Urlaub vom Krieg

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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
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URLAUB VOM KRIEG

Zwar bereits unsere 4. Reise in 2023, jedoch die erste nach unserer Rückkehr nach Kyiv Anfang Mai 2023.

Und wieder, wie bereits bei unserem ersten Versuch im Oktober 2022, haben wir den Zeitpunkt etwas ungeschickt gewählt, da die Raschisten kurz vor dem Jahrestag ihres Sieges über Hitler-Deutschland mit verstärktem Raketen- und Drohnenbeschuss der Ukraine und speziell Kyivs begannen.

So verbrachten wir von den ersten 14 Tagen 10 Nächte in der Tiefgarage, vor allem wenn die Wunderwaffe Kinshal eingesetzt wurde, waren die Explosionen extrem laut wenn sie von unserem US-Patriot-System über uns abgeschossen wurden. Noch in der Tiefgarage zitterten die Wände. Obwohl es zu keinen Treffern mehr kam, die Abfangrate in Kyiv selbst bei 100% lag, verursachten die herunterfallenden Teile der abgeschossenen Raketen Schäden an Häusern und Autos, es kam trotzdem zu einigen Toten Zivilisten – wie man an diesem Haus unweit meiner Wohnung erkennen kann, auf das Bruchstücken einer ballistischen Raschisten-Iskander fielen.


Für die Einwohner Kyivs war dies eher ein mentaler Stress. Denn an Tagen, als wir die Nächte in Schutzräumen verbracht hatten, liefen die Menschen herum wie Zombies, völlig übernächtigt. Für Tiere ist die Situation noch schlimmer, denn diese kapieren nicht was passiert, unsere Kleine zitterte bis in die Ohren. Doch, was ich nun am eigenen Leib miterleben konnte, solche Angriffe fördern nur den Hass auf RuZZland und alle Raschisten, genau das Gegenteil das Vladolf Putler eigentlich erreichen wollte.

Nach diesen heftigen 14 Tagen setzte aber bei den Bewohnern Kyivs die Erkenntnis ein, dass, dank der USA, der Luftraum über Kyiv fast vollständig geschlossen ist. Zwar haben wir noch täglich Luftalarm, doch interessiert es wirklich keinen mehr. Tagsüber läuft das Leben normal weiter, egal ob auf der Straße, im Supermarkt oder im Gym, nachts nimmt man es zur Kenntnis, dreht sich um und schläft weiter. Leider sieht dies in anderen Regionen des Landes, vor allem in Städten nahe der Front, völlig anders aus.

Auch haben wir noch Ausgangssperre von Mitternacht bis 5 Uhr – doch auch viele Clubs arbeiten wieder. Man muss eben vor Mitternacht dort sein, kann die Lokalität erst nach 5 Uhr verlassen. Interessant ist, dass man in den Clubs sehr viele Soldaten und Soldatinnen auf Fronturlaub trifft, Ukrainer, aber sehr oft Amerikaner, Kanadier, Neuseeländer, Franzosen etc. Einige werden dies verurteilen, diese sollten aber bedenken, dass Personen auf verschiedene Arten abschalten : einige gehen Angeln, andere gehen im Wald spazieren, wieder andere tanzen eben 6 Stunden lang zu elektronischer Musik.

Trotz der mittlerweile – in Kyiv – relaxteren Situation, ist der uns von den Raschisten aufgezwungene Krieg immer präsent – und so ist es gut Urlaub zu machen, an einem Ort, an welchem man diese Gedanken von sich schieben kann. Auch meine Schwiegereltern, die sich beide freiwillig der Ukrainischen Armee angeschlossen, ihre vorherigen zivilen Berufe aufgegeben haben, werden übermorgen für 10 Tage mit den beiden Brüdern meiner Frau nach Bulgarien ans Meer fahren – soviel zur Mär, dass Männer unter 60 aus der Ukraine nicht ausreisen dürfen.

Auslandsreisen sind natürlich aktuell etwas komplizierter da wegen RuZZland alle Flughäfen in der Ukraine geschlossen sind. Somit kommen nur Abflüge aus Moldawien, Polen und Rumänien in Frage. Und so begann unsere Reise bereits heute.

1. Reisetag

Nachdem ich den Vortag mit einer üblen Migräne verbracht hatte, wachte ich am Morgen gegen 07:30 beschwerdefrei auf, meine Gattin hatte das Bad bereits geräumt. Nach einem kleinen Frühstück und einen letzten Blick vom Balkon auf den Botanischen Garten,


warfen wir die restlichen Sachen in unsere 3 Koffer, welche mein Fahrer alle im Kofferraum verstauen konnte.


Noch schnell von unserem Mädchen verabschiedet und kurz vor 10 standen wir im Kyiver Stau in Richtung der Odesa-Autobahn, wo zum Glück weniger Verkehr herrschte.


Interessant sind die neu angelegten ca. 4 km langen Autobahnstücke ohne Mittelstreifen, mit großen ‚F-16 Parkplätzen‘ an beiden Enden, deren Schallschutzwälle mit riesigen Betonplatten verkleidet sind. Verständlicherweise werde ich hier keine Fotos davon posten.

Gegen 12:30 erreichten wir Uman, eine wichtige Pilgerstätte für orthodoxe Juden, stoppten bei einer WOK Tankstelle, wo sowohl das Auto


wie auch wir Futter bekamen.


Die restlichen 250 km vergingen mit einigen Rauchpausen sehr schnell, 2 Mal hatten wir Luftalarm,


da die Raschisten MiG-31, Träger der Kinshal-‚Hyperschall‘-Cruise-Missiles von einem zum anderen Flughafen flogen, um in der gesamten Ukraine vorbeugenden Alarm auszulösen.

Kurz nach 15 Uhr erreichten wir unser Hotel außerhalb des Zentrums,


direkt am Eingang des Arkadia-Strandgebiets gelegen.


Das Gagarinn Hotel zählt zu den gehobenen Hotels Odesas, zur Urlaubszeit normalerweise gut gebucht und nicht besonders günstig. Da sich jedoch aktuell wenige Touristen in der Stadt befinden, konnte ich über booking ein Doppelzimmer für US$ 49/Nacht buchen.

Wir waren noch nie in diesem Hotel, waren ziemlich enttäuscht, da weder der Eingangsbereich noch die Zimmer dem Ruf eines gehobenen Hotels entsprechen, alles ziemlich billig und deprimierend,


besonders das Badezimmer.


Egal, für eine Nacht und US$ 49 kann man es ertragen.

Kurz die Koffer aufs Zimmer gebracht, die Wertsachen im Safe verstaut, und direkt weiter zum Notar gefahren, wo ich kurz etwas zu erledigen hatte.

Einige werden sich jetzt fragen ‚wieso wohnt der in Odesa im Hotel, der hat dort doch eine Wohnung‘. Erstens war seit beinahe 2 Jahren niemand mehr in der Wohnung, alles wird eingestaubt sein, zweitens liegt sie unweit des Hafens, welcher in letzter Zeit von den Raschisten mit Onyx- und Iskander-Raketen von der Krim und Schiffen im Schwarzen Meer beschossen wird. Und leider haben die ‚hochpräzisien‘ Raketen der Terroristen eine unangenehme Eigenschaft: sie sind alles andere als präzise, treffen leider Kindergärten, Krankenhäuser und Wohnhäuser in einem Radius von zwei Kilometern um das eigentliche Ziel. Also besser ein Hotel abseits der Hafenanlagen.

Im Anschluss kurz zum Hotel zurück, meinen Fahrer in den wohlverdienten Feierabend entlassen. Maryna wollte kurz in einem Bekleidungsgeschäft einer Ukrainischen Marke vorbeischauen, fand aber nichts was ihr gefiel.


Überhaupt ist Mode von Ukrainischen Designern aktuell weltweit extrem angesagt, deren Läden eröffnen kreuz und quer über den Erdball, sogar in den USA. Selbst Stars wie Beyonce, Dua Lipa und Rita Ora tragen Mode von FROLOV.

Noch ein kurzer Abstecher durch die beinahe menschenleere Arkadia-Flaniermeile,


bevor wir uns ein Taxi in die Innenstadt nahmen.

Auf dem Weg in die Innenstadt kamen wir an einem perfekten Beweis für meine obige These vorbei, ein durch RuZZische Raketen zerstörter Wohnkomplex inklusive McDonalds, welcher weit entfernt vom Hafen und jeglicher militärischen Einrichtung liegt.


Da es keinen Grund gibt schlecht zu essen, hatten wir uns für das beste Restaurant Odesas entschieden, ‚YOURZ SPACE BISTRO‘, welches lokale Küche neu interpretiert, die Gerichte in einer offenen Küche zubereitet.


Wegen des wunderschönen Wetters, ganz anders als aktuell in Kyiv, entschieden wir unser Abendessen im Außenbereich einzunehmen.


Wir starteten mit einem Klassiker Odesas, ‚Forschmak‘, ein Gericht welches mir normalweise nicht im Geringsten mundet, hier aber in seiner Neuinterpretation vorzüglich schmeckte und das Signature-Sandwich mit Garnelen.


Selbst das Hauptgericht, ein Filet mit Kartoffelpüree, Spinat und Kimchi-Gurken an Trüffelsauce war sehr gut, das Fleisch butterweich – sehr untypisch für ein lokales Produkt.


Zum Dessert, einer ‚zerlegten Waffeltorte‘ (wer keine Waffelnii Tort kennt: schleunigst probieren !)


stieß der Chef von Marynas Agentur zu uns, die beiden besprachen ihre geschäftlichen Belange, ich konnte mich zurücklehnen und über das am Nachmittag erlebte in Odesa nachdenken, während gerade der 4. Luftalarm des Tages auf meinem Mobiltelefon ertönte. Nach ein paar Minuten stellte sich heraus, dass es sich um elektronisch erzeugte Raketen handelte, also keine echten, nur um der Zivilbevölkerung Panik zu machen, ISIS mit Atomwaffen eben, reiner Staats-Terrorismus. Nur interessiert das bei uns keinen mehr, man bleibt einfach sitzen, genießt weiter sein Essen. Der Krieg ist einfach zum 'Normal' geworden, ein zusätzliches Risiko zu sterben, wie COVID oder ähnliches. Zudem sind wir uns in der Ukraine einig: besser frei sterben als in einem nazistischen Mafia-Terror-Staat wie RuZZland zu leben.

Die Stadt ist für die Sommermonate sehr leer, es fehlen die lokalen und ausländischen Touristen, überhaupt habe ich keine Fremdsprache gehört, etwas das in Kyiv zum Alltag gehört, da wir dort aktuell mehr Ausländer als vor dem Krieg haben. Auch ich hätte aktuell keine Lust in Odesa zu wohnen, da der Stadt komplett der Schutz vor ballistischen Raketen durch Patriot oder SAMP/T fehlt. Das Deutsche IRIS-T, das die Stadt beschützen soll, kann leider nur Unterschall-Marschflugkörper vom Typ X-101 und X-555 abschießen, ist deshalb eigentlich ziemlich nutzlos, da es sehr einfach zu umgehen ist. Vielleicht kommt mir deshalb die Stadt aktuell sehr depressiv und dunkel (die Straßenbeleuchtung ist teilweise ausgeschaltet, um Strom zu sparen) vor, kein Vergleich zum Leben in Kyiv.

Mit dem Taxi zurück zum Hotel, noch schnell im Supermarkt ein paar Kleinigkeiten zu Essen für den Folgetag besorgt. Wer etwas Nachrichten verfolgt wird verstehen weshalb wir dieses Produkt kauften (Stichwort: Ägypten).


Interessant war die uns ausgehändigte Wegbeschreibung zum Schutzraum,


aus dem 9. Stock beim besten nicht in den 4 Minuten zu schaffen, welche man bei raschistischen X-22- und ballistischen Iskander-Raketen zwischen Start und Einschlag zur Verfügung hat.
 

lance89

Erfahrenes Mitglied
28.01.2014
344
481
Vielen Dank für deinen tollen Bericht! Ich freue mich weiter zu lesen!
Beim lesen ist mir eine Frage aufgetaucht, vielleicht kannst du diese beantworten?
Merkt mann beim Besuch von Restaurants oder beim Einkaufen von Nahrungsmitteln das Krieg herrscht, oder sind alle Produkte normal erhältlich?
 

digitalfan

Erfahrenes Mitglied
27.08.2009
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MUC
Seit dem 30.05.2023 verheiratet. Eigentlich war Sommer 2022 geplant, nur haben uns die Raschisten einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Herzlichen Glückwunsch!

Und vielen Dank, dass du wieder einen Reisebericht schreibst. Gleichzeitig sehe diesen Thread auch als Möglichkeit, Mitglieder dieses Forums auf die Ignorierliste zu setzen, bei denen ich bislang noch gezögert habe :)
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Vielen Dank für deinen tollen Bericht! Ich freue mich weiter zu lesen!
Beim lesen ist mir eine Frage aufgetaucht, vielleicht kannst du diese beantworten?
Merkt mann beim Besuch von Restaurants oder beim Einkaufen von Nahrungsmitteln das Krieg herrscht, oder sind alle Produkte normal erhältlich?
Nein, es sind nicht alle Produkte erhältlich, die es vor dem Krieg gab, wobei es sich hier meist um Ukrainische Produkte handelt. Die köstlichen Wassermelonen aus Cherson zum Beispiel wird es wegen des Terroraktes auf den Staudamm lange nicht mehr geben, die herrlich süßen Kirschen aus Melitopol aktuell auch nicht. Generell sind die Supermärkte wieder voll mit Produkten, vieles kommt jetzt eben aus der EU. Ich würde sogar behaupten die Auswahl ist besser geworden - wenn man es sich leisten kann. Zwar ist unsere Währung stabil, ist sogar um 15% im Wert gestiegen im Vergleich zum Vorjahr, allerdings haben auch sehr viele Menschen ihre Jobs verloren, oder finden nach dem Umzug aus den besetzten in die freien Gebiete kaum einen neuen, aber dank der EU, den USA und vielen anderen Ländern gibt es viele Projekte im Straßenbau, Häusersanierung (nach Beschädigungen) und auch Unterstützung von Kleinunternehmen, so dass zum Glück viele ihr Auskommen haben. In 2022 ist unsere Wirtschaft um beinahe 50% geschrumpft, in 2023 bisher jedoch wieder um 20% gewachsen.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
Gerne!

Deinem Bekannten darfst Du gerne eine Übersetzung in Ukrainisch von Deinem Beitrag geben.

2023, рік перемоги
Also selbst ein Raschistenfreund gibt zu, dass RuZZische Satelliten dermaßen schlecht sind, dass sie eine 4 km lange Piste mit riesigen Stellflächen nicht erkennen ? Ich glaube fast was Du hier schreibst soll Comedy sein.

Zu den ‚verbotenen‘ Fotos: wenn diese verboten sind, weshalb sieht man dann selbst in Deutschen Medien dauernd Fotos von Wohnhäusern, Krankenhäusern, Universitäten, Kirchen etc., die die Raschisten mit Raketen und Drohnen zerstört haben. Verboten sind Fotos und Videos, auf welchen die Arbeit unserer Abwehr zu sehen ist, Rückschlüsse auf deren Standort gezogen werden können. Ich hoffe Du verstehst es jetzt.

Manchen Leuten täte es gut nachzudenken bevor sie tippen (oder wählen).

Und hiermit endet meine Diskussion mit Dir, Vatnik.
 

chrigu81

Erfahrenes Mitglied
16.02.2016
1.334
1.283
Zürich
Sprichst du inzwischen eigentlich auch Ukrainisch oder ist es mit Russisch noch immer kein Problem? Meine gelesen zu haben, dass zum Teil explizit Ukrainisch gesprochen wird um etwaige Russen identifizieren zu können.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
Sprichst du inzwischen eigentlich auch Ukrainisch oder ist es mit Russisch noch immer kein Problem? Meine gelesen zu haben, dass zum Teil explizit Ukrainisch gesprochen wird um etwaige Russen identifizieren zu können.
Das ist Raschisten-Propaganda.

An Staatlichen Stellen muss momentan Ukrainisch gesprochen werden, wobei unser Präsident nun ein Gesetz erlassen hat, dass Staatsbeamte ab einer gewissen Besoldungsstufe und mit Kundenumgang nun Englisch lernen müssen - was für eine EU-Integration und auch ausländische Investments sehr wichtig ist.

Im privaten Sektor kannst Du sprechen was Du willst, Deutsch, Chinesisch, Englisch oder eben auch Russisch. Im realen Leben wird in Kyiv noch heute viel Russisch gesprochen - wobei die Zahl der Ukrainischsprechenden deutlich zugenommen hat.

Die Raschisten behaupten das gerne, um ihren Angriffskrieg wegen der angeblichen Unterdrückung der Russischsprechenden zu rechtfertigen. Dass dies ein vorgeschobenes Argument ist, lässt sich leicht beweisen : schau Dir einfach an wo die Raschisten die meisten Zivilisten getötet, gefoltert und vergewaltigt haben, nämlich im Osten und Süden (z.B. Mariupol). Und genau dort lebt der höchste Anteil der Russischsprechenden, die sie ja angeblich beschützen müssen.
 

timeless

Aktives Mitglied
09.05.2022
121
77
Danke für den Bericht. Etwas aus dem echten Leben finde ich immer interessanter als TV-Beiträge.

Wie du schreibst, lebt man mit dem Krieg. Wie wirkt sich das auf den Tourismus in UA aus? Machen vorwiegend Ukrainer im eigenen Land Urlaub? Gibt es Ausländer, die kommen? Haben Hotels geöffnet - oder kommt der Tourismus eher zum Erliegen?

Hier in Österreich haben sich viele Arbeiter im touristischen Bereich während der Coronalockdowns beruflich umorientiert - die fehlen jetzt.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Danke für den Bericht. Etwas aus dem echten Leben finde ich immer interessanter als TV-Beiträge.

Wie du schreibst, lebt man mit dem Krieg. Wie wirkt sich das auf den Tourismus in UA aus? Machen vorwiegend Ukrainer im eigenen Land Urlaub? Gibt es Ausländer, die kommen? Haben Hotels geöffnet - oder kommt der Tourismus eher zum Erliegen?

Hier in Österreich haben sich viele Arbeiter im touristischen Bereich während der Coronalockdowns beruflich umorientiert - die fehlen jetzt.
Das was man unter ‚Touristen‘ versteht gibt es selten, aber dennoch. Auf der einen Seite die Europäer/Amerikaner auf der Suche nach Ehefrauen, aber auch die, die den besonderen Kick suchen.

Die Ausländer, die aktuell in der Ukraine sind, sind Einheimische wie ich, Soldaten und Instruktoren, aber auch viele Mitarbeiter von Institutionen und der nutzlosen Organisation ‚UN‘.

Hotels haben geöffnet, in Kyiv auch alle internationalen Kettenhotels von Hilton über Hyatt bis Fairmont. Wie bereits geschrieben, gerade in Kyiv hat man das Gefühl, dass es mehr Ausländer als vor dem Krieg gibt, ohne die üblichen Sextouristen.

Zudem hat Kyiv wieder mindestens die Bevölkerungszahl der Vorkriegszeit erreicht, einerseits weil viele zurückkehrten, andererseits wegen der großen Zahl der vor Folter, Filtrierung und Vergewaltigung durch die Raschisten geflohenen Binnenflüchtlinge aus der Ostukraine. Auch meine Haushälterin ist eine dieser Flüchtlinge, weshalb wir aus erster Hand wissen was den Menschen passiert, die unter Raschistische Besatzung kommen.
 

Reyhan

Erfahrenes Mitglied
30.09.2017
886
1.048
FMO
Man / ich hat zwischendurch schon mal gedacht , ob es ihm gut geht / ob er mit wem auch immer " abgehauen " ist :), wäre ja ganz nett mal was von ihm zu hören.

Für diejenigen die mal wieder was zu meckern haben : ich sitze auch manchmal voller Staunen vor dem was er so denkt / macht tut, da vieles für mich ausserhalb meiner Welt.

Aber wenn ich mir einer Sache sehr sicher bin : ehrlich ist er !

PS Glückwunsch zur Hochzeit 💐
 

Udo'o

Erfahrenes Mitglied
30.06.2011
280
71
Freut mich, dass es wieder einen Reisebericht von dir/euch gibt!

Auch finde ich die Schilderungen zum Leben und Alltag in der Ukraine aus Sicht eines "Locals" interessant, wenn vielleicht auch ein Teil der Formulierungen etwas polarisierend gewählt ist. Ich finde es allerdings durchaus nachvollziehbar, du befindest dich in einem Angriffskrieg!

Und natürlich herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit!
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
Ich finde es allerdings durchaus nachvollziehbar, du befindest dich in einem Angriffskrieg!
Bei mir ist es definitiv so, dass ein Terror-Staat meine Frau, ihre Familie, meinen Hund & mich jeden Tag umbringen will. Ich sehe deshalb keinen Grund zur Freundlichkeit gegenüber denen, und denen die sie unterstützen oder Verständnis zeigen, die uns umbringen, meine Frau vielleicht noch vorher vergewaltigen, wollen.

Doch auch ihr seid in einem hybriden Krieg, der Euch von Russland aufgezwungen wurde. Es gibt in ganz Europa genug von Russland finanziell und ideologisch unterstütze Parteien, die fast ausschließlich Russische Interessen unterstützen. Selbst Euer Bundeskanzler, dem ich sonst wenig abgewinnen kann, hat gesagt ‚die AfD ist die Partei Russlands‘ - und damit hat er Recht.

Diese Partei vertritt ideologisch dieselben Ziele wie Russland mit deren ‚Russischen Welt‘, nämlich eine von oben aufgezwungene Rückkehr in vergangene Zeiten, als Menschen noch nicht frei waren, in einer spiessigen Enge lebten.

In der Ukraine kämpfen (und sterben) wir für den Erhalt westlicher Werte, der Freiheit so zu leben wie es einen glücklich macht, zum Beispiel egal ob man heterosexuell, homosexuell, bisexuell, pansexuell etc. ist oder dass man seine Meinung sagen darf ohne, wie in Russland, 25 Jahre eingesperrt oder gar umgebracht oder in einem Park in Deutschland vergiftet wird.

Eine Demokratie muss wehrhaft sein - sonst ist sie Morgen keine mehr. Denkt daran, liebe Europäer und U.S.Amerikaner. Nicht umsonst heißt es ‚wehret der Anfänge‘.
 

loennermo

Erfahrenes Mitglied
01.09.2017
1.520
772
Du schreibst von "Euer Bundeskanzler" - was mich zu der Frage verleitet, welche Staatsbürgerschaft Du eigentlich besitzt. Ich ging bisher davon aus, dass du deutscher bist. Aber anscheinend ja nicht oder nicht mehr?
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Du schreibst von "Euer Bundeskanzler" - was mich zu der Frage verleitet, welche Staatsbürgerschaft Du eigentlich besitzt. Ich ging bisher davon aus, dass du deutscher bist. Aber anscheinend ja nicht oder nicht mehr?
Von Geburt & Pass her Deutscher. Allerdings bin ich seit 23 Jahren im Ausland, habe meinen Lebensmittelpunkt seit 21 Jahren in der Ukraine. Wenn Du mich fragst wo meine Heimat ist, wo mein Herz schlägt, dann ist es eine einfache Antwort: die Ukraine. Ich möchte mir deshalb nicht anmaßen zu sagen ich bin ‚Deutscher‘, obwohl ich die Deutsche Politik wahrscheinlich genauer verfolge als so mancher Deutsche, der in Deutschland wohnt. Es tut mir auch noch immer weh wenn ich Deutsche Fehlentscheidungen miterleben muss, die Deutschland in der Welt in ein schlechtes Licht rücken.
 

Bayer59

Erfahrenes Mitglied
18.09.2013
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Schön wieder von dir zu lesen und das es dir, deiner Frau = Herzlichen Glückwunsch! und euren Liebsten gut geht. Klasse :)
 
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Strolf

Erfahrenes Mitglied
27.03.2020
2.829
2.253
Geht es denn mal mit dem Bericht weiter?
Odessa kann doch noch nicht das Ende der Reise sein, oder?
 
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