Gibt bei den Größenordnungen auch keinen Anlass (außer fürs gute Gefühl) etwas zu ändern,
Vieles an der Fliegerei, vor allem gegenüber Passagieren, ist vom Sicherheitsgewinn deutlich unsinniger und "für's gute Gefühl".
Wir hatten einerseits einen acht minütigen Klogang, das heißt es wurden 5% des Fluges bewusst ohne Redundanz im Cockpit geflogen und darum eine kritische Situation (Ausfall des einzigen Piloten) nicht bemerkt. Wäre in der Zeit eine Ersatzperson im Cockpit gewesen, wäre das zwar nur semi-redundant gewesen (die Ersatzperson kann nicht steuern, aber Hilfe holen), aber eine deutliche Verbesserung des Sicherheitsniveaus. Und nebenbei hätte der Copilot auch fast 10 Minuten früher Hilfe bekommen, was je nach Krankheitsbild z.B. bei einem Schlaganfall wertvolle Zeit ist.
Pilot incapacitation tritt laut
diesem Beitrag (ich habe es nicht gegengeprüft) bei 10.000 Piloten, also alleine bei der Lufthansa Group, alle vier Jahre einmal auf. Auf die ganze Branche hochgerechnet wäre das mehrmals im Jahr, womöglich fast monatlich. Ist also durchaus ein Risiko, mit dem man kalkulieren muss.
Und wir hatten andererseits einen Copiloten, der aufgrund seiner medizinischen Ausfallerscheinungen unsinnige Steuereingaben gemacht hat (die haben nicht gereicht, den Autopiloten zu deaktivieren. Das war aber reines Glück, es gab keine Sicherheitsebene, die das verhindert hätte). Und der am Ende mitgeholfen hat, die Tür zu öffnen (er hätte aber aufgrund seiner unsinnigen Eingaben auch versehentlich den Tür-Schalter auf LOCK statt auf OPEN stellen können und damit die Rückkehr des Piloten noch verzögert. Auch das war reines Glück und keine Sicherheitsebene). Auch hier hätte eine zweite Person im Cockpit einen Sicherheitsgewinn gebracht.
Was wir nicht hatten, was aber immer bei der Geschichte mitschwingt: Einen Copiloten, der das absichtlich macht. Wenn der alleine im Cockpit ist, das ist ja hinlänglich bekannt, hat der Rest der Crew keine Chance. Laut dieser
Liste gab es seit 9/11 fünf Flugzeugentführungen größerer Maschinen (exkl. FR4978), und bei einer davon - immerhin 20% - war der Copilot der Täter. Entweder ist die Angst vor Entführungen generell Panikmache, dann kann man den Aufriss am Flughafen reduzieren. Oder sie ist berechtigt, dann sollte man das Risiko, das auch durch die Crew ausgeht, nicht ausblenden. Auch hier wäre eine zweite Person im Cockpit in mehrfacher Hinsicht ein Sicherheitsgewinn.
Wirkliche Nachteile dieser zweiten Person sehe ich jetzt keine. Es gibt irgendwelche nebulösen Aussagen über "
andere Sicherheitsrisiken". Wenn ich dann lese, dass die Gewerkschaften strikt dagegen sind, dann klingt das für mich ein bisschen so wie "die Herren Piloten möchten ihre Klogänge nicht vorher ankündigen und womöglich warten müssen" (dabei ist das in vergleichbaren Management-Positionen, z.B. Triebwerksführer bei der Bahn, ja auch praktikabel), und die Tomatensaftausschankfachangestellten möchten ihr Grundrecht auf Galley-Smalltalk nicht eingeschränkt bekommen.