Am Beispiel von Singapur: Wenn ich da nur 3 mal die Woche fliege, mit alten Sitzen, ohne F, mit schlechtem Service, und so weiter - dann kann ich doch auch keine vernünftige Auslastung bekommen. Wenn gleichzeitig SQ drei mal am Tag mit einem Top Produkt in allen Klassen fliegt, warum zum Teufel sollte ich Lufthansa fliegen?
Weil Lufthansa (zumindest bis vor Corona) signifikant preiswerter war. Singapore zelebriert eine Premium Airline zu sein, auch beim Preis. Ein gutes Beispiel dafür, dass dieses Konzept auch funktionieren kann.
Ansonsten wie gesagt, FRA ist einfach der falsche Hub für den A380 weil es eben zu praktisch jedem anderen Megahub Konkurrenz gibt, weil zu praktisch jedem anderen Hub mindestens zwei Fliegr am Tag gehen, zu vielen auch deutlich mehr. Nach PVG oder TYO hast du z.B. mindestens 3. Da ist schlicht nicht der Bedarf an Megalinern.
Sehe ich ganz genauso wie du. Im Moment würde man mit aufgewerteter C kaum mehr yield erzielen.
Die momentane Situation ist ja bekannterweise eine extreme Ausnahmesituation, an die nun wirklich keine mittelfristige Entscheidung geknüpft werden sollte.
Wie gesagt: Meine Meinung ist, dass Lufthansa aktuell allerhöchstens reagiert (wenn überhaupt), wenn es absolut notwendig ist. Von Agieren und überlegen, wie man Kunden zufriedenstellen kann und sich angemessen auf die Pandemie einstellen kann (in Bezug auf Kundenbedürfnisse) merke ich aktuell nicht viel.
Das hingegen ist absolut kein Problem der aktuellen Situation. LH läuft seit mindestens 20 Jahren nur Trends hinterher, kopiert Konzepte ohne sie zu beherrschen oder zu verstehen und fliegt nur auf Sicht.
Ein kundenorientiertes, insbesondere in premiumkundenorientiertes mittelfristiges Konzept ist nirgens zu erkennen.
Das ist aber seit Jahren Zeitgeist der deutschen Industrie, da steht LH absolut nicht allein da.
Ich bin ja schon froh, dass man die C nicht verkleinert wie man das ursprünglich vor hatte. Leute wollen wieder angenehmer Reisen und nicht eingepfercht in der Y.
Andererseits ist gerade LH eine Airline die extreme Preisdifferenzen zwischen C und Y aufruft, Faktor 10 ist da absolut keine Seltenheit.
So erzieht man sich natürlich exakt die Kundschaft, die sich dann zähneknirschend in die Y pferchen lässt, weil ihnen der geforderte Aufpreis einfach in keiner Relation zu dem Mehrwert der C steht. Auch und gerade bei Statuskunden, für die naturgegeben die Qualitätsdifferenz zwischen Y und C nochmal kleiner ist, da sie viele Services in beiden Klassen identisxh erhalten. Und so schafft man natürlich eine
self fulfilling prophecy, kleinere C und größere Y verstäkt durch das geänderte Angebot die Preisdifferenz noch.
Gerade der A380 hätte ein Flugzeug sein können, mit dem man in der C mit der Premiumkonkurrrenz hätte gleichziehen können, was da damals gemacht wurde ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Teil des Problems ist aber sicherlich auch das immer noch undurchsichtige Verhältnis von LH zur F. Man muss ja einen deutlichen Qualitätsunterschied zwischen C und F haben, sonst bucht keiner mehr F. Andererseits ist F völlig unsinnig wenn man auf Feederflüge angewiesen ist, die realistischewrweise nicht mal mehr eine C haben.
Ich kann den Gedankengang absolut nachvollziehen, dass es so scheint, dass LHs Flugzeuge nur leer sind weil (a) das Bordprodukt eher mittel bis schlecht ist, (b) die Frequenzen nicht passen und (c) das Soft-Product, bestehend aus Service und Ambiente bei Dir offensichtlich auch nicht gepasst hat. Ich halte die Betrachtung allerdings für ziemlich zu kurz gesprungen:
Ich muss ehrlich sagen, ich sehe auch die leeren LH Flugzeuge nicht (wie gesagt, Corona ist für mich nicht der Maßstab).
Ich sehe wenn überhaupt schlecht gemanagete Flugzeuge (z.B. domestic Reihen 2-9 leer, dahinter 100% voll), ansonsten sehe ich absolut regelmäßig 100% volle Flugzeuge.
Aber da genau liegt vermutlich der Hase im Pfeffer: An bestimmten Tagen und/oder zu bestimmten Zeiten sind die Flugzeuge absolut überlastet, andere fliegen halb leer. Die LH Flotte ist nicht dafür gemacht und wird nicht so gemanaged, dass Angebot und Nachfrage zusammenpassen.
Der A380 ist in dieser Hinsicht natürlich die Vollkatastrophe, fliegt an vielen Tagen mit viel zu wenig Passagieren, muss an vielen Tagen auf vielen Routen durch kleineres Gerät ersetzt werden. Der Weltluftverkehr ist halt über die Woche / über das Jahr alles andere als homogen, und die Flotte bedarfsgerecht einzusetzen ist natürlich eine echte Kunst. Aber das Problem trifft alle Airlines ähnlich.
Natürlich haben sich die Zeiten geändert, es war jahrelang völlig üblich, Flugzeuge nur den halben Tag zu nutzen und den Rest des Tages zu parken. Die Qantas Jumbos kamen jahrelang morges als einer der ersten in FRA rein und gingen als einer der letzten abends raus, dazwischen standen sie 17 Stunden irgendwo im Süden auf der Abstellfläche. Das erlauben moderne BWLler nicht mehr, sinnlos gebundenes Kapital ist heute eine Todsünde, Flugzeuge die man 30, 35 Jahre lang betreibt um ihre zulässigen 100.000 Flugstunden abzufliegen akzeptiert man heute nicht mehr. Von daher ist es heute undenkbar, einen A380 nur an den 3 heissen Tagen der Woche zu fliegen und die anderen 4 zu parken und durch kleineres Gerät zu ersetzen.
Und in diesem Umfeld, ist der A380 halt einfach zu groß, um wirtschaftlich zu sein. Nicht nur bei LH, sondern praktisch bei allen europäischen Airlines. Allein BA mit dem chronisch überlasteten Hub LHR kommt noch mit ihm zurecht (wobei ich bisher noch nicht ausprobieren konnte, wie gut LHR tatsächlich die Meute eines vollbesetzten A380 abgefertigt bekommt, bei Immigration, Security, Gepäck, Lounges etc.).
Das heißt nicht, dass Lufthansa absoluter Mist ist. Das heißt auch nicht, dass viele Sachen super sind. Und man wird in vielen Fällen weiter LH fliegen, allein schon mangels Alternativen.
Naja, LH arbeitet ja aktiv daran mehr und mehr Alternativen zu schaffen, indem man sich qualitativ immer mehr den anderen Airlines angleicht die es reichlich unterhalb gibt... Während man gleichzeitig Aspekte abschafft die einen Alternativlos gemacht haben. Aber das sind vermutlich Einzelschicksale, auf die keine Rücksicht genommen werden braucht.
Und ich würde es weniger auf "Sachen" beziehen, sondern auf Ort und Zeit. Hin und wieder hat man Flüge auf denen wirlich alle passt, die Crew motiviert ist, das Essen gut und die Auswahl komplett, der Flieger neu, sauber und intakt, die Lounge angenehm leer und gut bestückt, die reichlich offenen Schalter leer, und nicht zuletzt der Flug pünktlich ist. Und dann gibt es eben die Tage an denen gar nichts passt, von Visumproblemen mit der Online Check-In Software, über mangelnde Informationen bezüglich Verspäting, langen Schlangen an den Schaltern und der SiKo, einem abgeranzten Fliegr aus den 90ern, boarden der Meute durch Tür 1 und die C mit entsprechend ausgefallenen Welcome Drinks, Billigfusel, Fraß, mit lauwarmem Hauptgericht und Salat mit braunen Schnittkanten, FAs die vor allem sagen können was alles nicht geht, Tagflug mit befohlener Verdunkelung oder Nachtflug mit ewig langer Festbeleuchtung und Gewusel inclusive lautsarkem Duty-Free Verkauf nachts um 3, verlorenem Gepäck ohne jede Unterstützung. Dazwischen kann man je nach Tagesform jede Kombination erleben. Will man aber nicht zu dem Preis.
Um die Flieger - wie LH es ausdrückt - auch hinten zu füllen, erfordert es eben vielleicht auch anderer Maßnahmen. 99% der Kunden werden eben nicht mit der Limousine zum Flieger gefahren, sondern stehen auch als Senator mit einem teuren Ticket immer noch in einem total überfüllten Bus und sitzen auf dreckigen Sitzen. Und da fängt man dann eben doch an zu überlegen, ob man nach Dubai nicht mit einer schönen C fliegt etc......
Wobei die alternative C nach Dubai jetzt nicht unbedingt ein Beispiel für eine "schöne" C ist, und da rede ich nun nicht vom etwas gewähnungsbdürtigen orientalischen Luxuslook, sondern auch von der Sitzgröße und Bequemlichkeit, kombiniert mit dem Ü-Ei das einem da bisweilen ins Nest gelegt wird, so dass man bisweilend überraschend eben nicht im "schönen" A380 sonern auf einer atiquierten C in der 777 sitzt.
Ansonsten Ja, auch als Senator ist man bei LH manchmal extremst erstaunt, wie wenig einem doch am Ende geboten wird. Vor allem im Vergleich dazu wie einen manch andere Airline als Nobody behandelt, der bei ihnen nicht mal eine Vielfliegernummer, geschweige denn einen Status hat. LH honoriert Status extrem wenig im Vergleich, was allerdings (analog zum F-Problem) auch daran liegen kann, dass man natürlich wenn man HONs hat, die SENs nicht beliebig pampern darf, ein deutlicher Unterschied muss dann wohl künstlich aufgebaut werden.
LH hat in den letzten Jahren seine Einnahmen zumindest auf meinen Routen massiv zur Premiumkundschaft verschoben, füllt die Y mit absoluten Schnäppchenpreisen und bietet gleichzeitig auch der massiv zahlenden Kundschaft ein maximal durchschnittliches, oft auch wirklich schlechtes Produkt zu einem atemberaubenden Preis an. Wo die Bereitschaft der Kunden herkommen soll, für so ein Produkt die aufgerufenen Preise zu zahlen ist mir schleierhaft, wenn die Mitbewerber für deutlich weniger Geld deutlich mehr bieten. Man kann ja durchaus über €300 pro Flugstunde fordern, aber dann darf man eben einfach nicht mit allen anderen Passagieren (die nicht mal ein Zehntel bezahlen) in den selben Bus gepfercht und 20 Minuten auf dem Vorfeld geparkt werden, dann darf einfach das Wunschessen nicht aus sein, die Lounge nicht überfüllt, nicht nur ein einziger Check-in Schalter auf und das auch erst 3 Stunden vor Abflug, das IFE und die verstellbare Polsterhärte nicht defekt, der Klapptisch nicht dreckig sein etc. und der angebotene Gin €9.90 die Flasche im Supermarkt kosten.
Selbst bei einigen 3 Sterne Airlines wird einem mehr geboten als bei der (warumauchimmer) 5 Sterne Lufthansa. Zum Beispiel ein separater Bus für die Business Class, wenn es denn schon die Aussenparkposition sein muss. Aber das sind dann eben auch Airlines bei denen die Businessclass tatsächlich das Premiumprodukt ist, und nicht zweite Wahl nach der F... Und ein Goldmitgliede ben nicht der Pöbel unterhalb der HONorigen Kundschaft.