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Im Bereich der Herrenoberbekleidung existiert das Problem nicht, da hast du ein absolut reichhaltiges Angebot in jeder Preisklasse.Lieber Volume,
wenn dir kein Anzug von der Stange passt, erwartest du doch auch nicht vom Breuninger, einen maßgeschneiderten Anzug mit deinem „Volumen“ im Angebot zu haben?
Nur in der Luftfahrt bleibt dir (bisweilen) die Wahl zwischen dem €25 Polyesteranzug und dem €5000 Maßgeschneiderten Kaschmiranzug mit Babypandafellfutter mit nichts dazwischen.
Ich denke Tobias von Reisetopia hat den Nagel auf den Kopf getroffen:
Die tatsächliche Kostendifferenz für Finnair zwischen dem Vollprogramm und dem Spartarif ist bestenfalls mit viel Mühe dreistellig, eher hoch zweistellig.Ich stelle mir die Frage, ob die Einführung derzeit einen Mehrwert für die Passagiere als auch für die Fluggesellschaft darstellen kann. Es bleibt abzuwarten, wie günstig die Tickets schlussendlich sein werden. Denn erst dann kann man abwägen, ob die niedrige Meilengutschrift sowie die geringe Freigepäckmenge einen günstigeren Ticketpreis rechtfertigt. Wie viel weniger würdet Ihr gegenüber einem vollwertigen Business Class Ticket für ein Ticket im Light Tarif bezahlen?
Für den Kunden wird sie aber erst interessant, wenn sie satt dreistellig, besser vierstellig ist.
Niemand bucht für €5600 "ohne alles" wenn er für €5800 das Vollpaket bekommt (ein typischer Direktflugpreis über den Teich bei 3 Tagen Aufenthalt), genauso wie niemand den Anzug für €3300 bei Aldi kaufen würde, wenn er für €3500 den von Armani bekommen kann, oder für €28.000 den Dacia wenn er für €30.000 den VW bekommen kann.
Wenn du dem Kunden den Flug aber für €1000 weniger anbietest, legst du mächtig drauf.
Und deshalb wird der Tarif nur funktionieren, wenn er ganz gezielt nur ganz bestimmten Leuten angeboten wird. Was ja genau passiert, mir wurde er in einer weit angelegten Stichprobe aus 20 Flügen mit verschiedenen Zielen, Flugtagen und Aufenthalten nicht angeboten, immer nur die teuren. Er wird nur dann angeboten werden, wenn mit an Reaktorsicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sonst ein Sitz frei bleiben würde. Sobald das Yield Management die geringste Chance sieht, den Sitz noch teuer loszuschlagen wird es eine theoretische Option bleiben, keinesfalls eine freie Wahl des Kunden. So wie bei anderen Airlines ja auch.
Es ist halt eine scheinbar kundenfreundliche weitere Möglichkeit der Preissteuerung und vermutlich auch Preissteigerung (wenn man z.B. mal bei QR den neuen Spartarif anguckt).
Und wohlgemerkt, Preissteigerungen an sich sind völlig OK wenn man sich anguckt, wie wenig Gewinn (oder gar wie viel Verlust) Airlines im Branchenvergleich machen, und um so gerechtfertigter, wenn man für das teurere Ticket auch entsprechend mehr bekommt.
Wenn wirklich freie Wahl des Kunden und realistisch bepreist, ist gegen einen Spartarif und aufpreispflichtige Extras absolut nichts einzuwenden, nur würde das eben genau die Gewinne der Airlines schmälern, wenn niemand mehr für Leistungen bezahlt die er weder will noch nutzt, bzw. für Leistungen die Pfennige kosten keinen Hunderter mehr extra zahlt. Und genau deshalb wird auch so ein Preissystem nie kommen.