Nachdem es hier seit einiger Zeit sehr ruhig ist - wahrscheinlich haben ja zum Ende des Jahres wieder alle OBC Kollegen extrem gut zu tun - will ich nun auch mal wieder einen Trip-Report einstellen, um mal einen Überblick über die letzte Woche zu geben.
Los geht es am Freitag letzter Woche ... ich hatte gerade meine Verfügbarkeit für BCN-WUH zugesagt, da kommt ein paar Minuten später schon die nächste Anfrage, diesmal BER-AMM, welche ich erstmal verneinen musste. Als dann ca 20 Minuten später die finale Absage für BCN-WUH kommt, melde ich meine nun doch mögliche Verfügbarkeit für BER-AMM ... und obwohl ich wegen der zeitlichen Verzögerung eigentlich nicht mehr davon ausgehe, kommt ein paar Minuten später die Zusage für diesen Auftrag.
Aufgrund von logistischen Hindernissen bei einer der letzten AMM Einsätze erhielt ich die Info, dass es diesmal per Direktflug am Samstag nach Jordanien gehen soll und - zu meiner Freude - auch 2 Übernachtungen geplant seien, mit direktem Rückflug am Montag. Dies kam mir wirklich sehr gelegen, da ich schon etliche Male dort war und es in AMM nicht wirklich viel zu sehen gibt ... dazu waren die Rückflüge stets am Folgetag; Ausflüge lohnten sich also zeitlich nicht.
Die Ware hole ich vereinbarungsgemäß bereits am Freitag Nachmittag beim Kunden ab, und nutze die Zeit bis zum Abflug am Samstag Nachmittag mit der Planung meiner „Freizeit“. Nach sehr vielen Europa Kurzstrecken und in Anbetracht des regnerischen Wetters des vergangenen Tage beschließe ich, aufgrund der 2 Tage vor Ort doch mal etwas für mein Wohlbefinden zu tun - und entscheide mich für einen Abstecher zum Toten Meer ... Sonne, Strand, Palmen, 28 Grad klingen zu verführerisch.
Der Hinflug war pünktlich, am Gepäckband warteten bereits die mir vertrauten Broker. Nach weiteren 30 Minuten waren die Formalitäten mit dem Zoll erledigt und die Ware übergeben. Schnell noch einen Uber Fahrer gebucht und ab ans Tote Meer. Nach ca 50 Minuten Fahrt am Hotel angekommen, freundlicherweise eine Zimmer-Upgrade erhalten, und dann den Tag an der Hotelbar ausklingen lassen.
Der nächste Tag sollte ausschließlich der Erholung dienen - wie erwähnt, waren die Tage zuvor sehr stark von EU Mission geprägt. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zum hoteleigenen Strand. Dort wechselten sich chillen, schwimmen und der ein oder andere Drink regelmäßig ab ... wobei schwimmen eigentlich nicht zutrifft, da man aufgrund des Salzgehalts ja mehr wie eine ‚menschliche Luftmatratze‘ auf dem Wasser treibt. Es folgten ein nettes Dinner und ein paar weitere Drinks an der Hotelbar. Dort hatten mehrere Jordanien Urlauber über ihr Leid geklagt, da diverse Ausflüge nach Petra aufgrund des Hochwassers am Vortag gecancelt wurden. Am nächsten Morgen ging es dann zurück zu Airport und 'gen Heimat.
Am Dienstag kam relativ zeitig eine Anfrage HAM-SVO, wobei es erst gegen Abend losgehen sollte. Nach nichtmal 20 Minuten klingelte wiederholt das Telefon; Mission bestätigt. Während ich mir gerade eine passende Zugverbindung raussuche, erfolgt der nächste Anruf: ob ich für eine Mission nach Libreville (Gabun) verfügbar wäre. Nun ja, da die Bestätigung für Moskau bereits erfolgt war und ich zwischenzeitlich auch schon die Tickets erhalten hatte, kam es leider zu einer Verneinung für Gabun.
Da Moskau ja nun mit hoher Regelmäßigkeit kommt, bat ich möglichst um einen ‚kurzen Turnaround‘ ... also hieß es, spät Abends mit der letzten Maschine aus HAM raus - gegen 03:00 Uhr früh dort landen - die Ware an den Empfänger übergeben - und zurück in die Lounge, da bereits um 08:00 Uhr mein Rückflug nach Berlin stattfinden sollte. Wie erwartet, hatte alles super geklappt und ich war bereits gegen 10:00 Uhr wieder daheim.
Nachdem ich mich grad zu einem kleinen Power-Nap zu Hause hinlegen wollte, klingelte schon wieder das Telefon ... diesmal KTW-ICN. Leider zog sich die Rückstätigung des Kunden zu sehr hin, so dass die angedachten Flüge für diese Mission nicht mehr realisierbar waren. Für die alternative Flugverbindung kam ebenfalls keine Rückantwort mehr, also gecancelt. Gut dachte ich, also doch noch ein bisschen Power-Napping ... aber nein, eine halbe Stunde später der nächste Anruf, diesmal etwas ‚exotisches‘ ... von Saudi-Arabien nach Kasachstan !
Auch hier wurden wieder verschiedene Flüge nebst Positionierung vorgeschlagen ... doch der Kunde meldete sich nicht wieder beim Auftraggeber zurück. Nun ja, es folgten noch vier weitere Requests ohne Antwort: LEJ-MEX, BER-YYZ, HAJ-BHM und BOM-GDN. Letztlich ging der Mittwoch zu Ende.
Am Donnerstag hatte ich vormittags ein paar private Termine wahrgenommen, welche ich bislang aus zeitlichen Gründen immer vor mir hin geschoben hatte, als das Telefon klingelt: die gestrige Anfrage von Saudi-Arabien nach Kasachstan ist wieder aktuell ... laut Agentur ‚sehr dringend‘ und am besten lieber gestern als heute ... ich denke mir meinen Teil dazu. Nach kurzer Zeit ist dann auch die finale Bestätigung inkl. der Tickets da.
Ich mache mich wieder mit dem Zug auf den Weg nach HAM, da die Positionierung über DXB nach DMM erfolgt. Da EK neuerdings auf dem Abendkurs den A 380 einsetzt, kann ich eine Vierer-Reihe für mich alleine nutzen und komme relativ gut erholt in DXB an. Allerdings gibt es schon wieder eine Planänderung, der Kunde vermutet zeitliche Probleme ... und ich werde gebeten, statt nach 7 Std Layover den EK Weiterflug doch bitte schon nach knapp 4 Std Layover mit XY (flynas) nach DMM weiterzufliegen. Man hat mir auch schon ein Hotel in DMM gebucht, so dass ich nach Abholung der Ware nochmal 3 Std schlafen und duschen könne. Kein Problem, gibt es auf diesem Trip auch noch eine neue Airline auszuprobieren !
Es ist mittlerweile Freitag Nachmittag, ich bin in DMM angekommen, es wartet bereits ein Fahrer auf mich und fährt mich knapp 40 Minuten zum Abholort. Dort erhalte ich nach kurzer Wartezeit die Ware, aber sonst nichts. Auf meine Nachfrage bezüglich irgendwelcher Dokumente zuckt der Mann nur mit den Schultern; er wisse von nichts. Es folgen eine Rücksprachen zwischen Kunde und Agentur. Nach weiteren 45 Minuten gibt es dann doch noch Begleitpapiere; ich bin erleichtert. Nun also schnell ins Hotel, glücklicherweise ist es nur 600 Meter entfernt.
Nach kurzer Erholung und erfrischender Dusche wieder zurück zum Airport. Allerdings können die saudischen Zöllner sich nicht einigen, ob meine Ware nun gefährlich ist oder nicht - selbst der 17. Zöllner (!!!) ist sich unsicher, ob seine Kollegen vorher auch richtig liegen mit ihrer Entscheidung. Zur Info: es war nichts Gefährliches ... aber eben Drama pur. Da mittlerweile das Boarding begonnen hatte, die nächste Plan- bzw. Flugänderung: Statt wie geplant DMM-DXB-TSE-SCO wurde es jetzt DMM-SHJ-ALA-SCO. Nun gut, noch eine neue Airline auf diesem Einsatz; Air Arabia.
Der weitere Verlauf war ohne große Ereignisse, ich komme am Samstag früh planmäßig in Almaty an, die Einreise und die Zollformalitäten gehen unerwartet zügig ... also erstmal in Richtung Abflughalle. Zu meinem Erstaunen gibt es die Lounge nur für internationale Abflüge, ich muss aber domestic weiter. Nun gut, also geht es zum Frühstück in den Abflugbereich. So langsam macht sich allerdings die Müdigkeit bemerkbar.
Nach knapp 4 Std gehe ich dann zum Boarding für den letzten Flug ... wieder eine neue Airline (allerdings war diese geplant): Air Astana. Tatsächlich bin ich angenehm überrascht, setzt KC doch auf der Strecke ALA-SCO einen brandneuen A 321 NEO ein, inklusive InFlight Entertainment. Es geht dann kurze Zeit später los nach Aktau am Kaspischen Meer.
Nach dem knapp 3-stündigen Flug stehe ich voller Erwartung im Ankunftsbereich des sehr übersichtlichen Airports ... allerdings ist der Abholer nicht vor Ort. Nach Rücksprache wird sich tausendmal entschuldigt; obwohl eindeutig Handover am Airport vereinbart war, hatte man mich im Werk des Empfängers erwartet. Von dort aus machte sich auch umgehend jemand auf den Weg zum Airport, nun ja, es wurden dann knapp 25 Minuten zusätzliche Wartezeit. Und mittlerweile konnte ich die Müdigkeit auch kaum noch verbergen.
Es war mittlerweile Samstag Nachmittag (kasachische Zeit, +5 Std) und ein freudestrahlender Mitarbeiter des Empfängers kam auf mich zugerannt. Er bot mir an, mich auf dem Weg gleich an meinem Hotel abzusetzen und wir nutzten die Fahrzeit für ein bisschen Smalltalk. Dabei erfuhr ich, dass man wegen des defekten Teils und einer Notreparatur am Dienstag bereits am Mittwoch die gesamte Anlage herunterfahren musste und sehnlichst auf das Ersatzteil wartete ... ich dachte mir abermals meinen Teil dazu.
Im Hotel angekommen gab es nur noch einen kleinen Imbiss und dann ging es ab ins Bett, da bereits am nächsten Morgen um 04:00 Uhr mein Taxi für die Rückfahrt bestellt war. Und so ging es am heutigen Sonntag von SCO via SVO nach SXF. Ein irres Routing, wenig Schlaf - aber ein extrem zufriedener Kunde und Auftraggeber.
Na dann, mal sehen was sich noch am heutigen Sonntag so ergibt ... allerspätestens morgen wird es dann wohl wieder auf Tour gehen. Der Koffer ist neu gepackt, alle Akkus sind geladen, es kann wieder losgehen !
Dies war eine mehr oder weniger ‚normale Woche‘ im Leben eines OBC‘s ...