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sir_hd
Guest
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Mich hat in den letzten Wochen das Thema "Banken vs. FinTech" beschäftigt. Ich, so denke ich wie viele hier im Forum, beschäftige mich gerne mit Karten und Konten, gekoppelt mit technischen Spielereien. Ich lasse mal die Bilanzen der Großbanken und die tieferen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Finanzwelt auch für die Diskussion außen vor, da es mir mehr um die Nutzung dieser Banken / FinTechs als Kunde geht.
Ausprobiert habe ich schon viel, um mit N26, Revolut, Monese, Starling, TransferWise (Borderless), bunq oder Curve nur ein paar zu nennen. Eine wichtige Funktion war für mich Apple Pay, was durch die fehlende Unterstützung der gestandenen Banken zu einem Umzug eines Großteils meiner Ausgaben zu N26 führte. Wenn alles klappt kann man zufrieden sein, finde ich.
Auch wenn ich sicher nicht mit allem zur guten alten Sparkasse zurückkehre, so finde ich haben sich in den letzten Monaten viele dieser "hippen FinTech Buden" entzaubert.
Ein paar Beispiele...
... Fidor punktet mit nicht vorhandenem Service und schleppender Entwicklung, bei N26 ist es ähnlich - hinzu die dauernden Fehlmeldungen an die Schufa. So etwas geht aus meiner Sicht gar nicht. Bei N26 werden Kunden auch regelmäßig in die kostenpflichtigen Modelle gedrängt, die preislich sogar teilweise die all-inclusive "Luxuskonten" bei Filialbanken übersteigen.
... Revolut steht bzgl. Bankenlizenz auf der Kippe und hat in Litauen noch möglicherweise einen Untersuchungsausschuss an der Backe, hat trotz jahrelanger Versprechungen immer noch kein Apple Pay eingeführt (und wurde z.B. zwischenzeitlich durch die gute alte Deutsche Bank überholt), das schlechte Arbeitsklima holt den Gründer ein und Konten werden - so kommt es einem vor - dauernd gesperrt. Das processing durch GPS führt ja gefühlt täglich zum payment Stillstand und drückt für mich eines aus: Spielkonto.
... bunq hat zwar ein enormes Entwicklungstempo und als einzige Apple Pay Bank auch eine Maestro eingebunden, punktet aber nicht gerade mit geringen Gebühren und ebenfalls einem egozentrischen Gründer und CEO, von dem man unterschiedliches halten kann.
... Starling soll sich wohl dieses Jahr von UK nach Deutschland trauen, was für mich noch eine Hoffnung für die FinTech Welt wäre. Die machen in UK einen sehr guten Job, aber wo die sich differenzieren wollen (vs. N26 oder etwa Monese) ist mir noch ein Rätsel.
Ansonsten haben die "traditionellen" Banken in vielen Bereichen aufgeholt und ihre Kernkompetenzen nicht zwingend aufgegeben. Die Deutsche Bank überrascht mich derzeit vor allem durch ein hohes Entwicklungstempo. Sie waren bei Apple Pay gleich zu Beginn am Start, haben mit der virtuellen MasterCard Debit eine pfiffige (und kostenfreie) Lösung für alle Kunden angeboten, bieten Push für alle ihre MasterCards und sind wohl fast fertig mit einer umfassenden API (um auch der PSD2 Richtlinie gerecht zu werden). Da kommt wohl dieses Jahr noch einiges.
Die Sparkassen und Volksbanken/Raiffeisenbanken haben wohl laut unterschiedlichen Branchenberichten auch einiges in der Pipeline, neben einem Ausbau von P2P und mobile payment.
Die Direktbanken machen fleißig ihre Arbeit: Die ING ist ja ein Musterbeispiel und setzt auf vollständige mobile Kontoführung - die App ist eine (gelungene!) komplette Neuentwicklung , einfache Bedienungsoberflächen im Online Banking und unkomplizierte Antragsprozesse vom Kleinkredit zur Immobilienfinanzierung. Die DKB hat mit push und card control schon zwei Innovationen in letzter Zeit gebracht. Ein redesign der App und des Online Bankings soll wohl mittelfristig folgen, man arbeite wohl lieber erst an den Funktionen. Finde ich in Ordnung. comdirect leistet beim mobile payment Pionierarbeit für Google und Apple Pay, ist ebenfalls an Push und Kontrolle von Kartenfunktionen dran.
Das sind alles Sachen, die im Kern nur Payment betreffen. Es gibt natürlich noch viel mehr, v.a. auch dort wo diese "alten" Banken mit FinTechs kooperieren.
Bei den FinTechs wird vieles (Revolut: vollständig kostenloses Konto, keine FX Gebühren, ... wie soll das gehen?) durch Venture Capital am Leben erhalten und als einziges FinTech ist mir Monese bekannt, welches schwarze Zahlen schreibt - die verlangen aber auch für die sinnvollen Kontomodelle transparente und (relativ hohe) Gebühren. Bei N26 oder Monzo soll es wohl möglicherweise dieses oder nächste Jahr mit den schwarzen Zahlen soweit sein, aber das werden wir noch sehen. Hier wird sich in den kommenden Jahren schnell die Spreu vom Weizen trennen. Danach wird sich zeigen, wie agil diese Banken noch sein können und wollen. Irgendwann muss auch Geld verdient werden.
Ein weiterer Punkt ist Kundenservice: Leider fällt ihr mein Urteil eher schlecht aus. Ich bin von vielen FinTechs diesbezüglich enttäuscht worden. Auch bei bunq läuft es inzwischen mit dem Chat sehr schleppend. Zugegeben, die DKB hat im letzten Jahr hier kein gutes Bild abgegeben, war aber immerhin ehrlich und hat Fehler zugegeben. Inzwischen läuft es besser.
Kurzum: Wie seht ihr die aktuellen Entwicklungen und glaubt ihr, dass die FinTechs die alten Banken vom Thron stoßen können, oder ist das eher eine Modeerscheinung? Werden die FinTechs jemals als Hauptkonto, Kreditgeber und Finanzier einer Immobilie für euch sein? Oder doch eher Urlaubs-/Spielkonto bzw. FX-Tauschkonto/Meilensammelbeschleuniger sein?
Ausprobiert habe ich schon viel, um mit N26, Revolut, Monese, Starling, TransferWise (Borderless), bunq oder Curve nur ein paar zu nennen. Eine wichtige Funktion war für mich Apple Pay, was durch die fehlende Unterstützung der gestandenen Banken zu einem Umzug eines Großteils meiner Ausgaben zu N26 führte. Wenn alles klappt kann man zufrieden sein, finde ich.
Auch wenn ich sicher nicht mit allem zur guten alten Sparkasse zurückkehre, so finde ich haben sich in den letzten Monaten viele dieser "hippen FinTech Buden" entzaubert.
Ein paar Beispiele...
... Fidor punktet mit nicht vorhandenem Service und schleppender Entwicklung, bei N26 ist es ähnlich - hinzu die dauernden Fehlmeldungen an die Schufa. So etwas geht aus meiner Sicht gar nicht. Bei N26 werden Kunden auch regelmäßig in die kostenpflichtigen Modelle gedrängt, die preislich sogar teilweise die all-inclusive "Luxuskonten" bei Filialbanken übersteigen.
... Revolut steht bzgl. Bankenlizenz auf der Kippe und hat in Litauen noch möglicherweise einen Untersuchungsausschuss an der Backe, hat trotz jahrelanger Versprechungen immer noch kein Apple Pay eingeführt (und wurde z.B. zwischenzeitlich durch die gute alte Deutsche Bank überholt), das schlechte Arbeitsklima holt den Gründer ein und Konten werden - so kommt es einem vor - dauernd gesperrt. Das processing durch GPS führt ja gefühlt täglich zum payment Stillstand und drückt für mich eines aus: Spielkonto.
... bunq hat zwar ein enormes Entwicklungstempo und als einzige Apple Pay Bank auch eine Maestro eingebunden, punktet aber nicht gerade mit geringen Gebühren und ebenfalls einem egozentrischen Gründer und CEO, von dem man unterschiedliches halten kann.
... Starling soll sich wohl dieses Jahr von UK nach Deutschland trauen, was für mich noch eine Hoffnung für die FinTech Welt wäre. Die machen in UK einen sehr guten Job, aber wo die sich differenzieren wollen (vs. N26 oder etwa Monese) ist mir noch ein Rätsel.
Ansonsten haben die "traditionellen" Banken in vielen Bereichen aufgeholt und ihre Kernkompetenzen nicht zwingend aufgegeben. Die Deutsche Bank überrascht mich derzeit vor allem durch ein hohes Entwicklungstempo. Sie waren bei Apple Pay gleich zu Beginn am Start, haben mit der virtuellen MasterCard Debit eine pfiffige (und kostenfreie) Lösung für alle Kunden angeboten, bieten Push für alle ihre MasterCards und sind wohl fast fertig mit einer umfassenden API (um auch der PSD2 Richtlinie gerecht zu werden). Da kommt wohl dieses Jahr noch einiges.
Die Sparkassen und Volksbanken/Raiffeisenbanken haben wohl laut unterschiedlichen Branchenberichten auch einiges in der Pipeline, neben einem Ausbau von P2P und mobile payment.
Die Direktbanken machen fleißig ihre Arbeit: Die ING ist ja ein Musterbeispiel und setzt auf vollständige mobile Kontoführung - die App ist eine (gelungene!) komplette Neuentwicklung , einfache Bedienungsoberflächen im Online Banking und unkomplizierte Antragsprozesse vom Kleinkredit zur Immobilienfinanzierung. Die DKB hat mit push und card control schon zwei Innovationen in letzter Zeit gebracht. Ein redesign der App und des Online Bankings soll wohl mittelfristig folgen, man arbeite wohl lieber erst an den Funktionen. Finde ich in Ordnung. comdirect leistet beim mobile payment Pionierarbeit für Google und Apple Pay, ist ebenfalls an Push und Kontrolle von Kartenfunktionen dran.
Das sind alles Sachen, die im Kern nur Payment betreffen. Es gibt natürlich noch viel mehr, v.a. auch dort wo diese "alten" Banken mit FinTechs kooperieren.
Bei den FinTechs wird vieles (Revolut: vollständig kostenloses Konto, keine FX Gebühren, ... wie soll das gehen?) durch Venture Capital am Leben erhalten und als einziges FinTech ist mir Monese bekannt, welches schwarze Zahlen schreibt - die verlangen aber auch für die sinnvollen Kontomodelle transparente und (relativ hohe) Gebühren. Bei N26 oder Monzo soll es wohl möglicherweise dieses oder nächste Jahr mit den schwarzen Zahlen soweit sein, aber das werden wir noch sehen. Hier wird sich in den kommenden Jahren schnell die Spreu vom Weizen trennen. Danach wird sich zeigen, wie agil diese Banken noch sein können und wollen. Irgendwann muss auch Geld verdient werden.
Ein weiterer Punkt ist Kundenservice: Leider fällt ihr mein Urteil eher schlecht aus. Ich bin von vielen FinTechs diesbezüglich enttäuscht worden. Auch bei bunq läuft es inzwischen mit dem Chat sehr schleppend. Zugegeben, die DKB hat im letzten Jahr hier kein gutes Bild abgegeben, war aber immerhin ehrlich und hat Fehler zugegeben. Inzwischen läuft es besser.
Kurzum: Wie seht ihr die aktuellen Entwicklungen und glaubt ihr, dass die FinTechs die alten Banken vom Thron stoßen können, oder ist das eher eine Modeerscheinung? Werden die FinTechs jemals als Hauptkonto, Kreditgeber und Finanzier einer Immobilie für euch sein? Oder doch eher Urlaubs-/Spielkonto bzw. FX-Tauschkonto/Meilensammelbeschleuniger sein?