Es bleibt beim Pferdefuhrwerk auf Juist...
...welches aber leider nicht mehr zum Flugplatz verkehrt. Auch der Hafen wird von den Fuhrwerken nicht angefahren. Das Linienfuhrwerk fährt Juist Ort (ab Rettungsschuppen), Schiffchenteich, Lokschuppen, Loog.
Die Zukunft der Flugplatzanbindung ist nach der Ablehnung einer Elektro-Wegebahn die Fahrrad-Rikscha mit vier Sitzplätzen, sieht dann so aus:
Ich war vergangenen Freitag an der Küste, um die neue Linie nach Juist mal auszuprobieren. Die telefonische Buchung funktioniert über die Handynummer schnell und unkompliziert, allerdings fliegt Scandinavian Seaplanes keine "echte" Linie zu den Zeiten wie in den Flugplänen veröffentlicht. Es gilt, analog zu den online buchbaren Wasserrundflügen in den norwegischen Fjorden eine Mindestabnahme von zwei Tickets pro Flug. Dies verkompliziert für Einzelreisende, wie in diesem Fall mich, die Terminfindung für einen buchbaren Tagesrückflug.
Das Terminal in Norddeich ist, anders als bei meinen Flügen mit Baltrum Flug im April dieses Jahres, wieder geöffnet. Gleichzeitig hat der "Inselparker" von Frisia das Kassensystem und die Schranke für den Parkplatz wieder aktiviert. Ein Tagesticket kostet sieben Euro.
Allerdings wird das Terminal von Scandinavian Seaplanes nur marginal genutzt, die meisten Plissees sind heruntergelassen und in der Halle brennt eine einzelne Lampe über dem Check-In-Tresen. Der Bodendienstmitarbeiter von Seaplanes kassiert den Ticketpreis in bar, dies ist hier in NOE nur für den Hinweg möglich, während die Ausstellung eines Beleges leider nicht möglich ist. Flugzeug und Pilot haben ihre Basis auf Juist in der Jubi Bildungsstätte am JUI, der Bodendienstmitarbeiter im Wohnmobil auf dem NOE-Parkplatz. Das Handling ist also noch etwas provisorisch.
Das Wetter für den Tagesausflug war auch nur semi-optimal, vor dem nächsten großen Schauer kam die heute auf der Strecke eingesetzte Cessna U206G LN-HOE mit zwei Passagieren herein. Das Aussteigen verzögerte sich kurz, da ein Passagier auf einen Rollator angewiesen war und die C206 bei Einschränkungen der Beweglichkeit von Fluggästen etwas schwierig zu be- und entladen ist. Daher verzögerte sich mein vorzeitiger Abflug, ein neuer Schauer zog auf und musste abgewartet werden. Pünktlich zur gebuchten Abflugzeit ließ der Regen nach, der Pilot sammelte mich ein und durch köcheltiefes Wasser auf dem Verbundpflastervorfeld von NOE bestiegen wir die Cessna.
Kurz nach dem (Wasser)-Start auf der gut befeuchteten Piste von NOE kam über dem Watt schon die nächste Regenfront in Sicht. Auf Höhe des Riffgat kam mit Norderney leider nur die "falsche" Insel in Sicht. Der Flugplatz JUI blieb auch nach zwei geflogenen Vollkreisen in einer dichten Regenwand unsichtbar.
Also wurde der Flug abgebrochen und es ging zurück nach Norddeich. Nach der Landung sollte laut Wetterapp sich das Flugwetter in etwa einer Stunde bessern, so vereinbarten wir einen neuen Start zu dieser Zeit. Der Regen in NOE ließ aber bereits kurz darauf nach, während über Juist noch schwarze Regenwolken hingen.
Die Cessna U206G Stationair 6 ist mit Baunummer 5143 und Baujahr 1979 mittlerweile stolze 46 Jahre alt. An der etwas abgewohnten Inneneinrichtung mit nicht mehr ganz taufrischen blauen Kunstledersitzen ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Das ist schon eine Verschlechterung der "Hardware" auf der Strecke gegenüber den zuvor eingesetzten und teilweise mit neuer Innenausstattung versehenen Islander der FLN für die Juister. Bei dem starken Regen war auch die doppelflügelige Ladetür rechts nicht dicht und einiges Wasser fand den Weg ins Flugzeuginnere. Die Cessna lässt doch echtes "Buschfliegerfeeling" mitten in Deutschland aufkommen.
Nach einer Stunde Wartezeit konnte es erneut losgehen, zweiter Anflugversuch auf JUI:
Diesmal war mit Juist auch die "richtige" Insel in Sicht:
Die Cessna 206 rollt und fliegt langsamer als ein Islander , die Flugdauer NOE-JUI beträgt etwa sieben bis acht Minuten, mit Rollzeiten dauert der Spaß über zehn Minuten.
Auf Juist angekommen, hatte ich bedingt durch die wetterbedingte Verspätung nur Zeit, die Cessna kurz abzulichten, zum Strand zu gehen und im wieder eröffneten Flugplatzrestaurant etwas zu essen.
Auf den Rückflug waren neben mir drei weitere Passagiere mit reichlich Gepäck gebucht, das Buschfliegerfeeling hielt an, da die Abfertigungscontainer in JUI nach Einstellung der Strecke durch den FLN entfernt worden sind. Die Bodenmitarbeiterin von Scandinavian Seaplanes, die auch die telefonischen Reservierungen des Buchungstelefons entgegen nimmt, vereinnahmte die Flugpreise für den Rückflug aller vier Passagiere aus dem Fahrradkörbchen heraus. Leider waren auch hier keine Zahlungsbelege möglich. Das Übergepäck meiner Mitreisenden mussten diese allerdings in Norddeich nachlösen, da Seaplanes auf Juist noch über keine Waage verfügt. Auch hier dauerte das Boarding deutlich länger als bei einem Islander.
Auf dem Bild oben alle "Abfertigungseinrichtungen" von JUI

. Der Rückflug startete dennoch vor der gebuchten Zeit, da erneut ein Regengebiet drohte den Flug zu verspäten und zu erschweren.
Mein Fazit: Die Operation von Scandinavian Seaplanes auf NOE-JUI ist noch sehr provisorisch und benötigt noch mehr Routine oder Professionalität um an den Service des vorherigen Betreiber FLN heranzukommen und dauerhaft eine profitable Zukunft, vor allem aber Attraktivität und Zuverlässigkeit für Juister und Gäste zu haben. Ich werde die Entwicklung weiter genau beobachten, wenn ich wieder in Ostfriesland unterwegs bin.