Weitere Erläuterungen dazu fände ich interessant.
ET hat systemische Probleme mit Crew Pairing, CRM, Recovery Training, Rostering und als fatalsten Punkt als Folge des letzten chronischer Übermüdung. Das wurde so in dem vernichtenden Unfallbericht zu ET409 festgestellt. Hat sich ET dieser Punkte angenommen und Gegenmaßnahmen eingeleitet? Nein, sie haben den Unfallbericht zurückgewiesen und abstruse Verschwörungstheorien (Sabotage...) aufgestellt. Dass die Punkte weiterhin valide sind, zeigt ein weiteres Fatigue-Event zwölf Jahre später, als 2022 beide Piloten einschliefen, über das Ziel hinausflogen und erst vom Warnsignal des sich ausklinkenden Autopiloten geweckt wurden. Hat sich ET jetzt des grundlegenden Problems angenommen? Nein, die Piloten wurden gefeuert, Problem erledigt, keine Gegenmaßnahmen erforderlich.
Die relevanten äthiopischen Akteure (Regierung, Behörden, Airlineführung) sehen Ethiopian Airlines als sakrosankt an, Fehler werden nicht gemacht, Fehler werden nicht zugegeben, Fehler werden nicht angegangen. Das Level der Verflechtung ist offensichtlich; dass die Regierung, die so tief mit der Airline verwoben ist, dass keine kritische Distanz und keine wirksame Kontrolle mehr möglich ist, zunehmend autokratisch agiert, hilft dabei nicht. Dass die Regierung ihre Airline in dem Zusammenhang zum Waffenschmuggel missbraucht, ist Ausdruck dieser politischen Gemengelage und der Flugsicherheit nicht zuträglich.
Admiral Cloudberg hat das mal sehr schön zusammengefasst:
A Boeing 737 crashes into the sea after the pilots become confused by their own inputs, but controversy lingers.
admiralcloudberg.medium.com
Nun ist selbst der unsicherste Flug immer noch sicherer als die sicherste Autofahrt, und entsprechend geht ja auch sogar bei unsicheren Kantonisten wie ET in den aller-aller-allermeisten Fällen alles gut - was mir persönlich dann auch ausreicht, um mit ihnen zu fliegen. Aber man muss sich des (auf sehr niedrigem Niveau aber erhöhten) Risikos bewusst sein.