Nachlese von Hand
Wir hatten hier in der Nachbarschaft gerade darüber diskutiert, welche Amenities man mit aus dem Flugzeug schleppen sollte. Ich hatte mich für die alten und gegen die neuen LH-Pantoffel ausgesprochen.
Das Sofitel in Washington hat mich eines besseren belehrt: 2 Bademäntel in Kindergröße aber keine Schlappen. Ich mag einfach nicht barfuß auf Hotelteppichen rumlaufen.
Werde zukünftig also wieder jedwede Fußbekleidung mitnehmen, die LH mir bietet.
Das soll allerdings keine Kritik am Housekeeping sein. Im Gegenteil.
Seit ich jetlag- oder beerbedingt mein dnd-Schild am Vormittag nicht beizeiten abnehme, habe ich mir angewöhnt, den Tip für die Zimmermädchen (und zunehmend –jungs) bereits während meines Aufenthalts mit einem Zettel, „Thank You, Housekeeping“, hinzulegen.
Ich erwarte mir davon keinerlei Vergünstigungen, sondern möchte mich nur beizeiten für den Penner entschuldigen, der da nicht zu angemessener Zeit sein Zimmer räumt, damit die ihre Arbeit machen können.
Allerdings erhalte ich ab und zu doch durchaus eine Vergünstigung für die 2 Dollar Tip pro Nacht, die ich für angemessen erachte:
Gern darf die ebenso überschaubare wie kritische Leserschaft jetzt antworten, wie albern sie das findet.
Meinereiner hingegen freut sich riesig über diese Art der Kommunikation, wenn er abends in seine blitzeblanke Kammer zurückkehrt.
Ich hätte diese Zettel schon seit Jahren sammeln und irgendwann eine Collage daraus machen sollen. Ab jetzt hebe ich sie auf und hole das eines Tages nach. Es ist niemals zu spät, wie der Engländer sagt.
(Abschweifung: bei mir in Hamburg kommt seit Jahren häufig, nicht immer, derselbe Hermesfahrer. Ich habe ihn noch nie gesehen und schätze auch nur an der Handschrift, daß es sich um einen Mann handelt. Sowohl er als auch die langjährige Postbotin wissen, wie sie meine Gartenpforte öffnen können und daß sie alle Sendungen auf einer Terrasse wettergeschützt ablegen können. Dort finden sie einen Umschlag mit 2 Euro und anfangs dem offiziellen „Ablagegenehmigung für…. Blabla“ von mir darauf geschrieben.
Mittlerweile kommunizieren wir nur noch über handgemalte Hieroglyphen.
Ich hatte gerade 2 Weinsendungen innerhalb von 3 Tagen. Bei der zweiten habe ich dann auf den Umschlag geschrieben, „Wieder schwer? Raten Sie mal, was drin ist“. Er malt auf den geleerten Umschlag einen Smiley und ein Glas mit dem Zusatz, „da hat jemand Durst“.
Lange Rede, kurzer Sinn: Nicht über Mindestlohn den Sozi spielen, sondern einfach überall dort, wo man kann, für einen angemessenen Mindestlohn sorgen!
Wenn einer, der 10 Stunden am Tag in einem Tempo als sei er auf der Flucht, Pakete austrägt, sich Zeit nimmt, seinen Kugelschreiber zu zücken und mir eine Nachricht zu hinterlassen, dann sehe ich, wie einfach das mit einem geordneten Zusammenleben ist.
Wie gesagt, zukünftig werden diese Antworten gesammelt.