Passagierrechte in der Ukraine
Weiter oben in diesem Thread habe ich eine Cancelation seitens PS / UIA / Ukraine International Airlines erwähnt.
Der Sachverhalt:
Es besteht seit geraumer eine Buchung ODS - KBP - MUC.
Ticketstock: PS
Operating Carrier: PS
Weniger als zwei Wochen vor Abreise wird KBP - MUC gestrichen / gecancelt.
Diese Verbindung an diesem speziellem Wochentag wird dauerhaft gestrichen.
Angebot eine Ersatzbeförderung am nächsten Tag -> Delay = 24h.
Umbuchung auf andere Operating Carrier am selben Tag wird verweigert.
Problemlösung soll das Reisebüro erledigen.
Ende der Kommunikation.
Ich habe versucht etwas über die Passagier-Rechte in der Ukraine heraus zu finden.
Ohne Kenntnisse der Landessprache ist dies nicht sonderlich leicht.
Google-/Bing-Translate sind auch nur bedingt eine Hilfe.
Mir ist es letztlich gelungen einen Artikel einer Kiew'er Uni-Angestellten zu finden.
Wie üblich bei Artikeln mit Kurzversionen von Fachpublikationen ist der Sachverhalt arg komprimiert; nur bedingt für eine rechtliche Auseinandersetzung zu gebrauchen.
Die Dame war allerdings sehr an einem Email-Austausch interessiert und hat mir komplett uneigennützig ungemein geholfen.
Folgende Informationen beruhen daher nicht auf meinen investigativen Fähigkeiten, sondern auf der Hilfswilligkeit einer aufgeschlossenen Ukrainerin (der die landesinterne rechtliche Willkür erheblich auf den Senkel geht [sorry für die arg saloppe Formulierung]):
Am 20.11.2012 wurde ein Gesetz mit Inhalt von Flugpassagierrechten beschlossen.
Dieses Gesetz wurde initiiert im Kontext der Vorbereitungen auf das Assoziierungsabkommen mit der EU.
Es trat am 24.01.2013 in Kraft.
Der Wortlaut findet sich unter diesem Link:
Про затвердження Правил повітряних перевезень пасажирів і... | від 30.11.2012 № 735 (Сторінка 1 з 4)
Der Text liegt lediglich in Ukrainisch vor. Mit Safari und Opera hatte ich erhebliche Probleme beim Öffnen.
Um es kurz zu machen:
Die Ukraine hat die uns hier allen bekannte EU-Verordnung faktisch 1:1 übernommen und in national geltendes Recht gewandelt.
Die herrschende Sprachbarriere eingedenk kann man sich also durchaus auch auf den bekannten "europäischen" Seiten schlau machen. Die Paragraphen lauten in der Ukraine dann allerdings etwas anders. ;-)
Aktuell gibt es in der Ukraine wohl noch keine spezialisierten Kanzleien alá EU-Claim & Co. Entsprechende Fachanwälte konnte auch ich bisher, trotz Hilfe von engagierten Ukrainern, im Internet nicht finden.
Die mir helfende Dame arbeitet an einem (ihre Worte) "theoretisch veranlagtem Institut". Folglich hat sie keinen kompletten Überblick über alle ablaufenden Gerichtsprozesse bzgl. eines speziellen Rechtsgebietes. Ihr wären aber bisher keine Musterprozesse unter Verweis auf das neue Fluggastrecht bekannt.
Was nun? Wie geht es nun weiter?
Hm, die Ukraine hat aktuell größere Probleme als die Rechte von Flugpassagieren. Zugegeben.
Dennoch:
Ich habe meinen "Fall" / mein Anliegen bei PS / UIA / Ukraine International Airlines mit hinreichender Begründung und unter Nennung der passenden Zitate mitsamt Fristsetzung eingereicht.
Die Frist ist natürlich erstmal ignoriert worden.
Anderes habe ich aber auf Grund der lokal gegebenen Verhältnisse auch nicht erwartet.
Sobald es an das Thema "individueller Service mit merklichem Aufwand und evtl. zum eigenen Nachteil geht", ist es ganz schnell vorbei mit der Freundlichkeit & Servicewilligkeit der Ukrainer.
Ein uns äquivalentes Verständnis von Rechtsstaatlichkeit herrscht in diesem Land nicht und es ist allgemein akzeptiert, dass der Stärkere / Potentere / Einflussreichere sich schon durchsetzen wird. Man arrangiert sich und wurschtelt sich eben auf seiner persönlichen Ebene unter Akzeptanz der Bedingungen durch.
Was also machen?
Ich konnte meine Pläne dankbarer Weise mittels Expedia's Hilfe zur Gänze anpassen (eine zweite, nicht direkt betroffene Buchung wurde ebenfalls kostenlos abgeändert).
Es ändert aber nichts an dem Umstand, dass mir 250€ (ja - EURO) Entschädigung zustehen.
Diese werde ich nun sehr gerne und willentlich in das ukrainisch-nationale Rechtssystem investieren um einen Musterprozess anzustreben.
Das Land ist leider von innen so ausgehöhlt und korrumpiert, dass es wohl externe "Schubser" benötigt.
Verständnis und Zuspruch erfahre ich immer und überall - nur ist niemand bereit ein derartiges Unterfangen anzugehen. Teilweise auf Grund von pragmatischer Resignation, teilweise auf Grund wirtschaftlicher / monetärer Unfähigkeit.
Es wird dauern - sehr lange. Die Kosten halten sich dank der lokalen Löhne (selbst für Anwälte [erst recht in Anbetracht der aktuellen Währungsentwicklung]) in überschaubaren Grenzen.
Ich werde euch auf dem laufenden halten.