Reine Polemik. Ich glaube nicht, dass hier jemand "Schlafsäle für alle" gefordert hat.
Doch. Einer schon.
Es ist aber unzweifelhaft richtig, dass die Einkommensunterschiede ansteigen.
Ist es nicht. Selbst das eher linkslastige DIW konnte dafür keine Belege finden, sondern eher für das Gegenteil (siehe link ein paar Beiträge weiter oben).
Ich kann durchaus verstehen, dass der Vorstand eines Dax-Unternehmens entscheidend mehr verdienen muss als ein Angestellter oder Arbeiter im gleichen Unternehmen: Mehr Verantwortung, mehr Lohn. Das ist ja richtig so.
Allerdings hat sich hier doch ein ziemlicher Missstand entwickelt: Während früher der Eigentümer eines Unternehmens mit seinem Privatvermögen haftete und für das Wohl der Firma einstand und darum auch deutlich mehr verdiente, ist es heute eher ein "Kommen und Gehen" in den Vorständen, eine Bindung zu Unternehmen ist damit kaum gegeben, geschweige denn der Einsatz privaten Kapitals oder privaten Risikos.
Auch hier stimmen Wahrnehmung und Wirklichkeit nicht überein: Forumsadequates Beispiel: Carsten Spohr war praktisch sein gesamtes Berufsleben bei LH, Simone Menne geht jetzt zwar, war aber 27 Jahre bei LH. Ob man nun deren Leistung gut findet oder nicht, von "Kommen und Gehen" kann keine Rede sein. Gibt genug weitere Beispiele aus anderen DAX-Unternehmen.
Ein anderes Thema ist die Haftung. Da bin ich bei Dir, daß jemand, der haftet, besser bezahlt werden sollte, als jemand, der "nur" Angestellter ist, auch wenn er sicher einen stressigen Job hat. Aber wie SOG bereits schrieb, man sollte nicht 50.000 Unternehmen in Deutschland mit den 0,1% (!) größten unter ihnen gleichsetzen.
Trotz alledem liegen mehrere Größenordnungen zwischen den Gehältern (oder Boni), letztlich aus dem Grund heraus, dass diejenigen, die die Boni bekommen, identisch oder sehr nahe an denen sitzen, die sie bestimmen.
Ich kann verstehen, dass ein Vorstandsmitglied bestimmt zwei bis drei Größenordnungen mehr für ein Unternehmen leistet als ein anderer Angestellter, aber das *momentane* Verhältnis finde ich nur noch irrsinnig und steht in keinem mir verständlichen Verhältnis.
Weil wir in unserer Mediengesellschaft immer mehr auf die Extremwerte fokussieren. Es gibt ein paar 100 angestellte Manager (wenn es überhaupt so viele sind), deren Gehaltshöhe in der Tat schwer verständlich ist, da bin ich bei Dir. Aber das ist doch nicht prägend für die sogenannte "Einkommensschere". Wenn wir darüber sprechen, wie sich die "unteren" zu den "oberen" Einkommen entwickelt haben, dann vergleichen wir mal die untersten 10% mit den obersten 10%. Das sind dann 400.000 unten und 400.000 oben. Da dürfte sich keine Schere öffnen. Oder die untersten 1% mit den obersten 1%. Da kann man dann vielleicht erste Ansätze einer Schere erkennen, aber auch nur, weil die obersten 40.000 durch die obersten 200 geprägt sind. Wer bei den obersten 40.000 auf Platz 39.999 liegt, hat sicher ein tolles Gehalt, aber im Trend dürfte die Schere für ihn eher zu- als aufgegangen sein.
Zumal die "richtig irren Preise" ja da erst losgehen: Private Jets gibt es ja auch noch. Nur, ob es wirklich gerechtfertigt ist, dass diejenigen, die sich solche Preise leisten können, das Geld verdienen, mit denen sie diese Preise bezahlen: Sagen wir so: Mir kommen gewisse Zweifel ob dem Verhältnis zwischen Leistung und der Entlohnung.
Yep, wie oben schon gesagt, bei gewissen Extremfällen kommen mir diese Zweifel auch. Aber extreme Ausreißer sind eben nicht repräsentativ, auch wenn die Boulevard-Presse gerne mit Extremfällen Stimmung macht. Und wer fliegt denn Private Jet? Neben den Middelhoffs dieser Welt dürften da eher überdurchschnittlich viele Leute dabei sein, die nach einem Ball treten, nach einem schlagen, Platten auflegen oder ihr Gesicht in jede Kamera halten. Aber das ist ja auch so ein Problem in unserer Gesellschaft: Wenn einer schneller laufen oder fester gegen den Ball treten kann, finden das alle supi! Da ist dann kein Gehalt hoch genug. Wenn einer (nur) gut aussieht, dann ist das nicht ganz so supi, aber immer noch ok. Wenn einer aber schneller denken kann, dann ist das phöse, suspekt und geht bestimmt nicht mit rechten Dingen zu.