Was ist das Problem einen bisschen Bargeld dabei zu haben? Ich zahle im Moment > 98% aller Ausgaben mit Karte (Eigentlich ist nur die Bagel-Bäckerei um die Ecke cash only), habe aber immer ein Paar 5 CAD Scheine in der minimalistischen Geldbörse, eben genau um den Tip da abzugeben wo ich ihn haben will.
Das Problem nennt sich "Münzgeld". Wenn es 1 € als Papiergeld geben würde, würde ich das eventeuell tatsächlich so handhaben. Aber Münzen sind nervig. Wenn man minimalistisch nur eine Kartenmappe hat, passen dort keine Münzen rein. Wenn man (so wie ich das gerne mache) gar kein Portemonnaie - also auch keine Kartenmappe - dabei hat, sondern stattdessen nur noch das Smartphone und Karten + Bargeld in der Handy-Hülle Platz finden müssen, wird es noch schwieriger. Hab so ne Cover-Hülle an meinem Smartphone, die man wie ein Buch aufklappen kann. Da ist vorne im Deckel Platz ist für 2 Karten (=Ausweis + Girocard für den Fall das Zahlung mit der in Google-Pay hinterlegten Kreditkarte nicht funktioniert und/oder der Akku leer ist). Zwei oder drei Geldscheine passen dort auch noch gut mit rein. Habe für Notfälle meistens noch 80 € in bar dabei. Damit ist die Handy-Mappe dann aber auch schon voll. Münzen kann ich dort definitiv keine reintun. Wenn ich Münzen habe, kann ich die nur lose in die Hosentasche stecken. Hat dann zur Folge, dass die Tasche bei jedem Schritt klimpert. Toll. Nicht.
Und wenn du jetzt sagst "5-€-Schein": Das ist für mich keine Alternative. Wenn ich mal 1 oder 2 € Trinkgeld gebe, ist das für meine momentanen finanziellen Verhältnisse schon "viel". Würde behaupten, dass die ach so armen Servicekräfte in ihren "prekären Verhältnissen" tatsächlich ein höheres Einkommen haben als ich. Bin momentan Student mit 450 € Nebenjob und zusätzlich noch etwas Geld von meinen Eltern für Miete + Nebenkosten. Großzügig mit Trinkgeld um mich werfen kann ich damit nicht. Da wird (sofern der Service gut war) anstandshalber auf den nächsten ganzen Euro aufgerundet und dann muss auch gut sein. Bin froh, wenn ich mir hin und wieder überhaupt auswärts Essen leisten kann.
Die in diesem Zusammenhang geltenden gesellschaftlichen Konventionen bei Trinkgeld in geringer Höhe sind übrigens ein weiterer Grund, warum Kartenzahlung + separate Trinkgeldzahlung mit Bargeld für mich problematisch wäre. Wenn ich z.B. eine Rechnung in Höhe von 19,65 € bekomme und ich runde das auf 20 €, ist das zwar mit Sicherheit sehr knausrig und eigentlich "zu wenig", aber es ist noch im Bereich dessen, was gesellschaftlich akzeptabel ist. Einfach weil Runden auf grade Summen praktisch / logisch sinnvoll ist. Habe noch nie jemanden erlebt, der deswegen verärgert gewesen wäre.
Spielen wir genau das gleiche Szenario nochmal mit Kartenzahlung + Trinkgeld in bar durch: Was wird wohl passieren, wenn ich jetzt anfange, 35 Cent zusammenzusuchen? Weil ich es zufällig grade nicht anders dabei habe, vielleicht sogar eine bunte Mischung aus 1-, 2- und 5-Cent-Münzen? Ich möchte mit dir wetten, wenn ich dem Kellner diese Kupfer-Sammlung in die Hand drücke, wird der beleidigt sein!
Am Ende macht man sich mit so einer Aktion mehr kaputt als dass es nützt. Wenn man da in Zukunft nochmal hin möchte und daher keinen negativen Eindruck zu hinterlassen möchte, wäre es in dem Fall tatsächlich besser, einfach gar kein Trinkgeld zu zahlen.
Ideallösung wäre natürlich 1 € Trinkgeld zu zahlen. Aber was soll man tun, wenn das eigene Geld extrem knapp ist? Ab und an, wenn der Service wirklich herausragen gut war, mache ich das sicherlich. Aber grundsätzlich muss ich momentan wirklich jeden einzelnen Euro zweimal rumdrehen. In großzügiger Gönnermanier Trinkgeld mit offenen Händen verteilen, kann ich mir schlicht und einfach nicht leisten. Manchmal müssen da Kleckerbeträge, wie z.B. die 35 Cent aus dem oberen Beispiel reichen. Und wenn das per Kartenzahlung nicht möglich ist, dann werden eben auch diese paar Cent gestrichen.