Um als erstes die letzten Kommentare zu beantworten:
@ mainz2013: mit dem FS wirst Du hoffentlich genauso zufrieden sein wie wir.
@ Bilbo: die genaue Greenfeestruktur kann man auf den Internetseiten des Kau Sai Chau Public Golf Course recht gut einsehen. Die heutige Rechnung belief sich glaube ich auf 1030 HKD. Darin sind enthalten 840 HKD Greenfee für Internationale Gäste auf dem North Course (der einzige der drei 18-Loch-Plätze, den man zu Fuß bewältigen darf!), 2 x 70 HKG für die Fähre zum Golfplatz und zurück für 2 Personen sowie eine Zusatzgebühr von 50 HKD für einen "Private Bag Carrier", also einen persönlichen Caddie. Dies war für mich die einzige Möglichkeit, Madame mitzunehmen, die mich auf den Golfplätzen immer begleitet. Für die 50 HKD durfte sie dann auch ein schönes gelbes Leibchen anziehen, welches sie gegenüber der Platzaufsicht als "Caddie" identifizierte.
Hinzu kamen dann noch 2 x 240 HKD für das Taxi vom Hotel nach Sai Kung, also Summasummherum 1.500 HKD für den ganzen Spaß. Ich sach mal das war´s auf alle Fälle wert.
4. Tag: meine erste Golfrunde in Asien
Frühstück wieder in der "Blue Bar", heute das Spiegelei von Madame etwas glibberig (over "sehr" easy), dafür Vermeidung der gestrigen Kaffeekatastrophe durch Bestellung eines Café Latte mit extra viel Milch. Meins "over well" genaaaauuu richtig.
Rauf auf´s Zimmer, umgezogen, allgemeinen Brassel in die zwei Schuhtaschen verklappt, runter, Taxi geordert. Golftasche wurde mir schon beim Verlassen des Fahrstuhls abgenommen ...
Der erste herbeigewunkene Taxichauffeur hat gleich abgewunken. Entweder wußte er nicht, wo Sai Kung ist oder er hatte keinen Bock. Währenddessen eilte gestern erwähnte junge Dame, die mir im Vorfeld diverse Informationen über die verschiedenen Golfclubs besorgt hatte, herbei und wünschte uns einen schönen Golftag. Der zweite Taxichauffeur wußte Bescheid und hat uns in gut 30 Minuten für 240 HKG dorthin gebracht, wo wir hinwollten. Zum Sai Kung Ferry Pier.
Zwischennotiz: der "Hong Kong Jockey Club Kau Sai Chau Public Golf Course" ist gewissermaßen ein Geschenk des Hong Kong Jockey Club (die wohlhabendste und wichtigste Institution Hong Kongs wenn es darum geht, irgendwelche gemeinnützigen Dinge zu unterstützen) an die Teile der Bevölkerung von Hong Kong, die sich eine Mitgliedschaft in einem der drei privaten Golfclubs nicht leisten kann ("Hong Kong Golf Club", die "große alte Dame des Hong Kong`er Golfsports mit tiefer Verwurzelung im kolonialen Erbe der Briten, "Clearwater Bay GC" (in gleicher Richtung wie Kau Sai Chau aber nicht ganz so weit und auf dem Festland nordöstlich von Kowloon) und "Discovery Bay GC" (auf der Insel Lantau).
Der Kau Sai Chau Public Golf Course besteht aus drei 18-Loch-Plätzen, East (angeblich der beste der drei), South (einziger Platz auf dem man auch 9 Löcher spielen kann) und North Course (Gary Player Design und wie gesagt der einzige, der ohne Elektrocart gespielt werden darf). Die drei Plätze befinden sich allesamt auf der Nördlichen Hälfte der Insel Kau Sai Chau (die südliche Hälfte ist ein Naturreservat), die nur mit einer Fähre erreicht werden kann. Hört sich kompliziert an, ist aber hervorragend durchorganisiert.
Die Geschichte und andere Zusammenhänge sind ebenfalls auf der website des Clubs interessant dargelegt.
Nach der Ankunft am Pier haben wir ein paar Minuten offenbar etwas ratlos herumgestanden, ein freundlicher Mann kam, fragte ob wir Golf spielen wollen und sagte, daß der Anleger für den Golfplatz 100 Meter weiter sei. Sehr freundlich.
Der "Shuttlebus zum Golfplatz" fährt alle 20 Minuten:
Auf der 20-minütigen Überfahrt kommt man an ein paar kleinen Inseln, eine davon mit natürlichen Höhlen, andere mit kleinen Sandstränden, vorbei, bevor man am Anleger auf der Insel Kau Sai Chau landet. Dort Allemann in einen Bus, fünf Minuten den Berg hoch, überdachte Vorfahrt wie ein Hotelentré, ab zum Einchecken, Greenfeeausweis, Fährticket für die Rückfahrt und Caddieausweis für Madame. Schuhe im Locker Room für 5 HKD (gibt´s hinterher zurück) eingeschlossen, noch einen schnellen Kaffee, ein kurzer Blick über´s Gelände, ein kostenloses Golfwägelchen gegriffen und ab zum ersten Abschlag. Bekanntmachung mit den drei Mitspielern (zwei können auf Englisch kommunizieren und sind in der gleichen Handicapklasse wie ich, einer radebrechend und etwas unerfahrener, aber alle sehr freundlich).
Der North Course, das geübte Auge sieht es schon aus dem Bus heraus, ist einfach oberaffentittengeil. Gary Player hat die Natur nicht vergewaltigt, sondern ausgenutzt (eigentlich schade, daß der Mann zumindest latent ein Rassist ist). Massenhaft ursprünglich Vegetation links und rechts und mittendrin, viiiele Vögel, Schildkröten in den Teichen, laut Information auch mal ein Hirsch und auch Schlangen, ein nur nachts in Betrieb befindlicher Elektrozaun schützt den Platz vor Wildschweinen (Wildschweine können auf Golfplätzen in allerkürzester Zeit katastrophale Schäden verursachen).
In weiteres sehr interessantes Detail sind die diversen alten Grabstätten von dort irgendwann mal ansässigen Fischern, die beim Bau der Plätze 1994 nicht angetastet wurden. Wer seinen Ball dort hinschlägt, hat ihn herauszuholen und darf ohne "Strafe" von anderer Stelle weiterspielen.
Die Qualität der Anlage ist hervorragend, sehr gute Fairways, das Gras wegen seiner "rauhen" Konsistenz für Europäer etwas gewöhnungsbedürftig, relativ langsame Grüns aber in sehr gutem Zustand, d.h. ohne Löcher, nicht holprig und gut zu spielen. Es geht bisweilen ordentlich rauf und runter, man spielt über Schluchten mit ursprünglicher Vegetation, man spielt bergauf, man spielt bergab, man spielt über Wasser, man hat tolle Ausblicke. Ein sehr interessanter Platz, der nicht langweilig wird. Entfernungsmarkierungen auf allen Sprinklerdeckeln aber keine illustrierten Schilder an den Abschlägen, nur sehr klein gedruckte Skizzen mit wenigen Enfernungsangaben auf der Scorecard, also hat der Weitsichtige gewisse Probleme, wenn er, so wie ich, keinen Entfernungsmesser hat ...
Laut Aussage des freundlichen Herrn am Fähranleger die beste öffentliche Golfanlage in ganz Asien. Vergleichsobjekte kenne ich (noch) nicht, also lass´ich das mal so stehen ...
Ach so, es war, wie die Fotos wahrscheinlich zeigen, bedeckt, dabei 29°C warm und ziemlich schwül. Trotz Insellage nur selten ein leichter Windhauch. Ergo eine ziemlich "ölige" Angelegenheit ...
Ein paar Impressionen:
Erste Aussicht:
Holz 3 mittig über den ersten Fairwaybunker, die anderen haben auch mit dem Driver keine Chance ...
Hybrid #4 zum hinteren Grünrand, 2 Putts zum Par, der erste mit 1,5m break.
Eisen 6, 2 Putts zum Par:
9. Loch, heutiges Abschlußloch (Start an der 10), ein mörderisch langes Par 4 (über 400m bergauf):
Ein wunderschöne Runde.
Danach schnell eine eiskalte Cola reingezischt, ein bißchen abgespült, rein in den Bus, runter zum Anleger, Fähre kommt schon:
In Sai Kung ein rotes Taxi erwischt (die grünen fahren nicht vom Festland nach Hong Kong Island), Fahrer hat nach Vorlage der vom Hotel eigens zu diesem Zweck zur Verfügung gestellten Karte mit Adresse auf Chinesisch auch gleich gewußt wohin, ist dann eine andere Strecke hinten um Kowloon herum zum westlichen Hafentunnel gefahren, bißchen Sightseeing durch die Backstreets von Kowloon sozusagen. War aber weder langsamer noch teurer als der Hinweg.