Entlastungspaket 9 Euro Ticket ÖPNV und Zeitkarten

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geos

Erfahrenes Mitglied
23.02.2013
12.725
6.844
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Wobei es für Pendler ja die Pendlerpauschale gibt, welche ja in der neuen Regierung auch noch erhöht werden soll! Wieso sollte ich als Pendler also auf Bus/Bahn umsteigen, wenn die Fahrkarte (wieder) immer teurer wird, aber meine Erstattung wenn ich mit dem Auto fahre immer weiter steigt?!
Stell die Frage an CDU, CSU und SPD. Im übrigen gilt die Pendlerpauschale unabhängig vom Verkehrsmittel.
 

CX777

Erfahrenes Mitglied
05.03.2017
258
414
Wobei es für Pendler ja die Pendlerpauschale gibt, welche ja in der neuen Regierung auch noch erhöht werden soll! Wieso sollte ich als Pendler also auf Bus/Bahn umsteigen, wenn die Fahrkarte (wieder) immer teurer wird, aber meine Erstattung wenn ich mit dem Auto fahre immer weiter steigt?!
Die Idee ist bzw. war auch nicht auf Bus und Bahn umzusteigen und das Auto zu behalten, sondern abzuschaffen. Hab ich gemacht und das Deutschlandticket würde sich selbst bei einem Preis von 100 Euro im Monat lohnen, da damit gerade mal die Fixkosten per annum fürs Auto (Steuern, Versicherungen, Kosten für Parkplatz, Einlagerung der Reifen, ggf. Wertverlust oder Leasingrate etc.) erreicht werden, ohne dass man den Kübel auch nur einen Meter bewegt hat. Über die erreichte Steuererstattung mittels Pendlerpauschale wird bei meinem relativ weiten Fahrweg und den vielen Bürotagen das D-Ticket bereits vollständig finanziert, da Grundlage zur Berechnung der Entfernung die Fahrtstrecke mit dem Auto bleibt. Haben die User kmak und geos bereits richtiggestellt.

Ich bin immer wieder erstaunt, dass allein der Preis des D-Ticket für viele das maßgebliche Kriterium ist. Viel entscheidender ist das notwendige Maß an persönlicher Flexibilität, das man mitbringen muss.

Pendelt man nicht ausschließlich und vorwiegend in einer Großstadt oder guten Anschlusspunkten zum ÖPNV, wirds schon schwierig, da in der Regel einfach alles länger dauert und man immer die Unsicherheit des Ausfalls einer Verbindung mit einkalkulieren muss. Hat man Kinder, ist man mobilitätsbeschränkt, gibt es Möglichkeiten, beruflich im Zweifel bei Ausfall einer Verbindung mobil arbeiten zu können? Darüber hinaus entfallen alle Bequemlichkeitsfahrten ("Oh, ein Stück Butter fehlt. Och guck es regnet. Ich schnapp mir die Autoschlüssel und fahre die zwei Kilometer zum Supermarkt."; eine v.a. bei den ÖPNV-Meckerern im ländlichen Raum massiv ausgeprägte Verhaltensweise, die sich auch nicht ändern würde, wenn jede Stunde ein Bus direkt von der Haustür zum Supermarkt fahren würde), periphere Ziele sind nicht mehr ohne Weiteres erreichbar und im ÖPNV muss man interessiert an Sozialstudien sein. Bin gerade heimgekommen, Zug gerammelt voll und die minderjährige Jugend pfeift sich die Birne mit Obstler zu.

Und um dieses Maß an persönlicher Flexibilität einschätzen zu können, muss man das D-Ticket konsequent für mindestens ein, besser zwei Monate nutzen und das Auto - komme was wolle - stehenlassen. Wenn es am Ende passt, ist das D-Ticket bei Abschaffung des Autos ein no brainer und das selbst bei einem niedrigen dreistelligen Preis pro Monat. Das Umgehen der typisch deutschen Kleinstaaterei mit den zig Verkehrsverbünden und ihren Tarifstrukturen umgeht man auch noch galant und es ist wirklich eine super Sache, überall im Land einfach ein- und aussteigen zu können.

Das D-Ticket wird aber - so genial und sinnvoll die Idee und auch die Möglichkeiten dahinter waren - immer weiter aufgrund politischer Spielchen zerfleddert und auch durch den eigentlichen Adressaten, den Abonnenten, nicht konsequent zuende gedacht.
 

toom

Erfahrenes Mitglied
12.07.2013
2.097
1.184
Kommt auf die persönliche Präferenz an. Ich gehe gerne auf Konzerte, komme aber mit dem ÖPNV nachts nicht mehr nach Hause. Müsste mir also jedesmal ein Hotelzimmer nehmen. Rechnet sich bei mir nicht.
 

CX777

Erfahrenes Mitglied
05.03.2017
258
414
Kommt auf die persönliche Präferenz an. Ich gehe gerne auf Konzerte, komme aber mit dem ÖPNV nachts nicht mehr nach Hause. Müsste mir also jedesmal ein Hotelzimmer nehmen. Rechnet sich bei mir nicht.
Gäbe es genügend Nutzer und damit auch eine höhere Nachfrage an flexiblen Mobilitätswünschen, würden diese meiner Meinung nach peu a peu auch angeboten werden. Weg vom vollständig starren System fester Linien, hin zu einem Mix aus festen, nachfragestarken Linien und individuellen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Die Leipziger Verkehrsbetriebe bspw. bieten das ansatzweise mit den Flexa-Taxis bereits an. Zugegeben, es handelt sich wieder um ein Großstadt-Modell, allerdings auch um eins in Stadtrandgebieten (und Leipzig hat bspw. mit Knautnaundorf Stadtteile, die jwd einen eigenständigen Dorfcharakter haben). Ob es so ein Modell bereits im ausschließlich ländlichen Raum gibt, da müsste ich tatsächlich mal nachschauen. Ergänzend könnte man für die Unterstützung v.a. des ländlichen Raums noch darüber nachdenken, dass Gemeinden ab einer gewissen Einwohnerzahl Carsharing-Optionen ausschreiben und damit anbieten müssen. Das zusammengenommen würde zwar die Zahl der privaten Fahrzeuge nicht auf Null reduzieren, aber an diesem starren System was ändern und der Mobilitätswende abseits der Großstadtblase wieder mehr Leben einhauchen.

Die in meinem vorangegangenen Post beschriebene persönliche Flexibilität ist bei mir schon stark ausgeprägt. Das gesamte Mobiltätsverhalten und der Alltag haben sich komplett gewandelt bzw angepasst. Das Deutschlandticket hält die Schwelle es mit dem ÖPNV mal zu probieren oder vollständig zu wechseln nach wie vor niedrig, das bestehende System dahinter bleibt aber leider unangetastet und macht es auch aus den von dir und mir genannten Gründen für viele nach wie vor so unattraktiv.
 
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toom

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12.07.2013
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Ich frage mich nur: Ich könnte vielleicht, aber warum sollte ich? Finanziell kann ich es mir leisten. Den Luxus gönne ich mir. Mein Zug hatte heute Verspätung, so dass ich durch den halben Bahnhof rennen musste, nur um zu sehen, dass der Zug ausfällt. Ist mir mit meinem Auto noch nicht passiert.

Ich habe durch das Deutschlandticket den ÖPNV ausgiebig testen können. Nein Fazit: Nein, danke. Ist nichts für mich.
 

geos

Erfahrenes Mitglied
23.02.2013
12.725
6.844
Das bringt es, so trivial wie es ist, auf den Punkt. Ich glaube wir können das schön verallgemeinern. Die allermeisten Konsumenten handeln so: wieso soll ich mich (aus ihrer jeweiligen Sicht) einschränken/mühen/..., ich kann's mir ja leisten. Ja, ich könnte auch auf einer 10 Quadratmeter "Wohnung" leben, aber wieso sollte ich, wenn ich mir was größeres leisten kann. Ja, ich könnte auch mit dem Bus nach Spanien fahren, aber wieso sollte ich, wenn ich auch das Flugzeug nehmen kann (zumal der Bus heutzutage eher teurer wäre, aber egal für das Beispiel). Ja, ich könnte auch meine Wäsche von Hand waschen, aber wieso sollte ich, wenn ich mir eine Waschmaschine leisten kann (und am besten noch einen Trockner). usw. usf. Und das selbe gilt für die allermeisten Konsumenten für das Mobilitätsversprechen eines eigenen Autos. Wieso soll ich auf den Bus warten, wenn ich mir ein Auto leisten kann. Oder (in anderen Kategorien): wieso soll ich Linie fliegen, wenn ich mir den Privatjet leisten kann.
In der Regel wird es sich dann erst ändern, wenn die Person es sich entweder nicht leisten kann oder das eigene Auto als Belastung gesehen wird (z.B. wg. Stau, Parkplatzeinschränkung), sodass der ÖPNV demgegenüber wieder gewinnt in der Bequemlichkeit.
Ja, das ist eine etwas vereinfachte Darstellung; die Konsumforschung kann das sicher noch deutlich differenzierter darstellen (Einfluss gesellschaftlicher Faktoren einschließlich Außenwirkung usw.)
 

CX777

Erfahrenes Mitglied
05.03.2017
258
414
Absolut verständliche Sichtweisen. +1 et moi haben beide Fahrzeuge abgeschafft. +1 bekommt das D-Ticket sogar anteilig vom AG bezahlt. Keine nervige Parkplatzsuche, keine Kapitalbindung für einen Gebrauchsgegenstand mit durchschnittlich 22 stündiger Standzeit pro Tag, keine hohen Fix- und ungewisse Zukunftskosten (insbesondere was Sprit und Teilepreise angeht). Die täglichen Herausforderungen im Gegenzug haben wir alle benannt.

Hat dazu geführt, einen mittlerweile 35 Jahre alten Klassiker im Familienbestand nach Jahren in der Garage wieder herzurichten und ab und zu am Wochenende als rollendes Kulturgut zu bewegen. Herrlich handgerührt, kein ABS, keine Servo, keine Klimaanlage, kaum elektronischer Schnickschnack und im Gegensatz zu den automobilen Wegwerfprodukten der heutigen Zeit ein echter Hingucker mit langlebiger Technik. Glaubt mir, die wenigen Individualmobilitätsausflüge weiß man da richtig zu schätzen. ;)
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.786
10.030
Dahoam
Das zusammengenommen würde zwar die Zahl der privaten Fahrzeuge nicht auf Null reduzieren,
Das muss ja auch nicht das Ziel sein. Es würde ja schon reichen wenn die Zahl der Fahrten reduziert wird. Wäre ja für die deutsche Autoindustrie besser wenn man Autos verkauft. Ob sie fahren ist denen nicht ganz so wichtig. ;)

In der Regel wird es sich dann erst ändern, wenn die Person es sich entweder nicht leisten kann oder das eigene Auto als Belastung gesehen wird (z.B. wg. Stau, Parkplatzeinschränkung), sodass der ÖPNV demgegenüber wieder gewinnt in der Bequemlichkeit.
Eine niedrigere Hemmschwelle wäre wieder ein sehr günstiges D-Ticket. Das 9-Euro-Ticket hat fast jeder einfach mal gekauft, selbst wenn man es kaum braucht. Wenn man es hat fährt man auch Strecken die man mit dem Auto fährt mal mit dem ÖPNV wenn es kein Problem ist. So ging es mir. Bei 58-Euro kaufe ich es als ÖPNV Gelegenheitsfahrer nicht und nutze halt dann das Auto. Irgendwo bei 30€ pro Monat (=365€ pro Jahr) ist Schluß mit einfach so kaufen. Daran krankt das System.
 
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toom

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12.07.2013
2.097
1.184
Same here. Knapp 60 € ist mir zuviel, um das einfach mitlaufen zu lassen. Ich schaue immer, ob die geplanten Fahrten ca. 50 € ausmachen. Falls ja, wird das Ticket für diesen Monat gekauft, ansonsten nicht.
 
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SWINE

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06.08.2016
1.318
495
Was habt ihr eigentlich alle mit dem Preis??
Mit weniger als 10 Minuten Aufwand im Monat kostet das Ding keine 10 Euro die Software sucht die Verspätungen automatisch raus und ordnet die Verspätungsmails und weil das Betrügerpack zu blöd ist zu wissen ob Verkehrsunternehmen A schon erstattet hat zahlen B/C/D auch am Ende kommen 80-90% vom Ticket zurück.
Ok es braucht dann nen Monat später nochmal 10 Minuten um die ganzen Briefe zu lesen und in den Schredder zu schmeissen.
 

CX777

Erfahrenes Mitglied
05.03.2017
258
414
Das muss ja auch nicht das Ziel sein. Es würde ja schon reichen wenn die Zahl der Fahrten reduziert wird. Wäre ja für die deutsche Autoindustrie besser wenn man Autos verkauft. Ob sie fahren ist denen nicht ganz so wichtig. ;)


Eine niedrigere Hemmschwelle wäre wieder ein sehr günstiges D-Ticket. Das 9-Euro-Ticket hat fast jeder einfach mal gekauft, selbst wenn man es kaum braucht. Wenn man es hat fährt man auch Strecken die man mit dem Auto fährt mal mit dem ÖPNV wenn es kein Problem ist. So ging es mir. Bei 58-Euro kaufe ich es als ÖPNV Gelegenheitsfahrer nicht und nutze halt dann das Auto. Irgendwo bei 30€ pro Monat (=365€ pro Jahr) ist Schluß mit einfach so kaufen. Daran krankt das System.
Zum ersten Punkt: absolut. Die Automobilindustrie ist nach wie vor eine Schlüsselindustrie, ohne die es hier weiter bergab geht. Sagen wir mal so, mit einer notwendigen Flexibilisierung des ÖPNV-Angebots auf dem Land wie oben beschrieben, könnte es für viele vielleicht interessant werden, zumidest das oft vorhandene Zweitauto abzuschaffen. Mit den Car-Sharing-Durchsätzen (nutzen es mehr, wird mehr gefahren, es gibt kürzere Haltedauern beim Anbieter, mehr Wartung etc. als bei einem privaten Zweitwagen dürften notwendig sein) hätten die Automobilhersteller auch ihr Geschäft.

Den zweiten Punkt seh ich etwas anders: auch mit 58 Euro pro Monat ist das Angebot objektiv niedrigschwellig. Subjektiv anscheinend nicht. Es kommt darauf an, den ÖPNV nicht gelegentlich, sondern konsequenter insbesondere für die Berufspendelei oder in der Freizeit für längere Strecken zu nutzen und auch mal die laufenden Kosten fürs Auto ehrlich danebenzustellen. Einmal 55 Liter Super a 1,76EUR getankt und fast 100 Euro sind weg. Viele dürften zumindest soviel fahren, dass einmal im Monat der Besuch an der Tanke notwendig ist. Bei den Strompreisen für BEHV kommts auf den Vertrag an, da die Spannen für die Kilowattstunde recht groß sind. Unter 58 Euro pro Monat bei einem normalen Fahrprofil für Laternenparker dürften es aber auch nicht sein. Allein eine (halbe) Tankfüllung durch das Deutschlandticket zu substituieren sollte testweise möglich sein. Durch die monatliche Kündbarkeit ist man darüber hinaus auch nicht lange gebunden.

Das 9-Ticket wiederum war so billig, dass die Infrastruktur komplett an ihre Grenzen gekommen ist und für die regelmäßige ÖPNV-Nutzung keine gute Werbung gemacht wurde. Die Züge viel zu voll, noch mehr verspätet und ein Angebot, was nicht ansatzweise dem Bedarf entsprach.
 

MANAL

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29.05.2010
14.786
10.030
Dahoam
Es kommt darauf an, den ÖPNV nicht gelegentlich, sondern konsequenter insbesondere für die Berufspendelei oder in der Freizeit für längere Strecken zu nutzen und auch mal die laufenden Kosten fürs Auto ehrlich danebenzustellen.
Beim Berufspendeln liegt es bei mir nicht am Wollen... Statt 30 Minuten Auto das dreifache mit ÖPNV samt Umsteigeproblematik mit 2 Stundenbustakt, das tue ich mir bei aller ÖPNV-Liebe nicht an. Das Fahrrad schafft die Strecke in 45 Minuten.
 
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geos

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23.02.2013
12.725
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Eine niedrigere Hemmschwelle wäre wieder ein sehr günstiges D-Ticket. Das 9-Euro-Ticket hat fast jeder einfach mal gekauft, selbst wenn man es kaum braucht. Wenn man es hat fährt man auch Strecken die man mit dem Auto fährt mal mit dem ÖPNV wenn es kein Problem ist. So ging es mir. Bei 58-Euro kaufe ich es als ÖPNV Gelegenheitsfahrer nicht und nutze halt dann das Auto. Irgendwo bei 30€ pro Monat (=365€ pro Jahr) ist Schluß mit einfach so kaufen. Daran krankt das System.


Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Deine Argumentation sehr stark von Deiner persönlichen Einschätzung geprägt ist und Du unterstellst, dass viele Leute ähnlich ticken wie Du, also nach den selben Maßstäben abwägen.
"Die Beurteilung krankt" unterstellt außerdem, dass es ein Ziel gibt, das nicht erreicht wird, und zwar hier wegen des Preises, der ein "bedenkenloses" Zugreifen durch den Konsumenten verhindert (und unterstellt, dass dies eine probate Strategie wäre).

Zum Glück gibt es ja aus dem "Nahverkehr deutschlandweit für 9 €"-Großexperiment konkrete Zahlen, die man sich anschauen kann. In den drei Monaten damals wurden insgesamt 52 Mio. 9 € Tickets verkauft, genauer im im ersten Monat 21, im zweiten 17 und im dritten 14 Mio. Tickets jeweils (https://www.wirtschaftsdienst.eu/in...ngsmechanismen-und-nachfolgeangebot-7220.html)
Man erkennt also klar, dass es ein abnehmendes Interesse gab. Über die Gründe mag man spekulieren und Hypothesen aufstellen (z.B. am Anfang großer Hype und Neugierde, dann Ernüchterung z.B. wegen voller Züge oder Desinteresse bei einigen, da nicht wirklich gefahren; kann natürlich auch sein, dass im Juli und August mehr Leute auf Malle waren und das Ticket sich aus deren Sicht dann nicht einmal für die Fahrt zum Flughafen gerechnet hätte).

Dazu kamen noch ca. 10 Mio. Kunden mit bestehendem lokalen Nahverkehrsabo (darunter dürften auch z.B. Semestertickets fallen). Diese Abos galten automatisch als 9 € Ticket und waren bundesweit gültig (und das mehr gezahlte Geld wurde erstattet für die drei Monate).
In Deutschland gab es ca. 79 Mio. Einwohner über sechs Jahren. Nur ungefähr ein Drittel hatte selbst beim eher symbolischen Preis von 9 € und bundesweiter Gültigkeit sowie sehr einfacher Erwerbbarkeit und Nutzbarkeit (Papierausdrucke waren z.B. kein Problem) Interesse daran. (und hier ignorieren wir außerdem, dass das 9 € Ticket sicher auch von Besuchern aus dem Ausland erworben wurde; die müsste man noch abziehen bei den Verkaufszahlen, aber sei's drum, so viele werden das nicht gewesen sein.)
Für zwei Drittel der Bundesbürger, zuletzt sogar eher mehr, war selbst das 9 € Ticket uninteressant.
Diese Zahlen sollte man sich nüchtern vor Augen halten, wenn man die Frage des Interesses am ÖPNV erörtert.
 
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geos

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23.02.2013
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Anderseits zeigen die Zahlen, dass (und jetzt wage ich die These: maßgeblich durch das Deutschlandticket) die Abozahlen im ÖPNV sich von 2022 auf 2025 um fast 40% erhöht haben (von damals ca. 10 Mio. auf heute knapp 14 Mio., wobei lokale Abos wie das für Schüler in Berlin in der letzten Zahl nicht mitgezählt ist, in der ersten schon).
Das Deutschlandticket ist also rein von der Marktakzeptanz ein Erfolgsprodukt, was aber nicht heißt, das es für die Mehrheit der Bevölkerung interessant wäre (aber das gilt ja für viele andere erfolgreiche Produkte ebenso, für die auch nicht eine Marktdurchdringung von der Hälfte der theoretisch adressierbaren Verbraucher als Messlatte genommen wird).
 

MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Das Problem ist dass es für Gelegenheitsfahrer kein Angebot gibt. Das ist primär eines für Pendler oder Vielfahrer. Wenn man kein Pendler ist lohnt es sich nicht unbedingt. Wenn ich in einem Monat zweimal mit dem Flugzeug ab MUC verreise lohnt es sich weil die normalen Fahrten von der Stadt zum Flughafen unverschämt teuer sind. Wenn ich das Ticket dann habe lasse ich auch bei manchen Fahrten die sich alternativ mit dem ÖPNV erledigen lassen auch gerne das Auto stehen.
 
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geos

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23.02.2013
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Wie Du korrekt schreibst, ist es ein Angebot für Pendler. Es ist nicht dafür gedacht, alle und jeden glücklich zu machen (auch wenn das für Dich persönlich vielleicht nett wäre). Daher von "kranken" zu sprechen, ist aus meiner Sicht nicht begründet.
Das Angebot für "Gelegenheitsnutzer" heißt "Einzelfahrschein" (oder je nach Verkehrsverbund auch Vierer- oder Zehnerkarte) oder auch "Tageskarte", und ja, die sind häufig wirklich recht teuer.

Anderseits haben auch die Zahlen von 2022 gezeigt, dass selbst ein Angebot mit einem extrem geringen, geradezu symbolischer Preis von 9 € sowie extrem niederschwelliger Erwerbs- und Nutzungsmöglichkeit für gerade mal ein Drittel der Bevölkerung interessant war.
 
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toom

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12.07.2013
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Hatte es irgendwo schonmal geschrieben: Das Deutschlandticket ist nicht unbedingt zu teuer, sondern der ÖPNV zu schlecht. Ich arbeite großenteils von zu Hause, mache mir aber den Spaß zu schauen, ob ich mit dem Zug pünktlich gewesen wäre. Das ist IIRC überwiegend nicht der Fall.

Und ja, es fehlt ein Angebot für Gelegenheitsnutzer. Das war bei mir das VRR 10er Ticket. Das war durchaus stark rabattiert, ist aber ohne Not aus dem Verkauf genommen worden (war sowieso nur in der App erhältlich). Jetzt gibt es nur noch das 4er Ticket, welches genau das Vierfache eines Einzeltickets kostet und auch nicht in der App erhältlich ist.
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
21.615
15.381
haben auch die Zahlen von 2022 gezeigt, dass selbst ein Angebot mit einem extrem geringen, geradezu symbolischer Preis von 9 € sowie extrem niederschwelliger Erwerbs- und Nutzungsmöglichkeit für gerade mal ein Drittel der Bevölkerung interessant war.
Das war zu Coronazeiten, in denen öffentliche Verkehrsmittel als Brutstätte und Übertragungshotspot einer tödlichen Seuche gebrandmarkt wurden. Insofern kann von einer niederschwelligen Nutzungsmöglichkeit eher nicht die Rede sein. Der Kundenkreis wurde durch "Coronaregeln" in Verkehrsmitteln künstlich verkleinert.
 

geos

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23.02.2013
12.725
6.844
Hatte es irgendwo schonmal geschrieben: Das Deutschlandticket ist nicht unbedingt zu teuer, sondern der ÖPNV zu schlecht. Ich arbeite großenteils von zu Hause, mache mir aber den Spaß zu schauen, ob ich mit dem Zug pünktlich gewesen wäre. Das ist IIRC überwiegend nicht der Fall.
So ist es, und neben Pünktlichkeit/Zuverlässigkeit sind weitere Aspekte wie Frequenz/Verfügbarkeit, Performanz/Reisedauer und "Ambiente" sicher auch weitere Aspekte, die viele Konsumenten eine Alternative zum ÖPNV präferieren lassen. Das ist ganz normales Konsumverhalten, und die Erwartungshaltung, dass das Deutschlandticket das aufheben würde, ist einfach unrealistisch.
Wie schon geschrieben, sind 40% mehr Nahverkehrsabos durchaus als Erfolg zu sehen für das Produkt.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Das war zu Coronazeiten, in denen öffentliche Verkehrsmittel als Brutstätte und Übertragungshotspot einer tödlichen Seuche gebrandmarkt wurden. Insofern kann von einer niederschwelligen Nutzungsmöglichkeit eher nicht die Rede sein. Der Kundenkreis wurde durch "Coronaregeln" in Verkehrsmitteln künstlich verkleinert.
Vollkommen richtig; es ist halt schwer, bei Vergleichen alle möglichen Einflussfaktoren sauber zu bewerten oder rauszurechnen und die Randbedingungen so vergleichbar wie möglich zu halten. Es ist es schwer zu ermitteln, wie viele der damals abgeschreckten Leute seit 03/2023 wieder ihre Präferenz für den ÖPNV entdeckt haben oder ob nicht eine nachhaltige Aversion entstanden ist (bzw. Gewöhnung an die Alternativen wie z.B. Auto, das zu Coronazeiten angeschafft wurde).
Anderseits könnte es auch einen gegenläufigen Effekt geben, dass damals noch mehr Leute Homeoffice gemacht haben als heute. Wie groß und relevant diese Effekte sind, ist wirklich schwer seriös zu beurteilen.
 

toom

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12.07.2013
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Ich bin noch nie in meinem Auto angeschnorrt worden.
 

toom

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12.07.2013
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Ich kann mich an einen Typen erinnern, der mit Keulen jongliert hat. Kann sein, dass dass in Berlin war. Finde ich aber wesentlich weniger intensiv als Betteln im Zug.