Flying French Air Force (Niger evac)

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Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
5.269
4.534
GRQ + LID
Auffallend war, dass 95% der Gestrandeten VOR dem Frühstück die Zähne putzten, mein Zahnarzt hat mir eingetrichtert es DANACH zu tun.
Dann ist er wohl scharf auf Umsatz, oder deine Glasur ist ausserordentlich gut, oder du kannst dir nach dem Frühstück ausreichend Zeit lassen. Mehr dazu z.B. hier oder hier.

Auch von mir ganz vielen Dank für den Bericht, ich lese mit sehr viel Aufmerksamkeit mit. Nett dass du den Receiver von FR24 gestellt bekommen hast, und auch die Eindrücke von Agadez sind natürlich einmalig. Werde ich wohl in nächster Zukunft nicht mit eigenen Augen sehen.
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
15.156
11.282
CPT / DTM
Aber der Niger scheint für den Westen strategisch sehr wichtig zu sein, um gegen die diversen Putschisten und Islamisten in Afrika irgendwie bestehen zu können?

Aber natürlich ist der Niger für den Westen strategisch wichtig!

Wie immer geht es um die Energieversorgung...

Der Uranbergbau im Niger ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des westafrikanischen Binnenstaates, denn Uran ist das wichtigste Exportgut. Der Uranbergbau im Niger entwickelte sich unter französischer Federführung und das Land gehört seit Förderbeginn 1971 zu den weltweit bedeutenden Uranlieferanten.


Als der Zirkus dort losging, war das eine der Schlagzeilen in den ORF Nachrichten......
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Nach der Rede vom Kommandant stürzten natürlich alle in den Aufenthaltsraum. Internet!! Leider war die Prozedur aufwändig und technische Probleme gab es auch. Jede Person musste einzeln mit Passdaten beim provider registriert werden, obwohl es eigentlich nur um wlan ging. Jedenfalls war die Schlange riesig und bei uns klappte es auch irgendwie nicht, trotz Versuch mit 3 verschiedenen Pässen.

Die Soldaten im camp waren in mehreren Schichten ab 11:00 dran mit Mittagessen. Scheinbar ist es Pflicht sich vor dem Betreten der Kantine die Hände zu waschen. Um Punkt 12:45, man konnte die Uhr stellen, waren wir dran. +1 hat ja afrikanische Wurzeln und daher Drängelei im Blut, rannte als Erste los. Sicherheitshalber wuschen wir uns auch die Hände, wir wollten keinen Streß.

Der chef de cuisine war wieder am Eingang und gab Tipps was wir alles probieren sollten. Es gab ein Salatbuffet, Hauptgerichte waren Würstchen, Hähnchencurry, Gemüse, Reis, verschiedene Kuchen, Obst....und Käse, sogar Roquefort wurde importiert. Schön, dass die Franzosen in der Küchencrew auch viele locals hatten und nicht auch noch die Köche importierten.
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Zum Schluß wurde noch Eis verteilt, nur Kaffee gab es nicht. Dann wechselten alle wieder zurück zum Aufenthaltsraum (wo es Kaffee an der Bar gab) bzw. Freifläche, andere machten ein Schläfchen.

Irgendwann gegen 15 Uhr kam die news des Tages: am Abend wird tatsächlich der Abflug stattfinden. Dazu sollte nun das checkin-Gepäck eingesammelt werden. Es gab wohl Koffer noch ohne tag, die bekamen eine improvisierte Markierung mit einem Klebeband sowie Namen darauf. Unsere 2 Koffer hatten bereits tags, der Name war aber sehr klein gedruckt. Nein, so geht das nicht, "on est des militaires", da muß der Name größer drauf, wurde dann per Hand nochmals aufs tag geschrieben.

Eine kleine Gruppe Soldaten erschien, die Gepäckträger, luden das Gepäck auf einen LKW. Nun war wieder Warten angesagt.

Um 17:15 kam das Kommando "go time". Wir holten das Handgepäck aus den Zelten. Auf der Freifläche sollten sich alle in eine Reihe aufstellen, Familien vorne. Neben der Freifläche standen bereits einige Kleinbusse. Es wurden wieder Namen mit der Liste abgeglichen, alle Kinder bekamen noch Geschenke: ein Spiel (hätte man auch in der boutique kaufen können), Süßigkeiten und Saft. Natürlich dankten wir der Truppe, die uns so herzlich und gastfreundlich betreut hatte, bestiegen den Bus.

Der Fahrer im Bus war diesmal ein local, der wohl nur macht - oder machen darf - was eine mitfahrende Soldatin ihm befiehlt. Jedenfalls mußte er ausgerechnet jetzt auf Toilette und verschwand. Die Soldatin stieg in den Bus, wir sollten eigentlich losfahren, fragte uns "Ou est le chauffeur?". Dann verschwand sie wieder. Nun kam der Fahrer zurück, fragte uns "Ou est la femme?".

Um 17:45 fuhr der Bus los, durch das camp hindurch. An der Einfahrt zur militärischen apron stoppten wir kurz, ein Militärfahrzeug blockierte den Weg, gab die Zufahrt noch nicht frei. Dann ging es auf die apron.

Hier standen auffallend viele Soldaten in voller Kampfmontur. Der A330-MRTT von gestern, F-UJCI, war auch da. Highlight war natürlich eine Antonov 124, UR-82008. Früher konnte sie auf FR24 getrackt werden, nun ist die Registrierung geblockt. TT-ABD, die 737 des Präsidenten von Tschad, war da, wirkte natürlich kleinlich zur A124. Es gab noch ein paar Transportmaschinen, abseits standen einige Mirage fighter.

Und vorne rechts, wir stoppten inzwischen wieder, stand sie: F-UJCU, ein A330 in weißer Lackierung "République Francaise".

Es gab noch eine medizinische Evakuierung. Eine Person in sichtlich schlechter Verfassung ging zuerst an Bord, begleitet von einem mehrköpfigen "SAMU"-Team. Nun waren wir dran. Jeder mußte seinen eigenen Pass nehmen, die Bildseite aufschlagen und so die Treppe hoch. Am Eingang gab es dann den finalen Abgleich vom Pass mit einer Liste. Reservierte Plätze gab es nicht und da wir mal wieder im 1. Bus waren machte ich es mir in Reihe 7 bequem, direkt am exit mit riesigem legroom.
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Aber wurde hier nicht irgendetwas vergessen? Was ist mit der security? Man hätte ja zwischenzeitlich gefährliche Gegenstände aus dem checkin Gepäck ins Handgepäck umpacken können und in der kleinen boutique gab es auch Rasierklingen zu kaufen. Scheinbar gelten bei militärischen Flügen andere Regeln. Und so interessierte es auch absolut niemanden wenn 1,5 l Wasserflaschen mit an Bord genommen wurden.

Der Airbus war innen in perfektem Zustand, gerademal 9 Monate alt. Von vorne bis hinten durchgehend in 2-4-2 Konfiguration, natürlich ohne IFE.

Und so ging es dann endlich los, gegen 19:00 starten wir als Flug FAF4050, im Osten zogen heftige Gewitter auf, flogen wieder Richtung Niger auf der Route via Dirkou.

Die jungen FAs hatten diesmal olivgrüne militärische overalls, dazu beigefarbene boots. Vor allem die durchtrainierten und ungeschminkten Frauen hatten Charisma. Man kennt ja bei kommerziellen airlines FAs, mal zierlich, mal opulent, in Stöckelschuhen, überparfümiert und in fancy Uniformen und fragt sich wie das in einem Notfall klappen soll. Hier war klar, dass physisch zugepackt wird ohne lang zu fackeln.

Es gab auch ein warmes Abendessen mit Menüauswahl, danach versuchten alle etwas Schlaf zu finden.

In Paris landete der A330 um 01:30, rollte zu einer Außenposition.
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Mit dem Bus dann rüber zum kleinen Terminal 3. Hier wurden mal wieder die Passdaten in den laptop getippt sowie handschriftlich in eine Liste getragen, was längere Wartezeiten bedeutete, schließlich immigration.

Dahinter war richtig was los. Das Croix-Rouge war mit einem Großaufgebot vor Ort und auch sonst sah man viele Helferlein, es gab Tische mit Getränken und snacks. Die französische Botschaft war verteten und auch die Amerikaner, vermutlich wegen der "Link"-Truppe. Wir wurden angesprochen, dass die deutsche Botschaft leider nicht anwesend sei, am Vortag seien sie dagewesen bei den Evakuierungsflügen 3&4.
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Der Empfang wirkte etwas seltsam, eigentlich war es doch nur eine (fast) normale Reise von Afrika nach Europa gewesen...

Ursprünglich war die Idee einen Mietwagen zu nehmen, aber zu dieser Zeit war im Terminal 3 nichts mehr los. So kam Plan B: rüber zum Busbahnhof Roissypole und um 03:00 mit dem Bus zum Gare de l'Est. Dort standen wir um kurz nach 4 in der Kälte auf der Straße, denn der Bahnhof öffnet erst um 5 und Jacken hatten wir natürlich gar nicht dabei.

Der Rest ist schnell erzählt. Um 7:30 fuhren wir mit dem TGV nach Metz, von dort mit dem Taxi zum Flughafen, wo das Auto stand, und zurück ins Saarland. What a trip!

Ursprünglich sollte unser Rückflug ab Niamey mit AH5325 in der kommenden Nacht erfolgen. Heute Nachmittag kam per email die Annullierung.

Nun bleibt nur zu sagen: Danke Frankreich für diese Aktion, welche zudem anscheinend gratis war. Chapeau! Und ein herzliches Dankeschön an die Soldaten und Soldatinnen der Basis N'Djamena, das war echte Gastfreundschaft, ihr wart super! Und dir, mein geliebter Niger, dir wünsche ich, dass du endlich politisch zur Ruhe kommst.

Damit ist der trip zu Ende. Weil aber Fragen zu Agadez kamen werde ich hier demnächst mehr Bilder aus der Stadt posten, +1 verfügt über Unmengen an Material.
 

Blackjack

Erfahrenes Mitglied
14.05.2011
447
241
Danke für den tollen Bericht! Es freut mich, dass die Armée de l'air et de l'espace euch mit einer solchen Professionalität und Herzlichkeit nach Hause gebracht hat. Faire face.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
was hat es mit den Teppichen auf sich wenn man fragen darf? hatten die eine emotionale Bedeutung?

mit "Link" sind Mitglieder dieser kirchlichen Mission gemeint? https://www.effectiveministries.org/link-missions/
Gutes Thema, die Teppiche, ich kann auch nur mit dem Kopf schütteln. Angeblich paßt die Farbe perfekt zu den Möbeln hier im Haus in D. Sie hat dann 2 Stück in Agadez für 450€ in einem kleinen Laden gekauft, 1 fürs Wohnzimmer, 1 fürs Esszimmer. Die kommen aus der Türkei, wurden jeweils zu einem Gepäckstück verschnürt und sollten dann mit. Du weißt ja, happy wife, happy life.

Ich denke dein link auf die "Link"-Leute trifft es. Die hatten alle blaue T-shirts mit Aufdruck "Link" in weiß, dahinter war noch ein Symbol. Dazu noch jeweils eine Trinkflasche mit aufgemaltem Namen. Kuriose Gruppe, knapp 40 Leute.
 

Langstreckenpendler

Erfahrenes Mitglied
28.12.2021
839
1.204
Auch wenn Du schon zum Abschluss gekommen bist und ich ein wenig an dem Text hier gebraucht habe, noch ein paar Kommentare, die sich eigentlich auf unterschiedliche Beiträge beziehen.
a) Ich glaub nicht, dass die Junta mangels Mittel (nur ein paar Strela-2 manpads) tatsächlich Überflüge oberhalb FL70 verhindern kann, aber nagut man ist vorsichtig und bleibt auch bei diesen Vögeln in Niamey erstmal respektvoll.

b) Der erste Knaller war für mich bereits die Bordkarte - und ich gehe davon aus, dass ihr damit irgendwann auf diesem Weg auch nach Paris kommt. Frequent Flyer bedeutet da, dass du mehr als einen Flug mit dieser besonderen Airline machst... (und lass das bloß nicht zur Gewohnheit werden).
Nüsse und abgepackte Kuchen - das sollte manch kommerzielle Airline erstmal in Eco auf einem 2h-Flug hinbekommen. Obwohl der Maßstab bzgl. kommerzieller Airline hier nicht passt.

Ich finde, die Franzosen haben sich hier richtig Mühe gegeben, Euch die Situation so erträglich wie möglich zu machen und haben sich um sehr viel gekümmert, inkl. Unterbringung mit Betten und Moskitoschutz im klimatisierten Zelt, ihre Standort-Bar etc. Wow!
Die haben normalerweise andere Aufgaben und machen solche Sachen auch nicht jeden Tag. Und dafür sieht es richtig gut aus.
Der A330-MRTT ist deren Rückversicherung im Ernstfall (Fracht, Treibstoff, Personal, Krankenstation), deshalb ist der dort stationiert (war der nicht auch vor kurzem im Sudan im Einsatz?)

Die Basics für eine solche Evakuierung sind nunmal Transportkapazität, Absicherung, medizinische Basisversorgung, Trinkwasser, Kommunikationsmittel, Strom/Treibstoff.
Was da deutlich darüber hinaus geht ist: FA-Service, die Bereitstellung von ausreichend Nahrung ab Anfang, Wetterschutz/Unterkünfte am Zwischenziel, sogar Betten mit Moskitoschutz in klimatisierten Zelte. Steigerungsfähig ist das eigentlich nur noch als Glamping-Version, wenn es gleich Zelte mit integrierter Dusche gegeben hätte.

Ich finde das für die Situation richtig Klasse, denn häufig klappen nicht einmal die Basics.

c) Ich meine zu erkennen, dass zumindest bei dem von Euch selbst organisierten landbasierten Teil der Evakuierung einige typische Fehler vermieden bzw. wesentliche Dinge aus dem Stand richtig gemacht wurden. Seid ihr beraten worden oder war das alles Freestyle (dann bist Du entweder ein Naturtalent oder irgendwie vorgeprägt)?

Vielleicht mal zum Vergleich was aus meinem Checklisten-Fundus, gedacht für Leute, die fragen, was sie in einer solchen Situation tun sollen:
- get support from trustworthy locals (have a relation to them)
- use local (private) cars, typical colors - no special marking
- keep low profile (local clothing, usually avoid military protected convoi!)
- avoid predictable movement (don’t use shortest route by default, have alternative routes and only decide on route when you reached junction), never communicate about route before, check route warnings
- check fuel & tires & drinking water

Optimierungspotenzial aus meiner Sicht für den hoffentlich nie eintretenden Wiederholungsfall:
- Essen für 3 Tage hätte ich eventuell gegen Wasser getauscht
- 2x20 kg Teppiche hätte ich gegen 40 l Diesel im Kanister getauscht, insbesondere bei der Entfernung
- und wenn sich ein kleiner Kompressor für Reifen findet (ich weiß: Luxus, auch Gewicht - aber auch Zeit), wenn man von der Straße in den Sand muss bzw. zurück.

Ich hätte je nach Sicherheitslage noch überlegt, Checkpoints zu umfahren, aber es soll auch schon sehr gut vorbereitete Leute gegeben haben die DJI Drohnen zur Aufklärung eingesetzt haben - das geht gut mit nem Hilux mit Doppelkabine und Ladefläche. Meiner Meinung nach erfüllt bei Sandpisten auch das Ausschauhalten nach Staubwolken denselben Zweck. Erwartet hätte ich Checkpoints in der Nähe größerer Ortschaften…
Und sicherlich macht ein Satellitentelefon heutzutage Sinn, aber ich kenn auch noch die großen KW-Antennen am Bush Taxi - aber das wird immer weniger. Aber solange Mobilfunk funktioniert ist das noch im grünen Bereich, Redundanz ist in solchen Lagen aber immer gut.

d)
Es werden dabei auch immer wieder russische Fahnen geschwenkt, wobei ich mich frage wie die so schnell überhaupt an russische Fahnen gekommen sind, denn im Niger ist eigentlich alles Mangelware.
Bist Du Dir sicher, dass es überhaupt russische Fahnen waren und keine französischen bzw. das jeder dort den Unterschied in der Reihenfolge derselben Farben kennt? Ansonsten: passend Trennen & Annähen…
 

hollaho

Erfahrenes Mitglied
22.10.2016
1.242
893
Aber wurde hier nicht irgendetwas vergessen? Was ist mit der security? Man hätte ja zwischenzeitlich gefährliche Gegenstände aus dem checkin Gepäck ins Handgepäck umpacken können und in der kleinen boutique gab es auch Rasierklingen zu kaufen. Scheinbar gelten bei militärischen Flügen andere Regeln. Und so interessierte es auch absolut niemanden wenn 1,5 l Wasserflaschen mit an Bord genommen wurden.
Wenn man beruflich dauernd mit den großen Wummen umgeht kommt man sich vermutlich lächerlich vor nach Rasierklingen zu suchen. Ich glaub auch nicht, daß du bei den "durchtrainerten Flugbegleiterinnen" viel Eindruck damit hättest schinden können.

Nun bleibt nur zu sagen: Danke Frankreich für diese Aktion, welche zudem anscheinend gratis war. Chapeau! Und ein herzliches Dankeschön an die Soldaten der Basis N'Djamena, das war echte Gastfreundschaft, ihr wart super! Und dir, mein geliebter Niger, dir wünsche ich, dass du endlich politisch zur Ruhe kommst.
Amen! Danke für den Bericht. Und ich habe so den Verdacht, daß die französische Logistik da um einiges besser war, als wenn unsere Truppe das versucht hätte...
 

qualifyler

Erfahrenes Mitglied
16.01.2022
480
645
a) Ich glaub nicht, dass die Junta mangels Mittel (nur ein paar Strela-2 manpads) tatsächlich Überflüge oberhalb FL70 verhindern kann, aber nagut man ist vorsichtig und bleibt auch bei diesen Vögeln in Niamey erstmal respektvoll.

d)

Bist Du Dir sicher, dass es überhaupt russische Fahnen waren und keine französischen bzw. das jeder dort den Unterschied in der Reihenfolge derselben Farben kennt? Ansonsten: passend Trennen & Annähen…

Mit dem Abschuss ziviler Verkehrsmaschinen haben russische Söldner durchaus Erfahrung - es gibt schon Berichte, dass eine Delegation des Niger im Mali war um die Wagner Truppe anzuheuern.

Und ja es gibt viele Fotos russischer Fahnen in den Medien! Da scheint jemand ein kleines Lager für den Ernstfall gehabt zu haben..
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.708
3.880
BER
Die Einheimische Bevölkerung ist ziemlich angepisst weil der Putsch ihr bisher nur Probleme bereitet: Stromknappheit, steigende Preise und in der Verwaltung gibt es viele Bereiche mit absolutem Stillstand.

In Agadez soll die Lage weiterhin ruhig sein, die Geschehnisse in der Hauptstadt sind einfach zu weit weg. Mein Freund Kouna ist noch in Niamey, in den Stadtvierteln außerhalb soll die Situation ebenfalls unkritisch sein. Lediglich im Stadtzentrum gibt es Demonstrationen, in der Regel für die Putschisten. Gestern gab es z.B. ein Großevent im Stadium wo sich die Putschisten feiern ließen. Das ist allerdings nach meiner Auffassung alles inszeniert. Zum Abschluß wurde dort ein in den französischen Landesfarben angemalter Hahn geköpft als Zeichen was man von ihnen hält. Es werden dabei auch immer wieder russische Fahnen geschwenkt, wobei ich mich frage wie die so schnell überhaupt an russische Fahnen gekommen sind, denn im Niger ist eigentlich alles Mangelware. In der breiten Bevölkerung ist man den Russen gegenüber eigentlich eher neutral eingestellt.
Das mit den Fahnen wundert mich auch immer und lässt eigentlich nichts anderes als Inszenierung als Schlussfolgerung zu. Danke für die Einschätzung.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Dann ist er wohl scharf auf Umsatz, oder deine Glasur ist ausserordentlich gut, oder du kannst dir nach dem Frühstück ausreichend Zeit lassen. Mehr dazu z.B. hier oder hier.

Auch von mir ganz vielen Dank für den Bericht, ich lese mit sehr viel Aufmerksamkeit mit. Nett dass du den Receiver von FR24 gestellt bekommen hast, und auch die Eindrücke von Agadez sind natürlich einmalig. Werde ich wohl in nächster Zukunft nicht mit eigenen Augen sehen.
Who knows, Hauptmann, vielleicht verabreden wir uns dort mal auf einen Hibiscustee!
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
@Langstreckenpendler

Da bin ich ganz bei dir. Die Franzosen in N'Djamena haben deutlich mehr geboten als bei Betrachtung der Gesamtsituation zu erwarten gewesen wäre. Man merkte aber auch, dass es für sie eine neue Situation war, vielleicht einfach auch mal Abwechslung vom monotonen Alltag und sie daher voll motiviert waren. Es wurden sogar Fotos von uns gemacht, vielleicht zur Dokumentation oder einfach als Erinnerung. Auffallend auch wie viele Frauen teils mit schweren Waffen im camp unterwegs sind. Und wenn sie mal in gleichgeschlechtlichen Grüppchen unterwegs sind und sich treffen dann gegenseitig mit "les filles" und "les garcons" ansprechen.

Die Tipps für den Landweg im Niger kann man ja auch teilweise beim Auswärtigen Amt nachlesen. Normalerweise nehmen wir den Luftweg auf der Strecke Niamey-Agadez, aber ich hab auch schon ein paarmal den Landweg genommen, daher sind die Rahmenbedingungen eigentlich klar: unauffälliges Fahrzeug, Begleitung nur von vertrauenswürdigen locals (hier kein Problem da Familienmitglieder für die man die Hand ins Feuer legen kann). Unauffällige Kleidung, möglichst wenig Mitwisser wann und wo gefahren wird. Die locals nehmen immer den Landweg und kennen sich bestens aus. Es gab vor Jahren mal einen Anschlag, bei dem eine Gruppe von 6 Franzosen einer NGO einen Ausflug von Niamey zum Giraffenreservat Kouré unternahm und dann grausam getötet wurden. Damals gab es einfach zu viele Mitwisser und vielleicht wurden die Täter im Vorfeld informiert.

Wegen der russischen Fahnen habe ich mir nochmals ein paar Bilder angesehen. Gut möglich, dass da auch improvisiert wurde. Ich hänge mal 2 Bilder an, da sieht man, dass mal der weiße Streifen komplett fehlt oder die Symmetrie auf handgemacht hindeutet.

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Chaosmax

Erfahrenes Mitglied
22.04.2009
2.258
107
herzlichen Dank für diesen starken Bericht.
Wie haben die Kinder die Rückreise verkraftet?
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
24.376
10.253
irdisch
Bin ja beeindruckt, mit welcher Perfektion man heutzutage aus so einer Krise rausgebracht wird. (natürlich nicht immer und überall und ohne Garantie). Was die Franzosen da aufbieten, ist ja enorm, eigentlich eine eigene Airline, sogar A330 und nicht A400M oder so. Klimatisierte Zelte, Kindereis und volle Sicherheit und Verpflegung. Sehr starke Leistung.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Wenn man beruflich dauernd mit den großen Wummen umgeht kommt man sich vermutlich lächerlich vor nach Rasierklingen zu suchen. Ich glaub auch nicht, daß du bei den "durchtrainerten Flugbegleiterinnen" viel Eindruck damit hättest schinden können.
Guter Punkt! Die sind sicherlich im Nahkampf besser ausgebildet als wie man nett Getränke verteilt. Wer da mit einer Nagelschere bewaffnet aufspringt wird wohl den Rest des Fluges bewußtlos bestreiten.
 

Flp

Erfahrenes Mitglied
30.01.2014
2.510
1.454
Auch von mir vielen Dank für den Bericht. Ich fand das wahnsinnig interessant zu lesen.

Freut mich, dass Ihr das unbeschadet rausgeschafft habt.

Wie ist eigentlich die Sicherheitslage für Eure Verwandtschaft vor Ort einzuschätzen?

Bin ich der einzige der bei dem "Vive Poutine" als erstes an das Gericht aus Quebec gedacht hat

Definitiv nicht. :LOL:
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
5.269
4.534
GRQ + LID
Who knows, Hauptmann, vielleicht verabreden wir uns dort mal auf einen Hibiscustee!
Aber dann mit EU-Flagge! Zur Zeit ist aber auch schon BF eine Brücke zu weit und treffen sich die Kollegen in Bolgatanga. Sie schwärmen immer davon, dass die GIZ-Projekte so einfach wären :)

Bin ich der einzige der bei dem "Vive Poutine" als erstes an das Gericht aus Quebec gedacht hat?😊
Sicherlich nicht!
Food_at_WIkimanian_2017_02.jpg
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
herzlichen Dank für diesen starken Bericht.
Wie haben die Kinder die Rückreise verkraftet?
Die kids (7 & 14) haben es gut weggesteckt, konnten nachts eigentlich auch ganz gut schlafen. Vielleicht auch weil ihnen nicht so viele Gedanken durch den Kopf gingen wie den Erwachsenen. Es gab ja 3 Nächte am Stück mit wenig Schlafmöglichkeiten:
- die Nacht vor der Abreise auf dem Landweg nach Niamey
- die Nacht in N'Djamena
- die Nacht in Paris mit Weiterreise
Wenigstens haben sie dann zum Schulbeginn eine story zum Erzählen!
 

mb85

Erfahrenes Mitglied
20.06.2021
1.362
1.090
Danke für den nicht täglichen Bericht und fürs mitnehmen.
Schön dass es euch gut geht und ihr wieder gesund zurück seid.

Hoffe natürlich, dass euere geliebte 2. Heimat bald wieder zur Ruhe kommt.
 
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Reaktionen: Afreaka