Flying French Air Force (Niger evac)

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Chiller3333

Erfahrenes Mitglied
26.11.2017
1.288
601
FRA, JFK
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Super spannend, kann kaum abwarten, wie es wieter geht.
Sehr schön, dass ihr es wohlbehalten nach Deutschland zurück geschafft habe.
Danke fürs Mitnehmen!!!
 
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Mactire

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17.01.2019
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Erst mal vielen Dank, dass du uns an diesen Erlebnis teilhaben lässt und gut das ihr es wohlbehalten nach Haus geschafft habt!
Magst Du vielleicht mal schreiben wie deine einheimischen Freunde/Verwandte die ganze Sache sehen, was haben die für eine Meinung über diesen Umsturz? Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
 

skyblue99

Erfahrenes Mitglied
24.08.2019
4.741
6.148
Sehr interessant, mitzulesen, wenn auch aus den falschen Gründen. Danke fürs Posten.

Ein wenig verstört mich, dass auf der Bordkarte des Evakuierungsfluges ein Feld für frequent flyer hinterlegt ist. 😁
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
24.376
10.253
irdisch
Vielleicht ist das einfach eine fertige Spalte in der -sonst kommerziellen- Bordkarten-Software? Möglicherweise wird sie hier auch anders als eine Art Code genutzt? "Durch Botschaft bestätigt" oder so?

Da ist ja wohl gerade eine Intervention der Ecowas-Nachbarn möglich? Noch gibt es kein grünes Licht dafür. Aber der Niger scheint für den Westen strategisch sehr wichtig zu sein, um gegen die diversen Putschisten und Islamisten in Afrika irgendwie bestehen zu können? Russland heizt das irgendwie an und ist über Wagner verstrickt.
 
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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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2.224
SCN/AJY
Der 4 Jahre alte A330-MRTT sah hinten
eigentlich ganz normal aus, war in perfektem Zustand. Gut, es gab kein IFE oder displays. Auffällig waren aber die FAs: zackige Jungs und Mädels mit boots und beigefarbenen militärischen overalls.

Es dauerte gar nicht lange und die Kabine war voll, wir waren ca. 95 Passagiere. Nun stellte sich heraus, dass der Flug wohl "überbucht" war, 1 Person fand keinen Sitzplatz. Es kam die Ansage ob es einen Freiwilligen gebe, der im vordereren Bereich auf dem Boden sitzend fliegen will. Die Hälfte riß sofort die Hände hoch! Sowas habe ich auch noch nicht erlebt. Normalerweise ist man froh den letzten freien Platz zu bekommen, nun stritt man sich darum keinen Platz mehr zu haben. Ein Freiwilliger war schnell gefunden, jemand von der "Link"-US-Truppe, er verabschiedete sich von seiner Frau und machte es sich vorne auf dem Boden bequem.

Inzwischen war es fast halb 11 abends und der pushback startete. Wir rollten langsam über den taxiway und jetzt wurde langsam klar, dass bei diesem 5. Evakuierungsflug der Franzosen irgendetwas anders ist als bei den 4 Flügen davor, welche alle nonstop nach CDG gingen. In den Durchsagen, sie waren wie bei kommerziellen airlines, wurde lapidar erwähnt, dass die Flugzeit nach N'Djamena ca. 2 Stunden betrage. N'Djamena im Tschad? Was ist hier los, davon war bisher nirgendwo die Rede gewesen!

Und so starteten wir mit Fragezeichen im Kopf um 22:30 auf runway 27L, drehten eine große Linkskurve, konnten nochmals einen Blick auf die nur noch teilweise erleuchtete Stadt werfen (Nigeria kappte als Sanktion eine 80 MW Leitung in den Niger).

Als dann die FAs erschienen wurden natürlich Fragen gestellt. Ja, das sei schon alles ok...der vorherige Evakuierungsflug Nr.4 sei voll gewesen, daher habe man kurzfristig diesen in N'Djamena stationierten Airbus herbeigerufen. Und weil er dort stationiert sei gehe es nun auch wieder dorthin zurück, mehr wisse man im Moment auch nicht.

Das catering war etwas dürftig, 1 Flasche Wasser, 1 Tüte Erdnüsse und 1 kleiner abgepackter Kuchen. Mehr konnte die crew einfach vor dem Abflug im Tschad nicht organisieren.

Und so landeten wir um 00:40 in N'Djamena, dem 1900 gegründeten Fort Lamy, auf der 05. Der Airbus ließ den zivilen Bereich links liegen, drehte nach rechts in den militärischen Bereich, stoppte auf der apron...und setzte sofort ein Stück zurück in die Parkposition.

Zunächst passierte nichts, nach einiger Zeit ergriff ein Soldat den Hörer für Durchsagen in der Kabine. Er stellte sich als Frédéric Ledoux vor, oberster Befehlshaber der Militärbasis, begrüßte uns. Im Moment wisse man noch nicht wie unsere Weiterreise aussehen wird, man arbeite daran, bis dahin seien wir Gäste in seiner Basis, die Unterbringung erfolge in klimatisierten Zelten.

Das Aussteigen erfolgte einzeln und nach namentlichem Aufruf. Familien wurden priorisiert und so waren wir bald an der Reihe. So entspannt konnte man noch nie seine Sachen aus den bins holen, nicht das übliche Gedränge und Geschubse! Vorne wurde dann der Pass mit einer Liste abgeglichen, dann durften wir die Treppe runter, tschadischen Boden betreten. Kleinbusse standen bereit und fuhren in das benachbarte Militärcamp hinein.

Wir hielten an einem Gebäude, Soldaten wiesen den Weg hinein. Es war offensichtlich ein Nebenraum der Kantine. Die Tische waren improvisiert so hingestellt, dass sich ein zickzack Weg ergab. Am Ende saßen 3 Militärpolizisten und stellten Fragen zur Nationalität, glichen die Personendaten wieder mit einer Liste ab, stellten Fragen ob man gesundheitliche Probleme habe oder an seelischen Beeinträchtigungen leide. Nun gab es ein Armbändchen, wie man es aus den all inclusive Hotels kennt. Blau für die Franzosen, grün alle anderen. Damit waren wir als Zivilisten markiert und für alle Soldaten im camp sofort erkennbar.

Nun ging es in den Hauptraum der Kantine. Es war ein kleiner snack aufgebaut: Getränke, Kaffee, Wasser, Brötchen, Butter, Käse, Marmelade, Obst. Mehrere Soldaten waren anwesend, alle superfreundlich, man kam etwas ins Gespräch. 1 Soldat sprach auch etwas Deutsch und war sichtlich froh es in der Praxis anzuwenden.

Also stärkten wir uns etwas, die anderen Passagiere trudelten auch langsam ein. Die kids waren müde, wir sollten "aufs Zimmer". Eine Soldatin führte uns zu den Zelten. Neben jedem Zelt stand ein großes Aggregat, pumpte kühle Luft über einen großen Schlauch in das Zelt. In den Zelten standen jeweils 10 Feldbetten, auf jedem Feldbett wiederum ein Moskitozelt mit Fiberglasgestänge für 1 Person. Jeder bekam 1 weißes Laken, sanitäre Einrichtungen waren in einem benachbarten container.

Wir versuchten es uns bequem zu machen, die Zelte waren etwas beengt. Handgepäck konnte man unter das Feldbett schieben, checkin luggage nicht verfügbar. Bei uns im Zelt war noch eine weitere Familie, er Australier, sie Amerikanerin, mit twins, sowie 1 alleinreisende Person. Also krochen wir in die Moskitozelte und versuchten etwas Schlaf zu finden. Es war 2 Uhr morgens, Frühstück für 8 Uhr angekündigt.
 

Chiller3333

Erfahrenes Mitglied
26.11.2017
1.288
601
FRA, JFK
Bin absolut sprachlos.
Wenn man so viel Fliegt wie einige hier denkt man manchmal ja manchmal "cool, wenn mal was nicht so wie sonst auch abflaeuft".
So am eigenen PC sitzend laesst sich das ja auch einfach sagen...
 
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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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SCN/AJY
Irgendetwas scheint sich im Niger zusammenzubrauen, um Mitternacht läuft ja das CEDEAO Ultimatum ab. Flightradar zeigt aktuell zahlreiche Flüge auf der Süd-Nord-Route, die vor dem Niger nach Westen abdrehen und einen Umweg fliegen. Bis vor 1 Stunde waren die Überflüge ganz normal.

Ok, airspace ist seit 1 Stunde geschlossen
Gallery_1691361430479.jpg
 
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HAJ07

Erfahrenes Mitglied
14.11.2015
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Auch ich sage danke für diesen nicht alltäglichen TR.
Sehr spannend zu lesen und das aus erster Hand.
 
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globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
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CPT / DTM
In Niger hat die Militärjunta den Luftraum des Landes geschlossen.

 

IL62M

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13.01.2022
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Irgendetwas scheint sich im Niger zusammenzubrauen, um Mitternacht läuft ja das CEDEAO Ultimatum ab. Flightradar zeigt aktuell zahlreiche Flüge auf der Süd-Nord-Route, die vor dem Niger nach Westen abdrehen und einen Umweg fliegen. Bis vor 1 Stunde waren die Überflüge ganz normal.

Ok, airspace ist seit 1 Stunde geschlossen

Die kurzfristige Schliessung der Airspace hat gestern Nacht ja fuer etwas Chaos und einige Diversions gesorgt.

BA und Virgin aus Südafrika sind in Lagos gelandet.

Etliche Flüge sind zu Ihrem Startflughafen umgekehrt, z.B. AF nach Libreville oder BA nach NBO.

Die längste Strecke hatte hier ein Air Belgium A330 auf dem Weg von Antananarivo nach CDG, der schon kurz vor dem Niger war bevor er umgekehrt ist.

Und die kurioseste Route hat AF aus Nairobi gewählt. Obwohl der Flug oft auch die Ostroute ueber Äthiopien, das rote Meer und Ägypten nimmt, flog man gestern südlich, zunächst war ein Stop in Abidjan geplant, am Ende flog man bis nach Casablanca.

Kurzfristige Umleitungen sind in Africa bestimmt nicht einfach. Lagos ist wahrscheinlich ein offizieller Diversionairport fuer BA und Virgin. Immerhin einen Station die oft bedient wird, aber logistisch wahrscheinlich immer noch ein nightmare.
 

oliver2002

Indernett Flyertalker
09.03.2009
8.991
4.465
50
MUC
www.oliver2002.com
Das der Luftraum nach dem Ultimatum (mit Kriegsdrohung) ein no-go für den Kommerziellen Verkehr ist war doch zu erwarten? Jedes OCC der großen Airlines sollte das Thema zumindest im Blick gehabt haben. Ich bin mal gespannt wann die Airlines und ihre Versicherungen über ihren Schatten springen und wieder über Teile von Libyen und/oder Sudan Fliegen. Die Egyptair ist da nicht mehr so zimperlich, also scheint es Versicherungstechnisch OK zu sein.

 
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Afreaka

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29.01.2017
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2.224
SCN/AJY
Die Nacht war recht kühl gewesen, das Aggregat pumpte ordentlich kalte Luft ins Zelt. Diese Temperaturen waren wir gar nicht mehr gewohnt. Zuvor, in Agadez, schliefen wir immer auf der Dachterrasse unter freiem Himmel und zählten die Sterne bei Tiefsttemperaturen am Morgen von um die 28°C, tagsüber waren es 40-44°C.

Gegen 7 Uhr kroch ich aus dem Zelt, wollte mal sehen wie es draußen bei Tageslicht aussah, sofort fiel der Blick auf einen um die Zelte patroullierenden Soldat mit schwerer Waffe. Im Container mit sanitären Anlagen gab es etwas Verwirrung wegen der nicht eindeutigen Beschriftung. Hinter einer Tür waren Toiletten, hinter einer anderen Duschen, eine dritte führte zu Toiletten und Duschen. Die Frauen wußten wohl nicht genau wohin und so vermischten sich Männer und Frauen irgendwie. Die Dusche zum Aufwärmen nach der kühlen Nacht tat richtig gut, es gab sogar Warmwasser aus dem kochend heißen boiler. Auffallend war, dass 95% der Gestrandeten VOR dem Frühstück die Zähne putzten, mein Zahnarzt hat mir eingetrichtert es DANACH zu tun.

Es war noch etwas Zeit bis zum Frühstück und so versammelten sich alle auf einer Freifläche mit Sitzgelegenheiten. Das war wohl die partylocation im camp, "Sons of Bo'Goss".
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Es gab eine kleine Freiluftbar mit Unmengen an Bierkästen der "Brasserie du Chad" im Abstellraum. Holztische sowie Holzbänke, Sonnenschirme und auch gemütliche Pergolas mit Ventilatoren standen wahllos verteilt herum. Große Bäume spendeten Schatten. Gegenüber der Bar gab es eine Bühne mit Leinwand, Licht- und Tonanlage.

Mit militärischer Pünktlichkeit wurde um genau 08:00 das Frühstück eröffnet. Am Eingang schnappte man sich ein Tablett, Besteck und Servietten. Dort stand auch ein Körbchen randvoll mit einzeln verpackten kleinen Tabletten. Wir dachten zunächst es sei Süßstoff, aber es war Doxycyclin für die Malaria Prophylaxe.

Der chef de cuisine begrüßte alle, offenbar ein Franzose in zivil, zeigte stolz was alles im Angebot ist. Die Kantine war wie ein buffet aufgebaut, das Angebot mehr als reichlich mit vielen aus Frankreich importierten Produkten. Jetzt konnte man richtig schlemmen, im Niger hatten wir zum Frühstück nur baguette mit Mamelade oder cornflakes. Leider hatten einige der Mitreisenden die Angewohnheit sich ihre Teller randvoll zu laden, hier und da kurz reinzubeißen, den großen Rest aber liegenzulassen, obwohl das Gebotene qualitativ voll ok war. Ich finde das respektlos, insbesondere in einer Weltgegend in der Hunger der lokalen Bevölkerung ein alltägliches Problem ist.

Nach dem Frühstück machten wir es uns an einem schattigen Plätzchen auf der Freifläche bequem, die Sonne knallte schon gut herein, es war extrem schwül. In der Pergola daneben war eine Gruppe Franzosen, alle trugen "France - centre de crise" Hemden, waren mit Arbeiten an laptops beschäftigt, hatten auch Taschen mit Unmengen an Funkgeräten dabei. Soldaten brachten ständig Nachschub an kalten Wasserflaschen.

Es bestand dann die Möglichkeit an das check-in Gepäck zu kommen. Das lagerte in einem Hangar in der Nähe. Soldatinnen eskortierten uns, zwischengelagert wurde es dann in "unserem" Zelt.
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Die Hitze wurde immer drückender und so kam die Empfehlung in einen klimatisierten Aufenthaltsraum zu wechseln. Es war nun klar, dass es eine Kerngruppe an Soldaten und Soldatinnen gab, die sich um uns kümmern sollte, uns ständig umschwirrte, jedoch immer freundlich und hilfsbereit.

Der Aufenthaltsraum wurde dann für uns "freigeräumt", die normalen Soldaten durften nicht mehr hinein, außer natürlich unsere Betreuer. Hier gab es auch eine kleine Bar, Fernsehen, Spielekonsolen. Sogar ein Friseursalon ist angeschlossen und eine kleine gut sortierte boutique. Die Soldaten kaufen dort die Dinge des täglichen Bedarfs, es gibt alles von Getränke über Lebensmittel bis zu Hygieneartikeln, zu 100% importiert aus Frankreich. Die Preise liegen etwa doppelt so hoch wie in Europa aber deutlich unter dem, was man im Niger für importierte Waren zahlen muß. Es gab sogar eine winzige Souvenirecke, der wir natürlich nicht widerstehen konnten...wer weiss wann man nochmal in den Tschad kommt.
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Gegen halb 11 wurden wir gebeten wieder zur Freifläche zu gehen, da es eine Ansprache gibt. Also suchten wir uns ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. Jemand kam vorbei, sprach uns an ob wir "die Deutschen" seien, stellte sich vor als erster Sekräter der deutschen Botschaft in N'Djamena. Er habe gehört, dass wir im camp seien, wolle sich nach unserem Wohlbefinden erkundigen. Gut, eigentlich gab es nichts Besonderes, zur Weiterreise wußte er auch keine Details, so redeten wir etwas über den Niger und den Tschad, der im Norden mit Tibesti und Ennedi-Gebirge Schönheiten von Weltklasse bietet, leider wegen der Lage praktisch nicht bereisbar.

Inzwischen war das Gelände um die Freifläche mit Bändchen abgesperrt, in den Außenbereichen patroullierten Soldaten und Soldatinnen mit schweren Waffen. Eigentlich war klar: sie sollten aufpassen, dass niemand abhaut und in dem ziemlich großen camp untertaucht.

Es erschien wieder der Kommandant der Basis. Im Moment sei immer noch nicht klar wie es weitergeht, wahrscheinlich würde es abends einen Flug geben, wahrscheinlich nach CDG. Wir wurden gebrieft, dass wir uns frei bewegen dürfen im Bereich Zelte-Freifläche-Aufenthaltsraum. Andere Bereiche seien tabu. Wir wurden gebeten keine Fotos zu machen und, falls es doch welche gebe, sie wegen Sicherheitsbedenken keinesfalls im internet zu verbreiten (ich denke das Bild oben aus dem Zelt ist dennoch ok). Außerdem bemühe man sich uns internet verfügbar zu machen, was allerdings wegen der Registrierung mit Passdaten über einen Satellitenanbieter etwas zeitaufwendig sei. Mittagessen sei um 12:45.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Erst mal vielen Dank, dass du uns an diesen Erlebnis teilhaben lässt und gut das ihr es wohlbehalten nach Haus geschafft habt!
Magst Du vielleicht mal schreiben wie deine einheimischen Freunde/Verwandte die ganze Sache sehen, was haben die für eine Meinung über diesen Umsturz? Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Die Einheimische Bevölkerung ist ziemlich angepisst weil der Putsch ihr bisher nur Probleme bereitet: Stromknappheit, steigende Preise und in der Verwaltung gibt es viele Bereiche mit absolutem Stillstand.

In Agadez soll die Lage weiterhin ruhig sein, die Geschehnisse in der Hauptstadt sind einfach zu weit weg. Mein Freund Kouna ist noch in Niamey, in den Stadtvierteln außerhalb soll die Situation ebenfalls unkritisch sein. Lediglich im Stadtzentrum gibt es Demonstrationen, in der Regel für die Putschisten. Gestern gab es z.B. ein Großevent im Stadium wo sich die Putschisten feiern ließen. Das ist allerdings nach meiner Auffassung alles inszeniert. Zum Abschluß wurde dort ein in den französischen Landesfarben angemalter Hahn geköpft als Zeichen was man von ihnen hält. Es werden dabei auch immer wieder russische Fahnen geschwenkt, wobei ich mich frage wie die so schnell überhaupt an russische Fahnen gekommen sind, denn im Niger ist eigentlich alles Mangelware. In der breiten Bevölkerung ist man den Russen gegenüber eigentlich eher neutral eingestellt.
 

oliver2002

Indernett Flyertalker
09.03.2009
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MUC
www.oliver2002.com
Es war noch etwas Zeit bis zum Frühstück und so versammelten sich alle auf einer Freifläche mit Sitzgelegenheiten. Das war wohl die partylocation im camp, "Sons of Bo'Goss".

Es gab eine kleine Freiluftbar mit Unmengen an Bierkästen der "Brasserie du Chad" im Abstellraum. Holztische sowie Holzbänke, Sonnenschirme und auch gemütliche Pergolas mit Ventilatoren standen wahllos verteilt herum. Große Bäume spendeten Schatten. Gegenüber der Bar gab es eine Bühne mit Leinwand, Licht- und Tonanlage.

Google Maps hat dazu ein Bild aus dem Sommer 2019: :D
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Aber der Niger scheint für den Westen strategisch sehr wichtig zu sein, um gegen die diversen Putschisten und Islamisten in Afrika irgendwie bestehen zu können? Russland heizt das irgendwie an und ist über Wagner verstrickt.
Das ist genau der Punkt, Niger war bisher eine Art Anker des Westens, ein Verbündeter im Kampf gegen die verschiedenen Terrorgruppen drumherum. Auch deswegen bauten die Amerikaner ihre air base vor ein paar Jahren in Agadez, Niger war eigentlich das einzige Land welches ihnen das erlaubte. Zudem ist Niger ein Verbündeter um die Migration zu bremsen. Eine vielbereiste Route führt genau über Agadez weiter nach Libyen zum Mittelmeer. Niger bekam viel Unterstützung seinerseits diese Route soweit es geht zu blockieren. Natürlich ist die Region offene Wüste und Schmuggelrouten finden sich immer, aber der Durchsatz an Flüchtlingen wurden die letzten Jahre deutlich reduziert. Soweit es geht werden sie in Agadez "abgefischt", kommen dort in ein Lager und werden später zurückgeschickt, teilweise sogar per Flugzeug.

Wegen der vielen Bodenschätze versucht wohl auch Russland seinen Fuß in die Tür zu bekommen. Vielleicht wurden sogar die Putschisten von Russland unterstützt, gar nicht so unwahrscheinlich. Ich frage mich einfach woher die ganzen Fahnen so plötzlich hergekommen sind.
 

qualifyler

Erfahrenes Mitglied
16.01.2022
480
645
Es werden dabei auch immer wieder russische Fahnen geschwenkt, wobei ich mich frage wie die so schnell überhaupt an russische Fahnen gekommen sind, denn im Niger ist eigentlich alles Mangelware.
Das habe ich mich auch gefragt, woher kommen plötzlich die ganzen Fahnen.. ein Schelm wer da Böses denkt!
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Vielleicht wurden sogar die Putschisten von Russland unterstützt, gar nicht so unwahrscheinlich.
Es gibt inzwischen durchaus seriöse Berichte, dass Wagner Truppen die M62-Bewegung unterlaufen haben und die Proteste auch durchaus mit entsprechendem Sold belohnen.
 
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