Es wurden doch alle Monatskarten die unter dem Preis des Deutschlandticket lagen abgeschafft/eingestellt.
IM HVV gab es vorher Monatskarten für 45 Euro.
( es gibt jetzt nur noch ein hvv-Tarif: 78 Euro/Monat)
Das erstaunt mich. Logischer wäre es, die Tarife, die teurer sind als das Deutschlandticket, aber keine Mehrleistung darüber hinaus bieten, abzuschaffen.
Allerdings ist auch das nur sehr zögerlich geschehen. Die Gründe könnten sein, dass die Apparate (Verkehrsverbünde) sehr träge sind und/oder dass die Entscheider einfach bislang darauf spekulieren, dass es mit dem Deutschlandticket eh bald vorbei sein könne.
Zum Thema deutliche Preiserhöhung des Deutschlandticket ab 2027 (insbesondere wenn diese relativ abrupt und nicht schrittweise erfolgt):
ich denke schon, dass solch eine Veränderung die Abonnentenzahlen deutlich zurückgehen lassen würde.
Zum einen ist es zwar so, dass es auch vor 2023 Abos gab, die dreistellig im Monat gekostet haben, aber es gab halt auch viele, die deutlich unter 80 Euro im Monat lagen. Die Preise waren regional sehr unterschiedlich. Man hat z.B. in Berlin, wo das 29 € Abo angeboten worden ist, gesehen, dass es durchaus Abnehmer gefunden hat (ca. 300.000 m.W.), obwohl es nur bis zur Stadtgrenze galt und vor allem man sich damit für 12 Monate gebunden hat (was sich jetzt für die Abonnenten als Vorteil herausgestellt hat, den man aber Mitte 2024 noch nicht ahnen konnte). Wir haben mit 58 € jetzt schon in einigen Gemeinden die Größenordnung einer lokalen Monatskarte im Abo erreicht.
Und je nachdem, wie die Verteilung der Einnahmen sein wird (wurde dazu eigentlich schon mal was gesagt?), ist es für lokale Anbieter auch attraktiv, lokalen Kunden ein Alternativangebot zu einem teureren Deutschlandticket zu machen.
Und das gilt eben auch für die angesprochenen Fälle, in denen Kommunen Schülertickets durch Deutschlandtickets ersetzt haben; damit wäre dann auch zunehmend Schluss, weil es sich einfach nicht mehr rechnet.
Ein weiterer wichtiger und oft in der Diskussion ignorierter Umstand ist, dass 2024ff eben nicht 2019 ist, weil jetzt erheblich mehr Arbeitnehmer, also die klassische Pendlergruppe, häufig und z.T. fast ausschließlich von zu Hause aus arbeiten. Das gilt natürlich nicht für Leute "an der Kasse", aber in manchen Branchen erwarten das immer mehr Arbeitnehmer. Das gilt speziell für Spezialisten, die vielleicht mit Haus und Familie am bisherigen Wohnort verwurzelt waren und früher beim Arbeitgeberwechsel in den sauren Apfel gebissen haben, Mo.-Fr. mit dem Regionalzug weit zu pendeln; mittlerweile aber zur Bedingung machen, nur selten/in Ausnahmefällen im Büro zu sein. Wer nicht mehr regelmäßig ins Büro fährt, besitzt seltener Bereitschaft, für eine Monatskarte einen hohen Betrag auszugeben; da nehmen die Leute für die paar Male, wo das der Fall ist, dann eben ihr Auto. Bei dieser Klientel wird eine spürbare Verteuerung zu einer Kündigung und erhöhten Autonutzung führen. Dabei ist es dann zweitrangig, ob vielleicht unterm Strich das Ticket ganz rational betrachtet doch noch billiger wären als die Vollkosten für die Autofahrt.
Das gilt tendenziell auch für Arbeitnehmer, die regelmäßig zum Arbeitsplatz pendeln müssen, aber eben, z.B. in der Großstadt, keine allzu große Entfernung zurücklegen müssen. Manche werden da auch auf's Fahrrad umsteigen oder gemischt Fahrrad/Auto.
Die Qualität des ÖPNV tut ja auch nichts dafür, Werbung für sich zu machen (siehe z.B. aktuelle Streiks); da ist die Bereitschaft, bei einer deutlichen Preiserhöhung davon wegzukommen, noch erhöht.