Nach meinem Wissensstand ist es so, dass der EMV Chip an sich bisher als nicht kopierbar gilt.
Yep, Smart Cards sind quasi nicht knackbar.
Dennoch kann ich natürlich die im Chip gespeicherten Daten auslesen und auf eine Blanko-Karte transferieren. Ob ich damit was anfangen kann, hängt davon ab, ob es eine SDA-Karte (fest eingebrannte Krypto-Signatur) oder eine DDA-Karten (RSA PKI) ist; letzteres lässt sich nicht kopieren, da die Karte für jede Transaktion einen neuen Schlüssel berechnet, der vom Terminal oder der Bank auf Echtheit geprüft wird.
Sollte eine Originalkarte mit Offline-PIN Unterstützung jedoch in die falschen Hände geraten, kann diese unter bestimmten Umständen am POS auch ohne Kenntnis der PIN eingesetzt werden.
Die klassische Plaintext Offline-PIN wurde schon vor einiger Zeit geknackt. Spezielle Hardwarevorrichtungen können die Kommunikation zwischen EMV-Chip und Terminal dahingehend manipulieren, dass die Offline-PIN-Prüfung ausgehebelt wird.
Mit den "Hardwarevorrichtungen" meinst Du wahrscheinlich Shimmer, also im Kartenslot angebrachte Lesegeräte.
Shimmer-Attacken dürften in Deutschland bzw den meisten anderen EU-EMV-Ländern schief gehen, da es hier seit Jahren keine SDA-Karten mehr gibt (sagen zumindest die Banken; ob es stimmt, weiß ich nicht), sondern nur noch DDA. Gegen DDA kommt der Shimmer nicht an, da er die vom Terminal geschickte Zufallszahl nicht passend per RSA behandeln kann.
Ist die PIN unverschlüsselt, muss ich die Abfrage nicht aushebeln als Angreifer. Ich schneide sie einfach mit...
Shimmer kommen auch an verschlüsselte PINs, in dem sie den Kunden den PIN-Code einfach ein zweites Mal eingeben lassen. Dazu erscheint im Display des POS-Terminals dann eine (gefälschte) vom Shimmer veranlasste Meldung wie "PIN bitte erneut eingeben". In diesem Fall bestimmt der Shimmer den Modus und natürlich weist er das Terminal nicht an, eine echte PIN-Abfrage (die ja wieder verschlüsselt wäre) einzuleiten.
Eine andere, ziemlich abgefahrene Methode hat ein Experte
vor ein paar Wochen demonstriert: Er nutzt das Magnetfeld, das moderne PIN-Pads bei der Eingabe erzeugen und schneidet die Eingabe so direkt am/neben dem Pad mit.
Mit einer gestohlenen Karte kann dann auch ohne Kenntnis der PIN eingekauft werden. In der Praxis ist das aber nur für kleine Transaktionen relevant. Höherwertige Transaktionen werden in der Regel online autorisiert und würden bei einer als gestohlen gemeldeten Karte scheitern.
Ob Off- oder Online hängt von mehr Faktoren ab als nur der Höhe der Transaktion (Terminal und Karte müssen onlinefähig sein, Zahl der bereits getätigten Offline-Transaktionen der Karte, Vergleich mit typischer Transaktionshöhe im gleichen Laden / der gleichen Abteilung und so weiter).