2. Reisetag; Mittwoch, 02.08.2023
Dieser begann pünktlich als wir uns Schlafen legen wollten um 1 Uhr mit dem Geheul der Luftalarmsirenen.
Ein Blick in die App zeigte, dass vom Meer her Drohnen (wegen ihres Geräuschs ‚Mopeds‘ genannt) auf die Region Odesa zusteuern. Auch in Richtung Kyiv waren welche unterwegs.
Der Unterschied zwischen Odesa und Kyiv macht die Lage: Kyiv liegt im Land, womit 3 Ringe von Luftabwehr in großen Abständen um die Stadt aufgestellt wurden. Diese Ringe müssen die Iranischen Drohnen durchdringen, bevor sie überhaupt die Stadt erreichen. Da Odesa am Meer liegt ist dies nicht möglich, womit die erste Linie direkt im Stadtgebiet liegt.
Es deutete sich an, dass die Drohnen wieder in den Süden der Region Odesa gehen, um dort den Getreidehafen von Izmail an der Donau zu zerstören, was den Raschisten bisher einmal gelang, wodurch zehntausende Tonnen Getreide für den Export vernichtet wurden. Wie wir später am Tag erfuhren gelang es auch diesmal wieder einigen Mopeds zivile Infrastruktur mit vielen Tausend Tonnen Getreide zu zerstören.
Auch nach Kyiv schaffte es in der Nacht eine Drohne, welche dann über dem Distrikt, in dem auch wir leben, abgeschossen wurde. Leider verursachten die herunterfallenden Bruchstücke wieder Schäden an einem Wohnhaus, wenigstens kam niemand ums Leben.
Es ist schon schizophren, auf der einen Seite sagte die Sprecherin des Raschistischen Außenministeriums, Maria Zakharova, vor Afrikanischen Delegierten beim RuZZland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg vor ein paar Tagen, dass RuZZland den Krieg gegen die Ukraine für die Freiheit und das Wohlergehen Afrikas und der Welt führe (kann jeder im Internet nachschauen), auf der anderen Seite tun sie alles, um dort eine Hungersnot auszulösen. Dass Vladolf Putler anbot 50‘000 Tonnen von der Ukraine gestohlenes Getreide kostenlos nach Afrika zu liefern (und von den Afrikanern abgelehnt wurde), ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Alleine in einer Nacht zerstörten die Raschisten 180‘000 Tonnen Getreide im Hafen von Odesa.
Da, wenn einmal Luftalarm ausgelöst wurde, es keinen erneuten Alarm im Falle von Raketen gibt, ließ ich Maryna schlafen, ich überwachte die App bis gegen 03:30 der Alarm aufgehoben wurde.
Um 06:50 wurde ich von meinem Wecker wachgerüttelt, ich begab m ich ins Bad, wir packten wieder alles ein, brachten das Gepäck hinunter, wo unser Fahrer bereits auf uns wartete. Beim Verstauen der Koffer der 2. Alarm des Tages, ‚nur‘ MiG 31, also weiter nach Plan.
Am Hauptbahnhof von Odesa, ein chaotischer Ort,
warteten wir bis unser Bus nach Bukarest einfuhr.
Dadurch, dass es keine Flüge gibt, ist das Aufkommen von Bussen extrem verstärkt, sowohl innerhalb der Ukraine, wie auch ins Ausland.
Nach Bukarest fährt fast alle 20 Minuten ein Bus, man muss also den Bus des richtigen Unternehmens mit der korrekten Abfahrtzeit finden. Und während wir warten um 08:40 auch schon der 3. Luftalarm des Tages, wieder verursacht durch den Flug einer MiG 31.
Wir hatten ‚Like-Bus‘ gewählt, das Unternehmen mit den komfortabelsten Bussen, dort für jeden von uns 2 Plätze gebucht (ca. US$ 100/Person nach Bukarest).
Maryna besorgte schnell noch ein Frühstück, die Auswahl in unmittelbarer Nähe war nicht besonders groß.
Obwohl es Chaos mit den zugeteilten Sitzplätzen gab, fuhren wir mit nur 10 Minuten Verspätung ab, mein Fahrer machte sich auch auf den Rückweg nach Kyiv.
Wieso ‚Bus‘ und nicht mit dem eigenen Auto ? Weil die Fahrt durch Moldawien und Rumänien extrem nervt, ich habe es bereits 2 Mal hinter mir.
Moldawien hat keine Autobahn, aber auch Rumänien, immerhin ein EU-Land, liegt hier weit hinter der Ukraine. So gibt es zwischen Ukraine/Moldawien und Bukarest keinen Kilometer Autobahn, die komplette Strecke ist ein- bis eineinhalbspurig, führt durch unzählige Dörfer und Städte, mit 60 km/h Tempolimit und vielen Ampeln.
Am zweiten Busbahnhof Odesas sammelten wir noch einige Passagiere auf, machten uns dann auf in Richtung Süden unter Durchfahrung Moldawischen Gebietes, welches durch einen Fluss vom restlichen Staatsgebiet Moldawiens getrennt ist, faktisch von der Ukraine verwaltet wird. Dadurch, dass die Raschisten die Straßen- und Eisenbahnbrücke über die Dnistermündung bereits 3x zerstört haben, ist dies die einzige Verbindung in den Südzipfel der Ukraine, auch als Bessarabien bekannt.
Nach gut 2 Stunden der erste Stopp,
sehr saubere Toiletten, eine Rauchpause und ein leckeres Eis.
Es wurde richtig heiß, die Klimaanlage im Bus kam nicht mehr mit, dauerhaft 30 Grad im Innenraum ist nicht lustig.
Wegen der Zerstörungen in der Nacht mussten wir Izmail umfahren,
was einen Umweg von knapp 30 Kilometern bedeutete. Aber auch aus der Ferne sahen wir den dicken, dunklen Rauch über Izmail aufsteigen, das Getreide brannte noch am frühen Nachmittag.
Wegen der Umfahrung Izmails erreichten wir den einzigen direkten Grenzübergang zwischen der Süd-Ukraine und Rumänien mit Verspätung, so dass wir die 16:30-Fähre über die Donau knapp verpassten.
Wenigstens war es mittlerweile abgekühlt, dunkle Regenwolken zogen auf. Nach einer knappen Stunde des Wartens wurden wir in den Bus zurückgerufen, wir durften auf die 18:00-Fähre, die Ältere der beiden, verließen damit faktisch die Ukraine und standen unter dem Schutz der NATO.
Sicher, jetzt könnte man abschalten, wären nicht noch unser Mädchen und Marynas Familie unter der Bedrohung der Raschisten.
Ich kann heute aus Überzeugung sagen: jeder, der in einem Land lebt, das dem NATO-Bündnis angehört, sollte jeden Morgen den Boden dafür küssen, denn selbst ein vollkommen durchgeknallter Tyrann wie Vladolf Putler wird nicht auf die selbstmörderische Idee kommen, ein solches Bündnis anzugreifen, das ihn und seine Armee in 24 Stunden vernichtet – denn dann könnte er all seine lange zusammengeklauten Milliarden, Villen & Jachten nie mehr genießen.
Als wir die Donau überquerten kam ein ordentliches Gewitter auf, Blitze waren im Hintergrund zu sehen.
Von der Fähre aufs NATO-Festland.
Die Passkontrolle erfolgte zügig, auf eine Gepäckkontrolle, die normalerweise zum Standard gehört, wurde heute verzichtet.
Die Straßen in Rumänien, ich erwähnte es schon, eine Katastrophe, eng, kurvig und andauernd durch Ortschaften. So zogen sich die 130 km bis zur Autobahn Constanta – Bukarest in die Länge, Dunkelheit brach ein.
Auf der Autobahn angekommen der letzte Zwischenstopp um kurz vor 22 Uhr, zum Glück bei einer Rompetrol-Tankstelle. Denn in Rumänien gibt es noch sehr viele raschistische LUKOIL-Tankstellen und wir wollen mit unserem Geld auf keinen Fall eine Privatarmee unterstützen, welche Ukrainer tötet, foltert und vergewaltigt.
Der Bus schien Probleme zu machen, so wurde aus einem 10-Minuten-Stopp ein 30-Minuten-Stopp.
Weiter auf der Autobahn in Richtung Bukarest, noch ca. 90 Minuten Fahrtzeit, wo wir nach insgesamt 14 Stunden Fahrt um 23:25 den Bukarester Flughafen erreichten.
Da der Bus noch weitere 2 Stopps in Bukarest hat, dann weiter nach Sofia fährt, war das Heraussuchen der planlos im Gepäckabteil untergebrachten Koffer das reine Chaos.
Per UBER ins dem Flughafen am nächsten gelegene Bonvoy Hotel, dem Courtyard by Marriott in Neu-Bukarest.
Der Check-In erfolgte zügig, als Titanium Benefit Frühstück für eine Person, also 2 Frühstücke für 2 Nächte. Uns passte dies, da wir sowieso nur einmal frühstücken werden.
Es gab einen Zimmerupgrade,
keine Ahnung was daran ein Upgrade sein soll, außer dass es im 11. Stock liegt.
Nach der langen Busfahrt mit schlecht funktionierender Klimaanlage hatten wir nur zwei Wünsche: unter die Dusche zu springen und eine eiskalte Coke Zero.