Tag 5 - Reisen erfordert Demut
Das nächste Highlight steht an: Barra und die Landung auf Sand. Ich buchte Hin- und Rückflug auf getrennten Tickets, einmal flybe operated by Loganair und einmal Loganair direkt, gebucht über flybe, oder so ähnlich. Für den Hinflug war nur noch die teuerste Klasse frei, was immerhin Loungezugang in GLA verspricht.
Später am Tag soll es dann noch nach London gehen. Eigentlich ist das Ziel am nächsten Tag ja die Isle of Man, und ein Direktflug ab GLA wäre sicher bequemer, allerdings konnte ich mich weder mit den Hotelpreisen in Glasgow, noch mit den Flugpreisen für Citywing anfreunden, daher der "Umweg" via London.
Es ist kalt, grau und nebelig in Glasgow, und trotzdem verspricht es ein schöner Tag zu werden. Zwar liegt der frittierte Schokoriegel noch etwas schwer im Magen, aber das kann ein starker Kaffee erledigen. Ich verlasse das Radisson, was mir für die vergangene Nacht ein Zuhause war, und mit dem Bus Linie 500 geht es für nur 7£ zum Flughafen. Dort möchte ich gerne zuerst für den Abendflug nach London Einchecken, um das Gepäck loszuwerden, aber BA erlaubt dies erst zwei oder drei Stunden vor Abflug. Somit gehen die nächsten 10£ für die Gepäckaufbewahrung drauf.
Dann geht es zu flybe. Für den einzelnen Flug nach Barra habe ich immerhin 80£ zahlen müssen, dafür gibt es dann aber auch Fasttrack und Lounge. Zum Boarding werden zwei Freiwillige gesucht, da man zu viel Gewicht hat - sorry Freunde heute nicht. Es dauert eine Weile, aber dann sind zwei gefunden. Los geht es dennoch nicht, due to the wather conditions in Barra.
Geplanter Abflug 10:15. Next Info 11:00 - next info 11:30 ich geh zurück in die Lounge, die zum Glück nur am entgegengesetzten Ende des Flughafens liegt.
Next Info 12:00, ach nee 12:15. Der zweite Barra-Flug des Tages bekommt sein Gate. Da geh ich mal lieber zurück. Next Info 12:45, man hat keine Ahnung wann was wie geflogen wird.
Ich erinnere mich an einen Tag im Juneau, Alaska und das Motto "go with the flow". Mal schauen wohin es mich heute noch spült.
Ich erinnere mich auch an einen Tag in Kalifornien. Ab Sacramento wollte ich mit der Emb120 nach San Francisco fliegen. Danach sollte es nachmittags nach Burbank gehen, ein schöner Sightseeing-Flug mit Blick auf die Pazifikküste. Für den freiwilligen Wechsel auf den Direktflug ab Sacramento nach Los Angeles hätte es 150 USD gegeben, und SFO-BUR wurde dann später gestrichen. Merke, es gilt immer noch die alte Regel: wenn Freiwillige gesucht werden sofort annehmen, alle anderen Optionen sind fast immer nur für die Tonne! Warum bloß höre ich nicht auf mich?
Langsam wird es eng. Wenn ich nicht bald weg komme, komme ich auch nicht mehr früh genug zurück. Die beste Variante wäre, man würde canceln, dann gäbe es wenigstens das Geld zurück. Wenn ich jetzt aber abhaue....
Next Info 13:00 - steht da auch noch um 13:15 Uhr. Plötzlich heißt es Boarding. Ich frage, ob ich auch noch zurückkommen werde. Man sagt ja. Also auf zur Twin Otter, bei der wir von zwei Pilotinnen empfangen werden. Es gibt ein kurzes Safetybreafing und man entschuldigt sich, aber das Wetter sei den ganzen Tag schwierig, für den Moment aber ist man guter Hoffnung landen zu können.
Wohl an, es dröhnen die Motoren, die Maschine vibriert und dann geht es endlich in die Luft. Der Flug selbst unspektakulär zumeist über Wolken, bis kurz vor Schluss. Und dann folgt sie, die Landung im Watt, denn immerhin ist Barra einer von nur zwei mir bekannten Flughäfen neben Fraser Island (AUS), wo der Strand die Landebahn ist. Die Nutzung ist abhängig von den Gezeiten, den bei Flut gibt es keine Lande- und Startbahnen.
Die Verspätung ist ein Glücksfall, denn die zweite Twin Otter kommt fotogen kurz nach unserer Landung.
Während für den ersten Flug bereits wieder geboardet wird, bleibt grade Zeit für ein paar Bilder. Dann folgt auch schon der Boarding-Aufruf für den zweiten Flug des Tages. Security Check ist hier nicht angesagt, es geht direkt auf den Strand, und so mache ich noch grade ein Bild von der startenden Maschine, und schon sitze ich in der anderen Twin Otter und es geht zurück.
Alles in allem waren es wohl statt der geplanten drei Stunden keine dreißig Minuten auf der Insel. Macht nichts, denn drei Stunden wären in dem kleinen Café wohl eher lang geworden. Zum Abschied noch ein Blick auf die Küste der Insel, die zu den äußeren Hebriden gehört, und dann sind wir wieder in den Wolken.
Von Reihe 2 lässt sich die Arbeit der beide Piloten gut beobachten. Etwa eine Stunde dauert der Flug, dann sind wir auch schon wieder in Glasgow. Aussteigen, Koffer aus der Aufbewahrung holen, Koffer bei BA abgeben und wieder durch die Siko. Der gleiche Tag, der gleiche Airport, ein anderer Flug eine andere Lounge. Nach LHR geht es pünktlich los und hier und da gibt es sogar Turbulenzen auf dem Flug, vorbei an der Isle of Man - die würde ich ja auch gern mal besuchen. Landen dürfen wir lange Zeit nicht - due to the weather - aber die rund 30 Minuten Holding schmälern das Erlebnis nicht im Mindesten. Was folgt ist die Fahrt zu irgendeinem Holiday Inn Express, irgendwo in London.
Dort lasse ich den Abend bei einem Glas Wein ausklingen, und schaue voll Dankbarkeit auf die vergangen Tage und vor allem Flüge. Auch wenn die Löffelliste (ja, nennen wir das Kind doch ruhig beim Namen) immer kürzer wird - es macht doch verdammt Spaß sie abzufliegen.