[30.09.15] Startabbruch einer Luxair Dash 8-400 in SCN

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MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
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Dahoam
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Man könnte sich das so erschließen: wenn man eine Kamera mit einem 50er Objektiv (sog. Normalbrennweite) dorthin hält, wo sich der Kopf des Piloten normalerweise befindet, liegt mehr als die halbe Breite des Cockpits und somit auch der fragliche Hebel in seinem Blickfeld.
Ich finde daher den Einwand, "Finger weg", durchaus plausibel.

Als PF würd dir das garantiert nicht auffallen, dem PF war ja zunächst erstmal gar nicht klar was passiert ist.
Wenn ich fliege (wenn auch privat) dann schaue ich während des Starts vor allem nach draußen ;)


Wenn man konzentriert auf irgendwas achtet bekommt man vieles drumrum nicht mit, das ist allzu menschlich.
Man kann das recht gut selber erleben, z.B. in dieser speziellen Sendung von Quarks & Co.

Es ist sehr verblüffend wenn man sich wenige Minuten diesen Kartentrick ab ca. 41:30 Minuten anschaut:
 

kingair9

Megaposter
18.03.2009
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772
Unter TABUM und in BNJ
OT:

Incident: Easyjet A319 at Bristol on Feb 16th 2016, flaps instead gear retracted

U2 6299 Bristol - Gibraltar (Std 1640) fährt unmittelbar
nach dem Abheben in 40' AG (13m über den Boden) die
Flaps anstelle des Fahrwerks ein.

Wobei es für diesen Fall einen (funktionierenden) Sicherheitsmechanismus gibt, wie sich aus den Komentaren im AVHerald ergibt:

There are protections for low speed flap retraction. Called Alpha Speed Lock. If you are too slow and select Conf 0 the slats won't retract until you build up a higher speed.

You can also expect an automatic increase in thrust and pitch will be reduced automatically to maintain min speed. No stick shakers on the A319 but as mentioned you'll also hear "Speed, Speed, Speed"
 

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
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Farewell City

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.492
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Farewell City
Klingt für mich aber schon nach Konstruktionsfehler..

Könnte man meinen. Die Frage ist die Definition eines "Konstruktionsfehlers": Imho ist das eine Diskrepanz zwischen der tatsächlichen technischen Funktion und der geplant / gewünschten Funktion. Ob dies im konkreten Fall vorliegt wissen wir nicht.

ABER die BFU sagt, dass Bombardier offenbar aktiv geworden etwas zu ändern:

Der Hersteller des Luftfahrzeugs, zugleich Design-Verantwortlicher für das Fahrwerk,hat im Rahmen einer Airworthiness Directive (AD CF-2016-31) der Transportbehörde Kanadas (Transport Canada) mit Wirkung vom 12.10.2016 eine Änderung der Ent- scheidungslogik der PSEU für das Einfahren des Fahrwerks veranlasst. Mit geänder-ter Logik der PSEU fährt das Fahrwerk erst ein, wenn alle WOW-Sensoren das Luft- fahrzeug frei vom Boden melden. Als Erfüllungszeitraum der AD wurden 18 Monate nach der Veröffentlichung eingeräumt.

Trotzdem interessant...es fliegen soviele Dash 8 in der Weltgeschichte herum.

Spannend wäre die Frage wie die Einflottung des neuen Musters bei LG gelaufen war. Komisch das die BFU darauf nicht eingeht - für mich eine relative "logische" Frage, die sich aus der Erkenntnis ergibt, dass keiner der befragten Piloten sich über die Wirkunsgweise der Air-Air Logik im Klaren war.

Einflottung von neuen Mustern ist immer ein Highlight was die Organisation angeht: Die Airline muss TRE/TRIs (Prüfer/Lehrer) bereitstellen - einen Trainingssyllabus erstellen, die Handbücher umschreiben usw. Meist gibt es im Flugbetrieb niemanden der auf dem Muster "current" ist, geschweige denn ein TRI/TRE ist. Dann wird jmd. ausgeguckt der die entsprechende Qualifikation erwirbt und dann die eigenen Leute schult. Der "Auserwählte" geht dafür normalerweise zu einem Flugbetrieb, der das Muster bereits einsetzt und fliegt dort rund 350 Stunden + Type Rating + TRI/TRE Ausbildung und Prüfung.

Der Auserwählte kann dann im eigenen Flugbetrieb die "Train-the-Trainer" Kurse durchführen, und die Schulung der neuen Piloten auf dem Muster.

Hier ist das Bottle-Neck: Da der Wissenstransfer ziemlich eingeschränkt nur auf einem Kanal läuft, kann dies den Umfang / Tiefe der Schulung beeinflussen. Ob dies hier eine Rolle gespielt hat weiss ich natürlich nicht - aber es ist ein Phänomen, dass man öfter beobachten kann.

Anyway - Bombardier baut glücklicherweise stabile Flugzeuge und die Stringer haben hier einen Phänomenalen Job gemacht...gegen "Slips" ist einfach kein Kraut gewachsen.
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Das ist wohl alleine ein Problem der Pilotin, wenn sie das Fahrwerk zu früh einfährt. Hier scheint es ja geradezu eine Praxis gegeben zu haben, es öfter mal zu früh einzufahren, weil man dachte, es sei am Boden sowieso noch gesperrt. Was es ist nicht ist. Schön blöd.
 

Vollzeiturlauber

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27.11.2012
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Corona-Land
Wobei es für diesen Fall einen (funktionierenden) Sicherheitsmechanismus gibt, ...

Wir haben solche Sicherheitsschalter aktiv ausgebaut um Unfälle zu verhindern.

Als ich noch gearbeitet habe, Ende der 60ger Jahre haben wir z.B. an der B727 die Fahrwerksschalter stillgelegt, die verhinderten das die Triebwerks-Schubumkehrer betätigt werden können, obwohl nicht alle Fahrwerke voll aufgesetzt hatten. Dieses führte anfänglich bei der 727 zu Landeunfällen.

Wobei das wiederum die Ursache bei der LDA004 am 26. Mai 1991 beeinflusst hat.

Also alles hat zwei Seiten.
 

Vollzeiturlauber

Erfahrenes Mitglied
27.11.2012
10.888
3.533
Corona-Land
Warum bin ich nicht Flugkapitän (geworden)?

Weil ich sicher war, einmal bei der Landung das Fahrwerk nicht auszufahren.

(Wenn ich bedenke, wie oft wir Rechnungen oder Angebote wieder aus der (z.T. versendeten) Post herausgefischt haben. Und es ging hier oft um Millionen.)
 

Worldtraveler42

Erfahrenes Mitglied
15.02.2015
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MRS
Das ist wohl alleine ein Problem der Pilotin, wenn sie das Fahrwerk zu früh einfährt. Hier scheint es ja geradezu eine Praxis gegeben zu haben, es öfter mal zu früh einzufahren, weil man dachte, es sei am Boden sowieso noch gesperrt. Was es ist nicht ist. Schön blöd.

Da es wahrscheinlich nie zu einem Prozess kommen wird, wird die Schuldfrage wohl nie endgültig geklärt. Beim letzten Crash von LG war die große Frage während des Prozesses: Menschliches Versagen oder technisches Versagen. Hier hätte sich die Situation identisch abgespielt. Nur wäre es diesmal nie die Triebwerkssteuerung sondern die Fahrwerkssteuerung gewesen.

Jedenfalls scheinen LG Piloten Probleme mit Procedures zu haben und Schalter ohne Blockierung zu betätigen ...