Wenn wir über die Provinz sprechen - ich empfehle vorbehaltlos die Gaststätte "Zum Kreideberg" in Lüneburg im gleichnamigen Stadtteil. Im Erdgeschoss des in den 60ern gebauten "Umland-Hochhauses" aus hellem Klinker, Netzgardinen, ein Spielautomat, meines Wissens nach eine Musik-Box. Kupferne Lampenschirme, gemütliche Sitzgelegenheiten. Warum sind die Menschen bloß in diese "American-Diner"-ähnlichen Lokale gerannt, hier findet sich der gleiche Grundriß, jedoch in heimeligerer Anmutung.
Zu essen gibt es die beste Currywurst/Pommes (immer "groß" bestellen) zwischen Harburg und Uelzen. Preis bis zur EUR-Einführung "ein Heiermann" (O-Ton Frau Bernhard, die krummbucklige und strenge Seniorchefin), heute vermutlich 5,00 EUR. Dazu trinkt man Spezi. Es bedient "Barney", ein kleinwüchsiger Mittfünziger, der sehr wahrscheinlich unter §175 noch gelitten haben dürfte. Am Herd Herr Bernhard, mit Brillantinefrisur und grauem Gesicht einem typischen Spätheimkehrer ähnlich(1). Stammgäste geniessen ein Pils am Tresen, Gelegenheitseinkehrer sitzen in den Sitzecken.
Das Lokal wurde vor einigen Jahren dekorativ verjüngt, Lavalampen und Formel-1-Automodelle verschönen nun das Interieur.
(1) Optisch und auch sonst Herrn Bernhard ähnlich ist Herr Niemeyer, Inhaber des Tabakwarengeschäfts am Marktplatz.