Besprechung der 15 Endauswahlmotive - Teil 1
Na also, geht doch!
Hier der erste Teil meiner Kurzbesprechung der 15 Finalisten:
007:
Ein typisches Frühlingsmotiv, technisch zufriedenstellend gelöst, das schwache
Bokeh lässt allerdings etwas zu wünschen übrig. Grundsätzlich ein solider Beitrag, aber keiner mit "Aha"- oder "Wow"-Effekt.
009:
Ein smartes Motiv. Jeder kennt das ESB, jeder fotografiert es, jeder stellt es in den Mittelpunkt. Die Bildidee, die Aussage "Springtime in New York" darüber zu treffen, dass man das Gebäude in den unscharfen Hintergrund stellt, um stattdessen die Frühlingsblüten im Vordergrund zu fokussieren, hat zweifellos was.
Allerdings ist das Bild missglückt, die 100%-Ansicht zeigt nicht einen einzigen bildwichtigen Teil im Fokus. Der einzige scharfe Bereich des Bildes befindet sich in der linken unteren Ecke des Bildes, und die ist alles andere alles andere als attraktiv:
Eine gute Idee leider vergeigt, was umso trauriger ist, als weder das ESB noch die Blüten die Eigenart haben, sich unvermittelt zu bewegen oder wegzulaufen. Der Fotograf hätte also alle Zeit der Welt gehabt, es richtig zu machen, wenn ihn das Foto
wirklich interessiert hätte. Für mich der "tragischste" Beitrag des Wettbewerbs.
012:
Wieder ein Standardmotiv, thematisch also eher einfallslos, handwerklich jedoch ordentlich umgesetzt. Fotografiert wurde mit einer EOS 5D, IIRC eine digitale KB-Vollformatkamera, die Bilddatei ist sage und schreibe 22 MB groß. Was für ein Overkill für diesen Wettbewerb, aber der Server hat's verkraftet. Auch der Bildausschnitt und die Bildaufteilung gehen in Ordnung, und natürlich liefern Makro und Vollformat reichlich attraktive Unschärfe im Hintergrund.
013:
Ein verwirrendes Motiv, ich weiß bis heute nicht, was hier genau fotografiert werden sollte. In diesem Bild ist einfach "sehr viel los", obwohl sich nichts darin bewegt. Bildausschnitt und Schärfeebene lassen aus meiner Sicht zu Wünschen übrig, auch thematisch würde der uneingeweihte Betrachter bei diesem Bild wohl nicht spontan an "Frühling" denken.
014:
Auch dieses Motiv – wieder mal eine Biene – reißt mich nicht vom Hocker. Die grünen Blumen/Blüten wirken vor dem grünen Hintergrund nicht besonders spannend oder attraktiv, das eigentlich interessante Objekt, die sammelnde Honigbiene, ist deshalb zu klein im Bild. Regelrecht abstoßend wirkt auf mich die Präsenz der ebenfalls grünen Schmeißfliege. Auch scheint mit der Bildausschnitt nicht optimal gewählt worden zu sein. Technisch ist das Foto jedoch einwandfrei, von dieser Seite also keine Beanstandungen.
018:
Mal abgesehen davon, dass hier offenbar die Farbregler verunfallt sind – sehe ich da auf dem Bild nicht Eis und Schnee? Wo und wann bricht hier denn nun der Frühling aus? Und was genau steht hier im Mittelpunkt? Vielleicht der Himmel! Doch die Wolken sind ausgerissen, sie überstrahlen – zu viel Kontrast, zu wenig Dynamikumfang. Mich würde wirklich interessieren, mit welche Begründung dieses Motiv in die Endauswahl gewählt wurde. Es gibt mir zweifelsohne Rätsel auf.
019:
Dieses Motiv fand ich spontan erfreulich: endlich Menschen, endlich menschliche Emotionen, endlich eine
indirekte Interpretationen des Themas: "Frühlingsgefühle in Berlin" – die GPS-Informationen wurden dankenswerterweise in den EXIF-Daten mitgeliefert. Die Idee, frühlingstypische Blumen durch Graffiti zu ersetzen, der quasi aus einer unwirtlichen Umgebung herauswächst und ein junges Paar umgibt, finde ich ansprechend, zumal die Kleidung und Haare der Jugendlichen farblich sehr gut zur Umgebung passen. Schönheit und Tristesse liegen hier ganz nahe beieinander, hier wird das dämliche Berlin-Motto "arm, aber sexy" tatsächlich mit Leben und Wahrhaftigkeit erfüllt. Auch technisch ist das offensichtlich nicht gestellte Foto astrein, lobenswert zudem die Wahl des Bildausschnitts, der das Pärchen nichts ganz in die Mitte rückt. Abzüge gibt es allerdings für den nachträglich angebrachten Weichzeichner in den Bildecken, der nicht nur überflüssig ist, sondern die eigentliche Bildidee eines kitschlosen, natürlichen und wahrhaftigen Augenblicks konterkariert. Trotzdem für mich das Gewinnerbild.
020:
Richtig erkannt: Frühlingszeit ist Spargelzeit – und weiter? Die statische Aufnahme eines Gemüsestandes, ohne Menschen, ohne dass etwas passiert, ohne dass etwas heraussticht, kontrastiert oder im Mittelpunkt steht – damit dürfte man vermutlich keinen Preis gewinnen können. Immerhin wurde das Bild technisch sauber umgesetzt, und im Gegensatz zum anderen Spargelbild (029) stimmt auch der Weißabgleich. Für mich trotzdem ein eher langweiliger Beitrag, insbesondere im Vergleich zum Beitrag 019.