01.11. Bodo-Gamlifjellet
Ich stehe pünktlich um 6 Uhr auf, um rechtzeitig fertig zu sein für meinen Bus Richtung Tverlandet. Ein Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Die ganze Stadt ist mit einer Schneeschicht bedeckt. Wenn schon hier unten so viel - wie mag es in den Bergen aussehen?
Ich packe meine Sachen zusammen und gehe erst einmal frühstücken. Die Auswahl ist passabel und einen Vollautomaten gibt es auch.
Also auschecken, das Handgepäck in die Gepäckaufbewahrung geben und raus geht es in den Schneeregen. Es ist nass kalt und windig. Nicht gerade die besten Aussichten für die kommenden Tage. Fahrkarte hatte ich mir schon in der Reis App besorgt. 39 NOK bis zum Ende der Linie ist akzeptabel.
35 Minuten später spuckt mich der Bus an der Haltestelle aus. Ich schalte mein GPS ein und suche nach der richtigen Straße, die mich zum Beginn des Wanderwegs zum Gammlifjellet bringt.
Zunächst geht es auf einem Wanderweg, dann weiter auf einen Feldweg durch den Wald. Die Landschaft sieht zauberhaft aus, aber immer wieder kommen Schneeschauer herunter.
Als ich nach 20 Minuten an einem Sportplatz ankomme, muss ich feststellen, dass ich den Abzweig nach oben wohl verpasst habe und stiefele etwas missmutig zurück. Der Weg ist als solcher nicht zu erkennen - nur dank GPS finde ich den Pfad, der recht steil den Hang hinauf führt.
Zunächst folge ich diesem bis zu einer Gabelung, dort orientiere ich mich zum Gammlifjellet. Mir ist inzwischen warm und ich muss mir etwas ausziehen, obwohl ich schon klitschnass bin.
Irgendwann wird der Pfad schmaler und ich verliere ihn komplett. Der Weg ist auch auf dem GPS nicht ganz klar auszumachen und schon lande ich das erste Mal im Sumpf, gottseidank noch nicht ganz nasse Füße. Ich montiere die Grödel an meine Schuhe und setze meinen Weg fort. Es schneit heftig.
Ich bin froh, die nächste Gabelung gefunden zu haben, denn hier muss ich erst einen Sumpf kreuzen und dann recht steil den Hang queren.
Ich land abermals im Sumpf und hole mir das erste Mal etwas nasse Füsse. Noch akzeptabel. Schließlich komme ich auf der Hochebene an und finde die erste Wegmarkierung, die leider hier im unteren Bereich fast alle zugeschneit und sehr schlecht zu erkennen sind. Immer wieder muss ich Stücke doppelt gehen, da es nicht weiter geht.
Immerhin gibt es hinter mir einen schönen Blick auf den Fjord.
Ich muss mich auf jeden Schritt konzentrieren, die Steine sind eisig gefroren und dazwischen gibt es tiefe Löche und Schneewehen. Nicht nur einmal sinke ich tief ein oder falle. Einige Male geht es nur auf allen vieren voran.
Während einer Pause checke ich den letzten Wetterbericht und sehe eine Unwetterwarnung mit einer heftigen Windfront von Westen - angeblich bin ich aber weit genug im Inneren.
Nach 4 Stunden Gehzeit erreiche ich den Abzweig weiter nach Nordosten. Ab hier sind auch Pfosten gesteckt, die teilweise besser zu sehen sind als die kleinen überschneiten Steine. Leider sind die nun folgenden 8km weder auf der Garmin Karte im GPS noch auf der Komoot Karte enthalten - auf dem Handy habe ich die UT.no die den Weg sauber anzeigt.
Ich passiere einige tückische Bachläufe, die leider sehr moorig sind und irgendwann habe ich mir eine Mittagspause hinter einem Felsen verdient.
Ich esse ein paar Riegel und trinke etwas. Nach zehn Minuten wird mir kalt und ich laufe direkt zur nächsten Markierung und schwupps stehe ich bis zu den Knien im Wasser. Dieses läuft mir eiskalt von oben in die Schuhe. Bei den Temperaturen hier ist das sehr gefährlich, ich trete den Rückzug zur Pausenstelle an, und mir erst den einen Schuh aus, Wasser auskippen, Sohle auswringen, dann wieder rein und das zweite noch mal. Toll ist es nicht, aber besser geht es gerade nicht.
Der Blick zurück entschädigt.
Leider sieht es wirklich dunkel aus und die paar Strahlen Sonne machen es auch nicht besser.
Es ist kurz nach 14 Uhr - noch eine Stunde bis Sonnenuntergang. Ich fange an, mir einen Platz für die Nacht zu suchen. Hier oben gar nicht einfach. Schneeheringe habe ich nicht dabei und der Boden ist 30cm hoch mit Schnee bedeckt. ich finde schließlich ein etwas geschütztes Plätzchen und versuche im Sturm mein Hilleberg Zelt aufzubauen. Gar nicht so leicht. Aus der Umgebung sammle ich 5 Felsen ein - jeweils so um die 30kg, an die binde ich die Abspannseile des Zeltes.
Jetzt erst einmal raus aus den Nassen Sachen. Meine schöne trockene Merinowäsche an, dann die Thermohose und die Daunenjacke sowie trockene Socken. Es geht gleich viel besser. Dann gibt es einen heißen Tee.
Die nächsten Stunden verbringe ich mit Lesen und Film schauen. Habe Offline Material auf dem Ipad dabei. Irgendwann döse ich dann auch weg.
Ich stelle fest, dass das Hilleberg für zwei Personen viel zu klein ist. Für die kommende Reise mit meiner Frau muss also was größeres her.