Surprise! Mein Auffahrts-Abenteuer mit Lufthansa

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CX777

Erfahrenes Mitglied
05.03.2017
289
692
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Die meisten Sehenswürdigkeiten um Katowice als Stadt wurden von den Mitforisten bereits genannt. Ich finde die laaaange Busfahrt aus dem Großraum zum Flughafen bei entsprechendem Wetter immer ganz nett, weil man mit Start- oder Endpunkt Gliwice als westlichster Großstadt im oberschlesischen Bergbaurevier gleich ein Städtesightseeing mit dazu bekommt (der Bus fährt dort jede Stadt an). Allerdings ist tatsächlich ein Mietwagen zu empfehlen, wenn man fix im Großraum rumkommen will. Sehenswerte Innenstädte bieten neben Katowice noch Gliwice und Bytom. Beim Rest ist noch viel Potential vorhanden.

Ich als Bergbaufan bin für jedes Museum zu diesem Thema zu haben. Mitforist unseen_shores hat bereits Zabrze genannt. Dort gibts einmal die Kopalnia Guido als Museum des modernen und in der Region noch aktiven Steinkohlebergbaus und dann den Sztolnia Królowa Luiza, wo man mit einem Blechkahn auf dem Wasser unter der Stadt unterwegs ist und den Bergbau in der Frühindustralisierung mit seinem technischen Möglichkeiten sehr ungewöhnlich und interessant erleben kann. Gibts meines Wissens nach nirgendwo sonst. Deutschsprachige Führungen werden angeboten, Karten sollten über die Webseiten rechtzeitig gesichert werden.

Krakau und Umgebung würde ich tatsächlich separat erkunden, so langweilig ist der Großraum Katowice aus meiner Sicht nicht. Mit dem Mietwagen kann man auch einen oder zwei Tage entweder Richtung Zywiec über Bielsko-Biala und dann Richtung Dreiländereck Polen-Tschechien-Slowakei oder Richtung Szczyrk fahren und am dortigen Skrzyczne wandern gehen (Seilbahn ist vorhanden). Oder man fährt in den Sackgassenort Brenna und wandert dort auf den Klimczok. Nette Restaurants laden da zu einem Bierchen und leckerem Zurek während oder nach der Wanderung ein.
 

unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
8.899
13.640
Trans Balkan Express
Und für absolute Nerds: Das Drei-Kaiser-Eck in Myslowitz, wo die drei Kaiserreiche (Russland, Österreich und Deutschland) zusammen stießen. Heute mitten in Polen.

Das ist mal ein spannender Tipp. Wir sind in der vergangene Woche quasi mit dem Zug vorbei gefahren, heben uns das Dreiländereck aber für einen anderen Trip auf.

Weißt Du zufällig, wie das mit den Gleisen war? Österreich-Ungarn und das Deutsche Reicht hatten ja die selbe Spurweite, so dass ein Fahrt in Richtung Krakow aus Kattowice kein Problem war. Auch die Strecke in Richtung Cadca-Zywiec nach WIen wurde in den 1880er Jahren europäischer Spurweite gebaut (aktuell wird die Strecke allerdings erneuert, so dass man sie nicht am Stück abfahren kann).

Wie war das mit dem "russischen Teil" Polens? Wurden die Gleise nach der Neugründung Polens im Jahr 1918 auf europäische Spurweite umgebaut oder gab es in diesem Teil Polens vor 1918 keine Gleise (was ich mir nicht vorstellen kann)?

Zu den genannten Reisezielen schreibe ich gleich noch einmal etwas.
 

unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
8.899
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Trans Balkan Express
So, da wir gerade in der Region entlang der Sola in Richtung Slowakei wandern, vielleicht noch ein paar Hinweise, was in welcher Zeit machbar ist, zumal ja jetzt auch der Hinweis auf Bielsko-Biala kam.

Was vielleicht möglich wäre: Am Ankunftstag für den späten Nachmittag eine geführte Tour in Auschwitz buchen und danach weiter nach Bielsko-Biala, dort übernachten, einen reichlichen halben Tag dort verbringen und abends nach Kattowice.

Alternativ einen Tag Auschwitz und einen Tag Gleiwitz.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man für Auschwitz mindestens zwei Tage benötigt, die geführten Touren beinhalten jedoch das Stammlager und Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II). Die Touristenmassen sind eher gewöhnungsbedüftig. In Monowitz gibt es neben eines Denkmals nur noch Industrieanlagen aus der Entfernung zu besichtigen. Interessant ist auch die Gegend, die ja versucht sich in Richtung Ökotourismus zu entwickeln. Was wir davon halten sollen, wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall, wenn man aus Auschwitz in Richtung süden zur Teichlandschaft kommt, fühlt man sich landschaftstechnisch in die erste Szene von "Zone of Interest" versetzt.

Krakow: wie @CX777 schrieb, auf jeden Fall gesondert besuchen.

Von Gleiwitz waren wir positiv überrascht.

Zwei Orte möchte ich hervorheben: Das jüdische Erinnerunsgzentrum in Gleiwitz und das jüdische Museum in der Altstadt von Auschwitz. In Gleiwitz bekommt man einen Einblick in das jüdische Leben im Deutschen Reich im 19. Jahrhundert, in Auschwitz als Kontrastprogramm über das jüdische Leben an der Grenze von Österreich-Ungarn. Die jüdische Bevölkerung in Auschwitz betrug vor dem Krieg 64 %. Besonders hervorzuheben ist, dass beide Museen heraustreichen, was nach der Vernichtung in der Zeit der kommunisitschen Herrschaft kam. In Gleiwitz kann man eine polnische antisemitische Nachrichtensendung aus der Zeit des Sechs-Tage-Kriegs sehen. Besonders erschütternd ist aber das Schicksal der Überlebenden aus der Stadt Auschwitz, das im dortigen Museum dargestellt wird. Nach dem Massenmord durch die Deutschen wurden die überlebenden Juden in den nächsten Jahrzehnten vertrieben. Zum Teil mussten sie in das Land ihrer Verfolger nach Deutschland übersiedeln, zum Teil landeten sie in Internierungslagern auf Zypern. Einige gelangten auch nach Schweden.

Es gibt daher in der Region viel zu sehen.
 
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unseen_shores

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30.10.2015
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Trans Balkan Express

wolfhagen71

Erfahrenes Mitglied
10.02.2015
1.325
845
Das ist mal ein spannender Tipp. Wir sind in der vergangene Woche quasi mit dem Zug vorbei gefahren, heben uns das Dreiländereck aber für einen anderen Trip auf.

Wie war das mit dem "russischen Teil" Polens? Wurden die Gleise nach der Neugründung Polens im Jahr 1918 auf europäische Spurweite umgebaut oder gab es in diesem Teil Polens vor 1918 keine Gleise (was ich mir nicht vorstellen kann)?
Das kann ich Dir leider nicht beantworten, aber ich vermute, dass es im russischen Teil da unten gar keine Gleise gab.
Noch nach über hundert Jahren fällt einem immer noch der große Unterschied zwischen dem deutschen und russischen Teil auf. Und das ohne Grenzmarkierungen.
Wenn man vom ehemals deutschen Msylowitz über den Fluss ins ehemalige russische Myslowitz fährt (um zum Drei-Kaiser-Eck zu kommen), ist es schon von der Bebauung ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Und wenn man ganz aufmerksam durch die Gegen fährt, findet man sogar noch alte Zollhäuschen.

Sorry fürs Abschweifen, hat nichts mehr mit Suprise Booking zu tun.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Oh, das hat aufmerksamerweise schon jemand kompetenteres beantwortet :)
 
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schlepper

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31.08.2016
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FRA
Aber so komme ich mindestens an einen Ort wo ich sonst nicht hinkommen würde
Das kann dir auch passieren, wenn die DB ab Basel übernimmt. :ROFLMAO: Tatsächlich würde ich für ein Blind Booking auch nicht so eine Anreise inklusive Übernachtung auf mich nehmen, Zeit und Geld hätte ich dann genommen und geschaut, was im Umkreis machbar ist. Aber jeder Jeck ist anders, viel Spaß in KTW.

Da es noch nicht von jedem gesagt wurde: Auch ich konnte Kattowitz nicht viel abgewinnen, mich verschlug es anlässlich einer Rammstein-Darbietung dorthin. Wir haben uns zum Zeitvertreib in eine Random Tram gesetzt und sind an der Endhaltestelle etwas rumspaziert.

Beruflich eingespannt: Fährst du nicht mehr? Oder stand die periodische an? ;)
 
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Swisstraveller

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24.05.2016
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Das mag durchaus sein 😅 Ich weiss nicht ob ich das erzählt habe, ich fahre Güterzüge durch DE und CH und nicht mehr Personenzüge.

Ich habe tatsächlich meine erste periodische in zwei Wochen. Hauptsächlich liegts aber dran, das ich in der Planung unterstütze:)
 

Swisstraveller

Erfahrenes Mitglied
24.05.2016
1.463
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Nähe LSME
Kurzes Update zum «Abenteuer»

Auch wenn ich für meine spontane Reiselust etwas Kritik einstecken musste – ein Abenteuer bleibt ein Abenteuer. Zumindest im Geiste. Denn der Reiz liegt ja nicht im Ziel, sondern in der Tatsache, dass man beim Buchen keine Ahnung hat, wo es hingeht. Überraschung! Und ja, Katowice klingt vielleicht nicht nach Indiana Jones, aber mal ehrlich – welche der Lufthansa Surprise-Destinationen tut das schon?

Beruflich bin ich als Lokführer und Planer im Güterverkehr unterwegs – unsere Züge transportieren hauptsächlich Treibstoff. Ein Geschäft, das kurzfristiger ist als eine Tinder-Beziehung. Für uns im Personalbereich heißt das: maximale Flexibilität. Genau das macht den Laden aber auch erfolgreich.

Als Planer habe ich natürlich Einfluss auf meinen Dienstplan, aber da ich ungern zum Ziel von Flurfunk-Verschwörungen werde („Der nimmt sich eh immer die Rosinen raus…“), halte ich mich mit Ego-Optimierungen zurück. Für Mittwoch habe ich mir daher einfach einen sanften Wunsch erlaubt: «Dienstende um 16:00 oder später in Karlsruhe.» Wie der Zufall (oder das Schichtloch) es wollte, wurde daraus gleich ein ganzer freier Tag. Ich beschwere mich nicht.

Plan: Am Mittwoch gemütlich nach Mainz tingeln und dort noch ein paar Stunden Stadtluft schnuppern. Frankfurt wäre auch eine Option gewesen, aber Crackfurt – pardon – Frankfurt hat mich beim letzten Besuch nicht gerade umgehauen.

Heute habe ich dann noch spontan beschlossen, meiner Firmen-BahnCard50 ein privates Upgrade zu gönnen. Ich fahre nun mal gerne 1. Klasse – mehr Platz, ruhigeres Publikum, weniger Kindergeschrei und Dönerduft. Da ich spät dran bin mit dem Ticketkauf, gab’s kaum noch Sparpreise. Die einzige günstige Verbindung war mir zu früh – ich hab am Vortag noch Spätdienst, da will ich nicht um 6 Uhr morgens mit Koffer durch den Bahnhof schleichen.

Also habe ich mir für schlanke 93,70 € ein Flexpreis-Ticket in der 1. Klasse gegönnt. Ohne BahnCard hätte das doppelt so viel gekostet – die Karte hat sich also langsam amortisiert. Der Plan (rein theoretisch): Mit dem ICE 278 um 12:13 ab Basel SBB, Umstieg in RM – das ist übrigens die schnöde offizielle DB-Abkürzung für Mannheim Hauptbahnhof, nicht etwa eine romantisch klingende «Rhein-Metropole» – weiter mit dem IC 2012, Ankunft Mainz um 15:23. Soweit der Idealzustand auf dem Papier.

In der Realität wissen wir ja: Alles, was bei der DB eine exakte Ankunftszeit hat, ist eher eine grobe Richtlinie. 15:23? Vielleicht. Vielleicht auch 15:47. Vielleicht auch gar nicht, weil der Zug spontan beschließt, irgendwo auf freier Strecke „kurz eine Pause“ einzulegen. Ich bin vorbereitet – seelisch und mit Snacks.

Sollte ich wider Erwarten früher loskommen, kann ich auch eine frühere Verbindung nehmen – Flexpreis sei Dank. Nur: dann ab Mannheim oder Karlsruhe in den Regionalzug… und das fühlt sich nach Downgrade an.

Die Nacht verbringe ich im Mercure Mainz City Center – direkt beim Hauptbahnhof. Gebucht für äußerst entspannte 53,55 €. Wenn jemand einen guten Restauranttipp in Mainz hat – nur her damit!

Donnerstag früh geht’s dann weiter: ICE 672 bringt mich in exakt 17 Minuten zum Flughafen, Ankunft 05:29 (ja, aua…). Alternative wäre eine S-Bahn gewesen, die zehn Minuten später fährt, aber dafür auch zehn Minuten länger braucht – und bei dieser Uhrzeit zählt jede Kaffee-Minute.
 

PollyEsther

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17.08.2024
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Mit 1. Klasse Flexpreis Ticket könntes5 du einen Abstecher zur DB Lounge in FFM machen, da hat man einen schönen Blick auf die Gleise. Gerade vor 6 und nach 23 Uhr fallen noch mehr Züge aus als sonst, deswegen strategisch ganz gut, dass da kurz drauf noch eine S-Bahn von Mainz zum Flughafen fährt.

Letzten Sommer war ich nach über 20 Jahren mal wieder in Mainz für ein Konzert im Innenhof der Zitadelle. Gegessen hab ich dort nicht, aber bei Google Maps einen (etwas abgerockten) äthiopischen Imbiss am Bahnhof gefunden, in dem man prima Kaffee bekommt.

 
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Swisstraveller

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24.05.2016
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Mit 1. Klasse Flexpreis Ticket könntes5 du einen Abstecher zur DB Lounge in FFM machen, da hat man einen schönen Blick auf die Gleise. Letzten Sommer war ich nach über 20 Jahren mal wieder in Mainz für ein Konzert im Innenhof der Zitadelle. Gegessen hab ich dort nicht, aber bei Google Maps einen (etwas abgerockten) äthiopischen Imbiss am Bahnhof gefunden, in dem man prima Kaffee bekommt.

Gerade vor 6 und nach 23 Uhr fallen noch mehr Züge aus als sonst, deswegen strategisch ganz gut, dass da kurz drauf noch eine S-Bahn fährt.
Von Basel nach Mainz fährt man nicht bei FFM vorbei:) In Mannheim gehts links weg Richtung Frankental und Worms. Aber danke wegen der DB Lounge.

Wenn Du ein ordentliches Bier zum Mahl haben willst, dann kannst Du es mal im "Eisgrub" versuchen.
Gerne! Wobei rheinlandpfälzisches Bier fällt mir jetzt nur Bitburger ein haben die was gescheites?
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
15.825
12.213
CPT / DTM
Die Nacht verbringe ich im Mercure Mainz City Center – direkt beim Hauptbahnhof. Gebucht für äußerst entspannte 53,55 €. Wenn jemand einen guten Restauranttipp in Mainz hat – nur her damit!

Gerne: Geberts Weinstube: Frauenlobstraße 94, 55118 Mainz +49 6131 611619 www.geberts-weinstuben.de

und zum Gelato:

N'Eis am Rhein, Dagobertstraße 24, 55116 Mainz www.n-eis.de, liegt zwar direkt neben der DB Cargo, aber das Eis ist wirklich gut!
 

red_travels

Reisender
16.09.2016
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unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
8.899
13.640
Trans Balkan Express
Streckensperrungen und Umleitungen können einem immer mal blühen ;-)

Lass uns doch mal aufs Wesentliche konzentrieren, nämlich die Reise nach Oberschlesien und welche Tipps der TO berücksichtigt (keine und viele Bilder aus Katowice wäre aus meiner Sicht auch interessant). Die DB-Longe ist jetzt wirklich keine Offenbarung. Außerdem hat regelmäßig die Küche zu.
 

Swisstraveller

Erfahrenes Mitglied
24.05.2016
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Das Gröbste am Abenteuer ist wohl schon vorbei.


Gestern Abend lief es – Überraschung! – doch ein bisschen aus dem Ruder. Ursprünglich dachte ich, ich sei früh im Bett, aber wie so oft kam die Realität dazwischen. Gegen 1:00 Uhr nachts schaffte ich es dann endlich unter die Decke. Eine frühe Abreise? Undenkbar. Mein Wecker klingelte um 9:00 Uhr – ein zartes Glockenspiel der Hölle. Duschen, Koffer packen (wie immer last-minute), Verabschiedung von der heimischen Bevölkerung – und ab zur S-Bahn.


Die S-Bahn-Station erreichte ich ohne Zwischenfälle – ein kleines Wunder am Morgen. Zwei FLIRTs als S1 Richtung Luzern und Sursee standen schon bereit. Keine Überraschung, das ist Standardprogramm. Aber man weiss ja nie, ob nicht doch mal ein einzelner Zug kommt, ein GTW aus dem Museum rollt oder plötzlich Schienenersatzverkehr mit Alpakas organisiert wurde. Heute also ganz klassisch – irgendwie beruhigend.
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In Luzern angekommen, schnell was Ess- und Trinkbares organisiert – das Abendessen am Vortag hatte ich gekonnt ignoriert. Dann: Einstieg in den IR26 der SOB. 30 Minuten bis Olten. Normalerweise wäre Basel mein Ziel, wegen der bekannten Baustellen im Adlertunnel (Grüße an die SBB-Planung!) wurde aber alles durcheinandergeschüttelt. Also Umweg via Frenkendorf-Füllinsdorf – allein schon der Name riecht nach Verspätung.
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Ich hatte zum Glück gestern Morgen noch einen Platz im ICE reserviert. Irgendwie hatte ich im Urin, dass heute alle reisen würden. Wagen 14 – das sagenumwobene Ruheabteil. Ich liebe es. Theoretisch. Praktisch sass neben mir eine Familie mit Kleinkindern, die offensichtlich noch nie von Ruhe gehört hatten. Oder Rücksicht. Oder Erziehung. Aber gut – andere Kulturen, andere Umgangsformen, sagt man ja.

Ich trank eine Spezi (das Getränk, nicht den Lebensmenschen), aß ein klassisches Schinken-Käse-Baguette aus dem Bordbistro – serviert am Platz, sehr chic. Bis Karlsruhe verlief die Fahrt beinahe unheimlich pünktlich. Dann kam Graben-Neudorf. Weichenstörung. Na klar. Die Schnellfahrstrecke nach Mannheim? Dicht. Alternativroute über Bruchsal und Heidelberg – was landschaftlich reizvoll, aber für ICEs eher entschleunigend ist. Ergo: +20 Minuten in Mannheim.

Mein Anschlusszug? Theoretisch noch da. Praktisch? Leider schon weg, weil sich unser ICE hinter einem Intercity einreihen durfte. Großes Kino. Die DB-App, diese digitale Prophetin des Versagens, schlug vor, einfach weiter bis Frankfurt zu fahren. Ob mein Ticket das erlaubt? Keine Ahnung. War mir in dem Moment auch herzlich egal.

Dank der Verspätung auf der legendären Riedbahn (selten so viele Bäume so langsam gesehen) blieben mir ganze sieben Minuten zum Umstieg auf den RE14. Klingt nach viel – bis man weiß, dass deutsche Kopfbahnhöfe logistisch oft so konzipiert sind, dass man 400 Meter durch Menschenmassen rennen muss, wenn man in Wagen 14 sitzt. Und was soll ich sagen: Gleis 1a war kürzer als alle anderen. Ein Sprint der Ehre wurde nötig – und siehe da: Ich hab’s geschafft!

In Mainz angekommen, mit knapp unter 60 Minuten Verspätung – zu wenig für Entschädigung. Die DB kennt ihre Tricks.

Das Hotel: klein, gepflegt, funktional – für das Geld absolut in Ordnung. Ich wollte die Stadt erkunden, doch genau in dem Moment, als ich das Hotel verließ, begann es zu regnen. Sympathisch. Also gleich wieder rein. Der Welcome Drink – ein Bier – musste ja auch noch „vernichtet“ werden. Es gibt Schlimmeres.
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Im Zimmer warteten Gummibärchen und eine kleine Flasche Riesling. Nett gemeint. Aber: Die Flasche zu groß für’s Handgepäck, der Wein zu weiß für meinen Geschmack – also bleibt er stehen.

Als der Regen nachließ, wagte ich einen kleinen Spaziergang mit kulinarischer Endstation im Zenz Wirtshaus. Der Tipp von @globetrotter11 war bestimmt stilvoll – aber mein Geschmack bewegt sich zwischen „bodenständig“ und „ich will keine Schäumchen auf dem Teller“. Die Speisekarte war ziemlich spargellastig. Ich esse Spargel. Muss aber nicht in sieben Varianten auf einem Blatt Papier stehen.

Der Tipp von @wolfhagen71 war sicher solide – aber geografisch etwas ambitioniert. Trotzdem danke! Im Zenz gab’s dann Sauerbraten – klassisch, deftig, sehr lecker. Und ja, das schwarze Etwas rechts auf dem Teller… ich hatte einen schwachen Moment beim Fotografieren, sorry.
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Natürlich gab’s zum Essen noch etwas Hopfenhaltiges. Und nach dem Dessert (irgendwas mit Eis, glaube ich) verlegte ich mich an die Hotelbar – wo mir ein, zwei, vielleicht auch drei Hopfentorpedos serviert wurden.

Morgen geht’s früh weiter. Was kann da schon schiefgehen?
 
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wolfhagen71

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10.02.2015
1.325
845
Edit:
Bezogen auf: "Was kann morgen schon schief gehen?"

Gerade ist etwas Chaos bei LH in Frankfurt.
Zwei Flüge nach BER kurzfristig storniert, die nächste total verspätet, bei der übernächsten ist gerade Reifenwechsel.
Hoffentlich ist morgen wieder alles ok.

Ach ja: Am Montag saß ich in Mainz im Zug zum Flughafen.
Wer nicht drin war, war der Lokführer.
Ein Tipp: Fahr rechtzeitig los, Fahrpläne auf dieser Strecke haben maximal empfehlenden Charakter.
 

Swisstraveller

Erfahrenes Mitglied
24.05.2016
1.463
1.241
Nähe LSME
Das Helle sieht gut aus, war’s auch gut?
Das Eulchen? Ja war sehr gut, musste Nachschlag haben:)
Edit:
Bezogen auf: "Was kann morgen schon schief gehen?"

Gerade ist etwas Chaos bei LH in Frankfurt.
Zwei Flüge nach BER kurzfristig storniert, die nächste total verspätet, bei der übernächsten ist gerade Reifenwechsel.
Hoffentlich ist morgen wieder alles ok.

Ach ja: Am Montag saß ich in Mainz im Zug zum Flughafen.
Wer nicht drin war, war der Lokführer.
Ein Tipp: Fahr rechtzeitig los, Fahrpläne auf dieser Strecke haben maximal empfehlenden Charakter.
Bei mir klappt bis zum Flughafen alles Reibungslos. Aber ja hatte genügend Zeit. Wobei der ICE startete in Wiesbaden, da sind die Changen nicht so schlecht.
 

schlepper

Erfahrenes Mitglied
31.08.2016
4.264
4.450
FRA
Mein Anschlusszug? Theoretisch noch da. Praktisch? Leider schon weg, weil sich unser ICE hinter einem Intercity einreihen durfte. Großes Kino. Die DB-App, diese digitale Prophetin des Versagens, schlug vor, einfach weiter bis Frankfurt zu fahren. Ob mein Ticket das erlaubt? Keine Ahnung. War mir in dem Moment auch herzlich egal.


Dank der Verspätung auf der legendären Riedbahn (selten so viele Bäume so langsam gesehen) blieben mir ganze sieben Minuten zum Umstieg auf den RE14. Klingt nach viel – bis man weiß, dass deutsche Kopfbahnhöfe logistisch oft so konzipiert sind, dass man 400 Meter durch Menschenmassen rennen muss, wenn man in Wagen 14 sitzt. Und was soll ich sagen: Gleis 1a war kürzer als alle anderen. Ein Sprint der Ehre wurde nötig – und siehe da: Ich hab’s geschafft!
Eine nicht repräsentative Stichprobe von eben (Feiertag in D) zeigt, dass man nahezu halbstündlich, oft umsteigefrei von Mannheim nach Mainz kommt, ist auch eine Rennstrecke zwischen zwei Metropolregionen.

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