THIRTYSIX
CMB2BKK; 1.487 Miles; 03:06h
Es ist kurz von 23 Uhr Ortszeit in CMB. CX hat mich pünktlich gen Sri Lanka gebracht. Ich bin seit knapp 40 Stunden auf den Beinen. Das erste Hotelbett in Hong Kong ist noch zwei Segmente entfernt. In zehn Stunden sollte ich es geschafft haben. Grund zur Freude. Um die Auswirkungen des Typhoons kümmere ich dann ausgeschlafen in Hong Kong. Soweit der Plan.
Transferdesk CMB. Bordkarten für neues Ticket CMB-BKK-HKG abholen. UL 888 soll mich um 01:10 Uhr nach Bangkok bringen. Ich tue mir schwer, dem English des Agenten am Counter zu folgen und schnappe nur Bruchteil mässig auf, dass man mich auf einen früheren EK-Flug ex Bangkok umgebucht hat weil CX wohl Verspätung hat. Das ist irgendwie seltsam aber ok.
Freundlich wird mir die Bordkarte für den Flug CMB-BKK über den Tresen geschoben und meine müden Augen erkennen Boarding Zeit: 05:45 Uhr. WTF ?
"Sir, the flight is scheduled to depart at 01:10am, no?"
"No, as i said we have a delay, flight is now leaving at 06:45am! We have rebooked you on the later EK flight out of BKK leaving BKK 3:45pm"
Nun ergibt die EK-Buchung plötzlich Sinn und mir schwant Übles hinsichtlich der Ankunftszeit im ersehnten Hotelbett in HKG.
Die nächsten 15 Minuten vergehen mit der Abklärung möglicher Alternativen um den Nachtstop in CMB zu umgehen. Um es kurz zu machen: UL spielt nicht wirklich mit. CX zurück nach HKG machen sie nicht mit. MH gen KUL und dann weiter nach HKG scheitert an freien Plätzen auf dem Anschluss KUL-HKG. Es bleibt bei sieben Nachtstop in CMB.
"So, 06:45am departure is final? No more delays ?"
"Yes Sir. The plane is ready to fly and will depart DOH soon!"
Na denn.
Widmen wir uns der Frage, was ich jetzt mit dem "angefangenen Abend" in CMB mache. Dank dem CX-Flieger am Gate, springt hier auch CX-Personal rum. Gelegenheit also, mal wegen des Typhoon und meines weiteren Tickets ex HKG Fakten zu schaffen.
Zum Personal am Gate ist nicht durchzukommen. Das Sicherheitspersonal lässt mich nicht die 15m zum Counter. Man wird Bescheid sagen, dass jemand kommt. Während der Wartezeit auf jemanden von CX gibt es Tee als Trost.
CX Agent versteht meine Problematik kann aber ohne das Ticketing-Office in der Stadt nichts machen. Das öffnet natürlich erst wieder morgen früh. Zurück auf los und zu der Frage, was nun ?
Sri Lankan Lounge wird derzeit renoviert. Es gibt eine "Behelfslounge" in der Lobby des Transit-Hotels. Die allein lohnt schon wegen der "Experience". Es gibt Internet. Punkt.
Mittels Skype versuche ich, irgendeine CX-Hotline rund um den Globus zu erreichen. No Chance. Belegt. Nicht offen. Belegt. Nicht offen. Belegt. Belegt. Nicht berechtigt...
Mittlerweile ist es kurz nach 1 Uhr nachts. Zurück zum Transferschalter und wegen eines Hotels fragen. Das lohnt zwar eigentlich nicht mehr wirklich, ist aber besser, als die Nacht sich in der Behelfslounge um die Ohren zu schlagen. Primär noch nicht mal wegen des Betts, sondern aufgrund der Beschäftigung.
Hotel ist kein Problem. Ich bekomme einen Papierwisch und soll mich damit nach der Immigration beim UL-Schalter melden.
Gesagt, getan. Auch diesmal reise ich also wieder nach Sri Lanka ein und passiere die sehenswerte Duty-Free-Passage mit Kühlschränken und Waschmaschinen.
Die weitere Abwicklung des Hotelstays klappt einwandfrei. UL organisiert ein Taxi und nach zehn Minuten warten geht es hinaus ins nächtlich Sri Lanka. Zehn weitere Minuten später stehen wir vor einem verschlossenen Eisentor des "Tamarind Tree Hotels". Einmal hupen und der Security-Guard ist wach. Das Tor geht auf. Welcome.
Zwei Uhr morgens. Ich sitze in einer "Villa" des Resorts. Eine Klimaanlage gibt es nur im Schlafzimmer. Sie ist laut. Sie schafft kaum Besserung. Das Bett ist hart. Nächstes Mal mache ich hier mit Familie dreiwöchigen Ayurveda-Wellness-Urlaub.
Immerhin: Ich bekomme auch ohne Status einen "Late-Check-out". Um 04:45 Uhr statt 04:15 Uhr wie zunächst vom Front-Desk vorgeschlagen. "Normally you need to leave the resort three hours before your flight".
Ist recht. Nicht heute. Nicht um 5 Uhr morgens. Nicht dann, wenn das Taxi gerade mal zehn Minuten zum Airport braucht und man dort eh nicht reingelassen wird, wenn man zu früh dran ist. 05:00 Uhr Abfahrt. Letztes Wort.
Der für 04:30 Uhr angesetzte Wake-up Call funktioniert nicht. Macht aber nichts. Im Bett war ich ohnehin nicht.
04:45 Uhr. Die "Lobby" wird zum Sammelpunkt der UL-Gestrandeten. Neben meinem Flug nach Bangkok hat es wohl auch den Flug nach Paris erwischt. Den allerdings wohl so früh/spät, dass die betroffenen Passagiere zumindest seit gestern Abend 21 Uhr die Gelegenheit hatten, die Annehmlichkeiten des Resorts voll auszuschöpfen. Man tauscht Geschichten aus. Am Besten gefällt mir ein junger Algerier der zur Zeit in Japan arbeitet und nun für ein paar Tage nach Paris will. Er hat außer seinem Pass, seinem Geldbeutel und einem Buch nichts "am Mann". Tokio-Colombo-Paris ohne nennenswertes Handgepäck. Travel light.
05:00 Uhr zurück am Airport. Es sind immerhin vier Stunden vergangen als ich das letzte Mal hier war. Auch nach weiteren vier Stunden ohne Schlaf, ist mein Aussehen anscheinend immer noch nicht so angeschlagen, dass eine optische Zuordnung nach Herkunft möglich erscheint.
"You German!" hallt es schon auf drei Meter Abstand vom Security Mann am ersten Check im Vorbereich des Terminals.
Trotz der ausgehandelten späteren Abfahrt bin ich zu früh. Der Check-in Bereich ist noch geschlossen. Kein durchkommen, auch nicht mit Bordkarte. Gegen 05:30 Uhr darf ich die Immigration passieren. Zurück zur temporären UL-Lounge im Transitbereich. Die UL-Mädels von heute Nacht haben immer noch Dienst und ein Blick in die Ecken des Raumes belegt, auch die Sessel-Schläfer, die die Nacht hier, anstatt im Resort verbracht haben, sind noch hier. Schön, wenn man sich wieder sieht. Cola. Mails. Eine Stunde bis Abflug.
Die Sonne geht auf über Sri Lanka. Ich glaube ich sehe den Bandaraneike-Airport zum ersten Mal bei Tageslicht. Wichtiger als der Blick bei Tageslicht über das Vorfeld ist der Blick auf den Halteplatz neben dem Gate. Dort steht ein A340. Sogar von UL. Es sieht gut aus mit der versprochenen Abflugszeit 06:45.
UL888 fliegt CMB-BKK-PEK. Die Flugnummer muss ein wahrer Glücksfall für die Chinesen sein. Demzufolge tummeln sich auch etliche Chinesen auf diesem Flug und das Boarding ist "sehenswert".
Für mich wird es kein Glücksflug, denn der A340 ist heute einer ohne neue Bestuhlung in Business. Die alten Sitze sind zwar kein Weltuntergang aber doch um Längen schlechter, als die neuen Sitze, über die ich mich beim BKK-CMB-Flug vor einigen Wochen erfreuen konnte.
Take-off. Sitz nach hinten. Schlafmaske auf. Dösen gen Bangkok. Dort erwarten mich neue Herausforderungen, denn in HKG soll immer noch der Typhoon anstehen und vor Flughafenschließung schaffe ich es jetzt eigentlich nicht mehr dort hin...