Surprise! Mein Auffahrts-Abenteuer mit Lufthansa

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Swisstraveller

Erfahrenes Mitglied
24.05.2016
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Nähe LSME
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Frühstück um fünf? Nein danke. Ich bin im Urlaub.

Wie gestern angedroht, klingelte mein Wecker tatsächlich um die fragwürdige Uhrzeit von 4:30 Uhr. Ich bin mir solche Zeiten als Lokführer zwar gewohnt – und ja, irgendwo mag ich sie sogar – aber im Urlaub? Da fühlt sich das eher nach Strafe als nach Abenteuer an.

Also: Schnell unter die Dusche gehüpft, halb wach, halb resigniert. Rund 20 Minuten später war ich auch schon ausgecheckt – der innere Autopilot funktioniert um diese Zeit erstaunlich zuverlässig. Die paar Meter zum Bahnhof waren zu Fuss locker machbar. Auf dem Weg dorthin begegneten mir noch einige nächtliche Überbleibsel. Und damit meine ich nicht Müll, sondern Menschen. Lebendige Fossilien der letzten Nacht, die offenbar noch nicht wussten, ob sie nach Hause oder gleich wieder in den Club wollen.

Am Bahnhof stand noch der Nightjet aus Zürich Richtung Amsterdam herum – offenbar wegen eines Polizeieinsatzes. Jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin, beschleicht mich das Gefühl, das Land taumelt im Schritttempo einem leichten Kontrollverlust entgegen. Aber gut – was weiss ich schon, ich bin ja nur auf der Durchreise.

Der ICE 4 brachte seine müde, aber überraschend zahlreich erschienene Fuhre anstandslos über Rüsselsheim zum Flughafen. Für diese Uhrzeit erstaunlich gut besucht – und nein, nicht nur von Restalkoholisierten, sondern auch von erstaunlich wachen Geschäftsreisenden. Oder Leuten, die einfach gerne leiden.
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Da ich nur mit Handgepäck reiste (meine neue Lieblingsdisziplin), konnte ich direkt zur Sicherheitskontrolle marschieren. An der Business-Schlange dauerte es etwa zehn Minuten – klingt gut, wäre da nicht das Sozialexperiment am neuen Körperscanner gewesen. Die Schlange wurde in zwei Gruppen geteilt: Die eine durfte ganz klassisch alles rausfummeln, die andere – ich inklusive – durfte durch den neuen Superscanner schreiten.

Der Sicherheitsmann erklärte die Bedienung freundlich und deutlich: „Einfach ganz normal durchlaufen, nicht stehen bleiben.“ Verständlich. Theoretisch. Praktisch? Comedy pur. Nach der Frage, ob alle Deutsch sprechen, meldete sich prompt jemand mit „Can you translate, please?“ – klar doch, ich erklär dir dann auch noch, wie man Schuhe zubindet. Was sich danach abspielte, war besser als jede Samstagabendshow. Jeder Zweite blieb entweder stehen, drehte sich um oder fing mitten im Lauf an zu grübeln, ob er überhaupt existiert. Die Dame vor mir brauchte drei Versuche und wurde dann doch händisch durchgefilzt. Mein Vertrauen in die Menschheit? Fragil.

Mein Flug sollte ab Gate A56 gehen. Kein Flugzeug weit und breit – also Busfahrt zum Flieger. Ich mag das. Ehrlich. Die D-AILY, ein etwas betagter Airbus, brachte uns aber zuverlässig und sogar ein paar Minuten zu früh ans Ziel. Gut gemacht, alte Dame.
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In KTW angekommen – gleich wieder Bus. Diesmal aber mit einem besonderen Gruss: „Willkommen bei der KVB.“ Köln? Seid ihr das? Vermisst da jemand einen Bus? Oder hat sich da einfach jemand mit der Folierung vertan?
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Der Flughafen selbst war angenehm übersichtlich, nach zehn Minuten stand ich schon vor dem Terminal. Ich gönnte mir ein Uber in die Stadt – keine Lust auf Nahverkehrsexperimente. Für umgerechnet 30 Franken bei 40 Minuten Fahrzeit absolut okay. Mein Hotelzimmer war – Überraschung – noch nicht bereit. Also: Tasche deponieren und ab in die Innenstadt.
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Später schlenderte ich durch den Schlesischen Park, aber ehrlich gesagt: Der Funke sprang nicht über. Alles war geschlossen, und die Atmosphäre erinnerte eher an Sonntagnachmittag in der Provinz als an eine europäische Grossstadt. Naja – paar Eindrücke gesammelt, immerhin.
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Gegen Abend war mein Zimmer dann bezugsbereit. Das Hotel wirkt recht neu – alles riecht noch nach Farbe und Hoffnung. Nicht schlecht.
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Zum Abschluss des Tages fand ich noch ein typisch schlesisches Restaurant. Ich dinierte stilvoll – oder zumindest sättigend. Das Essen war solide, erinnerte stark an das bayrische Pendant vom Vortag. Fazit: Die Bayern können’s besser – aber immerhin war’s kein Schnitzel mit Pommes. Kleine Siege muss man feiern.
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unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
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Trans Balkan Express
Zum Abschluss des Tages fand ich noch ein typisch schlesisches Restaurant. Ich dinierte stilvoll – oder zumindest sättigend. Das Essen war solide, erinnerte stark an das bayrische Pendant vom Vortag. Fazit: Die Bayern können’s besser – aber immerhin war’s kein Schnitzel mit Pommes. Kleine Siege muss man feiern.

Vorsicht ganz dünnes Eis. Hier droht das nächste Fettnäpfchen. Ganze Heerscharen, deren Omas aus Schlesien kamen (meine nicht) schwören auf die schlesischen Kartoffelklöße:


(Warum ist der Wikipediaeintrag dann eigentlich nur auf Englisch?)

Falls der Funke auf die Perle des Industriegebiets weiter nicht überspringt: Deine Freunde heißen Gleiwitz oder Bielsko Biala.

Hier findest Du im Zweifel Asyl:

 

wolfhagen71

Erfahrenes Mitglied
10.02.2015
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wolfhagen71

Erfahrenes Mitglied
10.02.2015
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Danke für den Tipp, das werde ich übermorgen probieren wenn die Zeit noch reicht.
Ich war heute in Bielitz und es war die Reise echt wert. Eine der wenigen Städte in Schlesien, die nach Ende der Kampfhandlungen nicht von den Russen zerstört wurde.
An der Brauerei bin ich vorbei gelaufen, aber mir wurde noch rechtzeitig bewußt, dass in Polen 0,2 Promille im Straßenverkehr gelten.
 
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