Wunschgemäß ging es weiter - und ich war wohl der einzige Pax, der grenzdebil vor sich hingegrinst hat. Am Gate summte sich die häppchenweise bzw. gar nicht angesagte Verspätung für DUS-HAM nämlich auf eine Stunde auf.
Dazu ein fast voller Flug, man möge doch bitte Trolleys mit Rädern abgeben. Hihi. Eine junge PAX, die dann später auch noch in Reihe 3 neben mir sitzen sollte, mekckerte, daß sie ihr Koffer dann möglicherweise verschwinden würde. Der Gate-Agent: "Sie geben ihn an der Maschine ab und bekommen ihn an der Maschine wieder. Wo soll der verschwinden!?" Sie für so ein junges Ding erstaunlich zornig und mit einem Hoodie "Schützengilde ...." bekleidet: "Ich kenne AB, da geht alles schief!"
Ich habe gelacht. Über sie. Kurzer unchronologischer Vorweggriff: war ihr Koffer in HAM neben der Treppe? Vielleicht als der ganze Bus auf sie und ihr hühnerhaftes hin- und herlaufen warten mußte?
Ob sie ihn im Terminal am Band bekommen hat? Ich weiß es nicht. (es kann ja mal eine technische Schwierigkeit auftreten)
Weiter auf der Reise:
Irgendwann kam der Aufruf zum Einsteigen. Also in den Bus.
Haben brav alle gemacht, der Busfaher hat noch aufgeraucht, dann noch eine, dann noch ein bißchen ins Funkgerät gesprochen und schließlich ist auch er eingestiegen. In der Fahrerkabine mußte er sich erstmal zurechtfinden und alles nach seinen Prioritäten einstellen. Das soll man ja nicht überstürzen.
Irgendwann Zündung gefunden, gestartet, Bus nach vorn in Bewegung gesetzt. Hurra!
Am anderen Ende von DUS steht dann eine Dash mit vielen Autos drumherum. Das macht unserem Busfahrer Angst. Er hält weit entfernt, erhält (er erhält) dann aber offenbar über sein zuvor ausführlich geprüftes Funkgerät die Anweisung, sich dem Flugzeug tapfer weiter zu nähern.
Er tuts.
Dann wird es etwas langatmig. Ich überspringe mal die nächsten 20 Min. und komme zu der Ansage unseres überqualifizierten Chauffeurs, mit der er uns mitteilt, daß wir noch nicht aussteigen können. Sofort sind alle Paxe, inbesondere auf den Stehplätzen entspannt. Spontane Verbrüderungen: "wir kommen frei", "wenn ich hier jemals heil rauskomme...", "Sigmar Landshut Gabriel, Helmut Schmidt, Ben Wisch!", "Wir schaffen das".
Draussen ist eine Reihe von Experten damit beschäftigt, einen Heuwender für seinen letzten Flug vorzubereiten:
Auch hinten muß noch ein Motor oder so angeschraubt werden.
Ich freue mich und versuche, das Geschehen in möglichst viele Einzeldefekte (für diesen Bericht) zu zerlegen.
Dabei murmele ich etwas zu laut, "bei dem Himmel gehen wir sowieso drauf". Hm. Ich mache den Spaß ab und zu in ähnlicher Form in Seilbahnen, wußte aber bisher noch nicht, welch unangenehme Wirkung man damit bei seiner Nebenfrau in einem Flughafenbus erzielen kann. Himmel.
Irgendwann dürfen wir dann den Bus verlassen, nachdem die Mechaniker sich nicht nur in Sicherheit gebracht haben, sondern wirklich mit ihren Autos weggefahren sind.
Der Pilot war in etwas so kompetent wie der von DL in SYR, die einen Ground Stop mit einer roten Ampel erklärte. Der sorgenfreie HGW-Mann meinte, daß man vor kurzer Zeit einen neuen Reifen bekommen habe (ja, deutlich sichtbar) und das Rad wie bei einem Auto nachgezogen werden müsse.
Sicherlich ist ein Pilot nicht dazu geboren, sich in ganze Sätze zu fassen, und sich auch gegenüber Menschen, die er für dümmer als sich sebst hält, verständlich auszudrücken. Aber es macht mir gewissen Sorgen, wenn ich feststellen muß, daß ein Pilot ausserstande ist, mir zu erklären, weshalb ein Techniker mehr als 20 Min. im Schneidersitz vor einem Rad sitzt und von einer Spindel unablässig Draht um Muttern (oder was weiss ich9 hin- und herwickelt.
Es ging nicht um das Festziehen einiger Bolzen; es wurde irgend etwas um irgend etwas am Rad dieses ärmlichen Flugzeugs gewickelt.
Mich beunruhigt so etwas nicht wirklich. Ich empfinde es aber als unverschämt, wenn ein von mir bezahlter Luftkutscher so arrogant ist, es nicht für nötig zu halten, die Paxe darüber aufzuklären.
Wie auch immer: mein Reiseleben mit AB endete wie es begonnen hat: eine unaufmerksame, unfreundliche Crew bei LGW (das Seatblocking habe ich mir durch Umsetzen von Reihe 3 in 4 wieder mal selbst hergestellt) und mit einer tollen Langstreckencrew (in der anders als bei LH kein "Pipimädchen oder BWL-Bubi im Nebenjob" sich aufgrund der tollen Ausbildung wichtiger vorkam als der Gast. (klar gibts auch tolle Leute bei LH!)).
Vielleicht hat ja doch mal wieder eine Airline wie damals die German Wings eine Chance. Ich wäre jdf. jederzeit bereit, 10 oder 20% fürs Ticket mehr zu bezahlen, wenn der Sitz etwas breiter und das Personal nicht aus Maximierern, sondern aus AB-Crews bestehen würde.
In diesem Sinne:
"...von Kilimanjaro to Lady Liberty..."