Tag 4 - Mehr als genug Sonne
Beim Check-in wurden wir darauf hingewiesen, dass Gästen mit Bonvoy Platinum, Titanium und Ambassador Status das Frühstück nicht nur im Büffetrestaurant angeboten würde, sondern auch im Steakhouse der Anlage, wo es nur für besagte Statusinhaber ein À-la-Carte-Frühstück gäbe. Dieses wollten wir ausprobieren. Tatsächlich war es nochmal deutlich ruhiger als im Hauptrestaurant, wenngleich der Ausblick auf die Hotelkapelle nicht ganz mit dem Blick auf die Poollandschaft und das Meer mithalten konnte.
Auf der überschaubaren Menükarte gab es ein paar Gerichte, die man nicht am Büffet im Hauptrestaurant finden konnte. Für mich sollten es daher die obligatorischen Eggs Benedict werden.
+1 entschied sich für ein Avocado-Sandwich, was ihm so halbwegs gefiel. Zur weiteren Stärkung gab es aber auch hier ein Büffet, das überraschend viel Auswahl bot. Insbesondere beim Obst gab es hier eine andere Auswahl, bei dem wir Scheiben einer uns nicht geläufigen Frucht, die wir später als "Custard Apple" (Zimtapfel oder Rahmapfel) identifizierten. Das Fruchtfleisch nahe der Schale war sehr cremig, das im Zentrum eher etwas faserig aber dennoch saftig. Dafür schmeckte die Frucht unheimlich intensiv, ein wenig wie eine süße überreife Birne. Gefiel uns sehr gut!
Zurück auf dem Zimmer wechselten wir wieder in leichtere Kleidung und trugen ausreichend Sonnenschutz auf. Anschließend ging es wie am Vortag hinunter zum Strand, den wir heute in die andere Richtung erkunden wollten, wenngleich wir uns nicht sicher waren, wie weit wir in diese Richtung kommen würden. Schon nach kurzer Zeit gab es die ersten Hindernisse, die sich jedoch leicht bewältigen lassen sollten.
Es war erneut ein wundervoller wolkenloser Tag und das Wasser zog sich wieder so langsam zurück, sodass wir den Strand doch deutlich weiter entlang laufen konnten, als wir dies ursprünglich erwartet hatten.
Nach einer halben Stunde entdeckten wir ein schattiges Plätzchen mit Sitzmöglichkeiten, wo wir unsere erste Rast des Tages einlegten, und direkt unsere mitgeführten je zwei Liter Trinkwasser anbrachen. Es war heiß.
+1 entdeckte eine Hummerkarkasse und hoffte, selbst auf dem weiteren Spaziergang vielleicht selbst einen Hummer fangen zu können.
Ein ganzes Stück weiter begegneten wir an dem ansonsten eher einsamen Strand einem Fischer, einer Amerikanerin und deren beiden Hunden. Mit der Amerikanerin, die nach eigenem Bekunden seit 20 Jahren regelmäßig hierher käme und hier eine eigene Ferienwohnung besäße, kamen wir ins Gespräch. Tatsächlich unterhielten wir uns relativ lange. Sie empfahl einen Besuch in Tamarindo, wenngleich das ihrer Meinung nach ein sündiger Ort sei, an welchem man u.a. Drogen jeder Art erwerben könne. +1 fragte nach Möglichkeiten, frische Meeresfrüchte zu angeln. Sie erklärte, dass es jetzt zur Flut Zeit für Fische sei, die man mit Netzen fangen könne. Bei Ebbe würden dann die Garnelen- bzw. Hummerfischer kommen. Irgendwann fragte sie besorgt, ob wir ausreichend Wasser für uns dabei hätten. Nachdem wir ihr unsere 2l-Flaschen Wasser gezeigt hatten, gab es einen Daumen nach oben und wir gingen weiter.
Wir kamen überraschend gut voran, wenngleich unterwegs der Sand dunkler und damit deutlich heißer wurde und man immer wieder über kleine Hindernisse und umso mehr Felsen klettern musste.
Ich überlegte und prüfte auf Google Maps, wie weit wir heute wohl noch laufen könnten. Ich fühlte mich aufgrund der Hitze und brennenden Sonne schon ein wenig geschafft. Der gleiche Weg zurück wäre von hier aber kein Problem gewesen. Ich realisierte allerdings, dass es tatsächlich machbar schien, bis in die Touristenstadt Tamarindo zu laufen. Dort würde es garantiert Taxen oder ein Uber geben, mit dem wir dann nach einem Mittagessen zurück zu unserem Hotel hätten fahren können. Ich fragte +1 und wir entschieden gemeinsam, den Weg weiter in Richtung Tamarindo, welches man langsam am Horizont erkennen konnte, weiter zu verfolgen.
Auf dem Weg dorthin erreichten wir irgendwann den wunderschönen Langosta Beach.
Zu unserer Überraschung gab es hier einige verwaiste Sonnenliegen und -schirme mit direktem Blick auf diesen wundervollen Strand. Wir sollten daher eine längere Pause einlegen.
Dabei konnten wir wieder zahlreiche Reptilien beobachten.
Eine Weile später setzten wir den in der Mittagssonne mittlerweile etwas anstrengenden Spaziergang am Strand entlang in Richtung Tamarindo fort.
Was ich jedoch bei Google Maps nicht erkannt hatte, war der Fakt, dass zwischen uns und Tamarindo ein Zufluss vom Landesinneren in den Pazifik lag. Wir beobachteten einige Touristen, die diesen von der anderen Seite kommend durchquerten. Erwachsene Männern reichte das Wasser bis unter die Achseln oder den Hals, sodass diese beim Durchqueren u.a. Handys mit ausgestreckten Armen in die Höhe halten mussten. Frauen und Kinder entschieden sich überwiegend, zu schwimmen, um diese natürliche Hürde zu überqueren.
Wie ich schonmal in meinen Thailand-Reiseberichten schrieb, liebe ich das Meer in optischer Hinsicht, habe aber enormen Respekt vor tiefen Gewässern. Für mich war es undenkbar, ein mehr als hüfthohes Gewässer zu durchqueren.
Nachdem wir nun aber schon drei Stunden in der prallen Sonne unterwegs waren und sich die ca. fünf Kilometer Wanderung auf Sand und Felsen anstrengend angefühlt hatten, war nun guter Rat teuer. Auf dieser Seite des Zuflusses gab es landeinwärts fast nur wilde Vegetation ohne eine Chance, dort ein Taxi oder Gastronomie finden zu können.
Es half nichts und wir entschieden, umzudrehen und den selben Weg zurück zu laufen, den wir gekommen waren. Das Stück zurück bis zu den verwaisten Sonnenliegen fühlte sich noch ok an, zumal der Strand hier wirklich schön war.
Der weitere Rückweg zog sich jedoch ungemein, zumal die Sonne wirklich erbarmungslos brannte und ich meinen Sonnenhut natürlich zu Hause vergessen hatte. Dazu waren zwei Liter Wasser pro Person bei dieser Hitze nicht ausreichend für Stunden der Wanderung in dieser Hitze.
Sobald wir einen Platz mit etwas Schatten fanden, legten wir daher eine Pause ein, bevor wir uns in Etappen langsam dem Hotel näherten. Da ich die Sonne kaum noch ertragen konnte, wurde mein Verlangen nach Schatten irgendwann so groß, dass ich beim Entdecken eines leicht schattigen Plätzchens so voller Freude dorthin lief und mich auf einen Fels niederließ, dass ich den auf Kopfhöhe vorhandenen scharfen Felsvorsprung nicht realisierte, und mir meinen Kopf kräftig stieß. Blut trat aus. +1 versuchte, mit Taschentüchern und etwas Wasser für etwas Wundreinigung zu sorgen. Ich ruhte mich noch ein wenig im Schatten aus, bevor wir weiter versuchten, den Rückweg zum Hotel zu meistern.
Ob es die Prellung, die Hitze, die Dehydrierung oder die Kombination aus Allem war, keine Ahnung, aber mir wurde schwindelig. +1 entschied, dass wir nach Hilfe suchen sollten. Wir entdeckten zwei Villen in Strandnähe, die offenbar bewohnt waren, wenngleich wir niemanden antrafen. Ein Stück weiter war jedoch eine Baustelle, auf der gearbeitet wurde. +1 ging hinein und kam mit einem Bauarbeiter wieder, der jedoch kaum Englisch sprach. Ich erklärte bruchstückhaft auf Spanisch, dass wir Hilfe benötigen würden, zum Hotel zu gelangen. Ohne zu zögern fuhr er uns mit seinem Pickup zum JW Marriott. Beim Aussteigen hatte ich nicht das Gefühl, dass er dafür einen Obulus erwartet hatte, bedankte mich aber selbstverständlich mit einem Trinkgeld bei ihm.
Am Hotel nahm man kaum Notiz von uns. Wir gingen zur Rezeption und fragten nach erster Hilfe. +1 erklärte, dass wir den Weg unterschätzt hätten, uns das Wasser ausgegangen sei, und ich mich am Kopf verletzt hätte. Auf Trinkwasser warteten wir zwar vergeblich, aber zwei Mitarbeiter kamen mit einem Erste-Hilfe-Koffer. Die zierliche Dame, die sich Latexhandschuhe angezogen hatte, desinfizierte meine Kopfwunde mit ausreichend Alkohol und Tupfern. Sowohl sie als auch ihr Kollege waren der Meinung, dass die Wunde nur oberflächlich sei und keiner ärztlichen Behandlung bedurfte.
Der Rezeptionsmitarbeiter erklärte dennoch, dass es natürlich meine Entscheidung sei, dennoch einen Arzt zu konsultieren. Man würde mit einer Klinik in Huacas zusammenarbeiten. Der Arzt könnte in 45 Minuten am Hotel sein. Ich fragte, ob es nicht ggf. sinnvoller sei, die Klinik vor Ort zu besuchen, falls der Arzt Apparate benötigen würde, die er nicht mitbringen könne. Es wurde entgegnet, dass wir natürlich selbst dorthin fahren könnten, wenn wir wollten. Wir sollten aber auf jeden Fall den Termin über das Hotel machen, um "eine bevorzugte Behandlung" zu erhalten. Nachdem ich herausfand, dass es nur wenige Kilometer entfernt in der Hacienda Pinilla eine gut bewertete internationale Ärztin gab, war dies wohl ein Versuch, Provision für eine Ärztevermittlung zu verdienen.
Nichtsdestotrotz war ich für die professionelle Erste Hilfe sehr dankbar, die nach unserer Einschätzung tatsächlich reichen sollte. Die Wunde hatte auch relativ schnell aufgehört zu bluten. Und der Schwindel kam wohl eher durch den Durst und die Sonneneinstrahlung als durch den Kratzer am Kopf.
Zurück im Zimmer leerten wir jeder eine große Flasche Wasser und gönnten uns eine mehr als erfrischende Dusche.
Nachdem wir uns dann etwas ausgeruht hatten, stellten wir uns die Frage, was wir essen wollten. Das Mittagessen, das wir in Tamarindo einnehmen wollten, war ja ausgefallen. Und da es unterwegs nichts gab (außer einem mitgeführten Apfel), war der Hunger nun am Nachmittag groß. Wir wollten eigentlich zu dem Restaurant an der Kreuzung der Hacienda-Zufahrt mit der Hauptstraße nach Tamarindo, wo wir am ersten Abend gegessen hatten. Beim Eintreffen mussten wir allerdings feststellen, dass man an diesem Tag oder nicht durchgehend geöffnet hatte.
Wir fuhren in den nächsten Ort, Villareal, wo wir nicht auf Anhieb ein Restaurant finden sollten. Wir parkten neben dem Mega Súper, in welchem wir später noch Wasser und Snacks kaufen sollten. Gegenüber gab es einen einfachen Imbiss.
Man sprach kein Englisch, aber schnell wurde ein Teller in die Hand genommen und mit diversen Beilagen befüllt, wobei man uns immer anschaute, ob wir nickten oder den Kopf schüttelten, wenn der Mann die Kelle auf einen Behälter richtete. Schließlich öffnete er einen großen Behälter mit gegrilltem Fleisch, wo wir auf die gewünschten Stücke zeigten. So erhielten wir zwei große prall gefüllte Teller, die uns mehr als sättigen sollten.
Als Getränk fragte ich nach "Agua", was die junge Angestellte nicht verstehen konnte. Sie bot uns Fanta, Cola und diverse andere süße Softdrinks an. Ich stand auf und zeigte auf die Wasserflaschen, die wir im Kühlschrank entdeckt hatten, was zum gewünschten Ergebnis führen sollte.
Da nirgendwo Preise angeschlagen waren, war ich äußerst gespannt, was uns das Essen hier kosten würde. Der Herr hinter dem Tresen tippte 25 in seinen Taschenrechner und ich war ein wenig überrascht, da 25 USD für dieses sehr einfache Etablissement etwas teuer wirkten. Ich antwortete "Colones", da ich keine USD-Noten sondern nur die lokale Währung bei mir hatte, worauf er kurz darauf 10.000 in seinen Taschenrechner tippe. 10.000 Colones, also ca. 16,50 Euro, fand ich dann in Ordnung und überreichte einen entsprechenden Schein. Der glatte Preis suggerierte mir jedoch, dass auch dies noch ein Touristen-Spezial-Preis war. Aber sei es drum, denn wir waren satt und schlecht hatte es nicht geschmeckt.
Nach dem erwähnten Supermarkteinkauf ging es zurück ins Hotel, wo ich feststellen sollte, dass nicht nur wir heute ein wenig gelitten hatten, sondern auch meine geliebten Betula Kunststoffsandalen. Mit diesen hatte ich jahrelang unzählige Strandkilometer auf der ganzen Welt erkundet, aber Costa Rica war offenbar zu viel.
Bei einem Bavaria Masters Cerveza "Premium" genossen wir ein wenig das US-amerikanische TV-Programm, das man hier empfangen konnte, bevor wir erschöpft relativ früh ins Bett fielen.
Für die Zukunft habe ich mir übrigens vorgenommen, Strandspaziergänge im Vorfeld etwas besser zu planen. Ist ja nicht das erste Mal, dass mir ein Spaziergang dann doch etwas zu viel wurde.