Hallo zusammen, nachdem wir das Wochenende auf einer schönen kleinen Hochzeit im Siegerland verbracht haben, befinden wir uns wieder in Dresden und ich habe Zeit, hier weiterzuschreiben. Im Übrigen machten wir Freitagabend noch einen kleinen Abstecher von Siegen aus nach Köln, entdeckten auf der A4 ehrfürchtig die Wegtafeln in Richtung Schloss Gummersbach und fragten uns, was der hiesige Lehnsherr gerade wohl so treibt. Das aber nur nebenbei. Ich wünsche einen guten Start in die neue Woche und viel Spaß beim Weiterlesen.
Tag 3 in Dubai – Cameltoes und Sand im Schuh
Ein neuer Tag in Dubai, ein neuer Tag voller Spiel, Spaß und Spannung. Ja, nee, ist klar.
Wie auch schon einigen anderen Reisenden aus dem VFT, zuletzt ist mir aus dem Januar HON/UA mit dieser Problematik in Erinnerung geblieben, stellt uns eine ansprechendende Tagegestaltung in Dubai vor größere Herausforderungen. Es mangelt einfach ein bisschen an Aktivitäten, die uns persönlich wirklich interessieren oder lohnend erscheinen.
Nach langem Hin und Her sowie der Erörterung der Sinnhaftigkeit der Teilnahme an einer typischen „Wüstensafari“, hatten wir uns am Vorabend dazu entschieden, heute einer solchen beizuwohnen. Frei nach dem Motto: „Wir haben ja sonst nichts vor“. Das Tor zur Hölle der touristischen Massenabfertigung stand also weit offen.
Die Ankunft des Tourguides samt Geländewagen ist für 15.30 Uhr veranschlagt. Genug Zeit also, um auszuschlafen, in Ruhe zu frühstücken und die erste Hälfte des Tages wieder am Pool zu verbringen, um den Bräunungsgrad weiter zu optimieren.
Beim Frühstück im Kitchen6 belagere ich heute wieder die asiatische Station, bestelle von jedem ein bisschen und klopfe mir selbst auf die Schulter, nachdem ich auf die Idee gekommen bin, den Koch zu fragen, ob er mir ein paar von den frischen Chilis von der Suppenstation nebenan auf mein Essen packen könnte. Erfreulicherweise haben diesen den nötigen Kick und endlich kommt hier mal ein bisschen Schärfe ins Essen. In der Regel ist das nämlich schon eher an den Allerweltsmagen angepasst. Nicht zu exotisch und vor allem nicht zu scharf. Schade, aber kann man natürlich auch nicht anderes erwarten, wenn man es hier so vielen verschiedenen Leuten rechtmachen muss.
90 Minuten später finden wir uns auf einer Liege am Pool wieder. Die Sonne knallt wieder schön runter und hin und wieder verschaffen wir uns Abkühlung im Wasser.
Nachdem ich in den letzten Tagen immer beobachten konnte, wie hier und da mal ein verführerisches Kaltgetränk auf den umliegenden Beistelltischen landete, ist mein Durst heute auch mal groß genug und ich beschließe von den 25% Bar- und Restaurantrabatt Gebrauch zu machen sowie das Bonvoy Konto mit ein paar Punkten zu befüllen. Ist ja schließlich auch schon 12.21 Uhr.
Ein Bier und ein Strawberry Mojito landen kurze Zeit später bei uns und die Freude auf eine erfrischende Hopfenkaltschale weicht daraufhin dem blanken Entsetzen. Ich hatte vorher nicht in die Karte geschaut bzw. den QR-Code gescannt, wie man es heute ja macht und nur auf gut Glück die beiden Getränke bestellt. Hätte ich gewusst, dass diese gelbe, abwasserähnliche Flüssigkeit, die sie Bier nennen, Heineken ist, dann hätte ich dankend abgelehnt.
Damit niemand einen falschen Eindruck von mir erhält und das niederländische Qualitätsprodukt bei den Temperaturen nicht verdampft, trinke ich schnell aus und hoffe, dass keine bleibenden Schäden entstehen.
So vergeht die Zeit und gegen 14.00 Uhr begeben wir uns zurück aufs Zimmer, um uns für unseren frühabendlichen Ausflug in die Wüste vorzubereiten.
Gebucht haben wir übrigens über GetYourGuide und sind inklusive Corporate Benefits bei ein bisschen mehr als 40 Euro pro Kopf für die Safari inklusive Abendessen heraugekommen. Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass alle Anbieter im Prinzip die gleichen Inhalte haben und die 10-20 Euro teureren Standard-Touren nicht mehr bieten als die anderen. Eingetütet wurde also das günstigste Angebot, welches auch die meisten Bewertungen hatte. Im Hinterkopf hatte ich dabei auch, dass ein geringerer Tourpreis vielleicht auch eher mit unseren ohnehin niedrigen Erwartungen korrellieren würde.
Unser Fahrer, Siyyad, kontaktiert mich gegen 14.25 Uhr per Whatsapp und bittet uns, um 15.30 Uhr bereit im Zimmer zu sein. Ich biete ihm an, schon mal in die Lobby runterzukommen, wenn er sich 10 Minuten vor Ankunft meldet.
Unten in der Lobby werden wir dann zunächst von drei anderen Fahrern angesprochen, die auf der Suche nach ihren Gästen sind und dann tritt auch schon Siyyad auf den Plan, ein freundlicher und gut aufgelegter, kleiner Mann, Ende 30, der aus Pakistan stammt. Wir stellen uns kurz gegenseitig vor und er bringt uns zu seinem Toyota Dickschiff, welches in der Hotelvorfahrt abgestellt ist.
Wir warten noch kurz auf zwei andere Teilnehmer, ungefähr unser Alter, die ebenfalls im JW nächtigen und natürlich kommen die beiden aus Deutschland, genauer gesagt dem Saarland.
Dann fahren wir los und auf dem Weg aus der Stadt hinaus in die Wüste versucht Siyyad ein wenig das Eis zu brechen, erzählt von Dubai und stellt auch uns die eine oder andere Frage. Während das Englisch der beiden anderen Mitreisenden etwas holprig ist und diese bald verstummen bzw. mit sich selbst beschäftigt sind, kommen wir ins Gespräch mit Siyyad über das Leben hier und nicht zum ersten Mal in dieser Woche bekommen wir zu hören, „Man kann hier gut leben, ich verdiene gutes Geld, aber es ist schon alles ziemlich künstlich und oberflächlich.“ Als ich hinzufüge, dass Dubai ja in manchen Ecken nett anzuschauen ist, aber ein bisschen der Charakter fehlt, nickt er zustimmend.
Im weiteren Verlauf erfahren wir, dass er aus der Nähe von Islamabad kommt, er bezüglich der aktuellen Regierung in Pakistan ein bisschen optimistischer gestimmt ist, was Korruption und dergleichen angeht und wir unterhalten uns auch über Politik in Deutschland, dass bald Wahlen sind und Angela Merkel im September aufhört und über alles, was mit Corona zusammenhängt.
Es ist ein wirklich nettes und kurzweiliges Gespräch, in dem wertungsfrei über die jeweiligen Erfahrungen und Maßnahmen in den Ländern gesprochen wird. Erstaunt sind wir ob der hohen Impfquote in den VAE, die er mit 80% angibt und er wiederum ist erstaunt zu hören, dass wir in Deutschland leider weit entfernt davon sind. Tja, …
Deutschland würde er übrigens gerne mal besuchen, da seine Kundschaft natürlich auch zu großen Teilen deutsch ist, aber Visumsbeschaffung, etc. ist wohl nicht ganz so einfach. Das Geld sei weniger das Problem.
Nach ca. 45 Minuten Fahrt kommen wir dann an unserem ersten Halt irgendwo östlich von Dubai zwischen Al Madam und Margham an. Auf dem Parkplatz des etwas schmuddelig daherkommenden Geländes neben der Straße stehen bereits einige andere Geländewagen, aus deren Reifen ein Teil der Luft abgelassen wird, damit die Fahrzeuge in den Dünen später mehr „Grip“ haben.
Die hier hergekutschten Touristen haben an dieser Stelle die Wahl, ob sie hier während der Wartezeit für einen Aufpreis eine Runde mit einem kleinen Quad durch den Sand brettern oder sich doch lieber nur irgendwelche Kopftücher und Schals von den umherlaufenden Händlern andrehen lassen wollen. Ein paar Kamele sind auch noch angebunden.
Für uns ist das alles nichts und auch unsere neuen Freunde aus dem Saarland scheinen der Sache eher abgeneigt. Wir verziehen uns zu viert in den „A/C room“, eine dreckige Baracke nebenan, aber immerhin eine klimatisierte, dreckige Baracke und reden über Gott und die Welt.
Irgendwann klopft Siyyad ans Fenster und macht uns verständlich, dass es jetzt weitergehen kann, nachdem auch von unseren Rädern Luft abgelassen wurde.
Vom Gelände fahren wir nur kurz zurück auf die Straße, um direkt danach rechts von der Straße abzufahren und uns von nun an auf sandigem Untergrund fortzubewegen. Siyyad bittet uns darum, uns alle anzuschnallen. 3/4 der Reisegruppe kommen der Aufforderung nach, nur einer weiß es besser.
Nachdem der erste kleine Hügel aber absichtlich etwas ruppiger genommen wird, mir meine Sonnenbrille vom Kopf fällt und mein unangeschnallter Hintermann für einen kurzen Moment schwerelos ist, abhebt und mit dem Kopf gegen den Fahrzeughimmel knallt, kommt aber auch dieser zur Vernunft und schnallt sich an. Wer nicht hören will, muss eben fühlen.
Ungefähr 15 Minuten jagen wir durch die Dünen. Ich persönlich finde es nicht ganz ohne und schwitze in der Zeit mehr als ohnehin schon, aber die Fahrer sind natürlich alle Profis. Dennoch kommen wir an einem Wrack eines Geländewagens vorbei, was hier sein Dasein in der Wüste fristet. Sicher war nur der Motor heißgelaufen.
Irgendwo machen wir dann auf einer Düne mit anderen Fahrzeugen und deren Gruppen halt. Die Sonne ist gerade dabei unterzugehen und man kann jetzt hier ein paar Fotos schießen.
Zudem wird angeboten, dass man auf einem Snowboard die Dünen runterrutscht. Mit dem Hinweis, dass wir ja eine AKV haben, schicke ich Lisa in die Spur. Ich selbst verzichte, da mir der rötliche Sand in den Schuhen bereits ausreicht und ich ihn nicht noch aus anderen Stellen meines Körpers rausholen möchte.
Wir nutzen die Gelegenheit dann auch noch für ein Wüstenerinnerungsbild, because when in Rome und ansonsten hätte sich die Kulisse auch noch für eine Marketingkampagne von Toyotas 4x4 Sparte angeboten und anderweitig influencen geht natürlich auch immer, wie auf Bild 3 nach diesem Absatz zu sehen ist.
Nachdem alle Schnappschüsse gemacht sind und alle Sandboarder wieder in den Autos sitzen, geht es wieder zurück Richtung Straße. Unterwegs machen wir noch den einen oder anderen spektakulären Turn, bleiben fast stecken, aber kommen dann doch wieder unten an, wo es nun zum „Beduinencamp“ geht, in welchem der restliche Abend verbracht werden soll.
Dort angekommen, wird angeboten, auf Kamelen zu reiten. Die Tiere haben darauf natürlich wenig Bock und wir lassen es lieber auch bleiben. Andere sehen das unkritischer.
Im Camp selbst sind mehrere Buden und Zelte aufgebaut, in der Mitte ist eine Tanzfläche und ringsum stehen Tische. Da wir eine der ersten von vielen, vielen Gruppen sind, die hier eintreffen, haben wir noch freie Platzwahl.
Im Camp gibt es einiges umsonst: Datteln, süßes Gebäck, Kaffee und Tee warten direkt nach dem Eingang. Ansonsten stehen große Kühlboxen mit diesen kleinen Wasserbechern rum, wie man sie aus dem Flugzeug kennt. Zum Abendessen später gibt es auch noch Softdrinks dazu.
Ansonsten hätte man hier die Möglichkeit, ein Henna-Tattoo zu bekommen oder sich einen Falken auf dem Arm setzen zu lassen. Ihr ahnt es: juckt uns alles mal wieder nicht.
Es geht dann zunächst mit dem Essen weiter. Im Prinzip reihen sich alle in eine lange Schlange ein und marschieren dann nach und nach an verschiedenen Fresströgen vorbei. Es gibt Reis, Couscous, Kichererbsen, Hummus, Pitabrot, verschiedenes Gemüse, Hähnchen- und Lammfleisch und natürlich zwei landestypische Klassiker, Kartoffel- und Nudelsalat. Ja ist denn schon Silvester?
Beim Anstehen fällt mir einer Gruppe farbiger Frauen aus den USA auf. Diese geben nicht nur witzige und sprachlich stark vom „hood slang“ gefärbte Kommentare zum Essen von sich, sondern sind darüber hinaus auch in vermeintliche landestypische Kleidung gehüllt. Dies stellt sich in Form von bunten Gewändern und goldenem Glitzer- und Flittergedöns dar. Da haben die Händler unterwegs also doch noch Umsatz gemacht.
Nach dem Essen beginnen die Showeinlagen. Es gibt eine „normale“ Tänzerin, einen Derwisch-Tänzer, einen Feuerspucker und eine Bauchtänzerin, die nacheinander auftreten.
Alle machen ihre Sache gut und da gehört sicher auch viel Talent dazu, aber das ist auch schon wieder so eine semi-authentische Kultureinlage, die wir eigentlich nicht brauchen.
Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, möchte ich behaupten, dass mindestens die beiden blonden Frauen aus Russland oder der Ukraine stammen.
Ein unerwartetes ironisches Highlight stellt dann noch der Versuch einer Zuschauerin da, sich vom Rand der Bühne auf die Tanzfläche zu drängen und mitzutanzen. Nicht nur ist die Frau ziemlich körperklausig unterwegs, auch die eigentliche Bauchtänzerin selbst ist gar nicht davon angetan, dass sich hier noch jemand ins Rampenlicht drängen möchte, zumal die Begleitmusik und damit auch ihre Darbietung 10 Sekunden später enden sollte. War also vor allem auch schlechtes Timing seitens der Dame aus dem Publikum. Peinlich berührt tritt sie danach den Rückzug an.
Und dann ist auch irgendwann der Abend im Camp vorbei und wir sind froh im Auto zurück zum Hotel zu sitzen. Die Fahrt gen Dubai zieht sich wie Kaugummi. Auf dem Hinweg kam es mir nicht so weit weg vor, aber Google Maps verrät, dass es rund 60 km zurück sind.
Alle sind irgendwie geschafft, aber Siyyad ist Entertainer durch und durch und lässt nochmal einen blicken, zeigt uns die Diskobeleuchtung im Fußraum seines Autos, die er per Knopfdruck anschalten kann und spielt dazu deutschen Rap von einem gewissen Mero aus Rüsselsheim. Habe ich noch nie von gehört und Deutsch-Rap ist auch nicht mein Fall, aber die hinterste Reihe findet es witzig.
Irgendwann kommen wir gegen 22.30 Uhr wieder in der Business Bay an, verabschieden uns dankbar mit einem Schein Trinkgeld von Siyyad und sagen ihm, dass er gerne mal Bescheid sagen soll, wenn er es doch nach Deutschland schafft.
Die Wege von den anderen beiden und uns trennen sich vor den Fahrstühlen. Sie nehmen einen für Level 0-37 und wir einen für 37-68 zu unserem Zimmer.
Im Zimmer angekommen, merken wir beim Ausziehen der Schuhe erstmal, wie viel Wüstensand wir als unfreiwilliges Andenken noch mitgeschleppt haben. Ich kippe meine Schuhe über dem Papierkorb aus und es rieselt und rieselt und rieselt…
Danach duschen wir uns schnell noch ab. Der Sand vom Körper färbt den hellen Boden der Dusche sichtbar rot und es dauert eine Weile, bis ich alles einigermaßen per Wasserstrahl in den Abfluss befördern kann. Und nachdem das geschafft ist, heißt es dann ab ins Reich der Träume.
Ein kurzes Fazit noch zur Wüstentour: Wie man sicher unschwer erkennen kann, bin ich kein Fan dieses Angebots und habe meine Vorurteile in vielerlei Hinsicht bestätigt gesehen. Viele Features der Tour haben wir ja bewusst abgelehnt. Natürlich haben wir das alles irgendwie vorher gewusst, aber wollten uns dennoch mal persönlich davon überzeugen.
Deswegen sind wir auch im Nachhinein nicht enttäuscht. Einen Abend in Dubai haben wir damit rumbekommen, aber der Wiederholungscharakter ist gleich Null. Da hätte für uns auch eine, auf den ersten Blick, etwas exklusivere Tour mit Personal und Sektkühler, wie sie
Christian und Marina im Januar vom Al Maha Resort aus gemacht haben, nichts geändert.
Das Geld wäre in einem Restaurantbesuch sicher besser investiert.