Businesstrip nach Teheran gefährlich?

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MikeGolf

Erfahrenes Mitglied
15.02.2016
277
74
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Bei uns in der Firma werden gerade Interessenten für eine kurze Reise nach Teheran gesucht. Es geht um die Schulung der dortigen Techniker und Ärzte für ein medizintechnisches Gerät. Diese musste wegen der Coronakrise in den letzten Jahren ausfallen und soll nun nachgeholt werden. Da ich dort noch nicht war, und ich fachlich in Frage käme, würde es mich schon jucken, da mal hinzufliegen. Allerdings habe ich natürlich auch keine Lust, mich auf ein Himmelfahrtskommando einzulassen.

Das Problem ist, dass das Auswärtige Amt für den Iran eine Reisewarnung ausgesprochen hat, dies wurde auch von meinem Chef offen angesprochen. Mir ist jedoch nicht ganz klar, warum. Reisewarnungen gibt es ja sonst nur für (Bürger-)Kriegsgebiete, laut Kollegen im Iran ist es aber im Moment eher ruhig. Der Konflikt mit Saudi-Arabien scheint auch weitgehend beigelegt. Terroristische Aktivitäten scheint es zu geben, sind aber eher auf kritische Regionen ausserhalb der Großstädte begrenzt. Von politisch motivierten Verhaftungen ist auch die Rede, die aber wohl Personen mit iranischen Wurzeln betreffen. Der Flugverkehr scheint auch normal zu laufen.

Die Fahrt würde von unserer dortigen Niederlassung organisiert und sich im Wesentlichen auf Flughafen, Hotel und Firmenbüro beschränken, eventuell noch mit dem Besuch einer Klinik.

Das Problem mit der USA-Einreise ist mir durchaus bewusst, da wird es wohl auf die Beantragung eines Visum hinauslaufen, die Firma würde die Kosten übernehmen.

War jemand hier in der letzten Zeit im Iran und kann die Lage einschätzen?
 

HAJ07

Erfahrenes Mitglied
14.11.2015
1.508
1.823
Das Problem ist, dass das Auswärtige Amt für den Iran eine Reisewarnung ausgesprochen hat,

Aktuelles​

Vor Reisen nach Iran wird gewarnt.

Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Iran zu verlassen.

Für deutsche Staatsangehörige besteht die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden. Vor allem Doppelstaater, die neben der deutschen auch noch die iranische Staatsangehörigkeit besitzen, sind gefährdet. In jüngster Vergangenheit kam es zu einer Vielzahl willkürlicher Verhaftungen ausländischer Staatsangehöriger.


Damit ist doch eigentlich alles gesagt. Auch wenn du kein Doppelstaater bist, kommen solche Warnungen nicht ohne Grund.
 

denkigroove

Erfahrenes Mitglied
01.02.2010
7.076
5.637
SNA
Ich hab meinen Nachbarn gefragt und der meinte „Schönes Land - kannste fahren“
Aber mal im Ernst: Wenn hier die einhellige Meinung wäre „machen“ und vom AA gibt es parallel eine Reisewarnung….ich würde da nicht auf ein paar Reisefreaks hören bzw auf Grund der aktuellen politischen Lage nicht mal die Frage stellen.
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.445
9.867
Das kommt in solchen Staaten darauf an, wie gut der Veranstalter mit den Risikoquellen vernetzt ist. Finden die Schulungen beispielsweise an der BMSU statt, dann sind Teile der Risiken überschaubar.

Ich würde es an Deiner Stelle dennoch lassen. Angesichts der aktuell instabilen Weltpolitik bleiben hohe Grundrisiken. Dafür gibt es vom AG selten einen angemessenen Ausgleich.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.586
3.652
BER

Aktuelles​

Vor Reisen nach Iran wird gewarnt.

Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Iran zu verlassen.

Für deutsche Staatsangehörige besteht die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden. Vor allem Doppelstaater, die neben der deutschen auch noch die iranische Staatsangehörigkeit besitzen, sind gefährdet. In jüngster Vergangenheit kam es zu einer Vielzahl willkürlicher Verhaftungen ausländischer Staatsangehöriger.


Damit ist doch eigentlich alles gesagt. Auch wenn du kein Doppelstaater bist, kommen solche Warnungen nicht ohne Grund.
Na, das Risiko für Doppelstaatler ist doch ungleich höher.

Falls Du wirklich nur zwischen Flughafen, Hotel und Firma pendelst, ist das Risiko imho relativ gering. In jedem Fall ist es höher, dort im "normalen" Straßenverkehr zu verunglücken, als festgenommen oder mit Raketen beschossen zu werden.

Ich würde das machen. Allerdings auf jeden Fall Krankenversicherungsbedingungen checken für den Fall der Fälle.
 

HAJ07

Erfahrenes Mitglied
14.11.2015
1.508
1.823
Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Iran zu verlassen.

Mag ja sein, dass es für Doppelstaater gefährlicher ist.
Ändert dennoch nichts an der Warnung.
Woher kommt deine professionelle Einschätzung?
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
5.197
4.421
GRQ + LID
Woher kommt deine professionelle Einschätzung?
IMHO vor allem weil den Iran nicht die zweite Nationalität anerkannt, sondern sich auf den Standpunkt "Einmal Iranier, immer Iranier" stellt. Das heisst bei einem Konflikt werden Botschaften und andere diplomatische Vertretungen kein Zugang gewährt und kann somit keine Hilfe (welcher Art auch immer) geleistet werden.

@HAJ07: bei genauer Lesung deines Posts müssen wir wohl warten auf @Hene's Antwort ;)
 

HAJ07

Erfahrenes Mitglied
14.11.2015
1.508
1.823
IMHO vor allem weil den Iran nicht die zweite Nationalität anerkannt, sondern sich auf den Standpunkt "Einmal Iranier, immer Iranier" stellt. Das heisst bei einem Konflikt werden Botschaften und andere diplomatische Vertretungen kein Zugang gewährt und kann somit keine Hilfe (welcher Art auch immer) geleistet werden.

@HAJ07: bei genauer Lesung deines Posts müssen wir wohl warten auf @Hene's Antwort ;)
Dann war meine Frage unklar formuliert.
Diese bezog sich auf die Aussage, dass es nur ein geringes Risiko gäbe, wenn nur zwischen Flughafen, Hotel und Wirkungsstätte gependelt wird.
Kann ich bei einer solchen Warnung eben nicht nachvollziehen.
 

Hurbert

Reguläres Mitglied
12.06.2016
29
20
Vor Reisen in den Iran wird gewarnt. Österreicher:innen werden aufgefordert, den Iran zu verlassen (Sicherheitsstufe 6).



Für österreichische Staatsbürger:innen, besonders für österreichisch-iranische Doppelstaatsbürger:innen, besteht im Iran die Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und/oder zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden, so wie es in jüngster Vergangenheit zahlreichen ausländischen Staatsangehörigen widerfahren ist. Es muss an dieser Stelle explizit darauf hingewiesen werden, dass die konsularischen Möglichkeiten des Außenministeriums und der Österreichischen Botschaft in Teheran in diesen Fällen stark eingeschränkt sind.
Seit dem 18. September 2022 kommt es nach dem Tod der jungen Iranerin Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei in der Hauptstadt und in vielen anderen Teilen des Landes zu Demonstrationen und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Auch im Umfeld der Proteste kann es zu willkürlichen Verhaftungen kommen, darunter unbeteiligter ausländischer Staatsangehöriger.
Kommunikationsdienste (insbesondere Internet, Messengerdienste, etc.) sind stark eingeschränkt und werden immer wieder abgeschaltet.

QUELLE: https://www.bmeia.gv.at/reise-services/reiseinformation/land/iran/

Auch die Österreicher raten ausdrücklich vor einem Aufenthalt im Iran ab. Anscheinend häufen sich die willkürlichen Verhaftungen und Verurteilungen von Ausländern. Selbst wenn man kein "Doppelstaater" ist, wäre mir eine Reise persönlich schon deshalb zu heiß, da solche Reisewarnungen für gewöhnlich nicht leichtfertig ausgesprochen werden.
 
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spotterking

Erfahrenes Mitglied
14.07.2012
4.915
3.090
FRA
Also ne reine Schulung sollte doch auch per Videokonferenz gehen. Falls das mit dem Iran technisch moeglich ist.
 

unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
6.941
9.933
Trans Balkan Express
Mitforist @Hene ist bei solchen Abwägungsentscheidungen eher risikofreudig und hat bislang immer Recht behalten. Ich würde es dennoch nicht machen, da ich als potentielle Geisel für irgendwelche Austauschaktionen nicht zur Verfügung stellen möchte. Unabhängig davon gibt das ISW fast täglich aktuelle Einschätzungen zur Lage im Iran.

 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
14.740
10.776
CPT / DTM
Angesichts der aktuell instabilen Weltpolitik bleiben hohe Grundrisiken.

Angesichts der aktuell instabilen Weltpolitik sollte man, wenn man Angst hat, nirgendwo hin reisen....

Wer sich in einem Gastland unter dem Radar bewegt (Abstand halten von Demonstrationen, Zurückhaltung bezüglich Politik, nicht irgendwo festkleben um die Welt zu retten...) hat selten etwas zu befürchten. Meine Erfahrung in vielen Ländern dieser Welt....
 

steroidpsycho

Erfahrenes Mitglied
03.12.2010
728
149
Mach Dir nicht ins Hemd, es ist ein Land, wie jedes andere, Deutsche sind dort hoch angesehen.

Ein Mitarbeiter eines von mir beratenen Unternehmens war dort vor einiger Zeit und hat sechs Dosen Bier für die zwei Nächte vor Ort eingeschmuggelt… es ist nichts passiert.

Dies würde ich nicht empfehlen, es fliegt jedoch nicht ohne Grund LH täglich nach Teheran. Aufenthalt sollte unbedenklich sein.

Schließlich warnt das AA auch vor Aufenthalten in der Russischen Föderation… wen stört es?
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.445
9.867
Angesichts der aktuell instabilen Weltpolitik sollte man, wenn man Angst hat, nirgendwo hin reisen....

Wer sich in einem Gastland unter dem Radar bewegt (Abstand halten von Demonstrationen, Zurückhaltung bezüglich Politik, nicht irgendwo festkleben um die Welt zu retten...) hat selten etwas zu befürchten. Meine Erfahrung in vielen Ländern dieser Welt....
Genau genommen, gelten Deine Reisetipps für alle Staaten und es gibt durchaus Staaten, da reichen Deine Reisetipps nicht aus.
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
14.740
10.776
CPT / DTM
Genau genommen, gelten Deine Reisetipps für alle Staaten und es gibt durchaus Staaten, da reichen Deine Reisetipps nicht aus.

Es kommt immer darauf an, was man in dem betroffenen Land vor hat.

Wer, wie in diesem Thread angeführt, zur Schulung von Personal an medizinischen Geräten ins Land kommt (was im Interesse des Regimes ist), hat deutlich weniger zu befürchten wie ein Investigationsjournalist....

Und wer sich dort nicht auffällig verhält, hat nichts zu befürchten..
 
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SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
21.153
10.869
FRA/QKL
Und wer sich dort nicht auffällig verhält, hat nichts zu befürchten..
Das ist eine gewagte These für ein Land in dem Willkür herrscht und für ein Land in dem Verbrecher mit Geiselnahmen ausländischer westlicher Staatsbürger versuchen Geld und/oder Freilassung von Gesinnungsverbrechern zu erpressen.
 

hollaho

Erfahrenes Mitglied
22.10.2016
1.210
840
Es geht um die Schulung der dortigen Techniker und Ärzte für ein medizintechnisches Gerät.
Dann dürfte dein Besuch dort genehm sein und solange du dich "artig" benimmst und keinen Streit mit den Mullahs anfängst, wird das eher nicht gefährlich sein. Vielleicht hofiert man dich sogar.
Als Tourist wäre ich zur Zeit vorsichtiger, weil...

Mach Dir nicht ins Hemd, es ist ein Land, wie jedes andere, Deutsche sind dort hoch angesehen.
...ich denke daß sich das gerade zumindest bei den Mullahs etwas ändert. Die bisher eher zurückhaltende und vermittelnde Politik von Deutschland ändert sich gerade. Die Mullahs sind jetzt auch hierzulande Russland-Support und damit Axis-of-Evil.

Und als Journalist würde ich da für kein Geld der Welt mehr hin. Das könnte sehr schief gehen.
 
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thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.445
9.867
Es kommt immer darauf an, was man in dem betroffenen Land vor hat.

Wer, wie in diesem Thread angeführt, zur Schulung von Personal an medizinischen Geräten ins Land kommt (was im Interesse des Regimes ist), hat deutlich weniger zu befürchten wie ein Investigationsjournalist....

Und wer sich dort nicht auffällig verhält, hat nichts zu befürchten..
Wir wissen nicht, in welchem Krankenhaus die Schulung gehalten wird.

Deine Risikoeinschätzung ist für den Iran aktuell jedenfalls falsch. Es ist umgekehrt so, dass die Teilnahme an Demonstrationen im Iran mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Verhaftung, Folter und ggf. Tod führt. Die Nichtteilnahme bedeutet nicht, dass man nichts zu befürchten hat.
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.445
9.867
Die Gefährdung durch die Mullahs ist nur ein Teil des Risikos. Vor drei Jahren wurde “versehentlich” ein Passagierflugzeug abgeschossen. Auch gibt es im Iran insbesondere Teheran ausreichend viele Ziele für die Dienste und die Streitkräfte von USA und Israel. Die Schwäche des Verbündeten Russlands erhöht die Instabilität. Im Iran wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren zu einem erheblichen Konfliktszenario kommen.
 

YoungMario

Erfahrenes Mitglied
07.12.2010
1.791
656
KLU/GRZ
Unabhängig von der tatsächlichen Gefahr, bedenke das aufgrund einer Reisewarnung durch das Auswärtige Amt die Rückholung im Ernstfall viel schwieriger und gegebenenfalls auch teurer sein kann. Im Allgemeinen (vor allem vor Corona) werden solche Reisewarnungen nur mit viel Bedacht ausgesprochen, weil die rechtlichen und auch wirtschaftlichen Implikationen nicht zu unterschätzen sind.
 
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globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
14.740
10.776
CPT / DTM
In den USA werden jährlich über 20.000 Menschen ermordet. Trotzdem reist Hinz und Kunz bedenkenlos dorthin und es gibt keine Reisewarnung...

Als Ausländer, so meine Erfahrung in sehr vielen Ländern dieser Welt, ist man sicherer als Nachts in Großstädten in Deutschland.

Angst essen Seele auf.
 

YoungMario

Erfahrenes Mitglied
07.12.2010
1.791
656
KLU/GRZ
...politischen Bedacht, ja...

deswegen ja auch meine Aussage, dass es auch um wirtschaftliche Implikationen geht. Ich will das nicht bewerten (einer meiner besten Freunde ist Handelsdelegierter, was der mir so alles erzählt - dagegen ist ja das horizontale Gewerbe harmlos) - aber die Konsequenzen aufzeigen, vor allem wenn aus diesem Grund die Versicherung eine Rückholung im Krankheitsfall nicht bezahlt.