Noch ein paar Worte zur C auf der Langstrecke:
Das Essen habe ich ja
hier schon gelobt, für meinen Geschmack besser als Qatar C oder LH First.
Nun zum
Hardproduct: Nun, natürlich besser als die alte LH C, aber nicht so gut wie erwartet:
- Zum einen: Es ist, wie hier auch schon geschrieben wurde, wirklich ein Hartprodukt. Die Auflage für alle gibt es nicht aus Großzügigkeit, sondern weil der brettharte Sitz als Bett sonst kaum zu ertragen wäre. Da bleibt zu hoffen, dass der vielleicht durch den Alterungsprozess irgendwann mal weicher wird... (und das sage ich als jemand, der zu Hause auf einer harten Matratze schläft)
- Viel zu wenig Ablageflächen: Eigentlich unglaublich: Es gibt nur eine kleine Ablagefläche über dem Cocktailtisch, die mit Wasserflasche und Amenity Kit schon voll ist (roter Pfeil). Dafür jede Menge leere tote Fläche am Fenster (grüner Pfeil). Aufgrund dieser leeren Abstandsfläche wirken die Sitze am Fenster auch irgendwie, als würden sie da nicht so recht hingehören/reinpassen. Ein Ablagefach à la LH 748 First wäre perfekt gewesen, wenn es wenigstens an der Rückseite des Vordersitzes ein Netz à la Eco gäbe, aber nada, da ist nur ein Kleiderhaken, ich wusste schlichtweg nicht wohin mit meinem Zeugs. Zum Glück war in den Bins reichlich Platz, sowohl auf dem zur Hälfte leeren Hinflug, als auch auf dem in C ausgebuchten Rückflug hatte mein Rucksack ein Bin für sich allein.

- überraschende Erkenntnis: Für mich war der Sitz am Fenster (Hinflug) deutlich schlechter als der am Gang (Rückflug). Zum Aufstehen musste ich mich da regelrecht rauszwängen und über Decke, Kissen, Schuhe (die leider nicht in das Fach unter der Fußauflage passen) steigen. Wenn man am Gang sitzt, liegt das Gezumpel rechts vorm Fenster, wo jede Menge Platz ist, was es deutlich angenehmer macht. Und überm Atlantik gibt's ja eh nichts zu gucken (schon gar nicht in der Nacht).
- nächste überraschende Erkenntnis: Meine bequemste Schlafposition war in leichter Rutschneigung. Ganz flach muss man die Füße in einen sehr engen Raum unter dem Sitz des Vordermanns quetschen. Leicht geneigt war es für mich als Seitenschläfer deutlich bequemer.
- im Sitzen oder Liegen habe ich auch nicht versehentlich die Touchbedienung des Sitzes ausgelöst (einmal Tippen zur Aktivierung, ein zweites Mal Tippen für die Sitzverstellung), in der Loungeposition ist mir das allerdings auch mehrfach passiert, da der Sitz doch recht schmal ist und man dann da leicht auch zwei mal hintereinander aus Versehen dran kommt
- Mega ist der Monitor (nur tippen, nicht drücken!). Schade, dass es darauf kaum was Interessantes zu gucken gibt: Wenige, meist sehr alte Filme, fast nur Meditationsmusik, keine Außenkameras. Dafür ist die Flightmap mit Hinweis auf überflogene Sehenswürdigkeiten toll.
- der Tisch ist schön groß und stabil, dahinter gibt es zwischen den Schienen auch noch eine schwarze Abdeckung, so dass die Ablagefläche noch erweitert werden kann (Kommentar der Crew: Nicht erschrecken: Ich stelle das nach hinten, das ist kein schwarzes Loch, auch wenn es so aussieht
)
- Funfact: Die Bedienung der Leselampe überfordert den durchschnittlichen Condor Pax. Statt den Button am IFE zu betätigen oder den schmalen, linsenförmigen Schalter neben der Lampe, wurde regelmäßig mit lautem Ping der dicke, nicht gelbe und nicht beschriftete Serviceknopf gedrückt. Ist mir beim ersten mal aber auch passiert

- die Pride Beleuchtung fand ich eigentlich ganz schick, hatten wir aber nur auf dem Hinflug:
- es gibt eine klare Kloregelung: Linker Gang nach vorne, rechter Gang nach hinten, hat auch funktioniert, nur einmal kam wie üblich eine leicht verwirrte Pax aus der Eco nach vorn, ist dann aber wieder zurück. Man beachte hinten die unterschiedliche Position der Vorhänge, also klare Trennung von C und PremiumEco:
-
Service:
Habe ich wie immer bei Condor als sehr freundlich und zuvorkommend erlebt. Auf dem Hinflug eine junge Dame, auf dem Rückflug ein Herr mittleren Alters, der vielleicht ein bisschen überkandidelt war, aber o.k.. Die Kategorie "Drache" war für den anderen Gang zuständig, aber nun ja, war halt eher eine raue Herzlichkeit, finde ich jetzt auch nicht so schlimm, Hauptsache authentisch (sind die MEAs für mich nämlich überhaupt nicht). Allerdings nicht ganz konsistent:
- auf dem Hinflug fehlte das Giveaway für den Inhalt des Amenity Kits (auf dem Rückflug gab es eine gestreifte Alu "Pillen"Dose).
- den süßen Salz-/Pfefferstreuer gab es dagegen nur auf dem Hinflug
- zurück war der "Condorpolitan" nicht geladen
Schade, dass die Crew sich beim Rückflug beim Aussteigen nicht mehr gezeigt hat, hätte mich gern noch für den guten Service bedankt, aber da die Treppe an der Außenposition an der zweiten Tür war, hat man dass der Eco Crew überlassen, bei der es zumindest die Stewardess im 2. Gang mit der Prio für die C leider nicht so ernst genommen hat.
Wo Condor noch drüber nachdenken sollte: Ständig einen schönen Urlaub zu wünschen wirkt, wenn man geschäftlich unterwegs ist, doch ein wenig befremdlich

Den Spruch sollten sie vielleicht zumindest bei einem Ziel wie Miami in "schönen Urlaub oder erfolgreiche Geschäfte" ändern.
Fazit: Ein junger, deutschstämmiger Geschäftspartner hat mich angesprochen, ob LH wirklich so schlecht geworden wäre, wie er immer hört (spricht sich also langsam auch in den USA rum). Er hätte schöne Kindheitserinnerungen an LH, wenn er seine Großeltern in Deutschland besucht hat (ein möglicher Grund, warum Spohr seine Minderleistung im Ausland immer noch verkaufen kann). Ich habe ihm empfohlen, mal Condor auszuprobieren (kannte er noch gar nicht).
