Ich verstehe. Ich vermute aber, dass es da weniger um den konkreten Provider geht (in meinem Fall Telekom), als um die grundlegende Frage "deutscher Provider" <-> "ausländischer VPN"? Oder bin ich da auf dem Holzweg? Bedeutet aber auch, dass der VPN-Endpunkt in der Lage wäre, mehr über mich zu sammeln? Das betrifft aber dann nicht Passwörter und ähnliches, weil das wiederum verschlüsselt ist, oder? :S
Ja, ein VPN-Endpunkt bzw. der Betreiber des VPNs sieht natürlich Deinen gesamten Internet-Verkehr, den Du in das VPN rein schickst bzw. aus diesem zurück bekommst. Zwar sind heute fast alle Kommunikationen zwischen Deinem Endgerät (z.B. Laptop, Handy oder Smart-TV) und dem jeweiligen Diensteanbieter (z.B. Facebook, YouTube, google, E-Mail-Anbieter) verschlüsselt (https statt http, IMAP oder POP3 über TLS, etc.), jedoch sind die IP-Adressen der verschlüsselten Pakete weiterhin sichtbar, sodass der VPN-Anbieter weiß, mit welchem Diensteanbieter Du sprichst. Über den verwendeten Port, die Menge der Daten sowie das Muster der übertragenen Daten kann er dann dennoch auswerten, ob Du Dir Videos bei Youtube anguckst, minütlich Deine E-Mails checkst oder massenhaft WhatsApp-Nachrichten schreibst.
Hinzu kommen dann noch veraltete Apps oder Dienste, deren Kommunikation ggf. nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. In dem Fall kann der VPN-Anbieter dann natürlich sogar die Inhalte Deiner Kommunikation einsehen. Bis vor wenigen Jahren war es z.B. Standard, dass E-Mail-Clients die Login-Daten zum Abholen oder Versenden von E-Mails unverschlüsselt übertragen haben! Tut man dies heute noch, hat der VPN-Anbieter natürlich die technische Möglichkeit, diese Zugangsdaten abzugreifen.
Zusätzlich kann ein VPN-Anbieter natürlich auch mit einer Man-in-the-Middle-Attacke Verkehr manipulieren. Aktuelle Browser-Zertifikate sollten die Wahrscheinlichkeit dafür zwar reduzieren, aber denkbar ist es.
Alles das, was ich oben beschrieben habe, kann natürlich nicht nur ein von Dir genutzter VPN-Anbieter sondern auch der von Dir genutzte Internet-Provider, wenn Du kein VPN nutzt. Dein Internet-Anbieter sieht halt auch alle Bits und Bytes, die Du mit einem Diensteanbieter im Internet austauschst.
Insofern sollte man dem Betreiber eines VPNs und/oder seinem Internet-Anbieter schon vertrauen. Und an genau der Stelle kommen wir zu dem von jodost aufgeworfenen Punkt. Wem vertraust Du im Zweifelsfall mehr, dem deutschen Mobilfunkanbieter, der u.a. dem TKG unterliegt, oder einem VPN-Anbieter aus der Karibik?
Ich für meinen Teil habe daher auf meinem Heim-Router openWRT als System installiert und auf diesem einen OpenVPN-Server aufgesetzt. Dank FTTH-Anschluss mit 500/150 MBit/s habe ich so ein recht performantes VPN, was ich insbesondere beim Aufenthalt im entfernten Ausland oder bei Nutzung offener WLANs aktiviere.
Hierzu ein kleiner Exkurs: In WLANs, die keine Verschlüsselung (Eingabe von Kennwort in den WLAN-Einstellungen vor dem Verbinden) verwenden, kann theoretisch jeder in Funkreichweite das WLAN belauschen und mitschneiden, welche Daten Du überträgst. Wie oben beschrieben sind das heute meist zwar Ende-zu-Ende-verschlüsselte Daten, die relativ uninteressant sind, aber auch wie intensiv ich mit welchem Server im Internet Daten austausche, muss ja keiner wissen. Insofern kann ich jedem nur raten, sich auf Handy, Tablet und Laptop ein vertrauenswürdiges VPN zu installieren, und dieses in jedem öffentlichen WLAN zu aktivieren.