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4. Tag
Auch heute weckte mich die von einem wolkenlosen Himmel scheinende Sonne. So ein klares Winterwetter hatte ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nie erlebt und das bei angenehmen Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad tagsüber. Ich blieb noch eine halbe h im Bett, heute sollte es erst um 9h losgehen.
Nach ein paar Seiten im mitgebrachten Buch, in dem die Autorin anhand ihrer Familiengeschichte sehr anschaulich und durchaus packend 100 Jahre syrischer Geschichte erzählt, schwang ich mich auf in die Dusche und ging nach unten. Hassan klingte nach einigen Minuten am Tor und wir gingen raus in die engen Gassen der Damaszener Altstadt. Hier herrschte wie immer um diese Zeit bereits Hochbetrieb: Gemüse- und Lebensmittelhändler hatten ihr Angebot aufgebaut, sogar Antiquariate und Handwerker bereits ihre Geschäfte geöffnet. In einer winzigen, seit Generationen bestehenden Institution für Hummus, Foul und andere sättigende Köstlichkeiten bestellten wir dicke Bohnen und Kichererbsen in gut mit Knoblauch gesättigten Hummus, zu denen wie überall ein Tellerchen mit eingelegtem Gemüse gereicht wird. Ich liebe diese Orte und ziehe sie gern irgendwelchen langweiligen Hotelfrühstücks vor.
Nach diesem reichhaltigen Frühstück rief der vor der Tür wartende Fahrer an, wir stiegen ins Auto und fuhren in südlicher Richtung durch dichten Verkehr an Shopping Malls und Eselskarren vorbei stadtauswärts die Autobahn in Richtung jordanischer Grenze. Unser heutiges Ziel war die aus römisch-nabatäischer Zeit stammende Ausgrabungsstätte Bosra Eski Sham in der Daraa-Provinz, welche gemeinhin mit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs in Verbindung gebracht wird. Im März 2011 war hier eine Gruppe von Teenagern, die regimekritische Graffiti an ihre Schule gesprüht hatten, festgenommen und in Haft schwer gefoltert worden. Dies nährte erste öffentliche Proteste in der Provinzhauptstadt (und wenige Wochen später im gesamten Land), die wiederum durch die syrische Armee niedergeschlagen wurden. Nach heftigen Kämpfen vor allem in den Jahren 2011 und 2012 fiel die Provinz weitestgehend an regimekritische Kräfte. Mit russischer Unterstützung erfolgte jedoch eine Rückeroberung der Provinz durch das syrische Militär, die 2018 mit einem Rekonzilierungsvertrag (dessen Einhaltung von der russischen Militärpolizei überwacht wird) zwischen mehreren (aber nicht allen) lokalen Rebellengruppen und der Assad-Regierung abgeschlossen wurde.
Nach 100km auf der Hauptstraße bogen wir nach Osten in eine Landstraße ab, die 40 weitere km durch eine landschaftlich eindrucksvolle und landwirtschaftlich intensiv genutzte (v.a. für Olivenanbau) Ebene aus Vulkangestein/-böden führt. Hier passierten wir mehrere Posten der lokalen Miliz, weit und breit keine Assad-Portraits in Sicht. Auffällig war hingegen der hohe Grad der Zerstörung der allermeisten Dörfer unterwegs, kaum eine Wand hatte keine Einschusslöcher, viele Ruinen und Autowracks säumten die Straße. Nichtsdestotrotz herrschte viel Leben, von ausgestorbenen Siedlungen keine Spur.
Anderthalb h nachdem wir Damaskus verlassen hatten, hielten wir vor dem Eingang des riesigen Amphittheaters von Bosra, das mit 15.000 Sitzplätzen mit Abstand größte im östlichen Mittelmeerraum. Ein fliegender Händler, der mich sofort mit vergilbten Postkarten, Büchern und „antiken“ byzantinischen Münzen belagerte, erklärte, dass ich der erste Besucher seit zwei Wochen wäre. Während der Fahrer sitzen blieb (!), gingen Hassan, der auch seit Beginn des Krieges nicht mehr hier gewesen war, und ich durch das Tor und ich war ziemlich überwältigt:
So etwas sieht man in der Tat nicht alle Tage. Außer mir war nur noch ein halber Truppentransporter russischer Militärpolizisten (überwiegend Tschetschenen und vor allem mit Selfies beschäftigt) in der grandiosen, im 2. Jahrhundert aus dunklem Basaltgestein gebauten (und früher überdachten) Anlage unterwegs, die im Krieg so gut wie keine Schäden abbekommen hatte. Vor dem Kriegsausbruch, zuletzt 2010, fanden hier jährlich im September Musikfestivals statt, u.a. war Julio Iglesias aufgetreten.
Wir machten einen ausgiebigen Rundgang durch die Katakomben und das Museum oberhalb der Bühne.
Auch heute weckte mich die von einem wolkenlosen Himmel scheinende Sonne. So ein klares Winterwetter hatte ich, soweit ich mich erinnern kann, noch nie erlebt und das bei angenehmen Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad tagsüber. Ich blieb noch eine halbe h im Bett, heute sollte es erst um 9h losgehen.
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Nach ein paar Seiten im mitgebrachten Buch, in dem die Autorin anhand ihrer Familiengeschichte sehr anschaulich und durchaus packend 100 Jahre syrischer Geschichte erzählt, schwang ich mich auf in die Dusche und ging nach unten. Hassan klingte nach einigen Minuten am Tor und wir gingen raus in die engen Gassen der Damaszener Altstadt. Hier herrschte wie immer um diese Zeit bereits Hochbetrieb: Gemüse- und Lebensmittelhändler hatten ihr Angebot aufgebaut, sogar Antiquariate und Handwerker bereits ihre Geschäfte geöffnet. In einer winzigen, seit Generationen bestehenden Institution für Hummus, Foul und andere sättigende Köstlichkeiten bestellten wir dicke Bohnen und Kichererbsen in gut mit Knoblauch gesättigten Hummus, zu denen wie überall ein Tellerchen mit eingelegtem Gemüse gereicht wird. Ich liebe diese Orte und ziehe sie gern irgendwelchen langweiligen Hotelfrühstücks vor.
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Nach diesem reichhaltigen Frühstück rief der vor der Tür wartende Fahrer an, wir stiegen ins Auto und fuhren in südlicher Richtung durch dichten Verkehr an Shopping Malls und Eselskarren vorbei stadtauswärts die Autobahn in Richtung jordanischer Grenze. Unser heutiges Ziel war die aus römisch-nabatäischer Zeit stammende Ausgrabungsstätte Bosra Eski Sham in der Daraa-Provinz, welche gemeinhin mit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs in Verbindung gebracht wird. Im März 2011 war hier eine Gruppe von Teenagern, die regimekritische Graffiti an ihre Schule gesprüht hatten, festgenommen und in Haft schwer gefoltert worden. Dies nährte erste öffentliche Proteste in der Provinzhauptstadt (und wenige Wochen später im gesamten Land), die wiederum durch die syrische Armee niedergeschlagen wurden. Nach heftigen Kämpfen vor allem in den Jahren 2011 und 2012 fiel die Provinz weitestgehend an regimekritische Kräfte. Mit russischer Unterstützung erfolgte jedoch eine Rückeroberung der Provinz durch das syrische Militär, die 2018 mit einem Rekonzilierungsvertrag (dessen Einhaltung von der russischen Militärpolizei überwacht wird) zwischen mehreren (aber nicht allen) lokalen Rebellengruppen und der Assad-Regierung abgeschlossen wurde.
Nach 100km auf der Hauptstraße bogen wir nach Osten in eine Landstraße ab, die 40 weitere km durch eine landschaftlich eindrucksvolle und landwirtschaftlich intensiv genutzte (v.a. für Olivenanbau) Ebene aus Vulkangestein/-böden führt. Hier passierten wir mehrere Posten der lokalen Miliz, weit und breit keine Assad-Portraits in Sicht. Auffällig war hingegen der hohe Grad der Zerstörung der allermeisten Dörfer unterwegs, kaum eine Wand hatte keine Einschusslöcher, viele Ruinen und Autowracks säumten die Straße. Nichtsdestotrotz herrschte viel Leben, von ausgestorbenen Siedlungen keine Spur.
Anderthalb h nachdem wir Damaskus verlassen hatten, hielten wir vor dem Eingang des riesigen Amphittheaters von Bosra, das mit 15.000 Sitzplätzen mit Abstand größte im östlichen Mittelmeerraum. Ein fliegender Händler, der mich sofort mit vergilbten Postkarten, Büchern und „antiken“ byzantinischen Münzen belagerte, erklärte, dass ich der erste Besucher seit zwei Wochen wäre. Während der Fahrer sitzen blieb (!), gingen Hassan, der auch seit Beginn des Krieges nicht mehr hier gewesen war, und ich durch das Tor und ich war ziemlich überwältigt:
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So etwas sieht man in der Tat nicht alle Tage. Außer mir war nur noch ein halber Truppentransporter russischer Militärpolizisten (überwiegend Tschetschenen und vor allem mit Selfies beschäftigt) in der grandiosen, im 2. Jahrhundert aus dunklem Basaltgestein gebauten (und früher überdachten) Anlage unterwegs, die im Krieg so gut wie keine Schäden abbekommen hatte. Vor dem Kriegsausbruch, zuletzt 2010, fanden hier jährlich im September Musikfestivals statt, u.a. war Julio Iglesias aufgetreten.
Wir machten einen ausgiebigen Rundgang durch die Katakomben und das Museum oberhalb der Bühne.
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