souvenirs anbot), sondern auch zahlreiche Kamele, die man hätte für einen Ritt mieten können.
Es war sogar erst nach etwas mehr als dreißig Minuten, bis wir Alle wieder an dem Pickup für die Weiterfahrt eintrafen.
Ich entscheid mich übrigens dafür, davon auszugehen, dass das Alter unseres Pickups dafür sprach, dass dies noch Qualität war und diese jahrelang im harten Wüsteneinsatz erprobt war. Der Blick nach vorne suggerierte, dass wir nicht die einzige Touristengruppe auf dem Weg in diese unwirkliche Landschaft waren.
Noch war ich übrigens dankbar für die anhaltende Mobilfunkversorgung, von der ich (berechtigterweise) ausging, dass diese bald schwinden würde. Ich blickte zurück und konnte in der Ferne den Mobilfunkmast im Wadi Rum Village sehen, der noch für unsere Versorgung sorgte.
Aber den schwindenden Mobilfunkempfang nahm ich gerne in Kauf bei den großartigen Ausblicken, die sich auf der weiteren Fahrt boten.
An der Menge der parkenden Pickups konnte man erkennen, wo der nächste Halt sein würde.
Diesmal scheuchte unser Guide uns auf eine Sanddüne hinter einem Felsen hinauf, was einerseits anstrengend aber andererseits auch sehr erlebnis- und aussichtsreich war.
Der Abstieg war hingegen easy.