Hallo Zusammen !
Da mich per Instagram und auch hier einige PNs erreicht haben mit der Frage wie es uns geht, wie es weiterging, hier eine kurze Zusammenfassung, allerdings ohne Fotos.
Nachdem der erste Schock überwunden war, entschlossen wir uns unseren Urlaub wie geplant (und teilweise bereits bezahlt) fortzuführen.
Zu diesem Zeitpunkt war allerdings auch nicht klar was mit den Guthaben auf unseren Kreditkarten, sei es in US$, Euro oder Ukrainischen Grivna passieren würde. Denn, würde die Russische Armee Kyiv einnehmen, würden wahrscheinlich unsere Banken geschlossen, die Guthaben verfallen. Also habe ich zuerst mein dortiges Guthaben dazu benutzt, um schon mal alle Mietwagen und Hotels im Voraus zu bezahlen.
Als die Russischen Truppen am 05. März immer näher an Kyiv heranrückten, der Artilleriebeschuss der Außenbezirke zunahm, entschlossen wir uns dazu, auch da Marynas Familie in der direkten Nähe der Antonov-Werke wohnt, Familie, Haushälterin & Hund ins Ausland zu evakuieren.
Ein Bekannter, den ich nur einmal in Odessa getroffen hatte, bot sofort seine ungenutze Wohnung in Bratislava an, 3 Schlafzimmer, Wohnzimmer und 2 Bäder. Somit war das Ziel klar, Maryna’s Tante erklärte sich bereit den Dobermann der Familie aufzunehmen, im Gegenzug wurde ihre Tochter mitevakuiert.
Zum Glück war die Große Welle der Flüchtenden bereits abgereist, jedoch standen die Russischen Truppen mit Panzern nun bereits am Anfang des Prospekt Peremogi, der Hauptstraße, welche auch Marynas Familie nutzen musste, um zum Hauptbahnhof zu gelangen.
Der Lebensgefährte von Maryna’s Mutter, welcher sich bereits am ersten Kriegstag bei der Territorialverteidigung freiwillig gemeldet hatte, arrangierte einen sicheren Transfer zu meiner Wohnung (welche unweit des Bahnhofs liegt) und von dort weiter zum Bahnhof.
Im Bahnhof herrschte Chaos, niemand wusste wann und an welchem Gleis der nächste Zug nach Uschgorod fahren würde.
Nach 9 Stunden in der Menschenmasse fuhr endlich ein Zug ein, die Freunde von der Territorialverteidigung schaffen es unsere Gruppe zu diesem Zug zu bringen, für Mutter mit 3 Kindern ein Abteil zu finden, Natascha (unsere Haushälterin) mit Hund mussten es sich im Gang ‚bequem‘ machen.
Der Zug verließ zügig den Bahnhof, fuhr mit ausgeschalteter Innenbeleuchtung in Richtung Westen.
In der Nacht musste der Zug einmal für eine Stunde anhalten, da in der Nähe gekämpft wurde, Explosionen waren aus der Ferne zu hören. Mit einiger Verzögerung kam der Zug am Mittag des nächsten Tages durch Lviv, erreichte gegen 14 Uhr das Endziel Uschgorod.
Hier war von Seiten der Ukraine alles perfekt organisiert, alle Flüchtlinge bekamen kostenlos Unterkünfte zugewiesen (im Fall unserer Verwandtschaft eine Wohnung im Stadtzentrum), Essengutscheine für ein Abendessen in einem Restaurant wurden ausgehändigt.
Die Eigentümer der Wohnung fuhren unsere Gruppe am nächsten Morgen zur Grenze, eine Kompensation für ihre Bemühungen lehnten sie kategorisch ab.
Um 10:30 kam die Gruppe an der Grenze an, um 13:00 waren sie bereits auf Slowakischer Seite, wo man sie mit Essen, Getränken und einer SIM-Karte versorgte.
Mein Bekannter hatte einen Minibus für den Transfer organisiert, gegen 19 Uhr war die Flucht in der Wohnung in Bratislava abgeschlossen.
Wir reisten weiter durch Thailand, verlängerten unser Touristenvisum um 90 Tage, um unseren Urlaub wie geplant fortzusetzen. Reisepunkte waren:
- Bangkok
- Ayutthaya
- Kamphaeng Phet
- Sukhothai
- Chiang Mai
- Chiang Rai
- Phitsanulok
- Khon Kaen
- Phimai
- Pattaya
- Khao Lak
- Chumphon
- Mae Klong
- Kanchanaburi
Für Mitte April war eigentlich der Rückflug geplant, wir entschieden uns aber noch einen weiteren Monat in Thailand zu bleiben, verlängerten unser Visum nochmals um 60 Tage (Covid-Visum).
Den zusützlichen Monat verbrachten wir in Bangkok, diesmal jedoch am Fluss, eine Entscheidung, welche wir in keiner Weise bereuten, auch da das Publikum auf der Sukhumvit langsam wieder Vor-Covid-Niveau annahm.
Am Fluss war alles viel entspannter, auch da die ICON SIAM Mall gegenüberlag, China-Town zügig zu erreichen war.
Ende April erreichte uns der Anruf von Maryna’s Mutter, welche mittlerweile ihren Lebensgefährten via ZOOM geheiratet hatte, sie würde mit den Kindern Bratislava in Richtung Kyiv verlassen, sie würde es in der Slowakei nicht mehr länger aushalten, wolle nach Hause.
Da die Gefahr, dass die Orks Kyiv einnehmen würden, gebannt war, hatten wir nichts einzuwenden, beließen Haushälterin & Hund jedoch in Bratsilava. Ich kann n icht sagen, dass meine Haushälterin ob der Entscheidung entzückt war.
Am 18. Mai flogen wir mit LH von Bangkok über Frankfurt nach Warschau, quartierten uns im WESTIN ein, verbrachten das Wochenende mit Freunden aus Kyiv.
Am Sonntag, den 22.05. nahmen wir einen Zug nach Chelm, stellten unser Gepäck im Hotel ab, fuhren von dort per Taxi zur Ukrainischen Grenze. Dummerweise kommt man über diese Grenze aber nur in einem Fahrzeug, nicht zu Fuß. Der polnische Grenzbeamte suchte ein Auto mit Platz für 2, bat die Fahrerin (aus Kharkiv) uns mitzunehmen.
Ruckzuck waren wir in der Ukraine, die Dame brachte uns noch bis zur ersten Tankstelle, wo bereits mein Auto auf mich wartete.
Schon fuhren wir zurück zur Grenze, diesmal wurden wir gebeten 3 Damen mitzunehmen, welche nach Polen zum Einkaufen wollten. Dieser Grenzübertritt gestaltete sich allerdings schwierig, da mich die polnische Zollbeamtin nicht mochte, uns mit dem Fahrzeug zu einer ‚Spezialuntersuchung‘ schickte. 2 Stunden lang wurde das Auto Untersucht, man suchte wohl Zigaretten & Drogen, bevor wir wieder auf dem Weg nach Chelm waren, wo wir die 3 Damen am Bahnhof absetzten.
Nach einer Übernachtung in einem furchtbaren Hotel in Chelm ging es am nächsten Tag in Richtung Bratislava, ziemlich stressig, da ein großer Teil der Autobahn noch nicht fertiggestellt ist.
Trotzdem hatten wir noch etwas Zeit uns Bratislava anzusehen, übernachteten im Radisson in der Altstadt, welches für Ukrainische Flüchtlinge eine reduzierte Sonderrate anbot, inklusive kostenlosem Parken des Autos.
Morgens am 24. Mai konnten wir endlich unseren Hund wieder in die Arme schließen, was waren wir happy.
Obwohl wir einen Koffer in Warschau gelassen hatten, gestaltete sich nun das Bepacken des Autos schwierig, 3 Personen plus Hund, dazu noch das Gepäck unserer Haushälterin. Als es geschafft war und der Kofferraum wirklich schloss, fuhren wir zur Ungarischen Grenze, durchquerten Ungarn in südöstlicher Richtung.
Das Tanken gestaltete sich in Ungarn als ‚schwierig‘, denn an den ersten 3 Tankstellen kamen die Tankwarte heraus und teilten uns mit, dass an Fahrzeuge mit Ukrainischem Kennzeichen kein Benzin verkauft würde. Erst an einer OMV-Tankstelle kurz vor der Rumänischen Grenze verkaufte man uns Sprit.
Mittlerweile zeigte das Auto auch Druckverlust in einem Hinterreifen an, wir schafften es jedoch noch bis Timisoara, wo ich ein Hotel für die Nacht gebucht hatte.
Mit Ausruhen wurde es aber nichts, wir mussten dringend einen Reifenservice anlaufen. Dieser stellte fest, dass eine Felge an der Hinterachse 2 Risse hatte, welche geschweißt werden müssten. Also ließen wir das Auto dort, holten es nach einem sehr guten italienischen Abendessen ab.
Am nächsten Morgen brachen wir früh nach Bukarest auf, eine Mischung aus Landstraßen über Berge und neu fertiggestellter Autobahn.
Gegen 17 Uhr kamen wir in Bukarest an, wo ich via AirBnB eine wunderschöne, modern eingerichtete Wohnung mit 2 Schlafzimmern und 2 Bädern im 3. Sektor gefunden hatte. Plan war es dort 5 Tage zu bleiben, sodann nach Constanta ans Schwarze Meer weiterzufahren.
Diesen Plan verwarfen wir bereits am 3. Tag, Constanta wäre für uns zu klein, zu langweilig. So vereinbarte ich mit der Vermieterin eine Monatsmiete, ein gutes Gym fanden wir auch gleich um die Ecke, die nächsten Wochenenden verbrachten wir mit der Erkundung aller Bukarester Clubs.
Im Juli fiel uns dann in Bukarest bereits etwas die Decke auf den Kopf, wir entschlossen uns nach München zu fliegen. Lufthansa rief jedoch Mondpreise für Flugtickets auf (EUR 400 in Eco Light), so dass ich nach Alternativen suchte. Austrian bot Flüge nach Wien zu EUR 250 an (Basic, mit Gepäck), jedoch nur EUR 190 wenn man die Route bis Salzburg wählte, also den Flug plus ein Zugticket. Das muss man verstehen.
Also flogen wir bis Wien, nahmen den Zug bis Salzburg, verbrachten die erste Nacht dort, ich zeigte Maryna die Stadt.
Am nächsten Mittag mit der Deutschen Bahn zum Chiemsee, wo mein Patenonkel uns am Bahnhof abholte, wir den Nachmittag mit ihm und seiner Gattin im Garten mit wunderschönem Blick auf den See verbrachten.
Abends weiter per Bahn nach München, wo wir uns auf Empfehlung eines Mitforisten im Motel One Parkstadt einquartierten. Wir waren angenehm überrascht, modern, sauber, ideal für einen Stadtaufenthalt, auch weil eine Straßenbahnhaltestelle in unmittelbarer Nähe liegt. Mietwagen waren extrem teuer, ich meldete mich bei ‚Share Now‘ an, so dass wir, falls benötigt bequem an ein Fahrzeug kommen konnten.
Von dieser Alternative machten wir dann auch kräftig gebrauch, wobei mir speziell der BMW i3 sehr gut gefiel.
3 Tage verbrachten wir mit Sightseeing, eine wunderschöne, aber auch megalangweilige Stadt. Alleine eine SIM-Karte zu erwerben, extrem aufwendig und bürokratisch. Auch am Sonntag einen gescheiten Kaffee zu bekommen, gar etwas einkaufen zu wollen oder eine Apotheke zu finden… wir waren nach diesen 3 Tagen extrem froh wieder die Rückreise nach Bukarest antreten zu können; natürlich wieder per Zug bis Salzburg, Zugwechsel nach Wien, dann Flug.
Die nächste, bereits länger geplante Reise, fand Ende Juli statt, LH hatte freundlicherweise unsere Tickets von ab/bis Odessa auf ab/bis Bukarest umgebucht.
Leider fiel unser Abreisetag genau auf den Tag, an dem in Deutschland das Bodenpersonal an den Flughäfen streikte. Die SEN-Hotline zu erreichen gestaltete sich als schwierig, der Mitarbeiter wollte oder konnte mir nicht helfen, außer auf den Folgetag umzubuchen – war für uns keine Alternative war. Schließlich fad ich eine Möglichkeit: am Tag vor dem Streik mit LH bis Frankfurt und weiter mit Brussel Airlines bis Brüssel, am Folgemorgen, dem Streiktag, mit Brussel Airlines von Brüssel nach Toulouse. Erst nachdem ich bestätigt hatte, dass ich die Übernachtung selbst bezahle, wurden wir umgebucht.
Der Abflug aus Bukarest verzögerte sich, wir hatten in Frankfurt nur 35 Minuten zwischen Landung und Abflug, mussten durch auch noch durch Pass- und Sicherheitskontrolle.
Am Ende schafften wir es – unser Koffer aber nicht, so dass wir am nächsten Tag ohne Koffer in Toulouse standen. Ein Nachschicken mit einem anderen Flug war nicht möglich, wegen des Streiks, wir mussten, statt Toulouse anzusehen, Einkaufen gehen.
Am nächsten Mittag nahmen wir den Zug über Narbonne nach Cap d’Agde.
Montags per Bahn nach Marseille, wo wir noch Zeit hatten die Stadt anzuschauen, ein gutes Abendessen einzunehmen, bevor wir am Folgetag einen Flug über Frankfurt nach Bukarest nahmen.
8 Tage später versuchten wir uns wieder mit Lufthansa, diesmal über Frankfurt nach Marseille – diesmal ohne Streik, ohne Gepäckverlust.
Bei SIXT gab es statt eines FIAT 500 einen BMW X1 Diesel, wir starteten eine 2 Tage Michelin-Tour durch die Provence, übernachteten in Saint-Remy. Samstags das Fahrzeug in Narbonne zurückgegeben, nach einem Mittagessen in einem Sternerestaurant per Bahn für 2 Tage nach Cap d’Agde.
Schon am Montag nahmen wir wieder den Zug nach Toulouse, übernachteten im NH-Hotel am Flughafen, flogen früh morgens über Frankfurt zurück nach Bukarest.
Nun ist für Mitte September noch eine Reise nach Italien geplant, Toskana und Rom, bevor wir Ende des Monats wieder nach Hause nach Kyiv zurückkehren.