4-5-fach reicht allerdings vollkommen für so ziemlich alle erdenklichen Situationen aus. Tatsächlich schaffen es viele Leute sogar, einen kompletten Urlaub mit einer (umgerechnet) 35mm Festbrennweite zu bestehen, siehe Leica X1/X2 oder Fujifilm X100.
Ich persönlich verstehe diese Fixierung auf extreme Brennweiten und Megazooms in Mikrokameras ehrlich gesagt nicht, zumal man sie in der Praxis ohne Stativ oder Augensucher gar nicht richtig nutzen kann. Am langen Ende sind die Minikameras (eben weil sie in die Hosentasche passen müssen) dermaßen lichtschwach, dass man ISO-Einstellungen jenseits von Gut und Böse braucht, um eine bewegungsscharfe Verschlusszeit zu realisieren.
Das Ganze ist ein bisschen wie der Wunsch nach einem Auto mit 10 Vorwärtsgängen, dessen Motor jedoch nur 30 PS leistet, sodass es eh maximal 100 Sachen fährt.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich war und bin ein großer Fan von Megazooms, der All-in-one-Gedanke hinter einer Kamera, die zwischen Weitwinkel (24-28mm) und Supertele (400-800mm) bei ansehnloicher Bildqualität durchgehend einsatzfähig ist, ist zweifellos bestechend. Man denke nur an die Größe und das Gewicht einer vergleichbaren APS-C-DSLR-Ausrüstung, von den Kosten ganz zu schweigen. Allerdings muss eine solche Kamera zum einen optisch gewisse Mindestanforderungen erfüllen (und dazu ist eine gewisse Größe physikalisch erforderlich), und zum anderen muss ihr Handling so gestaltet sein, dass man diesen Brennweitenbereich auch in der Praxis sinnvoll nutzen kann. Das leisten bisher nur Bridge-Kameras.
Die Megazoom-Manie bei den Kompakten halte ich für einen Marketing-Gag, um ahnungslose Verbraucher zu beeindrucken. Irgendein Hersteller hat damit mal angefangen, und alle anderen haben nachgezogen. Seitdem schaukelt sich das zu immer neuen (Negativ-)Rekorden auf. Ähnliches gab es vor etlichen Jahren auch mal bei PCs, da wurde irgendwann die Taktfrequenz zum Maß aller Dinge und alle redeten nur noch darüber, wie viele MHz ein bestimmter Computer hatte. Die Prozessorarchitektur, die Festplatte, die Grafikkarte, die Busgeschwindigkeit – alles zweitrangig, beworben und gekauft wurde allein das Taktfrequenz/Preis-Verhältnis. Heute blickt man kopfschüttelnd auf diese Zeit zurück und fragt sich, wie die Leute seinerzeit so doof sein konnten. Ich hoffe sehr, dass man sich in zehn Jahren in ähnlicher Weise an ultrakompakte Hyperzooms für die Hosentasche zurück erinnern und dabei ein bisschen schämen wird.
Für attraktive Urlaubsbilder in guter Qualität sind Hosentaschenkameras wie die Ricoh GRD IV nicht schlecht. Die Kamera ist klein und lichtstark, man hat sie immer dabei, sie ist schnell und wunderbar für Schnappschüsse geeignet, und die Qualität kann sich trotz kleinem Sensor sehen lassen. Hier die Flickr-Gruppe:
Flickr: The Ricoh GR Digital 4 / GRD IV Pool