Im Kern dreht es sich doch um die Frage, wieso ausgerechnet Kernkraftwerke angeblich notwendig sein müssen.
Um ein stabiles Stromsystem zu haben, benötigt man permanent die notwendige Leistung (erzeugte Energie = verbrauchte Energie).
Dies wird mit Zeit-Planung erreicht (beispielsweise geplante Leistungsentnahme von Großverbrauchern geplant durch Wettervorhersagen) und mit einer Grundlast und Spitzenlast.
Die Grundlast wird in der heutigen Zeit noch mit "grundlastfähigen" Kraftwerken erzeugt. Ganz grob gesagt, ist dies aber nicht notwendig. Es ist nur die wirtschaftlichste Maßnahme. Scheinbar.
Irgendwo auf der Welt weht aber immer Wind und scheint die Sonne. Jetzt müsste man nur mal ausrechnen, was billiger wäre:
- Ortliche/Regionale Grundlastkraftwerke betreiben (egal ob Kohle oder Atom) oder
- Lange Stromtrassen (Gleichstrom) bauen und an diese Trassen Kraftwerke hängen (Wind/Solar), die statistisch dann immer genügend Strom liefern (= Grundlast) oder abgestellt werden können (zu viel Strom). Leitungsverluste und Reserven müssen natürlich einkalkuliert werden.
Eine animierte Windkarte von der Erde und da kann man täglich mit eigenen Augen gut sehen, dass es immer irgendwo richtig Wind gibt und das gar nicht so weit weg:
www.windfinder.com
mögliche Standorte für Offshore-Windanlagen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Offsh...:Global-Offshore-Wind-Potential-WBG-ESMAP.png
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwimmende_Windkraftanlage
Jetzt wird man natürlich bei der Menge an Offshore-Windanlagen (Karte), Onshore-Windanlagen (Skandinavien, Osteuropa/Russland), Solarkraftwerken in Nordafrika (Marokko + Algerien) und HGÜ-Trassen ein enormes Investitionsvolumen erreichen.
ABER:
Im Vergleich zu den Kosten der Stromproduktion aus AKW ist das immer noch günstiger. Die Kosten für die Trassen sind langfristig gesehen sehr gering (umgelegt auf kWh) und der Bau von EEG wird immer günstiger (pro installiertem MW). Selbst wenn man die Kosten für die Atommüll-Lagerung nicht einkalkuliert (was für einen richtigen wirtschaftlichen Vergleich falsch wäre), sind die Produktionskosten für Atomstrom einfach sehr hoch. Bei den momentanen Rechnungen der alten AKW wird nämlich gelogen.
Das geht schon mal bei den Baukosten los. Kein aktuelles AKW hat auch nur ansatzweise sein geplantes Budget eingehalten. Die finanziellen Kosten und die wahren Umweltkosten beim Abbau des Grundstoffes für AKW werden nicht korrekt einkalkuliert, weil sie im Ausland stattfinden oder durch andere staatliche Eingriffe quersubventioniert werden.
Die Versicherungskosten werden nicht einmal ansatzweise in dem Strompreis eingepreist.
Die Info mit der Versicherung (nuklearia.de) ist meiner Meinung nach Fake-News, denn kein AKW in Deutschland ist gegen einen nuklearen Störfall der INES-Stufe 7 versichert. Ich glaube auch allgemein nicht gegen Folgen radioaktiver Strahlung im Außenbereich.
Würde man ein AKW gegen diese Störfall-Stufe versichern wollen, wären die Versicherungsbeiträge einfach extrem hoch und das jedes Jahr. Die Versicherung müsste, wie schon erwähnt wurde, hart kalkulieren und einen sehr großen Risikoabschlag drauflegen und sich rückversichern und das geht locker auf einen jährlichen Versicherungsbeitrag von 500 Millionen Euro pro AKW-Block. Manche Experten gehen sogar von mehreren Milliarden Euro pro Jahr aus!
Gleichzeitig ist ein AKW auch ganz allgemein nicht ungefährlich. Terrorangriffe aus der Luft oder eine Geiselnahme mit absichtlicher Herbeiführung eines Störfalles sind zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Sollen aber hier nicht betrachtet werden.
Der Rückbau dieser Kraftwerke soll von den Rücklagen finanziert werden. Abwarten, ob diese Rücklage ausreichen wird - wenn nicht, sind das auch wieder höhere Kosten für den Atomstrom.
Zu Fukushima:
Man darf nun gerne mal ausrechnen, was eine Evakuierung ganzer Quadratkilometer langfristig kostet.
Das Land (Grundstücksflächen) ist finanziell entwertet, die Grundstückseigentümer freuen sich garantiert ganz doll und auch die Nicht-Nutzung von Infrastruktur und dafür Aufbau an anderer Stelle (irgendwo müssen die Evakuierten wohnen/leben) müsste eingepreist werden.
Absehbare nennswerte Todesfälle durch Strahlenkrankheiten (Krebs) wird es erst in 20 Jahren geben. Wie stark man die nun auf das Unglück beziehen kann ist umstritten, aber Aussagen wie "nur sind die effektiven Auswirkungen viel kleiner als von den meisten vermutet" stark daneben.
Ein Milliardenkonzern wäre eigentlich Pleite durch einen einzigen Unfall und die kompletten Aufräumarbeiten werden Jahrzehnte dauern. Das kontaminierte Meerwasser ist auch nie eingepreist worden.
Ich frage mich ja immernoch wie man da überhaupt drauf gekommen ist. In grauer Vorzeit habe ich mal in einem Forschungsprojekt mitgearbeitet bei dem es darum ging Salzstöcke unumkehrlich abzudichten. Schon nach recht kurzer Zeit hat niemand von uns mehr daran geglaubt das sowas mit den damaligen Ideen und Methoden klappt, trotzdem hat man noch jahrelang daran festgehalten.
Aus den Augen aus dem Sinn ist da die Devise. Verrückt, aber diese Devise war immer das Ziel.
Es gibt eine schöne Dokumentation über die Langfristüberlegungen, wie man diese Lagerstätten gestalten müsste. Da geht es um die Art der Symbole im Eingangsbereich, die auf die Gefahren unter Tage hinweist.
Ein Beispiel sind die Pyramiden - keine 5000 Jahre alt und trotzdem hat das Wissen die Zeit nicht überdauert. Allein aus ethischer Sicht, so war der Tenor in der Doku, dürfte man Radioaktiven Abfall nicht vergraben, weil künftige Generationen vielleicht gar nicht mehr wissen, dass es Abfall ist und gefährlich ist.