Meine Rede, telring, zumal es ja auch nicht nur auf den Sensor ankommt, sondern auch auf die Bildverarbeitung drumrum und natürlich auf die Qualität der Optik sowie deren Korrektur. Natürlich muss man sich, um da mitreden zu können, dann mit den Bildverarbeitungen der in Frage kommenden Kameras befassen und etwa die JPEG-Engines vergleichen. Wer RAWs extern entwickeln möchte, muss sich zudem anschauen, wie der RAW-Konverter seiner Wahl mit den Dateien der jeweiligen Kamera zurechtkommt. Auch da gibt es große Unterschiede, die im Ergebnis mehr ausmachen können als ein größerer oder kleinerer Sensor. Einen Unterschied macht auch, ob die Kamera vor dem Sensor einen Tiefpassfilter hat oder nicht. Deshalb gibt's etwa eine Nikon D800 und eine D800E, beide ansonsten identisch mit dem gleichen Sensor (bei Sony gebaut). Beim PC ist ja auch nicht nur die Taktfrequenz des Prozessors entscheidend, sondern auch die Leistung der Grafikkarte, die Anzahl der Kerne, die Busgeschwindigkeit, welche Festplatte verbaut wurde etc. – wer pauschal behauptet, dass ein PC mit 3 GHz besser und schneller ist als einer mit 2,5 GHz, erzählt auch groben Unfug.
Es gibt mehrere Nikon- und Sony-DSLRs und auch eine ziemlich teure Leica, die den gleichen Sensor verwenden wie die X100 (kommt wie so oft von Sony, dem derzeitigen Marktführer beim Sensorbau), nur erzielen unterschiedliche Hersteller damit ganz unterschiedliche Ergebnisse. Die Leica X1 etwa rauscht beachtlich bei höheren ISOs, die X100 bedeutend weniger, und das Rauschen selbst sieht eher aus wie Korn als das sonst oft verbreitete "Geschmiere". Das sind auch nicht irgendwelche "wilden Behauptungen" oder Fanboy-Lyrik, sondern Dinge, die jeder selbst nachprüfen kann, etwa auf den Vergleichsseiten von dpreview.com, wo es normierte JPEG- und RAW-Entwicklungen für alle erdenklichen Kameras in allen ISO-Stufen gibt, und zwar im direkten Vergleich. Da braucht man nicht groß diskutieren, das guckt man sich einfach an, wenn einen das interessiert, und dann stellt man fest: überzeugt mich, oder überzeugt mich nicht.
Klar bin ich von Fuji angetan, zumindest in den Bereichen, wo sie gut sind und bei den Kameras, die ich interessant finde. Dass es auch Bereiche mit zum Teil beachtlichem Nachholbedarf gibt, steht nicht nur in meinem Buch, sondern auch in meinem ausführlichen Testbericht der X-Pro1 auf FotoEspresso, kann ebenfalls jeder nachlesen. Es gibt auch einige Fuji-Kameras, die total daneben sind und mit den Konkurrenzmodellen ihrer Klasse nicht mithalten können. Solche gibt's aber natürlich auch von Olympus, Panasonic, Canon, Nikon oder Sony. Es geht hier doch nicht darum, sich und anderen irgendwas schön zu reden, sondern um eine möglichst sachkundige Information, wobei möglichst viele möglichst variationsreiche Bildbeispiele naturgemäß mehr sagen als viel Gelaber, wie toll oder wie scheiße etwas ist.
Pauschal-Geschwalle wie "ab eines bestimmten Qualitätsanspruchs braucht man eine DSLR" ist allerdings nicht hilfreich, das ist das Niveau, in dem auf airliners.de über Meilenprogramme diskutiert wird – oberflächlich, falsch und irreführend. Das ist keine Information, sondern Desinformation, und ich bin schon der Ansicht, dass ein Forum in der Summe informieren und nicht desinformieren sollte. Wenn ich erkenne, dass ein Bereich des Forums letztlich mehr schadet als nützt, muss man sich schon ein paar Gedanken machen, ob das im Sinne des Erfinders ist. In Fachforen gibt es zwar auch jede Menge Stussbeiträge, aber denen stehen mindestens so viele kompetente User gegenüber, die unmittelbar kontern und ihr Wissen dagegen stellen können. Sowas haben wir hier ja auch in den Airline- und Meilenprogrammbereichen.
Hier habe ich allerdings keine Lust, als Oberlehrer mehr oder wenig einsam Dinge richtig zu stellen, das kann's nicht sein, der Sinn von Foren ist die Diskussion, nicht die einsame Belehrung. Desinformation unkommentiert stehen lassen, geht aber auch nicht, denn offenbar gibt es immer genug Unwissende, die solche Infos treuherzig glauben – vor allem, wenn sie wie erwiesene Tatsachen vorgetragen werden. An Selbstbewusstsein mangelt es den Desinformern ja meist nicht.
Alles in allem eine zweischneidige Geschichte.