Selber ging es mir zum Glück noch nie schlecht aber einen Zwischenfall hatte ich auch schon.
Flug MIA - TXL mit AB , ca. 1 Stunde nach dem Start die Frage nach dem Arzt, keiner meldet sich, kurz danach in etwas dringlicherem Ton die erneute Frage nach medizinischem Personal an Bord. Da ich Krankenschwester bin und sich offensichtlich kein " Studierter " gemeldet hatte gab ich Handzeichen und wurde sofort in den vorderen Bereich des Fliegers gebracht. Dort lag auf einer Viererreihe eine Frau. Halb bewusstlos, nicht wirklich ansprechbar, zitternd , blaß und kaltschweißig. Die Paxe aus der Reihe standen drum herum, eine FB hielt ihren Kopf und in der linken Reihe daneben saß ihr Mann mit der schreienden Tochter die den Anblick der Mutter so wohl nicht ertragen konnte

Was für ein Bild ....
Habe dann auch ertsmal alle Vitalfunktionen getestet, alles OK soweit und in den wachen Phasen der Frau dann diverse Fragen gestellt, es stellte sich heraus das sie ne längere Anreise nach MIA hinter sich hatten, wenig gegessen und noch weniger getrunken hatte und nach meiner " Diagnose " unterzuckert war. Also alle Maßnahmen eingeleitet und dann konnte man zusehen wie es ihr besser ging und sie wieder voll wach und klar wurde. Kaum wieder voll da bekam sie natürlich auch wieder die Schreie ihrer Tochter mit und wurde unruhig sie müsse aufstehen usw.....sie merkte dann aber selber recht schnell das sie noch ziemlich wacklig war und blieb liegen.
Als sie komplett stabil war wurde ich bis kurz vor das Cockpit gebeten und der Chef im Ring kam raus um sich von mir Bericht erstatten zu lassen und dann kam die Frage die ich so schnell nicht vergessen werde : Junge Frau, jetzt habe ich noch die Chance umzudrehen und zu landen, sind wir erstmal weiter über dem Atlantik mache ich das nicht mehr, entscheiden Sie jetzt bitte ob wir die Frau so nach Berlin kriegen oder ob wir umdrehen sollten......Aha, ich als " klein Sandra " soll jetzt also diese Entscheidung treffen, na toll, ich brauche Schnaps ;-) und das wo ich " nur Krankenschwester " bin.
Ich bin dann zurück zu der Frau, die Situation hatte sich beruhigt, das Kind war etwas ruhiger und saß wieder neben Mama, jetzt war nur der Papa überfordert aber das war Nebensache. Ich habe ihr dann weitere Anamnesefragen gestellt und beschlossen wir fliegen weiter !
An Schlaf war für mich in den nächsten 8 Stunden natürlich nicht zu denken da ich immer geguckt habe ob bei der Familie alles in Ordnung ist aber sie scheint wirklich nur unterzuckert gewesen zu sein und somit war meine Entscheidung also vertretbar.
Ne gute Stunde vor der Landung kam dann der Chef nochmal zu mir, bedankte sich und als kleines Danke Schön solle ich mich doch im Bordshop austoben
Alle FB´s bedankten sich auch, sie wirkten mit der Situation irgendwie nicht richtig überfordert aber halt auch nicht professionell auf mich und waren glaube ich heilfroh das jemand da war der das Zepter in die Hand nahm.
Grüße
Sandra