Hallo in die Runde!
Da die Zeit für einen ausführlichen Reisebericht mit Bildern derzeit einfach nicht ausreicht (es ihn gleichwohl gibt und meine Kontakte per WhatsApp fast jeden Tag mit auf die Reise genommen wurden), dennoch von mir ein kleines Fazit zur Reise (ich hoffe, ihr könnt trotz der Textlänge einen ungefähren Eindruck mitnehmen):
Taiwan ist ein wunderbar zu bereisendes Land, hat für diese relativ gesehen kleine Fläche sehr viel zu bieten und lässt sich in zwei Wochen sehr gut zu Fuß, mit Bus, Bahn und Auto bereisen. Nochmals zu den Eckdaten meiner Reise:
13 volle Tage vom 21.10.-3.11. An- und Abreise mit China Airlines FRA-TPE-FRA in Eco. Ein Traum. Trotz langer Flugzeit(en) vor allem auf dem Rückweg - der hat mit 14:41h ganze 2,5h länger gedauert als der Hinflug bei annähernd gleicher Streckenlänge (ca. 11.700Km) - und jeweils in Eco ausgebuchter Maschine eine tolle Crew, Kabine mit sehr angenehmen Design, sehr guter Service und durch Sitzplatzwahl auf den hinteren Zweierreihen in der Triple7 letztlich auch bestens auszuhalten. In Taipeh am Flughafen während der Einreise gabs allerdings für uns eine sehr unangenehme Erfahrung mit einem Landsmann. Auf meine Bitte wurden wir in einen anderen Bereich zur schnelleren Passkontrolle vorgelassen. Schnurstracks drängelte sich ein Herr mit seiner Dame zwischen mich und meine Reisepartnerinnen und blockierte mit seiner Bauchschranke den Weg der beiden Damen zu mir. Auf meine Frage hin, was der Schei* soll, gabs ein sehr angeheitertes Wortgefecht, wonach ich ihm letztlich angeraten habe, die Rückreise am besten im Frachtraum in einem der schönen Container anzutreten. Unglaublich, aber seis drum. Danach gings mit SIM-Karte, etwas Bargeld und aufgeladener Youyou ka (aka EasyCard) schnurstracks per Expressbahn in die Hauptstadt.
Drei Übernachtungen in Taipeh (Caesar Metro), eine in Taichung (Icasa by Gogo), zwei am Sun Moon Lake (Sun Fog Hotel), 3 in Kaohsiung (Q21), eine nahe Kenting, eine in Chenggong, zwei nahe Huanlien. Bei den drei letzten Übernachtungen habe ich vier Stunden vor Ankunft kleine private Unterkünfte gebucht (cash only, wobei die Kreditkarten am ehesten im 7-Eleven an deren Automaten genutzt werden können). Die Buchungen jedenfalls zweimal direkt über booking, einmal direkt per WhatsApp. Die Planung und Einteilung hab ich wie immer aus dem Bauch heraus, mit GoogleMaps und den wertvollen Tipps der Forumsmitglieder grob vorab vorgenommen. Aus meiner Sicht ideal, wenn man wirklich jeden Tag von morgens bis abends unterwegs sein kann und mag (einen Ruhetag gab es demnach nicht).
In und um Taipeh alles zu Fuß und mit ÖPNV, nach Taichung ging es in 70 Minuten mit dem THSR. Ab da habe ich bei Chailease für die Zeit bis zur Abreise und Abgabe am Flughafen Taoyuan einen nagelneuen Ford Focus gemietet. Ultracool ist man da selbst mit getönten Frontscheiben unterwegs, die das Fahren in der Dunkelheit aber zur Herausforderung machen (man sieht schlicht nicht viel). Verkehr okay, in den Großstädten kommt man zur Rush-Hour kaum voran. Man ist abseits der Autobahnen und vor allem in den Bergen sehr lang für kurze Strecken unterwegs (Geschwindigkeiten pendeln sich zwischen 30 bis maximal 60Km/h ein), die sich aber vor allem wegen der Szenerien lohnen. Sprit im Vergleich zu Deutschland natürlich spottbillig (80 Cent für den Liter Super 95), Maut fällt kaum ins Gewicht (komplett habe ich 230NT gezahlt). Internationaler Führerschein ist obligatorisch. Dran denken!
Bester Nachtmarkt zum Essen in Taipeh ist aus meiner Sicht der Nanjichang Night Market (lag auch fußläufig nicht weit vom Hotel entfernt). Völlig überbewertet ist aus meiner Sicht die Touristenfolklore in und um Jiufen und Riufang. Das einzig sehenswerte ist da die Busfahrt, den Rest kann man sich schenken. Ansonsten gehören Taipeh 101, das Nationale Palastmuseum, Guandu und natürlich die Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle auf die To-do-List.
Für Taichung reicht ein Tag völlig aus, wobei die Stadt sehr interessant aufgebaut ist. Ein neuer, hoch-moderner und sehr klinisch wirkender und trotzdem anziehender Nordosten und ein eher weniger moderner und ursprünglicher Südwesten. Für mich die Stadt der Kontraste auf/ in Taiwan. Sun Moon Lake wurde am Abend erreicht, deswegen zwei Übernachtungen. Auf dem Weg dahin Zwischenstopp an der Qingjing Farm. Die ist mit ihren für unsere Augen gewohnten Schafen nicht sonderlich sehenswert, der schier endlos lange Skywalk dagegen schon. Überhaupt kommt man sich dort oben in den Bergen wie in den Alpen vor. Am Sun Moon Lake jedenfalls reicht ein Tag aus, wenn man ihn lediglich mit dem Bike umrunden will (ca. 37 Kilometer mit allerdings etlichen steilen Passagen, E-Bike wird empfohlen). Wer hiken will, kann dort natürlich noch mehr Tage verbringen.
Auf dem Weg nach Kaohsiung ruhig die von der Fahrzeit doppelt so lange und längere Strecke über den Alishan National Park nehmen. Leider spielte ganz oben das Wetter nicht mit, sodass es zumindest da keine tollen Panoramen zu bestaunen gab. Allerdings ist die Strecke so verdammt abwechslungsreich und betörend schön zu fahren, dass man das einfach mit dem Auto in Angriff nehmen muss. Kurz vor Sonnenuntergang haben wir dann noch rechtzeitig Halt am Fo Guang Buddha Museum gemacht. Eine beeindruckende und einfach sehenswerte Anlage. Während der Tage in Kaohsiung waren wir auch einen Tag in Tainan. Unbedingt besuchen, eine tolle Stadt mit viel Flair und tollen kleinen Märkten!
Danach ging es Richtung Kenting zum Südzipfel und den zweiten Teil der Reise. Wir hatten unsere Unterkunft an der Ostküste für die Nacht und konnten das viel rauere Klima und die Brandung genießen. Der Abstecher in den 17 Kilometer entfernten Nachtmarkt von Kenting direkt an der Hauptstraße hat sich trotzdem gelohnt. Super Street- und in den Restaurants auch Sea-Food. Am nächsten Tag ging es dann (ohne zu wissen, das wir dort übernachten) Richtung Chenggong. Mehr schafft man an einem Tag mit dem Auto auch nicht, es sei denn, man fährt teilnahmslos an allem vorbei. Sehens- und lohnenswert ist neben dem Panorama der Küstenstraße die Jioupeng Desert sowie ein Besuch am Strand an der Jiuxianglan Archaeological Site (einfach mal bei Google Maps eingeben). Dort bekommt man was fürs Auge geboten, ich sags euch.
An der Ostküste selbst hat es die ganze Zeit wie Hechtsuppe gezogen, was aber zum ursprünglicheren Charakter passt. Von Chenggong ging es einen Tag später nach Huanlien. Die Stadt ist nicht sehenswert und eine Unterkunft sollte man sich besser aus halbem Wege zum Taroko National Park buchen. Wir haben in einem Privathaus übernachtet mit dem freundlichsten Gastgeber, den ich auf meinen Reisen bisher kennenlernen durfte. Und überhaupt zu den Menschen. Die Taiwaner sind nicht so aufgesetzt höflich wie die Japaner (die dich anlächeln, auch wenn du ihnen auf den Keks gehst), sondern mit ihrem Lachen und im Umgang einfach ehrlicher. Ich mag das. Auch ist Taiwan im Gegensatz zu Japan weniger - zumindest oberflächlich betrachtet - modern und man könnte fast sagen "dreckiger". Aber auf eine angenehme und nicht despektierlich zu verstehende Art.
Über den Taroko Park gibts allerlei zu lesen. Natürlich waren auch wir zu Besuch an den Hot Spots und haben zwei Trails abgewandert. Viel "besser" oder beeindruckender als der Alishan National Park ist er aber nicht, Gleichstand sozusagen. Überhaupt macht man mit Ausflügen in die Bergwelt nicht viel falsch. Nicht umsonst wird Taiwan auch als "Die Schöne Insel" bezeichnet. Am Tag der Abreise ging es nochmal in fünf Stunden von Hualien über Toucheng (dort unbedingt anhalten und nach gutem Essen am Toucheng Seaside Forest Park das Rauschen des Meeres und den Blick auf die faszinierende Insel Guishan Dao genießen) bis zum Flughafen. Den Wagen bei Chailease gibt man nicht direkt am Flughafen, sondern etwas außerhalb ab. Das Rückgabeprocedere war in 10 Minuten erledigt und ein Shuttle zum Flughafen wird bereitgestellt.
Tja, das wars schon. Wenn die Bilder mal auf dem Laptop sind, gibts die noch dazu (ich bitte das wie gesagt zu entschuldigen). Mit den Fahrtstrecken muss man auch Glück haben. So kann es sein, dass durch Hangabgänge und Geröll die Straßen komplett gesperrt sind. Unsere Routenplanung vor allem mit der langen Autofahrt am Abreisetag ist demnach nicht unbedingt demjenigen zu empfehlen, der nicht allein auf sein Glück vertrauen mag. Mit Glück hat im Übrigen das weitere Schicksal der Insel und des Staates Taiwan vermutlich nicht viel zu tun. Und bevor Xi (traurige) Fakten schafft, rate ich jedem Interessierten hier:
Auf Auf nach Taiwan! Xie Xie und einen guten Abend!