The Centurion Lounge LHR
Die Lounge wirkt sehr gemütlich und chic eingerichtet. Leider fehlt jedoch Tageslicht und auch die Deckenhöhe ist etwas niedrig, aber bei sehr leckerem Essen und guten Getränken kann man es hier schon ein paar Stunden aushalten. Dazu sind die Mitarbeiter äußerst freundlich und der Service ist unglaublich für eine Lounge. Geschirr wird abgeräumt, sobald der Teller bzw. das Glas leer ist. Von der Bar wurde ich mit einer Geste gefragt, ob der Barkeeper das Glas Cremant auffüllen solle.
warme Gerichte (von links nach rechts): Goldbrasse mit Auberginencreme, schwarzem Reis und grünen Bohnen; geschmortes Steak auf Selleriecreme; Spinat-Ricotta-Cannelloni; gebratener Blumenkohl mit Tahini und Harissa
die Goldbrasse in Nahaufnahme
das geschmorte Steak und die Cannelloni in Nahaufnahme
das Schokoladen-Tonkabohnen-Dessert in Nahaufnahme
ein Jasmin-irgendwas-Cocktail und ein White Negroni
Ich musste dann feststellen, dass das Klientel in einer Centurion Lounge schon ein wenig speziell sein kann. Im Bereich zwischen Bar und warmem Büfett gab es acht Tische (je vier für zwei Personen und vier für vier Personen). Auf einem Vierer-Tisch standen zwei Schilder "The Centurion Lounge - Reserved". Als dann eine vierköpfige österreichische Familie eintraf, steuerte das Familienoberhaupt zielsicher auf diesen Tisch zu, las das Schild, zeigte mit dem Finger auf das Wort "Centurion" und erklärte, dass er als Centurion-Karten-Inhaber ja an diesem reservierten Vierer-Tisch im Gegensatz zu den Platinum-Karten-Inhabern sitzen dürfe, da er ja Centurion sei. Dies erklärte er unüberhörbar wiederholt seiner Frau und noch viel ausführlicher seinem Sohn, den ich auf ca. acht Jahre geschätzt habe. Die beiden "Reserved"-Schilder wurden vom Personal wahllos auf den Zweier-Tisch neben unserem umgestellt.
Tatsächlich waren zu diesem Zeitpunkt von den acht Tischen nur zwei belegt. Auch war die Lage des Tisches mit den "Reserved"-Schildern (siehe Bild unten, der Tisch mit den Gläsern und der Tasse) nichts, was ich als besonders empfunden hätte. Dennoch schien es den Herrn zu erfreuen, vermeintlich eine besondere Leistung erhalten zu haben. Er erklärte seinem Sohn, dass die Platinum-Karte ja nur ein bisschen besser sei als die Gold. Er erklärte dann noch ausführlich die verschiedenen Amex-Kartentypen. Die Schwarze sei jedoch fast gar nicht zu erhalten und es sei etwas besonderes, dass er diese habe. Sein Sohn hörte ihm erstaunlicherweise geduldig zu, kannte aber offenbar diese Geltungssuchtanfälle seines Vaters schon.
Ich persönlich bin ja auch sehr dankbar, wenn mir mein Status bei Vielfliegerprogrammen, Hotelbonusprogrammen oder halt durch eine Kreditkarte besondere Vorteile verschafft. Aber ein Tisch, auf dem das Personal wahllos ein "Reserved"-Schild platziert hat, als Benefit für meinen Status zu betrachten, fand ich dann doch schon irritierend, ebenso wie dieses minutenlange Geschwafel vom eigenen Status vor der eigenen Familie.
Den tieferen Sinn der reservierten Tische in der Lounge habe ich unabhängig davon nicht verstanden. Als wir nach unserem Ausflug zum Gate nach Umbuchung wg. Technical zurück in die Lounge kamen, war diese deutlich voller. Ein Platz etwas abseits dieser acht Esstische, der uns gefiel, wies auch die "Reserved"-Schilder auf. Die Nachfrage beim Personal, ob wir den Tisch dennoch haben könnten, wurde wie selbstverständlich bejaht. Und das, obwohl wir nur Inhaber der Plaitnum sind. Das "Reserved"-Schild vom gewählten Platz wurde dann vom Personal wahllos auf einen anderen Tisch gestellt.