Flying French Air Force (Niger evac)

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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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SCN/AJY
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Wie ist eigentlich die Sicherheitslage für Eure Verwandtschaft vor Ort einzuschätzen?

Im Moment ist die Lage in Agadez nach wie vor entspannt. Verwandtschaft ist aber froh, dass wir weg sind, da natürlich niemand wissen kann was noch kommt.

Mit Kouna, der Fahrer vom letzten Streckenstück, hatte ich zuletzt vorgestern telefoniert. Er war noch in Niamey und wollte ein paar Dinge erledigen, auch dort erschien ihm die Lage nicht dramatisch. Er ist natürlich in einem Stadtviertel etwas außerhalb. Im Moment erreiche ihn aber nicht mehr.
 

Airsicknessbag

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11.01.2010
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Vielen Dank für die interessante und beeindruckende Schilderung. Ich freue mich immer, von einem Bereich der Luftfahrt zu lesen, in den man als Außenstehender nicht so leicht reinkommt, Militär, Fracht etc.

Ich glaube user journey war mal im Niger, aber "nur" in der Hauptstadt.

Du erinnerst dich korrekt. Hatte mir dato gut gefallen.

Ich bin in NIM nur einmal zwischengelandet - auch mit einem französischen A330. Aber eben nur Air France CDG-NIM-OUA ;) Dafür habe ich von Ndschamena mehr gesehen als Ihr, da ich beim visafreien Umstieg in NDJ, der ungeplanterweise über Nacht ging, in ein Innenstadthotel einquartiert wurde.

Agadez [...] hat mich schon lange fasziniert. Waehrend meinen Afrikareisen hatte ich ernsthaft einen Besuch geplant. Am Ende kam es leider nicht dazu und auch in Mali habe ich es nicht bis in den Norden nach Gao und Timbuktu geschafft. Werde ich fuer immer bereuen. Zumindest bei Agadez besteht noch die Hoffnung, dass es irgendwann in weiter Zukunft mal klappen koennte.

Ja, Agadez und Timbuktu wollte ich mir auch immer mal angucken. Aber ich sehe da nicht ganz schwarz, jedenfalls nicht langfristig. Da kommen wir schon noch einmal hin.

Flugzeug war die F-UJCI in der grauen Lackierung "Armée de l'Air". Es war aber kein A330 sondern die militärische Version A330-MRTT, gedacht als Truppentransporter und für Luftbetankungen. Der vordere Bereich des Airbus bis zu den exit-doors hinter den Flügeln war komplett leer, ohne Sitze.

Und vorne rechts, wir stoppten inzwischen wieder, stand sie: F-UJCU, ein A330 in weißer Lackierung "République Francaise".

Wenn man das so im Rückblick, nachdem alles gutgegangen ist, und rein als Luftfahrt-Nerd betrachtet (ich weiß, unzulässig, in der Situation muss man froh sein über alles, was kommt): Glück im Unglück. Leider kein A400, aber immerhin ein MRTT. Und dann auch noch zwei verschiedene, ein grauer von "Bretagne", ein weißer von "Esterel". Schön.

Es gab sogar eine winzige Souvenirecke, der wir natürlich nicht widerstehen konnten...wer weiss wann man nochmal in den Tschad kommt.

Der rechte Becher ist natürlich eine tolle pièce de conversation (y)

Aber wurde hier nicht irgendetwas vergessen? Was ist mit der security? Man hätte ja zwischenzeitlich gefährliche Gegenstände aus dem checkin Gepäck ins Handgepäck umpacken können und in der kleinen boutique gab es auch Rasierklingen zu kaufen. Scheinbar gelten bei militärischen Flügen andere Regeln. Und so interessierte es auch absolut niemanden wenn 1,5 l Wasserflaschen mit an Bord genommen wurden.

Ich habe mal eine militärische Safety Card gesehen, da ging es eher darum, wie man seine Waffen und Munition zu sichern hatte, und welche Waffen man am Mann behalten durfte und welche der Besatzung auszuhändigen waren. Und eine andere mit dem schönen Hinweis "No smoking during aerial refueling operations" - ja, andere Regeln :LOL:

Die jungen FAs hatten diesmal olivgrüne militärische overalls, dazu beigefarbene boots. Vor allem die durchtrainierten und ungeschminkten Frauen hatten Charisma. Man kennt ja bei kommerziellen airlines FAs, mal zierlich, mal opulent, in Stöckelschuhen, überparfümiert und in fancy Uniformen und fragt sich wie das in einem Notfall klappen soll. Hier war klar, dass physisch zugepackt wird ohne lang zu fackeln.

Jep, das kenne ich. Ich war mal auf einem Thomas-Cook-Ferienflug, der von AirTanker (auch ein MRTT) ausgeführt wurde. Die Stewardessen waren zwar Zivilangestellte und keine Soldatinnen, aber auch "kernig", im positiven Sinne. Und sie freuten sich über die Abwechslung, mal Familien an den Strand und nicht Soldaten an die Front fliegen zu dürfen ;) Waren auch total nett mit den Kindern (y)

Ich finde die Hilfsbereitschaft und Fürsorge der (französischen) Soldaten extrem beeindruckend.

Nun bleibt nur zu sagen: Danke Frankreich für diese Aktion, welche zudem anscheinend gratis war. Chapeau! Und ein herzliches Dankeschön an die Soldaten und Soldatinnen der Basis N'Djamena, das war echte Gastfreundschaft, ihr wart super!

Ich wurde ja auch schon einmal militärisch evakuiert, allerdings nach einer Schiffshavarie. Transportkette war erst ein chilenisches Kriegsschiff (Versorger), dann eine argentinische Hercules. Ja, Hilfsbereitschaft, Aufopferung (die Chilenen haben wir zwei Tage gekostet, die ihnen auf ihrer eigentlichen Mission fehlten) und Gastfreundschaft waren auch da überragend. Ich muss heute noch fast ein Tränchen verdrücken, wenn ich bei einem Open Ship oder so ein chilenisches Kriegsschiff besichtige; ich hoffe mal, die Esmeralda ist übernächstes Jahr wieder bei der SAIL.

Was die Franzosen da aufbieten, ist ja enorm, eigentlich eine eigene Airline, sogar A330 und nicht A400M oder so.

Wobei es mich fast ein bisschen wundert, dass sie in die Situation nicht mit taktischen Flugzeugen gegangen sind. Da hätte ich eigentlich, siehe Sudan, fest mit "echten" Militärflugzeugen gerechnet. War dann bzgl. der Gefährdungslage (für die Operation, nicht für die Evakuierten) wohl nicht ganz so schlimm.
Grundsätzlich ist das Setup ja praktisch identisch mit dem der Bundeswehr - taktische Militärtransporter (A400) und zivile Typen, die sowohl dem reinen Passagiertransport dienen ("weiße Flotte"), als auch weitere Rollen (Truppentransport, Medevac, Luftbetankung) ausüber ("graue Flotte").


Alles in allem, wie gesagt vielen Dank, und ich hoffe, dass Ihr auch bald wieder das "zweite Zuhause" (wenn ich das richtig verstanden habe) besuchen könnt.
 
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hollaho

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22.10.2016
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Im Moment ist die Lage in Agadez nach wie vor entspannt. Verwandtschaft ist aber froh, dass wir weg sind, da natürlich niemand wissen kann was noch kommt.
Hoffentlich geht das gut, sieht leider gar nicht gut aus. Die ECOWAS Staaten sind jetzt ziemlich unter Zugzwang, irgendwie drauf zu schlagen, nachdem der Niger nicht mal mehr reden will. Egal wie sie es machen, es werden immer die Zivilisten drunter leiden.
Und irgendwie traue ich den Rufen nach der diplomatischen Lösung von den westlichen Regierungen auch nicht so ganz. Ihren Einfluß an die Wagner Truppen abtreten dürfte Frankreich so gar nicht behagen.
 

Afreaka

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29.01.2017
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Guter Beitrag, @Airsicknessbag

Ein A400 hätte theoretisch sogar drin sein können! Als wir auf dem Landweg nach Niamey kamen forderte uns die Botschaft auf sofort zum Flughafen zu fahren, da dort noch der A330 (Nr. 4) stehe (von Nr. 5, dem MRTT, war da noch keine Rede). Sollten wir den verpassen sähe es schlecht aus, vielleicht würde es noch eine andere Möglichkeit geben, man wisse es aber nicht genau.

Wir sind ja dann am 2.8. abends mit Nr. 5 raus. Später entnahm ich der Presse, dass 1 Tag danach tatsächlich Deutschland noch einen Flug durchführte, es war die Operation die die Botschaft andeutete. Der A400 mit ca. 30 Personen ging nonstop nach Wunstdorf und landete dort am 4.8. in den frühen Morgenstunden, zeitgleich mit unserer Ankunft in Paris.
 

Airsicknessbag

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11.01.2010
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Danke :)

Ein A400 hätte theoretisch sogar drin sein können! [...] Der A400 mit ca. 30 Personen

Irgendwo habe ich gelesen, dass davon ein (!) Nicht-Bundeswehrangehöriger war.

Vielleicht gar keine so schlechte Strategie, die (im wesentlichen) Franzosen mit großen dedizierten Passagiermaschinen mitnehmen zu lassen, was geht, und dann den A400 als "Besenwagen" die (oder besser den) Nachzügler einzusammeln.

ging nonstop nach Wunstdorf und landete dort am 4.8. in den frühen Morgenstunden, zeitgleich mit unserer Ankunft in Paris.

Rein logistisch war für Euch mit Endziel Saarland bzw. Zwischenziel ETZ Paris ja sogar besser als Wunstorf :p
 

Afreaka

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29.01.2017
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Falls jemand fragt, wie es denn für die 4-köpfige Filmcrew in Agadez weiterging: deren Plan war ursprünglich in Agadez die Sache erstmal auszusitzen, sie hatte ja ein gemütliches Hotel und Personenschutz rund um die Uhr. Für sie kam nach Niamey nur der Luftweg in Frage, aber der airspace war ja gesperrt (die franz. A330 hatten natürlich eine Sondererlaubnis). Am 2.8. (wir waren auf dem Landweg) ergab sich für die Gruppe sehr kurzfristig gegen Mittag die Möglichkeit mit einem Kleinflugzeug der "Eucap Sahel"-Mission nach Niamey zu fliegen. Wäre für uns keine Option gewesen da sie nur Personen ab 18 mitnehmen, zudem als normaler Zivilist ein Platz nicht zu bekommen ist. Die Gruppe kam dann nachmittags in Niamey an, konnte direkt "umsteigen" und mit Airbus Nr. 4 der Franzosen nach CDG fliegen, der genau dann startete als wir abends am Flughafen ankamen.

Den Teppichen geht es auch gut, sie sind bei einer Tante in Niamey zwischengelagert bis sich irgendwann mal eine Transportmöglichkeit bietet, zusammen mit einem Pflänzchen welches auch nicht mitdurfte.
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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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SCN/AJY
Gestern war das CEDEAO-Treffen in Abuja/Nigeria und im Moment ist keine Entspannung der Lage in Sicht. Im Gegenteil, man bereitet sich auf eine Invasion vor. Die Putschisten haben inzwischen ihre 21 neuen Minister vorgestellt, der airspace ist weiterhin geschlossen sowie laut NOTAM alle Flughäfen bis 20.8.

Da hier gefragt wurde kommen weitere Bilder aus Agadez.

Die Buscrew ist auf dem Weg von Niamey nach Agadez, macht eine kleine Pause

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In Agadez wird auf einen Pickup umgeladen und es geht "nach Hause", Höhepunkt ist natürlich die Fahrt auf der Ladefläche.

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Es gibt einen neuen Park, "Saharaland" mit Spielplatz, Gym, Restaurant und gemütlichen Sitzgelegenheiten

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Tochter isst mit ihren Cousinen

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Die kleineren Kinder organisieren sich irgendwie selber

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Und die Frauen essen unter dem Hangar mit der Hand

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Dann ist Siesta angesagt, auch für die Katze...

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Am 23.7. gab es ein Tauffest bei einem Onkel. Wird ein Kind geboren, so hat dieses zunächst keinen Namen, ist "das Neugeborene". 1 Woche später wird morgens um 7 Uhr von einem Marabout ein Schaf geschlachtet, dabei wird der Name verkündet. Männer und Frauen treffen sich zu dieser Zeremonie. Die Männer sitzen draußen vor dem Haus.

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Drinnen kümmern sich die Frauen um das Essen

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oder warten

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Das Frühstück ist fertig

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Nachmittags treffen sich nur die Frauen

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Es wird natürlich wieder gegessen

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mit der Mutter des Kindes in der Bildmitte

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Batman

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18.11.2017
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Hamburg
Gestern wurde ja recht viel in den Nachrichten berichtet. Hört sich für mich als Laie nicht so gut an :(. Vielen Dank für den besonderen Bericht und die vielen Eindrücke. Afrika ist noch ein Kontinent, der bei mir auf der Liste steht.
 
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Reaktionen: Afreaka und skyfly

tony_fcb

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04.07.2015
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ich weiss nicht mehr ob du es schon erloitert hast:
zählt sich die Familie deiner Frau zu den Tuaregs dazu?
 

Afreaka

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29.01.2017
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ich weiss nicht mehr ob du es schon erloitert hast:
zählt sich die Familie deiner Frau zu den Tuaregs dazu?
Ja, es ist eine Tuareg-Familie. Es gibt noch Verwandte, die draußen "en brousse" das Nomadenleben führen, aber inzwischen ist die große Mehrheit sesshaft in der Stadt. Sie selbst bezeichnen sich ja als 'Imajaghen', die freien Menschen, oder 'Kel tamasheq', die Leute die tamasheq sprechen. Leider wird in der Stadt nur noch wenig tamasheq gesprochen, die Kinder können es gar nicht mehr und so geht ihre Identität langsam verloren. Hauptsprache in der Stadt ist haussa.
 

Afreaka

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29.01.2017
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Die Taufe von Lalla am 25.7.

Am 18.7. bekam die Nichte von +1 ihr Kind per Kaiserschnitt. Wie oben erwähnt ist es zunächst "das Neugeborene".

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Die Frauen warten in einem Nebenraum, daddeln am handy

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Das Krankenhaus ist das Beste in der Großregion, trotzdem natürlich kein Vergleich zu Europa.

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Eine Woche später findet die Taufe statt, das Kind heißt "Lalla".

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Zum Trinken gibt es kaltes Wasser mit Eis

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Draußen wird wieder das Frühstück auf dem Holzfeuer gekocht. Die fleißigen Arbeiter sind aber keine Tuareg sondern Haussa.

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Mittags geht es dann weiter, die Mädchen und Frauen tragen eine Uniform, also Kleider aus dem gleichen Stoffmuster.

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Die Frauen belagern das Zimmer mit der Mutter. Sie darf 40 Tage das Haus nicht verlassen.

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Die Haussa strengen sich auch für das Mittagessen mächtig an.

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Das Resultat läßt sich sehen, schmackhaftes und ungewöhnlich zartes Rindfleisch

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Die junge Mutter Iboutan

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Nach dem Essen wechseln die Frauen nach draußen unter den Hangar...

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...und tanzen zu Trommelmusik

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Nochmal ein Gruppenfoto zum Abschluß...

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...und wieder rein ins Zimmer der jungen Mutter zum Austausch von Neuigkeiten. Wer hat am besten getanzt? Wer war die Schönste?

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Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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Das hier im tripreport erwähnte österreichische Filmteam hat dem Magazin "Profil" ein Interview gegeben, nun ist der Artikel erschienen, hier der link:

 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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SCN/AJY
Da hier gerade die Österreicher verlinkt wurden und der Artikel ja öffentlich ohne paywall ist, nochmal 3 Bilder vom Set bei der Verwandtschaft, diesmal unverpixelt.

Die Journalistin Tilla hat es sich am Boden bequem gemacht, kriegt die Haare gemacht, dabei unterhalten sich die Mädels auf haussa über Politik, Migration und das Drogenproblem.

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Falls ihr fragt, wieso ich in einem Post weiter oben das Gesicht von "Lalla" mit schwarzen Balken versehen habe: oft wollen die Väter der Babys nicht, dass Bilder ihrer frisch geborenen Kinder von den Frauen in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Und da ich die Einstellung von Lallas Papa nicht genau kenne habe ich einfach die Balken aus dem Paint 3D genommen.

Das Denkmal "Flamme de la Paix" wurde vor einigen Jahren aufgehübscht. Eigentlich sollte mal ein kleines Restaurant eröffnen, aber bisher hat es nicht geklappt. Manchmal kommen auch Einheimische vorbei, machen Fotos. Und der Wächter vom Gelände verkauft Drogen.

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In der Gegend wird viel gebaut, meistens sind die Häuser aus Zementsteinen ("Dur"). Bei besonders edlen Villen ist klar woher das Geld kommt: Schmuggel, Drogen, Gold ... oder einer Kombination daraus.

Günstiger ist die Bauform mit Lehmsteinen ("Banko"), die passen farblich auch sehr schön in die Landschaft.

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Leider sind die Steine nicht wasserfest und im Sommer regnet es hin und wieder. Man kann dann als Konservierung über die Lehmsteine eine dünne Zementschicht legen, die Bauweise nennt sich "Semi-dur".

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Ohne diese Schutzschicht müssen die Lehmsteine jedes Jahr überarbeitet werden, sonst sieht es irgendwann so aus:

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Obst und Gemüse gibt´s auf den lokalen Märkten.

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Neben gößeren Tankstellen gibt es kleinere Stände ("tabliers") mit Benzin in Flaschen.

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Viele Leute verkaufen auch direkt Kleinigkeiten vor der Haustür auf einem Holztisch: Bonbons, Zucker, Tee, Seife, etc.

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In der Stadt gibt es keine Taxis, nur Tuctucs

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Fällt die Wasserleitung mal längere Zeit aus muß Nachschub vom Auto bestellt werden zur Füllung der Reservetanks. Für unsere Verhältnisse ist Wasser extrem billig, Bei Bezug über die lokale SEEN kostet 1 Kubikmeter, also 1000 Liter, ca. 20 cent, in Deutschland bezahlen wir 8 €. Strom ist auf ähnlichem Niveau wie hier und damit für die locals sehr teuer.

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Ein Sandsturm zieht auf.

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Am 27.7., ein Tag nach dem Putsch, war ja der Höhepunkt des Bianou-Festes. Russische Fahnen sah man nicht, dafür festlich gekleidete Männer und Leute die Palmwedel schwingen.

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Zwischendurch war mal wieder eine Hochzeit, Gruppenbild mit "Uniform". Ein echtes Problem für die Männer, da immer wieder größere Geldsummen für neue Kleider der Frauen aufgebracht werden müssen.

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Außerhalb der Stadt gibt es eine kleine Straußenfarm.

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Und mit Bildern etwas außerhalb von Agadez aus früheren Jahren soll es weitergehen.
 
10.02.2012
4.873
2.717
Falls ihr fragt, wieso ich in einem Post weiter oben das Gesicht von "Lalla" mit schwarzen Balken versehen habe: oft wollen die Väter der Babys nicht, dass Bilder ihrer frisch geborenen Kinder von den Frauen in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Und da ich die Einstellung von Lallas Papa nicht genau kenne habe ich einfach die Balken aus dem Paint 3D genommen.
toll, endlich mal jemand der sich Gedanken macht, und nicht sein wildes Menschen-/Kindergeknipse ungefragt und -zensiert in alle 'Social Media' rauspustet!

Für unsere Verhältnisse ist Wasser extrem billig, Bei Bezug über die lokale SEEN kostet 1 Kubikmeter, also 1000 Liter, ca. 20 cent, in Deutschland bezahlen wir 8 €.
wo bitte werden in DE satte 8 EUR/m3 Frischwasser (Trinkwasser) berechnet?

Ich weiss von max. ca. 2 EUR (hier derzeit 1,40-1,60 oder so) - Abwasser kommt drauf und wird nach demselben Zaehler abgerechnet, aber das kann man ja teilweise rausrechnen lassen :)

Ein echtes Problem für die Männer, da immer wieder größere Geldsummen für neue Kleider der Frauen aufgebracht werden müssen.
hier kommt man 'den hiesigen Problemen' dagegen extrem nahe ;)
 
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Xavileen

Neues Mitglied
12.05.2020
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5
@Afreaka, herzlichen Dank für Deinen Bericht! Du hast in Text und Bild Eindrücke und Erlebnisse geliefert, die weit über das hinausgehen, was man sonst hier an Reiseberichten zu lesen bekommt und ich persönlich läse und sähe gerne noch mehr Texte und Bilder aus dem Niger im Allgemeinen und Agadez im Besonderen. Vielleicht findest Du kurz Zeit, auf einige generelle Fragen Antworten zu geben. (Die Fragen lassen die aktuelle Krise außen vor.)
  • Wie schätzt Du die Sicherheit von Niger Airlines ein und wie hast Du Dich auf den Flügen gefühlt?
  • Welche Unterkünfte für Touristen kannst Du in Agadez empfehlen?
  • Gibt es in Agadez einen Mietwagenverleih?
  • Wie ist die Zugänglichkeit des Aïr-Gebirges – es gibt ja Guided Tours/mehrtägige Reisen in diese Region, kannst Du einen Anbieter empfehlen?
Vielen Dank für Auskünfte!
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.707
3.879
BER
Falls ihr fragt, wieso ich in einem Post weiter oben das Gesicht von "Lalla" mit schwarzen Balken versehen habe: oft wollen die Väter der Babys nicht, dass Bilder ihrer frisch geborenen Kinder von den Frauen in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Und da ich die Einstellung von Lallas Papa nicht genau kenne habe ich einfach die Balken aus dem Paint 3D genommen.
Das ist auch hier in Zentralasien eher unerwünscht.

Danke für diesen tollen Bericht. Wirklich ganz große Klasse...
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
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SCN/AJY
wo bitte werden in DE satte 8 EUR/m3 Frischwasser (Trinkwasser) berechnet?

Ich weiss von max. ca. 2 EUR (hier derzeit 1,40-1,60 oder so) - Abwasser kommt drauf und wird nach demselben Zaehler abgerechnet, aber das kann man ja teilweise rausrechnen lassen :)
Leider werden wir von den Stadtwerken Saarbrücken abgezogen wie kaum ein anderer. Für 92 m3 Bezug mussten 2022 rund 740 € gezahlt werden, das sind dann schlussendlich 8€/m3. Wasser + Abwasser + "Grundpreis". Der reine Preis für Wasser liegt bei rund 2€/m3.
 
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  • Wow
Reaktionen: SeltenFliegerHH

Airsicknessbag

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11.01.2010
21.521
15.186
2,21 €/m³ Frischwasser + 3,73 €/m³ Abwasser + 0,67 € pro versiegeltem m² p.a. (was für uns etwa einen weiteren €/m³ bedeutet) :mad:
 

Afreaka

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29.01.2017
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@Afreaka, herzlichen Dank für Deinen Bericht! Du hast in Text und Bild Eindrücke und Erlebnisse geliefert, die weit über das hinausgehen, was man sonst hier an Reiseberichten zu lesen bekommt und ich persönlich läse und sähe gerne noch mehr Texte und Bilder aus dem Niger im Allgemeinen und Agadez im Besonderen. Vielleicht findest Du kurz Zeit, auf einige generelle Fragen Antworten zu geben. (Die Fragen lassen die aktuelle Krise außen vor.)
  • Wie schätzt Du die Sicherheit von Niger Airlines ein und wie hast Du Dich auf den Flügen gefühlt?
  • Welche Unterkünfte für Touristen kannst Du in Agadez empfehlen?
  • Gibt es in Agadez einen Mietwagenverleih?
  • Wie ist die Zugänglichkeit des Aïr-Gebirges – es gibt ja Guided Tours/mehrtägige Reisen in diese Region, kannst Du einen Anbieter empfehlen?
Vielen Dank für Auskünfte!

Niger Airlines ist leider für den "normalen Zivilisten" die einzige Möglichkeit für den Luftweg Niamey-Agadez. Als Mitarbeiter einer NGO oder mit Beziehungen zur Eucap gäbe es noch andere Optionen. Zur Sicherheit fehlen mir natürlich tiefere Einblicke. Geflogen wird mit einer Fokker 50, 5U-NAA, und das ist auch das einzige Flugzeug. Zur Historie gibt es widerspüchliche Angaben, laut airfleets.net wurde die F50 von Tarco Air im Sudan gekauft. Bis zu Corona hatte jedoch Niger Airlines 2 F50 im wetlease von Palestinian Airlines mit arabischer crew, SU-YAH und SU-YAI, im Einsatz. Und nachdem Palestinian Airlines seinen Betrieb aufgab soll Niger Airlines eine der beiden F50 gekauft haben. Damit wäre die F50 älter als das Gerät von Tarco Air und der Datensatz auf airfleets.net nicht richtig.

Jedenfalls wirkte die F50 noch letztes Jahr innen ziemlich runtergekommen, teilweise waren die Sitze defekt und die Rückenlehnen hingen auf Liegeposition. In diesem Jahr wurden die Sitze wohl aufgehübscht bzw. repariert. Die crew kommt definitiv nicht aus Niger, spricht arabisch/englisch. Leider kommt es immer wieder zu Ausfällen weil irgendetwas kaputt ist und auf Ersatzteile gewartet wird. Die locals berichten über Vorfälle, dass mal bei der Landung ein Reifen geplatzt ist bzw. man 45min im holding war weil das Fahrwerk nicht ausfahren wollte. Im November 2022 wurde von der lokalen Behörde ANAC die Flugerlaubnis wegen Sicherheitsbedenken, den zahlreichen Defekten sowie negativen Berichten der Passagiere entzogen. War wohl nur vorübergehend, denn mindestens seit Frühjahr 2023 ist wieder Flugbetrieb. Tickets nicht online sondern nur über lokale Büros.

Touristen in unserem Sinne gibt es eigentlich in Agadez nicht, Reisende sind in der Regel Mitarbeiter von NGOs oder auch vereinzelt Amerikaner von der benachbarten air base 201. Trotzdem gibt es natürlich Unterkünfte und Hotels vor Ort. Da wir unser Haus dort haben fehlt mir etwas der Einblick was momentan empfehlenswert ist, da müsste man mal maps abklappern, Bilder und aktuelle Bewertungen ansehen. Die "Auberge de Azzel" soll ganz ok sein, es gab aber diesen Sommer Hinweise, dass die Besitzer (Franzosen) aufgeben. Am "Hotel Zagado" etwas außerhalb kam ich diesen Sommer öfters vorbei, könnte auch ein Tipp sein, es ist das Projekt einer Schweizerin. Ins "Hotel Tellit dépandance" konnte ich jetzt sogar einen Blick werfen, dort hatte die Filmcrew aus Österreich ihr Lager und die waren immer dort, wenn sie die letzten Jahre in Agadez drehten. Kleiner Innenhof, 5 klimatisierte Zimmer und Dachterrasse, machte einen guten Eindruck.

Offizielle Mietwagenfirmen gibt es in Agadez nicht. Es wird sich aber sicher jemand finden der einem sein Fahrzeug tageweise privat vermietet. Nur, was will man damit machen? Eigentlich kann man nur in der Stadt rumfahren. Sobald man raus will, ohne lokale Begleitung, wird man an einer barrage, die die Ausfahrten der Stadt umgeben, hängenbleiben.

Ins Air-Gebirge zu kommen (landschaftlich natürlich extrem sehenswert) ist als Individualreisender schon schwierig. Man könnte versuchen mit ein paar locals etwas zu organsisieren, mit entsprechenden Risikien. Offiziell gilt: als Gruppe außerhalb der Stadt nur mit bewaffneter Eskorte, d.h. mindestens 2 Pickups, einer davon mit großer Langwaffe. Das treibt die Kosten erheblich hoch und killt komplett den Reiz der Reise. Daher sind keine Tourgruppen unterwegs, obwohl es theoretisch möglich wäre.