Di., 03. Dez., bis So., 08. Dez., 2024; von KL nach Java & Java
In meinen Augen hat man von Malaysia nach zwei Abenden und einem vollen Tag alles gesehen was man sehen sollte. Ich war bereits auf Borneo & Langkawi, und außer einem Kurztrip nach KL und eventuell Penang, hat das Land für mich absolut nichts zu bieten. Weshalb es an der Zeit war die Koffer zu packen, um weiterzureisen.
Indonesien war für mich, obwohl – oder weil – ich dorthin bereits mehrfach geschäftlich reiste, nie auf der Agenda. Doch es gibt einen Ort in Indonesien, der mich schon Jahre begeistert, auf meiner Wunschliste stand. Und so entschloss ich mich, dass es nun, mit knapp 55, an der Zeit ist diesen zu besuchen.
Ich fing an im Internet nachzuschauen was man in Indonesien sonst noch anschauen könnte und war regelrecht überrascht was das Land zu bieten hat. Deshalb wurde es statt eines kurzen Abstechers doch eine regelrechte Rundreise.
Jakarta war in den 2000ern, als ich teilweise wochenlang geschäftlich in Südost-Asien unterwegs war, mein bevorzugter Aufenthaltsort für die Wochenenden. Denn Jakarta hatte, im Gegensatz zu Bangkok und anderen Asiatischen Großstädten, eine sehr gute Clubszene. Ich erinnere mich noch heute an einen Club mit elektronischer Musik (über der Tanzfläche schwebte ein riesiger metallener Vogel) im Block M, welcher die Möglichkeit bot das ganze Wochenende durchzufeiern. Es gab Schließfächer für einen kleinen Koffer mit Toilettenartikeln und Wechselkleidung, im Club gab es ein Restaurant und die Möglichkeit sehr nette Zimmer zu buchen = man musste den Club bis Sonntagabends nicht verlassen, konnte die Uhrzeit vergessen und nach Lust & Laune feiern.
Da es diesen Club, den ich Maryna gerne gezeigt hätte, wohl nicht mehr gibt, ließ ich den Molloch Jakarta links liegen, buchte Flüge ab KL nach Yogyakarta – natürlich via Jakarta.
Batik Air bot in Business Class zwei Tarife, mit Lounge (Flexi) und ohne (Saver). Da wir und in Jakarta ein Visum besorgen mussten (die E-Visa Seite brachte immer eine Fehlermeldung), durch die Immigration mussten und dadurch knapp 3 Stunden Aufenthalt hatten, entschied ich mich für Tickets mit Lounge. Später wurde der Flug von CGK nach YIA noch 2 Mal verschoben, was den Aufenthalt auf 5 Stunden erweiterte.
Am Dienstag, den 03.12., bestellte ich uns für 7 Uhr ein Grab zum Flughafen – den Sinn des KLIA-Express, bei dem man zuerst mit dem Taxi zur Station fahren muss, dann mit Sack & Pack in den Zug, habe ich bei den lächerlichen Taxipreisen in KL noch nie verstanden.
Obwohl der Flughafen knapp 60 km außerhalb der Stadt liegt standen wir bereits um 8 am Check-In von Batik Air, wo unser Gepäck, nach Aussage der Mitarbeiterin, bis YIA durchgecheckt wurde. Lounge Access gab es allerdings trotz unserer Flexi-Tickets nicht, denn dieser würde sich auf den Umsteigeflughafen begrenzen. Seltsam.
Zügig waren wir durch Pass- und Sicherheitskontrolle, Airside war das Angebot an Restaurants minimal, wir hatten noch 1 ½ Stunden bis zum Einsteigen, wir entschlossen uns etwas zu frühstücken. Das Angebot im Restaurant war speziell für einen Flughafen sehr günstig – die Qualität spiegelte dies allerdings wider. Einfach ekelhaft !
Batik Air ist und bleibt Batik Air, eine 737-800 mit fetten, aber abgewetzten und etwas dreckigen 2-2 Sesseln in C. Das Übliche eben. Dafür gab es vor Abflug bereits Getränke und ‚Party-Snacks‘. Pünktlich waren wir in der Luft für unseren 2 ½-Stunden-Flug nach Jakarta.
Das Essen war auch mal wieder absolut unterirdisch, das von Maryna enthielt zudem ein langes Haar.
Bei heftigem tropischem Gewitter landeten wir in Jakarta, dockten am alten Terminal an und liefen los unsere Visa zu besorgen. Diese Visa sind in Indonesien nichts als Geldmache, man will kein Rückflugticket sehen, keine Hotelbuchung, nichts – nur die Bezahlung von US$ 35 pro Person.
Da unser Gepäck, nach Aussage der Mitarbeiterin am Check-In in KL bis YIA durchgecheckt war, machten wir uns wenig Gedanken, gingen am Gepäckband vorbei zum Zoll, wo wir angewiesen wurden via QR-Code das Zollformular auszufüllen. Und während ich dies tat schweifte mein Blick eher zufällig zum Gepäckband – du ich erspähte einen unserer Koffer. Wie sich herausstellte wird das Gepäck in Indonesien nicht durchgecheckt, man muss es am ersten Einreisepunkt abholen, durch den Zoll bringen und wieder einchecken. Eigentlich verständlich, wenn einem die Check-In Mitarbeiterin nicht explizit sagt, dass wir unser Gepäck in YIA in Empfang nehmen sollten.
Also Gepäck geholt, durch den Zoll, hinaus aus dem Terminal und mittels Aufzug nach oben zum Check-In, wo uns auch Voucher für die Batik Air Lounge überreicht wurden.
Diese Lounge ist jedoch keine US$ 20 wert, mit Uraltmöbeln, dem billigsten Essen und generell nicht besonders sauber. Und wir hatten noch 4 Stunden bis zum Boarding unseres Anschlussfluges. Da wir Hunger hatten besorgten wir uns Chips – denn das sonstige Angebot in Lounge und Abflugbereich entsprach nicht unseren Wünschen.
Aber auch diese 4 Stunden gingen um, wir gingen durch die Sicherheitskontrolle zum Gate, an welchem mehrere Flüge abgingen, komplettes Chaos. Zudem verspätete sich unser Flug nochmals, da Batik Air keine Crew zur Verfügung hatte. Ansagen erfolgten stickt auf Indonesisch.
Mit nochmals einer Stunde Verspätung gingen wir in den A320, der 2012 ursprünglich an China Eastern ausgeliefert wurde, innen noch deren Kabine hatte.
Um 18:45 waren wir in der Luft, es gab eine aufgewärmte Soft-Roll gefüllt mit Analogkäse und zum Glück Wasser, um den Geschmack aus dem Mund zu bekommen.
Der Flug war kurz, gegen 20 Uhr nahmen wir unsere Koffer entgegen, draußen wartete bereits der Fahrer für die nächsten Tage auf uns.
Der neue Flughafen YIA liegt fernab der Stadt, zudem hatte man es versäumt eine ordentlich ausgebaute Straße zu erstellen, so dass die Fahrt, wegen der vielen LKW’s, bis zum Hotel 1 ½ Stunden dauerte. Bei Ankunft im Marriott Yogyakarta waren wir von Hotel bis Hotel 15 ½ Stunden unterwegs.
Dafür gab es bei Marriott einen Upgrade auf ein sehr großzügiges, modernes Zimmer, bereits aus dem Auto hatten wir via WhatsApp unsere Bestellung für das Abendessen aufgegeben (die Hotelrestaurants waren bereist geschlossen), so dass dieses zügig in unserem Zimmer serviert wurde.
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Am kommenden Tag gingen wir hinunter in die Club-Lounge, welche sich neben dem Frühstücksrestaurant befand, man sich sein Frühstück entweder vom kleinen Club-Buffet nehmen oder, via Durchgang, aus dem extrem reichhaltigen Angebot des Frühstücksrestaurants wählen kann.
Trotzdem gab es außer Eiern (die in Malaysia und Indonesien wesentlich besser schmecken als in Thailand) wenig was uns überzeugte. Man muss einfach der Tatsache ins Auge blicken, dass es auf Java kaum westliche Touristen gibt, gut 99.5% der Touristen aus Indonesien und anderen muslimischen Ländern kommen – womit das Frühstück logischerweise nicht auf uns zugeschnitten ist. Während unseres gesamten Aufenthalts in Yogyakarta sahen wir maximal 20 ‚Langnasen‘.
Unser Fahrer wartete bereits, wir fuhren zuerst Geld wechseln, was uns, zu Marynas Freude, sofort zu Multimillionären machte. Sie fand es einfach genial mal ca. 10 Millionen in Händen zu halten.
Unser erster Halt war Prambanan, einer der größten hinduistischen Tempelanlagen der Welt, errichtet vor über 1000 Jahren (Tickets erhält man Online zu ca. US$ 25/Person). Auch hier waren wir als Weiße komplette Exopten, wurden überall extrem freundlich angesprochen, höflich gefragt ob man ein Foto mit uns machen könne – aber eben, im Gegensatz zu Indien, niemals penetrant.
Am lustigsten war ein Araber im traditionellen Gewand, der sich sofort an Maryna hängte als ich kurz auf die Toilette entschwand. Aber auch hier nichts penetrantes, alles sehr freundlich und respektvoll. Kein Vergleich zu den Europäischen Touristen in Bangkok oder auf Samui. Dieser Herr war extrem lustig, wollte für sich ein kurzes Video mit uns, ich fragte ihn dann ob er sein Schauspiel nochmals mit Maryna wiederholen könnte, damit ich es aufnehmen kann.
Dies war einfach sehr lustig, brachte uns zum Lachen. So waren wir bester Laune als wir gemeinsam durch die Tempelanlage liefen, mehrmals gefragt wurden ob die meist als Gruppe reisenden Indonesier mit uns ein Foto machen dürften.
Zur Erklärung: in Indonesien ist es üblich, dass Arbeitgeber zum Team-Building ihre Mitarbeiter einmal im Jahr auf eine gemeinsame Reise schicken. Dazu gibt es ein ausrollbares Plakat, das den Firmennamen, das Jahr und oft einen Slogan enthalten. Die Gruppe stellt sich dann vor eine Sehenswürdigkeit, rollte aus Plakat aus, macht meist irgendwelche Grimassen oder Zeichen, um dieses Gruppenevent festzuhalten, die Fotos hängen dann meist im Unternehmen. Und heute waren diese Sehenswürdigkeit eben mehrfach wir.
Vom Tempel ging es noch zum ‚Tebing Breksi‘, einer Art natürlicher Klippe mit Aussicht über die Gegend. Kann man weglassen.
Nun ging es zurück nach Yogyakarta zum ehemaligen Königspalast. Doch hier nervten uns die typischen Touristenfallen (der Palast ist jetzt geschlossen, öffnet in einer Stunde wieder, aber es gibt tolle ‚Ausstellungen‘, aka Läden, zu betrachten), was unseren Aufenthalt verkürzte.
Zurück an McDonals vorbei, denn auf Youtube hatte ich erfahren, dass McDonalds in Indonesien ein sehr interessantes Getränkeangebot hat, welches man ausprobieren sollte. Ich bestelle ein ‚Fanta Float‘, eine pinke Fanta, die mit einer Ladung Softeis getoppt wird. Dieses mischt man dann – und es war wirklich unglaublich köstlich, das beste ‚Cream Soda‘, das ich je hatte.
Zurück im Hotel gingen wir in die Lounge, betrachteten ungläubig das ‚Essen‘ in der Lounge, liefen hinüber in die angrenzende Mall, aßen eine Portion Udon-Ramen.
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Am Donnerstag stand Borobudur auf dem Programm, der größte Buddhistische Tempel Asiens, ebenfalls vor weit über 1‘000 Jahren errichtet. Auch hier muss man die Tickets Online erwerben (ca. US$ 30/Person), ein Zeitfenster auswählen.
Da der Tempel gute 1 ½ Stunden außerhalb der Stadt liegt, fuhren wir bereits gegen 8 los, um sicher unser Zeitfenster (10:30) zu erreichen. Am Einfang zeigt man seinen QR-Code vor, erhält ein Armband, fährt per Straßenzug zum Eingang des Besucherzentrums. Dort werden einem Slipper, eine Tragetasche für die eigenen Schuhe, eine Flasche Wasser übergeben, eine Gruppe mit Guide zugewiesen.
Gemeinsam mit unserer Langnasen-Gruppe folgten wir bei sengender Hitze dem Guide, der uns alles mögliche über die Anlage erzählte was uns nicht im Geringsten interessierte. Wer bitte braucht heute noch einen Guide ? Über Wikipedia hat man doch bereits vor dem Besuch alles über den Tempel gelesen was man wissen muss.
Wir erkannten, dass diese Veranstaltung mit Guide sehr zäh werden würde, entschlossen uns unsere Gruppe ‚zu verlieren‘, was auch nach kurzer Zeit gelang, wir uns frei durch die Anlage bewegen konnte. Auch hier stehen überall Guides herum, welche gerne für Kleingeld Fotos machen.
Nach 30 Minuten (statt 90 Minuten mit Guide) waren wir aus dem eigentlichen Tempel heraus, gingen wieder zum Eingang, wo unser Fahrer auf uns wartete.
Auf dem Rückweg noch ein kleines Mittagessen, das wir allerdings, nachdem wir es probiert hatten, stehenließen, weiter zum Hotel fuhren, wo wir uns ins Gym begaben.
Im Hotel hatte man wohl mitbekommen, dass uns weder die Dinner-Snacks (alles frittiert) noch das Frühstück zusagen. Denn als wir Platz nahmen, Kaffee und Coke Zero bestellten, kam der freundliche Lounge-Mitarbeiter auf uns zu, bot uns an dass die Küche gerne für uns etwas anderes zubereiten würde. Diesem stimmten wir zu, hatten ein solides Abendessen.
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Am Freitag verließen wir Yogykarta in Richtung Osten. Hierzu mussten wir zuerst nach Surabaya kommen, was am besten per Zug erfolgte.
Indonesien bieten einen Schnellzug Jakarta – Yogyakarta – Surubaya, in welchem ich uns für 06:45 Tickets in der Executive-Class reserviert hatte. Am sehr schönen, kolonialen Bahnhof wechselt man diese Reservierung selbst am Online-Terminal gegen das Zugticket, geht durch die Kontrolle zum Bahnsteig.
Die Executive Class war sehr komfortabel, breite Sitze mit ordentlicher Rückenlehnenverstellung und großzügiger Beinfreiheit. So vergingen die 4 Stunden Fahrt, während die wunderschöne Landschaft vorbeizog, wie im Flug.
Um 10:45 wartete am Bahnhof der nächste Fahrer, welcher uns die nächsten Tage durch den Osten Javas kutschieren sollte.
Gepäck verstaut und direkt zu McD, wo es ein Fanta-Float (eigentlich 2) und ein Spicy-Chicken-Sandwich als Mittagessen gab. Ja, Indonesien ist essenstechnisch nicht Thailand, das frittierte, trockene Essen nicht wirklich lecker.
Wir fuhren zuerst über die Autobahn nach Osten, bogen dann nach Süden ins Landesinnere ab, wo es sehr schnell sehr bergig wurde, es zudem stark zu regnen anfing (fast jeden Tag ab 14 Uhr wegen Regenzeit). Somit war unser erster Stopp, ein Wasserfall, geschlossen, da der Zugang bereits überflutet war, wir fuhren weiter die Berge hinauf nach Cemoro Lawang auf 2‘217 Metern, die Sicht gegen Null, bei eisigen Temperaturen (14 Grad). Selbst warm angezogen war dies nach Thailand, KL und Yogyakarta sehr unangenehm.
Ich hatte uns im ‚Artotel Cabin Bromo‘ einquartiert, mit ordentlichen Bewertungen, das Hotel recht neu. Unsere ‚Cabin‘ lag etwas den Hang hinunter, Ausblick natürlich nicht vorhanden wegen des Wetters. Zudem hatte die ‚Cabin‘ keine Heizung, es standen uns nur 30 Liter heißes Wasser zur Verfügung (dann muss man 3 Stunden warten). Auf Nachfrage erhielten wir einen Heizlüfter, welcher von nun an dauerhaft lief.
Das Abendessen nahmen wir im Hotel ein (Fried Rice mit Satay), war zu unserer Überraschung sogar essbar.
Sehr früh, gegen 21 Uhr, legten wir uns Schlafen.
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Um 03:15 weckten uns unsere Mobiltelefone, Katzenwäsche und warm angezogen hinauf zum Parkplatz, wo um kurz vor 4 unser Fahrer auf uns wartete. Er hatte einen Jeep (Toyota Land Crusier, Bj. 1978) inkl. Fahrer organisiert, wir stiegen durch die Hecktüre ein, ließen uns auf den beiden längs positionierten Sitzbänken nieder.
Und schon ging es los, selten haben ich einen solchen Stau und ein derartiges Chaos um 4 Uhr morgens erlebt, denn alle Touristen wollen zu dieser frühen Stunde los, um den Mt. Bromo, einen der aktivsten Vulkane Javas, bei Sonnenaufgang zu betrachten.
Die Fahrt war abenteuerlich, nicht nur wegen der engen und kurvigen Straße, zudem waren auch einige Jeeps liegengeblieben, die man irgendwie umfahren musste, ohne den Abgrund hinunterzufallen.
Um kurz vor 5 erreichen wir den Aussichtspunkt, wo die Hölle los war, dermaßen viele Menschen. Unser Guide sagte wir sollten nach links, dort wären immer weniger Leute, bis ganz nach oben und nochmals 500 Meter weiter, dort wäre es fast menschenleer.
Und so war es dann auch, zudem die Aussicht unbeschreiblich eindrucksvoll, mit dem heftigen Rauch des Mt. Bromo unter uns.
Wir genossen die Aussicht, machten ein paar Fotos, betrachteten den Sonnenaufgang, liefen hinunter zum Toyota, fuhren zurück an den Fuß des Mt. Bromo, welchen man bis zum Kraterrand besteigen könnte (1.5 km Fußmarsch plus ca. 400 Stufen). Da von Norden bereits Regenwolken aufzogen entschieden wir uns dagegen, machten noch ein paar Fotos mit Land Crusier, fuhren zum Hotel zurück wo wir duschten, unser Frühstück einnahmen, um dann gegen 9 Uhr die Weiterfahrt nach Osten anzutreten.
Hinunter ging es die Berge zur Nordküste, dann diese östlich entlang, wo wir ein kleines indonesisches Mittagessen (marinierter, gegrillter Fisch) einnahmen.
Die Fahrt zog sich, sie Straße einspurig mit extrem viel Verkehr, trotz einiger riskanter Überholmanöver 230 km in 7 Stunden bis Banyuwangi, wo wir ins in der Nähe für die Nacht einquartiert hatten.
Auf den ersten Blick machte die Unterkunft einen guten Eindruck, dieser verdüsterte sich aber immer mehr je mehr Insekten, vorwiegend fliegende Ameisen (ca. 1 – 1 ½ cm Länge) in unser Zimmer eindrangen. Auch der Insektenspray half wenig, denn es kamen immer neue Insekten hinzu.
Abendessen in dieser Abgeschiedenheit ? Es gab nur die Möglichkeit etwas aufs Zimmer zu bestellen, wir dachten mit ‚Fried Rice und Ei‘ kann man wenig falsch machen. Wir wurden jedoch eines Besseren belehrt, aßen stattdessen unsere restlichen Kekse und Chips.
Als wir das Licht löschten wurde plötzlich irgend ein Tier im Dach über uns aktiv, seltsame Geräusche in unserem Zimmer. Ich schaffte es einzuschlafen, Maryna nicht, denn immer wieder flogen Ameisen auf ihren Körper – und diese bissen. So war sie damit beschäftigt diese abzuwehren, verscheuchte sie auch von mir.
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Um 1 Uhr klingelte eh der Wecker, Zähne geputzt, warm angezogen und um 01:30 hinaus, wo unser Fahrer bereits auf uns wartete.
Denn heute stand genau das Highlight an, von welchem ich seit Jahren träume, weshalb wir überhaupt nach Indonesien flogen: die blauen Flammen von Mt. Ijen.
Unterwegs lasen wir unseren Guide auf, der uns den Berg hinauf begleiten solle. Um kurz nach 2 standen wir auf dem Parkplatz, um 02:16 starteten wir den Weg hinauf zum Krater, vor uns lagen 3.8 Kilometer auf einem unbefestigten Weg, mit einem Höhenunterschied von 800 Metern.
Es gibt 2 Arten diese Strecke zu bewältigen: per pedes oder per Taxi (eine Trage auf großen Rädern), welche von 3 Locals für US$ 85 mit einem darin hinaufgezogen wird.
Ich dachte ‚easy‘, 3.8 km mit 800 Metern Höhenunterschied mache ich mit links. Doch so ‚mit links‘ war das nicht. Denn 2 km der Strecke sind fast eben, auch wenn der Weg ziemlich schlecht ist uns man bei der absoluten Dunkelheit wenig sieht. Doch 750 Meter Höhenunterschied erfolgen auf 1.8 Kilometern der Strecke, sind zudem etwas glitschig und sehr uneben. Maryna mit ihren 45 Kilogramm hat es da etwas einfacher als wenn man, wie ich, 83 kg den Berg hinaufschleppen muss.
Immer mehr Menschen stiegen, je weiter man kam, von ‚per pedes‘ auf ‚per Taxi‘ um. Ich war am Ende, komplett durchnässt, meine Laune bei minus 100 – doch dass ich auf ‚per Taxi‘ umsteige, das passiert mir nicht. Nach 2/3 des Weges besorgte ich mir eine Cola MIT Zucker, und das half wirklich, auch kurze Stopps sollte man einlegen. Und so schafften wir es bis oben. Später las ich, dass für die Strecke hinauf 2 ¼ bis 2 ½ Stunden veranschlagt werden, wir haben es in 1 ¾ geschafft.
Aber das war es noch nicht ! Um die blauen Flammen zu sehen, wegen derer ich Mt. Ijen sehen wollte, muss man mit Gasmaske ca. 20 Minuten den Krater hinunter in Richtung Kratersee steigen, über einen abenteuerlichen schmalen uns steilen Pfad. Jetzt denkt ihr ‚hinunter ist doch easy‘ – ja, aber mir war klar, dass ich das auch wieder nach oben muss.
Also begannen wir den Abstieg, noch beschwerlicher mit den Masken.
Unten wurden wir allerdings belohnt, die fließenden blauen Flammen sind definitiv ein Highlight dessen was ich in meinem Leben gesehen habe.
Nachdem wir diese ausgiebig betrachtet und gefilmt hatten begannen wir den Aufstieg, 45 Minuten Hölle !!! Um dann natürlich den Sonnenaufgang am Kraterrand verpasst zu haben.
Trotzdem war der Ausblick atemberaubend, auch wenn ich nun völlig am Ende meiner Kräfte war. Ich wollte nur noch zurück zum Auto. Wieder gab es die Möglichkeit ‚per Taxi‘, hinunter für nur US$ 18 – doch, nein, sowas mache ich nicht.
Und so liefen wir sehr, sehr zügig hinunter, man muss nur sehr aufpassen nicht abzurutschen oder umzuknicken, denn dann hat man ein Problem. Bei Tageslicht sahen wir nun was wir in der Nacht aufgestiegen sind, den Zustand des Weges – und waren beide überrascht.
45 Minuten später waren wir am Auto, fuhren zurück in unsere Insektenhöhle, duschten schnell, zogen uns um, packten so schnell es ging und verließen das Zimmer, warteten auf dem Parkplatz auf unseren Fahrer – wir wollten nur weg aus dieser Unterkunft.