Das wäre ja kein neues Angebot gewesen, sondern wurde von der GDL bereits abgelehnt. Dies hätte also nichts gebracht. Die GDL ist ja nicht blöd.
Fakt ist: man liegt bei 38 Stunden, der Moderatorenvorschlag war bei 36. Dies wäre ein bahnlastiger Kompromiss gewesen. Die Bahn hätte diese Kröte auch geschluckt. Die GDL akzeptiert jedoch nichts anderes als 35 Stunden. Clausi steht im Übrigen mit dem Rücken zur Wand. Denn setzt er die 35 Stunden nicht durch, sind die Tarifverträge mit der Konkurrenz Makulatur. Denn diese enthalten Klauseln, die an die Einigung bei der Bahn gekoppelt sind.
Dass der Eilantrag von vornherien aussichtslos war, ist indes keineswegs der Fall. Dazu wurde zu lange verhandelt. Das Gericht hat es sich wohl nicht ganz leicht gemacht. Und die Frage der Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf die kurzen Ankündigungszeiten stellt sich nun einmal. Damit war die Situation eine andere als im Januar.
Das ist der Denkfehler. Die Bahn hätte den Kompromiss in der Form ja auch nicht akzeptiert oder in der Fülle angeboten, sondern wollte auf der Grundlage die Verhandlungen wieder aufnehmen. (Siehe GDL-Kommunikation und auch die Ermangelung entsprechender anderslautender Statements der DB)
Aktuelles Angebot ist ja das vom Januar - sprich: das ist auch der aktuelle Standpunkt der Bahn. GDL-Denke ist jetzt - wenn wir uns auf der Grundlage auf Verhandlungen einlassen, wird der Kompromissvorschlag der Moderatoren die Maximalforderung sein, die wir aushandeln können. Andersrum will man sich als DB nicht auf den Moderatorenvorschlag als Diskussionsgrundlage niederlassen und das ist der Knackpunkt.
Befasst man sich mal in Ruhe mit der Materie und schaut sich den Vorschlag der Moderatoren an, sind da bisweilen auch Punkte drin, die das Angebot in einem anderen Licht erscheinen lassen:
Das, was auf dem Papier nach 36 Stunden aussieht, wird durch den Wegfall des Urlaubs-Wahlmodells kompensiert, der der DB wohl noch genügend Mitarbeitende beschert. Über dieses hat man heute schon die Möglichkeit entweder zweimal entweder 6 Urlaubstage mehr oder eine Wochenstunde weniger oder aber auch mehr Geld zu den regulären Rahmenbedingungen rauszuholen. Sprich: geht doch eher auf Kosten der MA.
Das Verbot die Stellwerker in die Gewerkschaft einzubeziehen - am Ende des Tages greift das TEG, daher who cares? Und doch bietet sich die DB damit einen Angriffspunkt.
Funktionsübergreifende Tätigkeiten - ermöglicht bei der Cargo betriebsbedingte und von der Gewerkschaft abgesegnete Kündigungen, daher auch wieder zu Lasten der Mitarbeitenden.
Wenn man das nimmt, zusammenlegt mit der impliziten Androhung, dass jederzeit Streiks möglich sind (analog bspw. Metro Paris) und der definierten Deadline vom Sonntag, dann war der Streik jetzt tatsächlich mehr als absehbar und war mit ausreichender Vorlaufzeit vermeidbar.
Und das wiederum bringt mich zu meinem Schluss von vorhin: Die DB hat den Vorteil, dass sie den Druck und die Folgen besser aushalten kann als die GDL, da sie die öffentliche Meinung entsprechend definieren kann. Claus W. sieht sich aufgrund der Entwicklungen irgendwo in die Enge getrieben und die DB-Verhandlungsführer kennen ihn lang genug, um ihn halbwegs einschätzen zu können - und doch riskieren sie fortwährend oder legen absichtlich Stöckchen hin, über die Claus W. und die GDL springen.
Vergleicht man das mit der Situation bei Lufthansa - so ist das Außenbild, was dort abgegeben wird und die Art der Konfliktausführung viel "professioneller", da es nicht oder nicht in dem Maße in der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Daher hab ich mich mal am Freitag im Zug auf dem Weg zurück nach Stuttgart mit dem Sachverhalt auseinandergesetzt und dann doch gewisses Verständnis für die GDL und Missmut gegenüber der Bahn entwickelt. (Hilft doch sehr, sich mal mit der Sache hinter den Personen auseinanderzusetzen.)